Folkeboot Oblomov

Oblomov
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Folkeboot Oblomov

Beitrag von Oblomov » Do 26. Sep 2013, 17:00

Liebe Freunde des Folkeboots,
ich habe begonnen, ein 74iger Folkeboot zu restaurieren (dem schlechten Zustand nach wird das eher ein Rettungsvorhaben Klassischer Segelboote) und werde in naechster Zeit viele Fragen haben und freue mich fachkundige Beratung aus eigener Erfahrung.
Die groesste Entscheidungfrage gleich vorweg: das Boot hat so viele undichte Stellen (einer der Vorbesistzer hat alle mit Kunststoffdichtmasse und Gummi zugekleistert :-o) sowie mehrere gerissene Planken, sodass ich mich frage, ob hier nur noch eine GFK Laminierung das Boot dicht bekommt. Wie habt ihr den die Ueberlappung am Kiel geloest und dicht bekommen? Ist Einleimen von Dreiecksleisten an der Ueberlappiung der Planken in einer ausgefraester Nut eine wirkliche Alternative zum Dichtbekommen? Wer hat Erfahrung damit und kann was raten.
Zweite Frage: das Ruder wurde auf der Holzgrundlage beidseitig mit Sperrholz auflaminiert. Wer hat sowas auch und warum - verbessert der groessere Ruderquerschnitt die Lenkeigenschaften?
Zum Auswechseln der gerissenen Planken und Ersatz gebrochener Sonaten dann spaeter.
Joerg
fg-1064
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Re: Folkeboot Oblomov

Beitrag von fg-1064 » Do 26. Sep 2013, 18:39

Moin Jörg ,

Erstmal Glückwunsch zum Boot! Das Behandeln mit Kunststoff geht beim Folkeboot leider (oder zum Glück!) nicht, da die Verbände zu flexibel sind und du eine kraftschlüssige Verbindung aufgrund der Klinkervauweise nicht hinbekommst. Die gescheiterten Vorhaben sollten uns Warnung genug sein.

Wir haben bei uns eine leichte Hohlkehle in die Landung (überlappung der Planken) gezogen und mit Pantera abgedichtet. Seitem gibt es keine Probleme mehr. Kannst du auch im Artikel Restaurierung auf meiner Seite finden: http://www.folkebootmuu.com

Zu deiner Frage mit der Kielplanke bräuchte ich ein paar erklärende Bilder, um das Problem zur Gänze zu verstehen und einen vernünftigen Ratschlag zu geben...

Das Ruder hat so eine deutlich schlechtere Wirkung. M.E wurde das gemacht, um dem maroden Teil noch etwas Stabilität zu verleihen... Ich würde es unter Verwendung der alten Beschläge aus Sperrholz mit Epoxy neu bauen, zumal das zusätzliche Gewicht am Heck am ungünstigsten Ort anfällt. Ein Thema, das bei uns auch noch droht.

Grüße,
Jan

Oblomov
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Re: Folkeboot Oblomov

Beitrag von Oblomov » Do 26. Sep 2013, 19:02

Lieber Jan, das ist ja grossartig, wie schnell man hier konkrete Hilfe bekommt. Klasse und herzlichen Dank. Ja, ich hab mir das schon gedacht mit der GFK Deckung. Dann werde ich mal damit beginnen, die ganze Farbe runter zu machen, dann die gerissenen Planken austauschen (3 haben mehr als einen 0,5 cm Risse!). Dann muessen ein in paar Spanten (in meiner ersten Anfrage wurden Sonaten draus :-) ausgewechselt werden. Und dann werde ich es mit der Hohlkehl vesuchen. Die Frage mit der Ueberlappung am Kiel bezog sich auf eventuelle GFK Loesung. Im Moment ist da eine Sperrholzplatte drauf geschraubt und da drunter sieht es natuerlich grauselig aus (ich setzte in den naechsten Tagen ein paar Fotos rein). Das mit dem Ruder macht Sinn. Ich werd da auch erstmal die Sperrholzschicht runter machen.
Erstmal herzlichen Dank!! und Gruss
fg-1064
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Re: Folkeboot Oblomov

Beitrag von fg-1064 » Do 26. Sep 2013, 19:42

Moin Jörg,

ist doch klar, dass man sich hier gegenseitig hilft! ;)

Die Planken müssen nicht unbedingt ausgetauscht werden. Dies ist bei Klinkerbooten auch eine echte Aufgabe! Wenn das Holz noch in Ordnung ist, würde ich ausleisten. Unter diesem Stichwort findest Du hier jede Menge Einträge... oder - und das solltest du auf jeden Fall tun - du kaufst dir den Larsson http://www.amazon.de/Holzboote-Renovier ... as+larsson den kann ich nur wärmstens empfehlen!

