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Holzrumpf bearbeiten für die Saison...

Verfasst: Di 8. Mär 2016, 19:12
von Frickbass
Hallo ihr lieben Bootsfreunde, ich habe eine alte Lady die fast 80 Jahre alt ist... Lärche Planken auf Eiche... Es wurde über die Jahre immer Bitumenprimer von Hempel drauf gemacht im Anschluss Antifouling, den Bitumenprimer gibt es nicht mehr, zumindest in Deutschland... Laut Hempel soll ich als Ersatz den Hempatex Primer nehmen...

Problem, das Boot ist natürlich nie richtig trocken, ist ja ein Holzrumpf und in der Bilge steht immer etwas Wasser so um die 6 Liter, bei 14m Länge recht wenig. Es ist aber jetzt an Land!

2. Problem das Boot kommt in 3 Wochen ins Wasser...

Frage???
Gibt es eine Möglichkeit mit irgend einer Feuchtigkeit erträglichen Grundierung was auf die offenen Stellen drauf zu machen? oder hält der Primer auch auf feuchten Holz?
Gibt es irgend einen Primer der das kann? soll ich mit G4 vorarbeiten?

und jetzt mal vielleicht ne ganz doofe Frage, wie sieht es aus mit gewöhnlichen Bitumen???
Wie haben die Schiffe das sonst gemacht? Man kann doch kein Schiff austrocknen lassen...
Viele Grüße aus Berlin, der Micha

Re: Holzrumpf bearbeiten für die Saison...

Verfasst: Di 8. Mär 2016, 22:00
von André bauer
Hallo Micha,

auf nassem Holz hält keine Chemie der Welt.
Im Gegenteil, zu nasse Stellen lassen im trockenen Zustand gestrichene Farbe abplatzen.
G4 hat grundsätzlich eine relativ schlechte Verbindung zu Holz.
Leinöl soll Wasser verdrängen können, wenn es nass in nass immer wieder über Stunden und Tage gestrichen wird.
Allerdings hält nicht jeder Primer auf Leinöl.

Von Bitumen halte ich gar nichts.
Bei meinem Schiff war die Bilge ganz achtern mit Bitumen ausgegossen.
Beim Entfernen der Planken im Stevenkniebereich fand ich große Löcher in der Masse, die mit Wasser gefüllt waren.
Insgesamt an die 2 Liter Wasser kamen da raus und Haftung hatte das Zeug am Holz auch nicht mehr.

Holz sollte nie mehr als 20% Feuchte haben, Schimmel und Pilze haben dann genug Nährboden udn Farbe hält auch nicht mehr zuverlässig.

Es gibt Sachverständige für Beschichtungen, die unabhängig beraten.
Wenn Du dem Hempatex Primer nicht traust, wäre das vielleicht ein Weg?

Grüße,
André

Re: Holzrumpf bearbeiten für die Saison...

Verfasst: Mi 9. Mär 2016, 09:07
von Frickbass
Hallo Andre, danke für deinen Antwort...

Doch nennen wir doch mal die Tatsachen, dass Holz nie austrocknen darf, es feucht sein muss dass es quillt und erst dann dichtet.
Von 20% und den Pilzen habe ich auch gelesen nur sind 20% fast trocken quasi Luftfeuchte, ich glaube das bezieht sich nochmal dann darauf, wenn ich diese 20% auch noch absperre von der Zirkulation oder vielleicht auch spezielle Hölzer... hmm ich weiß es auch nicht genau.

Hinzu kenne ich kein Holzboot, damit meine ich ein größeres Boot/Yacht, was kein Wasser in der Bilge hätte, was demnach normal sein muss oder sehe ich das falsch?

Wie soll ein Holz-Rumpf, in der Größe von 14m Länge, in vier Monaten aus dem Wasser komplett unter 20% trocken sein, um ihn dann mit Holzschutz zu bearbeiten?

Wie macht ihr dass?

Mein Hauptproblem ist, dass ich immer eine feste Terminvorgabe habe, wann das Schiff ins Wasser kommt und das leider schon am 2 April :/
Viele Grüße aus Waidmannslust



Re: Holzrumpf bearbeiten für die Saison...

Verfasst: Mi 9. Mär 2016, 13:10
von potemkin
bist du sicher, daß du hempatex meinst? das sind eigentlich spezielle anstriche für stahl + co. sieh mal hier rein, da sind alle hempel-produkte für's schiff aufgeführt.

http://www.hempel.de/de-DE/marine/products

Re: Holzrumpf bearbeiten für die Saison...

