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Deckssanierung

Verfasst: Di 26. Feb 2013, 21:52
von Gelassenheit
Hallo!
Ich möchte auf meinem Boot das offenporige Teakdeck überarbeiten. Bis jetzt wurde Owatrol D1 verwendet. Das technische Datenblatt von Vosschemie spricht von einem sehr hohen Lösemittelanteil in diesem Produkt. Weiß jemand auf welcher Basis diese Lösungsmittel sind und ob sie gesundheitbedenklich sind, v.a. für Kinder.
Gibt es außer Leinöl natürliche und/oder ökologisch geprüfte Produkte.
Ich bin für jede Information dankbar.
Uwe

Re: Deckssanierung

Verfasst: Mi 27. Feb 2013, 09:16
von Reimund Willig
Uwe,
Lösungsmittel sind flüchtige Stoffe, welche hauptsächlich beim Einatmen oder direkten Hautkontakt bzw. Verschlucken eine Gesundheitsgefährdung bedeuten. Sind sie erst einmal verarbeitet, bedeuten sie normalerweise auch kein Problem mehr, wenn man von den Umweltbelastungen absehen will. Welches Lösungsmittel Rückstände hinterlässt, die auch nach der Verarbeitung problematisch sein können, kann ich nicht sagen. Insofern sind meine Angaben hier ohne Gewähr.
Überhaupt wird niemand hier im Forum eine 'rechtsverbindliche' Auskunft über gesundheitgefährdende Stoffe geben wollen oder können. Da hilft nur, die Packungsbeilagen genau zu lesen.

Was mich aber wundert ist, dass du bei den Bedenken, die du hast, das Teakdeck deines Bootes überhaupt mit einem Lack oder Lacköl behandeln willst!? Das ist doch gar nicht nötig. Zumindest dem Teak ist es sehr recht, wenn du es in 'Ehren' grau werden lässt. Es ist wohl eines der pflegeleichtesten und dauerhafttesten Hölzer im gesamten Schiffsbau.

Wikipedia sagt:
"Im Parenchym des äußeren Kernholzes speichert Teak Kautschuk, bis zu fünf Gewichtsprozent. Dieser außergewöhnlich hohe Kautschukgehalt bedingt die klebrig-ölige Beschaffenheit und die stumpfe Oberfläche des Holzes, weiters hohe Abriebfestigkeit, die Säureresistenz und die starke Wasserabweisung des Holzes.
Das Kernholz ist sehr dauerhaft. Die Ursachen sind die sekundären Pflanzenstoffe Tectol, das fungizid wirkt und Tectochinon, das die Resistenz gegen Insekten bewirkt. Auch der hohe Siliciumgehalt wirkt mit an der Resistenz gegen Insekten (besonders gegen Termiten) und Bohrmuscheln." (http://de.wikipedia.org/wiki/Teakbaum)

Da braucht man kein Öl oder Lack. Teak macht das quasi alles von allein ;-)
Nur wenn du die natürliche Graufärbung älter werdenden Teaks aus optischen Gründen nicht magst, dann bietet der Farben- und Gartenmöbelbereich zahlreiche Produkte. Ein Besipiel ist Sikkens Cetol Marine. Ein sehr einfach zu verarbeitender Klarlack auf Holzölbasis, der dem Teak neben einem eher unnatürlch wirkenden Holzton auch noch einen UV-Schutz bietet. Ich hatte eine HD 20, deren Vorbesitzer diese Art der Pflege gewählt hatten und so habe ich in der 1rsten Saison das gleiche getan. Mich hat das aber immer gestört, weil es wie andere Lacke auf Teak sehr unnatürlich wirkt. Ich habe dann nach einer notwendigen Neuverfugung des Decks nach dem Schleifen des Teaks nicht mehr geölt, sondern habe das Deck so gelassen.

Teak braucht keine Lack-, oder Ölschichten. Ab und zu mal mit Salzwasser abspülen und mit einer nicht so groben Bürste quer zur Faserrichtung säubern. Falls es veralgt und grünlich ist oder wird, nehmen manche Boracol, um das zu behandeln. Damit habe ich aber keine Erfahrung.

Gruß
Reimund

Re: Deckssanierung

Verfasst: Mi 27. Feb 2013, 10:51
von André bauer
Hallo Uwe,
D1 wird nur von Voss in Deutschland vertrieben, hergestellt von Owatrol in Frankreich.
Hier findest Du alle Infos über Owatrol D1: http://www.owatrol.com/index.php?langue ... -marine-d1

Grundsätzlich besteht Owatrol aus Stoffen wie Leinöl und Terpentin oder wahrscheinlicher Terpentinersatz.
Dazu kommen noch einige andere mehr oder weniger naturnahe Stoffe/Öle.
Epoxi oder andere Lacke auf 2K Basis sind bestimmt ungesünder.
Ich habe selbst gerade größere Mengen Owatrol in einem relativ kleinen Raum verarbeitet
und muss sagen, das es wenig angenehm ist.
Gut belüftet sollte das aber gar kein Problem sein.

Außer Leinöl gibts keine rein natürlichen Lacke.

