Totholz bei Langkieler tauschen
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killi
Totholz bei Langkieler tauschen
Hallo Zusammen,
bei meinem 1884 gebauten Gaffelkutter ("Wild Duck" London) steht der Austausch des Totholzes an.
Ursprünglich wurde da ein kompletter Eichenstamm verbaut, der in der Vergangenheit mehrmals ausgebessert/angesetzt wurde.
Das "Holz" wird butterweich wenn es ins Wasser kommt und die angesetzten Stücke sind nicht (mehr) kraftschlüssig verbaut.
Das Totholz ist 8m lang ca. 30cm breit und 35 cm hoch!
Meine Frage an Euch:
Ich könnte einen fast astlosen und geradewüchsigen 8m langen Eichenstamm von einem Sägewerk beziehen und entsprechend einpassen. Probleme: rel. nasses Holz da frisch aus der Säge und da ist mit Sicherheit noch der Kern drin. Das Holz wird mit Sicherheit trockenrisse bekommen bevor das Schiff ins Wasser kommt.
Vorteile: Lieferung bis ans Schiff, einfaches handling, kostengünstig.
Zweite Möglichkeit wäre das Totholz von einem professionellen Leimbinderwerk in Eiche als Block lamenieren zu lassen. Vorteile: trockenes Holz, das voraussichtlich nicht "arbeitet". Nachteil: Logistik, Arbeitsaufwand und Kosten.
Wer hat sich bereits über ähnliches den Kopf zerbrochen, bzw. gute Ratschläge parat.
Dank Euch schon mal für Eure Rückmeldungen.
Uli
bei meinem 1884 gebauten Gaffelkutter ("Wild Duck" London) steht der Austausch des Totholzes an.
Ursprünglich wurde da ein kompletter Eichenstamm verbaut, der in der Vergangenheit mehrmals ausgebessert/angesetzt wurde.
Das "Holz" wird butterweich wenn es ins Wasser kommt und die angesetzten Stücke sind nicht (mehr) kraftschlüssig verbaut.
Das Totholz ist 8m lang ca. 30cm breit und 35 cm hoch!
Meine Frage an Euch:
Ich könnte einen fast astlosen und geradewüchsigen 8m langen Eichenstamm von einem Sägewerk beziehen und entsprechend einpassen. Probleme: rel. nasses Holz da frisch aus der Säge und da ist mit Sicherheit noch der Kern drin. Das Holz wird mit Sicherheit trockenrisse bekommen bevor das Schiff ins Wasser kommt.
Vorteile: Lieferung bis ans Schiff, einfaches handling, kostengünstig.
Zweite Möglichkeit wäre das Totholz von einem professionellen Leimbinderwerk in Eiche als Block lamenieren zu lassen. Vorteile: trockenes Holz, das voraussichtlich nicht "arbeitet". Nachteil: Logistik, Arbeitsaufwand und Kosten.
Wer hat sich bereits über ähnliches den Kopf zerbrochen, bzw. gute Ratschläge parat.
Dank Euch schon mal für Eure Rückmeldungen.
Uli
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André bauer
- Beiträge: 2357
- Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26
Re: Totholz bei Langkieler tauschen
Moin Uli,
ich würde von einem Stamm die Finger lassen, weil eben das Kerrnholz noch drin ist.
Kernholz saugt Wasser wie eine Wasserleitung, weil es genau das für einen Baum ist.
Damit wäre das neue Totholz nach wenigen Jahren verfault.
Das nasse Holz ist auch nachteilig, Holz sollte am Boot nie mehr Feuchte als 20% haben.
So ein großer Stamm trocknet auch entsprechend langsam und bis zur Saison sicher nicht mehr.
Dritter Punkt ist die Spaltneigung von Holz mit Kern, Eiche in großen Dimensionen neigt dazu aufzureißen.
Durch Verleimen verhindert man das.
