Holzrumpf testen

rglemser
Beiträge: 8
Registriert: Mi 20. Mai 2015, 07:49

Holzrumpf testen

Beitrag von rglemser » Mi 20. Mai 2015, 08:26

Hallo Gemeinde,
ich überlege mir eine Peculjan Ketch Baujahr1980 mit Eicherumpf zu kaufen. Noch liegt die Yacht im Wasser und ist laut Eigner absolut dicht. Ich möchte das Boot aber aus dem Wasser holen und den Rumpf prüfen. Für Tipps wie man das am Besten anstellt wäre ich dankbar.
Vielen Dank im Voraus, Grüsse Glemser
hermann.l
Beiträge: 170
Registriert: So 18. Jan 2009, 20:12

Re: Holzrumpf testen

Beitrag von hermann.l » Mi 20. Mai 2015, 12:30

Hallo

Eine 14 Meter Piculjan wandert z.zt. für 49.000 € durch diverse Online
Portale. Bj. 1980.
Bei solch einem Objekt ist Sachverstand vor Ort gefragt. Manch einer kann
dir auch gute Tips geben. Du brauchst dafür aber deutlich mehr.
Gruss Hermann
Gruß vom Skipper
Hermann
und seinem 54 Jahre alten Holzboot
André bauer
Beiträge: 2357
Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26

Re: Holzrumpf testen

Beitrag von André bauer » Mi 20. Mai 2015, 12:54

Hallo,

ist das Schiff verleimt oder traditionell geplankt und kalfatert? Rumpf Innen/außen naturlackiert?
Grundsätzlich findet man faule Stellen durch Klopftests. Dafür empfiehlt sich ein gerundeter Holz- oder weicher Kunststoffhammer, der keine Spuren oder Abdrücke hinterläßt.
Ebenso ein Marlspieker bzw. Seglermesser zum Prüfen der Holzhärte.
Bei traditionell gebauten Eichenrümpfen ist kritisch zu hinterfragen, wie hoch der Aufwand zur Abdichung aktuell war.
Eiche arbeitet recht stark mit der Folge, das sich die Plankennähte relativ weit öffnen können.
In dem Zusammenhang ist auch die Frage nach der regelmäßigen Lagerung im Winter wichtig, Halle oder Freigelände, Dauerwasserlieger (Mittelmeer?) usw.
Vorsicht ist geboten, wenn das Schiff gerade ins Wasser gesetzt wurde, mit Holzspänen kann man Lecks temporär dichten, aber eben nur bis zur Hafenausfahrt...

Weitere Hinweise:
http://www.fky.org/freundeskreis/kaufpreis.htm
http://www.fky.org/marktplatz/bootskauf.htm

Sehr empfehlenswert, auch für den späteren Betrieb, ist das Buch von Thomas Larsson "Holzboote renovieren und instandhalten"
http://shop-fky.org/epages/327c7a96-aea ... oducts/201

In jedem Fall ist als Einsteiger ein Gutachter dringend zu empfehlen, besonders wenn es sich um nicht geringe Summen handelt.
Ein Haus oder Auto kauft man auch nicht ohne Expertenrat.
Das Honorar macht sich durch eine realistische Einschätzung des Marktwertes meist mehr als bezahlt.

Gruß,
André Bauer
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
rglemser
Beiträge: 8
Registriert: Mi 20. Mai 2015, 07:49

Re: Holzrumpf testen

Beitrag von rglemser » Mi 20. Mai 2015, 13:28

Hier noch Photos zum Rumpf und danke für die Antworten
rglemser
Beiträge: 8
Registriert: Mi 20. Mai 2015, 07:49

Re: Holzrumpf testen

Beitrag von rglemser » Mi 20. Mai 2015, 13:31

Danke für die Antworten und hier noch ein paar Bilder
Gruß R. Glemser
rglemser
Beiträge: 8
Registriert: Mi 20. Mai 2015, 07:49

Re: Holzrumpf testen

Beitrag von rglemser » Mi 20. Mai 2015, 13:36

Danke für die Antworten, hier noch zwei Fotos zum Rumpf.
Dateianhänge
peculjan2_4367.jpg
peculjan2_4367.jpg (232.41 KiB) 3429 mal betrachtet
peculjan1_4366.jpg
peculjan1_4366.jpg (199.19 KiB) 3429 mal betrachtet
Martin Lamprecht
Beiträge: 25
Registriert: Mi 13. Jul 2011, 20:37

Re: Holzrumpf testen

Beitrag von Martin Lamprecht » Mi 20. Mai 2015, 23:20

Moin,

in der Hauptsache möchte ich mich den beiden Vorrednern anschließen:

Du solltest das Schiff auf JEDEN FALL durch einen Sachverständigen
begutachten lassen!!
Wenn es größere Probleme gibt können die Folgekosten höher liegen als
der ursprüngliche Kaufpreis.

Wenn das Schiff jetzt im Wasser liegt, würde ich möglichst auch noch
eine Probefahrt (mit Gutachter an Bord) machen.