Aber die "Pflege" eines Teakdecks mit Öl birgt ganz andere Gefahren:
Die mit Dichtmasse auf Pu-Basis oder mit Sikaflex versiegelten Fugen mögen Öl gar nicht.
Du wirst relativ schnell mit Ablösungen der Fugenmasse vom Holz bzw. verschmierter Fugenmasse auf dem Deck zu tun haben.

Jede Chemie, ob Teakreiniger, Teaköl, Boracol oder anders Zeug schadet den Fugen und damit dem Holz.
In den offenen Fugen zwischen Fugenmasse und Holz sammelt sich Feuchtigkeit, die das Holz deutlich schneller zerstört,
als wenn das Deck naturbelassen nur wenig wie möglich auf irgendeine Art "gepflegt" wird.
Auch die Bürste nur so wenig wie möglich einsetzen.

Ansonsten hat Reimund schon recht.
Owatrol ist nach dem Aushärten komplett ungefährlich.
Auf der Küchenarbeitsplatte aus Kunststoff oder geöltem Holz legt man ja auch Lebensmittel ab.
Nicht überdramatisieren.

Gruß,
André

Re: Deckssanierung

Verfasst: Mi 27. Feb 2013, 14:46
von Gelassenheit
Vielen Dank für eure Tipps! Ich werde das Deck so lassen, wie es ist, mich stört das altehrwürdige Grau nicht.
Grüße
Uwe

Re: Deckssanierung

Verfasst: Mi 27. Feb 2013, 14:49
von Gelassenheit
Vielen Dank für eure Tipps!
Ich werde das Deck so lassen, wie es ist, das altehrwürdige Grau stört mich nicht.
Grüße Uwe

Re: Deckssanierung

Verfasst: Do 28. Feb 2013, 01:24
von nvonholdt
Guten Morgen,
ich möchte mich kurz in die Diskussion einmischen, da nach meiner Information D101 - DEKS OLJE D1 ein 100%iges petrochemisches Gemisch ist.

Es besteht aus:
HYDROCARBONS, C10-C13, GHS08, Dgr 50 <= x % < 100

NAPHTHA (ERDÖL), GHS08, Dgr 2.5 <= x % < 10

BUTYLCARBAMATE DE GHS07, GHS05, GHS09, Dgr 0 <= x % < 2.5

LÖSUNGSMITTELNAPHTHA GHS09, GHS08, GHS07, Dgr 0 <= x % < 2.5

COBALT COMPOUNDS 0 <= x % < 2.5

Diese Angaben habe ich dem Sicherheitsdatenblatt entnommen. Auf die Auflistung der Schutzbestimmungen bei der Verarbeitung verzichte ich lieber....

Gruß
N.von Holdt


PS: falls jemand diese vollständigen Sicherheitsdatenblätter haben möchte, email an: nvonholdt@yahoo.com

Re: Deckssanierung

Verfasst: Do 28. Feb 2013, 13:59
von André bauer
Moin,
interessant... Und wo ist da das Leinöl, das angeblich Grundbestandteil von Owatrol sein soll?
Deswegen riechts auch so in kleinen geschlossenen Räumen...

Naja, solange es dem Holz hilft.
Die Sicherheitsdatenblätter sind ja heutzutage sowieso Romane.
Allein die Geschichte um den guten alten Abbeizer, der heute einer Fliege mehr was kann...
Es war schon immer so, Bleiweiß, Carbolineum, alles wirksame ist nicht gut für uns.

Wobei ich nicht sagen würde, das Owatrol jetzt verteufelt werden muß.
Interessant aber, das Owatrol die Datenblätter nur rausrückt, wenn man seine Daten preisgibt.
Ob das so rechtlich haltbar ist...

Gruß,
André

Re: Deckssanierung

Verfasst: Mo 4. Mär 2013, 23:32
von Gelassenheit
Hallo!
Gibt es grundsätzlich für den maritimen Gebrauch Öle, die wirklich auf natürlicher Basis hergestellt werden und trotzdem funktionieren?
Ich habe mir letztes Jahr eine Massivholzküche gebaut und wollte das Holz nicht mit Chemie verpfuschen. Für den Innenbereich gibt es zahlreiche Bio-Oele, das von mir benutzte kann bislang auch heftigsten Kochattacken standhalten.
Aber gibt es solche auch für den Bootsaußenbereich?
Ich restauriere seit 20 Jahren Oldtimer und habe keinen Bock mehr auf unnötige Chemie :)
Liebe Grüße aus dem Süden
Uwe

Re: Deckssanierung

Verfasst: Di 5. Mär 2013, 06:55
von boyus
Hallo!
LeTonkinois ist evtl eine Alternative - ein sehr "fülliges" Öl ohne dicken Kopf am nächsten Tag

Gruß Arndt

Re: Deckssanierung

Verfasst: Di 5. Mär 2013, 09:14
von André bauer
Moin,
Leinöl, Bio-Öl ist meiner Meinung nach nur ein Verkaufstrick.
Leinöl ist Leinöl.
Es ist ein Naturprodukt, direkt aus der Leinsamenpflanze gewonnen und enthält keine Zusätze.
http://de.wikipedia.org/wiki/Lein%C3%B6l

Maximal die Pflanze selbst könnte chemisch gedüngt worden sein.
Als Lebensmittel vielleicht sinnvoll, für Konservierung von Holz am Boot eher nicht.

Gruß,
André