15 er Jolly Unter- und Überwasser neu aufbauen, welches System?

[Svensen1986]

Liebe Freund der klassischen Bootsbaukunst,

ich bin seit Mai stolzer Besitzer eines 15er Jollenkreuzers und gerade neu hier im Forum, daher ein großer Hallo an alle Freunde der klassischen Yachten, begeisternd, dass es eine solch große Gemeinde gibt, in der die Schätze gepflegt und gehegt werden, super!!!

Nun zur Frage an euch:
Mein Boot, 15er Jollenkreuzer, Bj 1974 Rumpf Sperrholz- Leistenbaukombination Baumaterial Mahagony- Art Fahrgebiet Hauptsächlich Binnen (Süßwasser)
Ich bin gerade dabei, den gesamten Rumpf von "Altlasten" zu entfernen, da der Aufbau echt in die Jahre gekommen ist und nicht mehr ansehnlich war.
Welches Oberflächensystem favorisiert ihr dabei? Ich habe zwei Vorschläge, bin mir aber absolut unsicher, da ich es EINMAL richtig machen will.

Unterwasser:
Epoxydharz von West System grundieren (man sagt mir ca. 4 Schichten) dann Antifouling von coppercoat 4 Schichten
Epifanes CR Antifouling Primer dann Epifanes Kupferbronze

Überwasser:
Mahagonybeize Epifanes (lösemittelbasis) dann ca. 5-6 Schichten ganz dünn, dann immer dicker Epifanes Bootslack klar.
Epoxydharz von West System grundieren dann 2-3 Schichten Epifanes PUR DD Seidenglanz klar
Benarölsystem?

Ich habe diese Barriere Kopf, dass das Holz arbeitet und unweigerlich durch Epoxy das wohl bekannte Leichenhemd entsteht, allerdings wurde mir auch gesagt, dass die neuen Epoxydsysteme eine viel größere Verbindung zum Holz eingeht, als früher.

Könnt ihr mir weiterhelfen? Anbei noch 3 Bilder von der Istsituation.
Danke und euch noch einen schönen Sonntag

[helmsman-2]

Hallo Svensen,

mit Empfehlungen möchte ich mich noch zurückhalten. Du wirst noch sehen, es gibt viele, z. T. gegensätzliche Philosophien zu diesem Thema.

Aber um erst mal Klarheit herzustellen: was ist an dem Boot (Bootsrumpf) Sperrholz? es sieht mir aus wie Leistenbauweise, was aber nichts mit Sperrholz zu tun hat. Sperrholz erfordert nach meiner Auffassung ein anderes Lacksystem, als ein Vollholz-Rumpf (und dazu würde ich auch die Leistenbauweise zählen).

Vielleicht doch schon mal was zu dem vorgeschlagenen Aufbau der Schichten:
Es scheint mir ein bisschen durcheinander mit den Lackarten und der Reihenfolge zu gehen (falls ich Dich nicht nur falsch verstehe), oder sind das Alternativvorschläge? Es ist sicher niemals sinnvoll, auf Antifouling von Coppercoat (kenne ich als Marke nicht) nochmal Primer und dann noch mal Kupferbronze zu streichen.

Ebenso Überwasser: Auf Bootslack darf niemals Epoxidharz und dann nochmal DD-Lack gestrichen werden.

In der Regel hat man nie mehr als zwei Systeme als Schichtaufbau: Grundierung (Primer) und Decklack, bei Klarlack sogar nur ein System.


Viele Grüße
Klaus

[helmsman-2]

Nach nochmaligem Durchlesen Deines Beitrages komme ich zu dem Schluss, dass es sich wohl um jeweils zwei alternative Systeme für Überwasser und Unterwasser handelt. Hier würde ich persönlich Unterwasser dem zweiten von Dir vorgeschlagenen System Vorrang geben und Überwasser dem ersten System. Die Beize ist optional und ich würde keine verwenden.

Klaus

[Svensen1986]

Genau Klaus, mh das ist vll. ein wenig verwirrend rüber gekommen. Es handelt sich jeweils um verschiedene Systeme.
Zum Bootsrumpfaufbau:
Kiel aus Eiche, dann auf Back und Steuerbord bis zu einer gewissen Höhe Sperrholz und dann bis zum Deck denn Leistenbauweise.

Ich hoffe das ist so verständlich.
Danke schonmal Klaus

[Dedel]

Hallo Klaus,
sind die Bilder so unscharf oder wo ist da Sperrholz am UW-Rumpf?

Detlef

[segel-hein]

Man übersieht es am Anfang hier im Forum leicht: Du hast eine private Nachricht (PN).

Grüße
Gerd

[Svensen1986]

Hallo Detlef,

anbei zwei Bilder und skizze um es zu verdeutlichen.

Ja, der Vorbesitzer meinte, es sei eine sehr seltene Konstruktion der UW- Bereichs.

Grüße

[bittemi]

Hallo Svensen,

die Bilder verdeutlichen den Aufbau gut.
Ich würde bei diesem Boot immer präferieren möglichst wenige Materialwechsel im Schichtaufbau vorzunehmen.

Folgend will ich Dir eine weitere Möglichkeit der Vorgehensweise beschreiben:

Versiegelung des Rumpfes mit Lackier-Epoxy:

Du schleifst den Rumpf innen und aussen komplett ab und versiegelst die Oberflächen mit Lackier-Epoxi ( Bsp SP-Systems 320 )
Das setzt voraus, das die Verklebungen zwischen den einzelnen Leisten noch gut sind.
(Spanten, Wrangen etc werden mit versiegelt.)

Ich habe meinen Jolly vor 15 Jahren neu beplankt und dann mit Epoxy beschichtet.
Im Unterwasserbereich habe ich noch ein Glasgewebe ( 200 g ) aufgelegt.
Nach einigen Lackiergängen mit Epoxy 320 und Zwischenschliffen konnte dann eine perfekte Oberfläche für die Spritzlackierung mit Ultravar 2000 geschaffen werden.

Das Ergebnis von diesem Schichtaufbau ist, dass ich bis heute einen natürlich vollständig dichten Rumpf habe und noch immer die Spritzlackierung von 2000 drauf ist.
Und dabei sieht der Rumpf noch sehr gut aus!

Voraussetzung ist aber eben der noch recht gute Zustand der Planken. Du musst auch im Boot im Bereich Unterwasserschiff an alle Stellen gut dran kommen, da die Versieglung von innen in diesem System auch sehr wichtig ist!

[bittemi]

Falls Du Interesse hast, kann ich Dir zu diesem Aufbau noch einiges erzählen.
Ansonsten ist es natürlich eine Frage der Philosophie welchen Aufbau man wählt.
Nicht zuletzt ist natürlich auch der Zustand des Bootes und das Budget entscheidend.

Herzlichen Gruß... leider zur Zeit aus dem Winterlager...

Johannes

[Dedel]

Hallo und Moin Svensen,
Danke für das genauere Bild und die Skizze. So hab auch ich das nun verstanden. Wobei ich diese Bauart mit vollholzleisten und Sperrholz schon merkwürdig finde und den Konstrukteur gerne mal gefragt hätte, warum? Vielleicht kann das ja mal ein Profi erklären?
Auch bei dem zu empfehlenden Lackaufbau bin ich überfragt. Sperrholz mit epoxi vor Wasser schützen (innen und außen?) und den Rest mit D1 und von außen mit Clorkautschuk Primer abdichten?
Gruß
Detlef