Die Frage nach den Spanten stellt sich möglicherweise auch nicht, da die meisten Folkeboote mit gebrochenen Spanten unterwegs sind - ohne, dass das ein Problem wäre (Muu hat auch das ein oder andere gebrochene Spant). Wichtig sind die Spanten rund um die Püttinge, die die Kraft des Riggs in den Rumpf übertragen: hier darf es keinen Bruch geben!

Gruß,
Jan
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Re: Folkeboot Oblomov

Beitrag von Oblomov » Do 26. Sep 2013, 21:18

Hallo Jan,
Balsam fuer die Seele und die geschundene Handwerkershand (dass vielleicht nicht alle Spanten erneuert werden muessen). Ich haeng hier mal ein paar Fotos dran, da sieht man schoen die ganze Misere ;-),
beste Gruesse Joerg
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fg-1064
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Re: Folkeboot Oblomov

Beitrag von fg-1064 » Do 26. Sep 2013, 22:04

Hej Jörg,

uiui - das sieht ja aus... die Kielplanke ist ja im vorderen Teil komplett marode. Da war tatsächlich eine Schicht Plaste drauf? Oder aus was war die Abdeckung gemacht? Normaler weise ist da gar nichts drüber. Wenn Du mich fragst, kommst Du nicht um einen kompletten Austausch der Kielplanke herum. Wenn Du hier sicher sein willst, frage einen Bootsbauer, ob er sich die Baustelle einmal ansehen kann.

Der Riss ist zu flicken, würde ich denken. Wichtig beim ausleisten ist, dass du ein ähnliches Holz dafür verwendest. Am besten also Lärche. Skandinavisches Holz wirst Du nicht erhalten, also musst du dich an die sibirische Variante halten. Nach Larsson ist das aber absolut in Ordnung. Vielleicht nicht gerade die Baumarkt-Variante nehmen, sondern lieber zum Tischler/Holzhändler deines Vertrauens gehen.

Grüße!
Jan
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Re: Folkeboot Oblomov

Beitrag von Oblomov » Fr 27. Sep 2013, 09:01

Ja, da ist ordentlich gepfuscht worden und eine Vorbesitzter scheint leichten Zugang zu Plast und Elaste gehabt zu haben. Da ist ne Sperrholzplatte drauf geklebt und natuerlich doch Feuchtigkeit von unten eingedrungen. Inzwischen hab ich eine Seite ganz ab und dann sieht das so aus :-(
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Re: Folkeboot Oblomov

Beitrag von Oblomov » Fr 27. Sep 2013, 09:10

und danke fuer den Tipp mit dem Holz. Bei dem Foto Kielplanke sieht man uebrigens schoen, wie die Feuchtigkeit unter der Deckplatte noch rausgelaufen ist, obwohl das Boot seit 2 Jahren aus dem Wasser ist. Gruesse Joerg
Tobias Bressler

Re: Folkeboot Oblomov

Beitrag von Tobias Bressler » Fr 27. Sep 2013, 09:18

Hallo Jörg,

aus eigener Erfahrung kann ich Dir nur sagen: ohne Sanierung der Kielplanke und ggfs. der darüber liegenden Kielgänge wirst Du an dem Boot keine Freude mehr haben. Wahrscheinlich sind auch die Kielbolzen hinüber. Du wirst es mit Sicherheit nicht bereuen, wenn Du diese Problemzonen richtig
sanierst. Ohne fachmännische Begleitung wird das aber sehr, sehr schwierig sein.
Viel Glück und Durchhaltevermögen,

Tobias Bressler, T 16
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Re: Folkeboot Oblomov

Beitrag von fg-1064 » Fr 27. Sep 2013, 09:29

Moin Jörg,

bei einem Haus würde man sagen: Pfusch am Bau. Tobias hat recht. Hier hilft nur der Austausch. Ob die Kielbolzen hinüber sind, wirst Du dann sehen, denn den Kiel musst Du auf jeden Fall lösen, wenn Du die Kielplanke sanierst.

Wie sieht es mit Deinen handwerklichen Fähigkeiten aus? Kannst Du mit Holz umgehen? Viel wichtiger aber noch: kennst Du jemanden, der Dir zur Hand gehen kann? Alleine wird diese Arbeit sehr schnell sehr frustrierend, weil Du einfach zu langsam voran kommst... Und dann brauchst Du - so Du das nicht selber bist - einen Bootsbauer, der Dich ab und an mit Rat und Tat unterstützen kann. Gibt es den bei Dir in der Nähe?

Grüße! ...und gutes Durchhaltevermögen!
Jan

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