Beim Verleimen sollte man darauf achten, das die Jahresringe nicht komplett stehen, da die Bolzen es spalten können.
Lieber Hölzer mit Jahresringen in 45° nehmen aber auch keine Liegenden, das arbeitet zu viel und sprengt unter Umständen die Verleimung.
Wo steht das Schiff bzw. wo wohnst Du?
Komme aus Bremen und habe eine komplette Werkstatt mit Abrichte und Dickenhobel bis 300mm Breite sowie ausreichend Zwingen, nur Holz und Leim müsstest Du besorgen.
Könnte natürlich knapp werden, wenn das Totholz mehr als 300mm hat.
Auch andere (profesionelle) Bootsbauer, sind zur Mitarbeit bzw. Selbsthilfe offen.
Einfach anfragen bei einer Werft in Deiner Nähe.
Gruß,
André
ich würde von einem Stamm die Finger lassen, weil eben das Kerrnholz noch drin ist.
Kernholz saugt Wasser wie eine Wasserleitung, weil es genau das für einen Baum ist.
Damit wäre das neue Totholz nach wenigen Jahren verfault.
Das nasse Holz ist auch nachteilig, Holz sollte am Boot nie mehr Feuchte als 20% haben.
So ein großer Stamm trocknet auch entsprechend langsam und bis zur Saison sicher nicht mehr.
Dritter Punkt ist die Spaltneigung von Holz mit Kern, Eiche in großen Dimensionen neigt dazu aufzureißen.
Durch Verleimen verhindert man das.
Beim Verleimen sollte man darauf achten, das die Jahresringe nicht komplett stehen, da die Bolzen es spalten können.
Lieber Hölzer mit Jahresringen in 45° nehmen aber auch keine Liegenden, das arbeitet zu viel und sprengt unter Umständen die Verleimung.
Wo steht das Schiff bzw. wo wohnst Du?
Komme aus Bremen und habe eine komplette Werkstatt mit Abrichte und Dickenhobel bis 300mm Breite sowie ausreichend Zwingen, nur Holz und Leim müsstest Du besorgen.
Könnte natürlich knapp werden, wenn das Totholz mehr als 300mm hat.
Auch andere (profesionelle) Bootsbauer, sind zur Mitarbeit bzw. Selbsthilfe offen.
Einfach anfragen bei einer Werft in Deiner Nähe.
Gruß,
André
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André
V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
André
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André bauer
- Beiträge: 2357
- Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26
Re: Totholz bei Langkieler tauschen
Hab gerade gesehen, das im Classic Boat Forum ein interesante Anfrage in 2012 war.
Nehme an, Du hast diese gesehen?
Dachte nur, weil niemand drauf geantwortet hat...
Gruß,
André
Nehme an, Du hast diese gesehen?
Dachte nur, weil niemand drauf geantwortet hat...
Gruß,
André
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killi
Re: Totholz bei Langkieler tauschen
Servus Andre
Danke schon mal für Deine Einschätzungen.
Ich möchte das Schiff zwar so originalgetreu wie möglich halten, jedoch sehe ich hier einen klaren Vorteil moderner Bauweisen, welche man später eh nicht sieht und einen sehr stabilen Kielbereich ergibt.
Den Eigenbau eines solch massiven "Leimbinders" in Eiche sehe ich kritisch.
Eiche sollte nicht mit Epoxy verklebt werden, sondern mit Resorzin-Phenol Leim (z.B. Aerodux 185). Aber für diesen Leim brauchst Du sehr hohen Anpressdruck und am besten noch Wärme!
Eichenbohlen erst kurz vor der Verleimung hobeln und Holzfeuchte zwischen 10-12%.
Mit meinen Mitteln und denen der meisten Bootsbauern, die ich kenne, nicht machbar.
Bin selber Bootsbauer, habe aber bisher noch keinen so massiven Kiel/Totholzbereich in Arbeit gehabt. Wird spannend!