Mit etwas Recherche im Internet finden sich Verkaufsanzeigen mit mehr
Fotos und den Hauptabmessungen. Genannt werden

Länge 14.1m (unklar, ob Länge über alles oder über Deck),
Breite 4.5m,
Tiefgang einmal 1.3m (glaube ich nicht) und einmal 2.4m (könnte hinkommen)
Gewicht: 24 t

Damit, und dem was man als Rumpflinien aus den Fotos erahnen kann,
dürften die Segeleigenschaften eher Motorsegler-mäßig sein.
(Darum Probesegeln, um herauszufinden, ob es Deinen Erwartungen
entspricht.)


Zu den Fotos noch ein paar Punkte, nach denen Du auch einen Gutachter
befragen solltest:

Der Vorsteven erscheint mir so "nach Augenmaß" etwas filigran.

Nach den "Vorschriften für Klassifikation und Bau von hölzernen
Segelyachten" vom Germanischen Lloyd (1926) komme ich mit grob
geschätzten Eingabewerten auf eine erforderliche Breite für den
Vorsteven von 135mm.

Nach den "DNV-Rules for Wooden Ships" von 1970 komme ich sogar auf
166m Stevenbreite. Diese Regeln gelten aber v.A. für hölzerne
Arbeits-/Frachtschiffe.


Auf Deinem zweiten Foto scheint ein Bugstrahlruder zu sehen zu sein.
Das finde ich etwas gruselig: Da sind offenbar mindestens zwei Planken
unterbrochen worden. Mir ist nicht ganz klar, wie dort das Rohr des
Querstrahlers kraftschlüssig, wasserdicht und dauerhaft mit den Planken
verbunden ist.

Dazu kommt, daß ober- und unterhalb der Öffnung ja irgendwann wieder
Plankennähte durchlaufen, die offenbar durch kalfatern gedichtet
werden sollen. Damit werden Druckkräfte zwischen den einzelnen
Planken bewirkt, die normalerweise an der unteren und oberen
Fuge jeder Planke entgegengesetzt gerichtet und etwa gleich groß sind,
sich also näherungsweise aufheben.
Die jeweilige Planke am oberen und unteren Rand der Querstrahler-Öffnung
wird dagegen nur einseitig belastet - in einem Bereich, der durch den
Ausschnitt sowieso schon geschwächt ist.

Den Bereich des Querstrahlers sollte man also ganz besonders gründlich
von innen und außen unter die Lupe nehmen.

In einer Anzeige war ein Foto, auf dem auch das Rigg zu sehen ist.
Auffällig sind dabei die ungewöhnlich breiten Salinge; was sicher
auf die große Schiffsbreite zurückzuführen ist.
Besonders die obere Saling am Hauptmast weicht aber stark von der
Winkelhalbierenden zwischen dem von unten kommenden und dem nach oben
führenden Draht ab.
Das ist in jedem Fall problematisch, Salinge sollten *ausschließlich*
auf Druck beansprucht werden. Hier ist die Geometrie aber so, daß es
noch eine deutliche Komponente der Kraft auf die Salingnock gibt, die
nach unten gerichtet ist.
Die Frage ist nun, wie die Saling gegen ein Abrutschen nach unten
gesichert ist. Möglicherweise ist der Want dort geteilt (gut, aber
umständlich zu handhaben), oder der Want wird an der Nock nur
geklemmt (schlecht, da die Klemmung sehr stark sein muß, weil
die erforderliche Haltekraft sehr groß ist, Niro-Draht sehr glatt ist
und der Want dort außerdem ja in engem Radius gebogen ist).

Wenn die Salingnock nach unten durchrutscht, dann kann entweder die
Saling nach unten klappen, weil der Beschlag am Mast nachgibt.
Oder der Mastbeschlag hält, dann wird die Saling auf Biegung beansprucht,
wodurch sich die zulässige Knicklast (also die ertragbare Druckkraft)
der Saling dramatisch reduziert.
Beides kann Dich den Mast kosten.

Gruß,
Martin
hermann.l
Beiträge: 170
Registriert: So 18. Jan 2009, 20:12

Re: Holzrumpf testen

Beitrag von hermann.l » Mi 20. Mai 2015, 23:56

Hallo Martin.
Bin auf meinem Smartphone an das Feld : Beitrag melden gekommen.
Ja , die dicken Wurstfinger .
Was jetzt geschieht , weiß ich nicht.
Läßt sich aber wohl regeln. War 'n Versehen.
Du hast dich ja ausgiebig mit dem 14 m Boot befasst. Ist natürlich was anderes als
ein 15 er Jolly oder ein Schärenkreuzer. Da braucht es doch schon ausgiebige
Untersuchungen , wenn man alles genau wissen will.
Ich wünsche dem Bootsfreund gutes Gelingen.
Schönen Abend ( noch 4 Minuten )
Gruss Hermann
Gruß vom Skipper
Hermann
und seinem 54 Jahre alten Holzboot
potemkin

Re: Holzrumpf testen

Beitrag von potemkin » Do 21. Mai 2015, 07:19

@ martin lamprecht:

kannst du kaffeesatz lesen?
rglemser
Beiträge: 8
Registriert: Mi 20. Mai 2015, 07:49

Re: Holzrumpf testen

Beitrag von rglemser » Do 21. Mai 2015, 10:27


Moin, vielen Dank an alle Tipgeber.
@ potemkin, wie meinen Sie das?
Freundliche Grüsse Glemser
Antworten