Verfasst: Do 10. Mär 2016, 19:32
von Torsten
Auf Bitumenbasis gibt es folgende Unterwasseranstriche
1. bei Toplicht Bitumenlack
2. von Epifanes Epifanes Black Bottom
3. von Epifanes Epifanes Unterwasserprimer

Wenn Du bedenken wegen der Feuchtigkeit Deines Unterwasserschiffes hast ist es aber immer noch besser einen schützenden Primer auch auf (zu) feuchte Stellen zu bringen als gar keinen. Wenn der Primer nicht hält wirst Du das schon sehen, er wird abplatzen :-). Ja und? Besserst Du die Stelle eben nächstes Jahr wieder aus. So wat?
Im Winter ist das Holz auch gut abgetrocknet und bei weitem nicht so feucht, wie wenn das Boot im Wasser ist oder zum Saisonende aus dem Wasser kommt. Was Du nimmst ist letzten Endes Deine Entscheidung. Aber was soll an Bitumen schlecht sein, wenn es über die vielen Jahre Dein Holz im Unterwasserbereich geschützt hat? Einfach mal pragmatisch denken!

Wenn Du im Unterwasserbereich das blanke Holz hast, dann nimm Asuso Holzimprägnieröl (nicht für innen nehmen!!!) als Schutz vor Angriffen jeglicher Unterwasserlebewesen und als Grundierung (auch IMP oder D1 soll gehen). Darauf dann den Primer Deiner Wahl. Im Innenbereich nimmst Du für das blanke Holz Weißöl oder noch besser medizinisches Weißöl. Mache ich seit Jahren so und seit den letzten Jahren immer wenn das Boot aus dem Wasser kommt, dann bleibt es auch im Holz und läuft nicht aus den Plankenstößen, wie wenn ich es erst kurz vor dem zu Wasserkranen machen würde.

Ich werde mal über die nächsten Jahre berichten, wie es mir mit dem Abziehen aufs blanke Holz der Imprägnierung und Grundierung und dem Antifouling meiner Wahl ergehen wird. Ich hab das nämlich dieses Jahr für die Backbord Unterwasserseite gemacht.

Ich finde es übrigens sehr gut, dass auch ich immer sehr früh ins Wasser komme. Dadurch wird die Austrocknung des Holzes in der jetzt immer höher steigenden Sonne nicht zu weit voran getrieben.

Gruß
Torsten

Re: Holzrumpf bearbeiten für die Saison...

Verfasst: Fr 11. Mär 2016, 16:29
von André bauer
Hallo Micha,

die Luftfeuchtigkeit ist nicht mit der Holzfeuchte gleichzusetzen.
Dazu gibt es auch im Internet viele Seiten, die sich mit Holzarten, Verarbeitung und Eigenschaften beschäftigen.
Einfach mal suchen, wenn Du es so nicht glaubst.
Oder mal ein gutes Restaurierungsbuch kaufen, den Larsson, Holzboote restaurieren und pflegen.
Auf keinen Fall das gleichnamige Buch eines anderen Autors kaufen, da steht nur die Hälfte drin und es kostet das Gleiche.

Wenn die jetzt gestrichenen Farben tatsächlich wieder abplatzen sollten, ist auf jeden Fall im Herbst eine total Belüftung von Innen und Aussen notwendig.
Da ist mit nochmal Ausbessern nix gewonnen, da muss das Boot komplett ausgeräumt werden inkl. der Bodenbretter, was eigentlich sowoeso selbstverständlich ist.
Auch die Backskisten und die Bilge müssen belüftet werden.
Und die Farbe aussen müsste in dem Fall im Herbst entfernt werden.
Dann wird das Boot wahrscheinlich soweit auftrocknen, das deutliche Fugen entstehen.
Damit kann ein erfahrener Mensch dann entweder kalfatern oder ausleisten.
Wird das Boot komplett ausgeleistet, sind alle Planken miteinander verklebt, mit Epoxy/Glas beschichtet ist Schiff dann sicher und wirklich trocken.
Ich kenne ein Boot (5mR mit kleinem Aufbau wie ein Drachen, Deck also halb offen) von einem Freund hier an der Weser, das vor 20 Jahren ausgeleistet, mit Epoxy/Glas beschichtet wurde. Auch über Wasser, danach klarlackiert.
Das Boot wurde vor 15 Jahren zum letzten Mal lackiert (mit 2K)
Und auch dieses Jahr wird kein Lack fällig.
Er ist auch im Freundeskreis und hat damals SP Harz genutzt und einen Bericht darüber verfasst, der bei SP auf der Homepage zu lesen war.
Offenbar leider gelöscht worden.

Zum Thema Epoxy und Ausleisten ist hier schon so viel geschrieben worden...
Einfach die Suchfunktion unserer Seite nutzen.

Gruß,
André