Hierzu noch ein Beitrag eines Bootsbauerfreundes aus England:
The boat that the yard I work on are restoring called Fedoa has all been done with freshly sawn unseasoned oak, so straight from the tree to the boat. Fedoa is over 50 feet long built in the 1920s.
I wasn't sure about this, but the very experienced shipwrights working on the restoration say it is fine.
They have used this for the stem, new grown frame sections, the deadwood and a complete new sternpost, all cut with a chain saw from templates.
You obviously want to find the best oak you can and avoid the sapwood and any localised soft spots.
This also has the advantage that it is much easier to work with than seasoned wood. I have also used some of the spare wood for some frames on Witch.
I think there are photos at www.moretonmarine.co.uk let me know if not.
Hört sich auch schlüssig an. Evtl. muß ich mich auf kernloses Holz konzentrieren. Blos wo wachsen solche Rieseneichen?
Der Beitrag im Clasic Boat Forum ist übrigens von mir.
Habe einige Antworten von Voreignern erhalten, welchen ich aber noch nicht nachgegangen bin.
Gruß aus Miesbach
Uli
Danke schon mal für Deine Einschätzungen.
Ich möchte das Schiff zwar so originalgetreu wie möglich halten, jedoch sehe ich hier einen klaren Vorteil moderner Bauweisen, welche man später eh nicht sieht und einen sehr stabilen Kielbereich ergibt.
Den Eigenbau eines solch massiven "Leimbinders" in Eiche sehe ich kritisch.
Eiche sollte nicht mit Epoxy verklebt werden, sondern mit Resorzin-Phenol Leim (z.B. Aerodux 185). Aber für diesen Leim brauchst Du sehr hohen Anpressdruck und am besten noch Wärme!
Eichenbohlen erst kurz vor der Verleimung hobeln und Holzfeuchte zwischen 10-12%.
Mit meinen Mitteln und denen der meisten Bootsbauern, die ich kenne, nicht machbar.
Bin selber Bootsbauer, habe aber bisher noch keinen so massiven Kiel/Totholzbereich in Arbeit gehabt. Wird spannend!
Hierzu noch ein Beitrag eines Bootsbauerfreundes aus England:
The boat that the yard I work on are restoring called Fedoa has all been done with freshly sawn unseasoned oak, so straight from the tree to the boat. Fedoa is over 50 feet long built in the 1920s.
I wasn't sure about this, but the very experienced shipwrights working on the restoration say it is fine.
They have used this for the stem, new grown frame sections, the deadwood and a complete new sternpost, all cut with a chain saw from templates.
You obviously want to find the best oak you can and avoid the sapwood and any localised soft spots.
This also has the advantage that it is much easier to work with than seasoned wood. I have also used some of the spare wood for some frames on Witch.
I think there are photos at www.moretonmarine.co.uk let me know if not.
Hört sich auch schlüssig an. Evtl. muß ich mich auf kernloses Holz konzentrieren. Blos wo wachsen solche Rieseneichen?
Der Beitrag im Clasic Boat Forum ist übrigens von mir.
Habe einige Antworten von Voreignern erhalten, welchen ich aber noch nicht nachgegangen bin.
Gruß aus Miesbach
Uli
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killi
Re: Totholz bei Langkieler tauschen
Habe vergessen ein Bild von 1963 anzuhängen. Es ist das mittlere Schiff.
Andre, ich komme übrigens zur Boatfit. Wenn Du auch dort bist und Zeit hast können wir uns gerne austauschen.
Andre, ich komme übrigens zur Boatfit. Wenn Du auch dort bist und Zeit hast können wir uns gerne austauschen.
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- 1963EWildDuckOldGaffersRacecopy_2_3653.jpg (87.51 KiB) 2905 mal betrachtet
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André bauer
- Beiträge: 2357
- Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26
Re: Totholz bei Langkieler tauschen
Hallo Uli,
bin am Stand der Boatfit, Stammbelegschaft...
Gerne vorher verabreden, denn immer sind wir ja auch nich am Stand.
So kritisch seh ich die Verleimung von Eiche nicht, aber bei den Abmessungen können die Holzkräfte die Leimfugen schon zerreissen.
Larsson schreibt, man soll Eiche vor dem Verleimen grob schleifen (40er) und mit Aceton abwischen, bis keine gelben Spuren mehr am weißen Lappen bleiben.
Hab ich gerade gemacht bei 4 Bodenwrangen, is ne Menge Aceton bei drauf gegangen...
Mal sehen, die Zeit wirds zeigen, nach den jetzigen Erfahrungen mit Verleimungen überleben sie uns aber sowieso.
Unten gibts Bilder von meinem Schiff.
bin am Stand der Boatfit, Stammbelegschaft...
Gerne vorher verabreden, denn immer sind wir ja auch nich am Stand.
So kritisch seh ich die Verleimung von Eiche nicht, aber bei den Abmessungen können die Holzkräfte die Leimfugen schon zerreissen.
Larsson schreibt, man soll Eiche vor dem Verleimen grob schleifen (40er) und mit Aceton abwischen, bis keine gelben Spuren mehr am weißen Lappen bleiben.
Hab ich gerade gemacht bei 4 Bodenwrangen, is ne Menge Aceton bei drauf gegangen...
Mal sehen, die Zeit wirds zeigen, nach den jetzigen Erfahrungen mit Verleimungen überleben sie uns aber sowieso.
Unten gibts Bilder von meinem Schiff.
Gruß,
André
V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
André
V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
Re: Totholz bei Langkieler tauschen
Moin Uli,
aus dem Foren-Beitrag "Totholz" geht hervor, dass Du der Eigner der Wild Duck bist.
Wir - meine Frau und ich - waren die ersten deutschen Einer der Duck von 1976 bis
1980. Danach sind wir eine klassische Hillyard gesegelt.
Heute sind mir beim Aufräumen Unterlagen und alte Fotos aus jener Zeit in die
Hände gefallen, u.A. über die Geschichte der Yacht. Wir haben das damals so gut es
ging recherchiert. Ich kann mir vorstellen, dass die Sachen für Dich interessant sind.
Eine einzelne Original-Juffer von 1884 haben wir sogar auch noch!
Da die Duck wahrscheinlich eine der ältesten Yachten überhaupt ist, würde es mich
freuen, wenn die Unterlagen in die richtigen Hände gelangen. Melde Dich einfach!
Dann können wir evtl. Adressen etc. austauschen.
Herzliche Grüße aus Hamburg
Thomas
aus dem Foren-Beitrag "Totholz" geht hervor, dass Du der Eigner der Wild Duck bist.
Wir - meine Frau und ich - waren die ersten deutschen Einer der Duck von 1976 bis
1980. Danach sind wir eine klassische Hillyard gesegelt.
Heute sind mir beim Aufräumen Unterlagen und alte Fotos aus jener Zeit in die
Hände gefallen, u.A. über die Geschichte der Yacht. Wir haben das damals so gut es
ging recherchiert. Ich kann mir vorstellen, dass die Sachen für Dich interessant sind.
Eine einzelne Original-Juffer von 1884 haben wir sogar auch noch!
Da die Duck wahrscheinlich eine der ältesten Yachten überhaupt ist, würde es mich
freuen, wenn die Unterlagen in die richtigen Hände gelangen. Melde Dich einfach!
Dann können wir evtl. Adressen etc. austauschen.
Herzliche Grüße aus Hamburg
Thomas
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killi
Re: Totholz bei Langkieler tauschen
Hallo Thomas,
danke für Deine Nachricht, habe Dir eine PN zukommen lassen.
Uli
danke für Deine Nachricht, habe Dir eine PN zukommen lassen.
Uli
