Fugen abdichten

Oldwilly
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Fugen abdichten

Beitrag von Oldwilly » Di 20. Jun 2017, 11:10

Hallo Freunde des Jollenkreuzers.
Ich bin gerade dabei unseren Kuddel wieder in Form zu bringen. Ich habe das gesamte Unterwasserschiff hergerichtet. Plankenstöße alle repariert, nun gild es die Planken in der Längsrichtung abzudichen. Kuddel ist ein Ausgleicher und in der so genanten Nahtspanten-Bauweise, Mahagonie auf Eiche, gebaut. Die Fugen sind alle gereinigt, bzw, ausgekratzt. Bei auskratzen bin ich ausser auf Dreck und alte Farbe nichts weiter gestoßen. Fugenbreiite ist zwischen 2 und 4 mm, und verläuft nach innen hin konisch zu.
Mit welchen Mitteln muß ich jetzt fortfahren. Und wie ist die genau vorgehensweise .
Funktioniert Sika in solchen Fällen. Von Fassdichte, Leinölkit habe ich auch schon gehört.
Olaf_p32
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Re: Fugen abdichten

Beitrag von Olaf_p32 » Di 20. Jun 2017, 15:12

Sika funktioniert, aber die Fugen verschmieren macht nur bei sehr breiten, bzw. ausgebrochenen Fugen Sinn. Bei mir sind die stark ausgebrochenen Fugen (die, die nicht mehr dicht quellen) mit Sika gefüllt, alle anderen aber sind "naturbelassen". Ich vermute mal dein Boot hat mindestens ein Jahr auf dem Trockenen gelegen. 2mm Fugen sind da wohl kein Problem. Ich würde den Rumpf einfach mal mit alten Handtüchern und Decken auslegen und dann das ganze Wässern. Damit die Planken wieder quellen. Nach einer Woche wässern könnte der Rumpf sogar wieder dicht sein. Danach ab ins Wasser und viel segeln. Wenn du viel Lage schiebst werden auch die Nähte über Wasser dicht.
helmsman-2

Re: Fugen abdichten

Beitrag von helmsman-2 » Do 22. Jun 2017, 12:15

Sikaflex hat den Nachteil, dass es Decks Olje nicht verträgt. Wenn Du also das Boot innen nur ölst, was ich immer empfehlen würde, dann quillt Sika auf und wird weich und kann aus der Fuge herausgedrückt werden. Ich glaube, dass da Pantera (oder andere Polymersulfidmassen) besser sind.

Klaus
Oldwilly
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Re: Fugen abdichten

Beitrag von Oldwilly » Do 22. Jun 2017, 18:50

Ich habe in jedem Fall vor von innen zu ölen.
hermann.l
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Re: Fugen abdichten

Beitrag von hermann.l » Sa 24. Jun 2017, 21:03

Moin.
Boote in Nahtspanten - Bauweise gelten als besonders dicht , ohne
weitete Abdichtungen. Es sei denn , die Nahtspanten lösen sich
von den Planken. Dann ist aber eh Hopfen und Malz verloren.
Solange das Holzwerk OK ist muss eigentlich nix gemacht werden.
Sorgen machen mir dennoch die durchaus breiten Längsfugen ,
vermutlich, wie in einen vorherigen Beitrag erwähnt , durch zu langes
Austrocknen .
Um das Boot nicht zu zerstören , ist guter Rat teuer. Heißt :
Erstmal nix machen. Pinsele innen alles mehrfach wie geplant , außen
ebenfalls. Dann , wie schon genannt die vielen nassen Tücher.
Bei jede Menge D1 quellt das Holz auch schon auf. Bei meinen
30 mal D1 auf die Decksplanken (1981) gingen die Decksfugen
gegen das WKT schon ordentlich auf Druck.
Dein Boot muss so wie es ist dicht werden.
Das müsste zuerst erprobt werden ehe irgend ein "Kitt" in die Fugen kommt.
Wenns nix wird mit Dichtigkeit , dann stehen erst solche Überlegungen an.
Das eingespritzte Dichtmittel kann u.U. zur Zerstörung beitragen , wenn
es das richtige Dichtquellen der Planken be/verhindert , und die Planken
daraufhin von den Querspanten sich abheben.
Ich gehe davon aus , dass du durchgehende Nahtleisten und
"Spantenkämme" hast. (ausgeklinkte Sp.). Die komplette Durchgängigkeit
der Nahtspanten ist schließlich Wesensmerkmal und Voraussetzung
für die gute Dichtigkeit bei dieser Bootsbauweise , wenngleich es auch
den Nachteil gibt , dass sich an den Längsspanten Gammel bilden
kann. Ein klarer Wassersblauf ist ja nicht gegeben.
Gruß
Gruß vom Skipper
Hermann
und seinem 54 Jahre alten Holzboot
André bauer
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Re: Fugen abdichten

Beitrag von André bauer » So 25. Jun 2017, 14:04

Moin,

hatte gestern von Jersey noch einen langen Beitrag geschrieben, der ist offenbar nicht angekommen.
Heute leider wieder zuhause...

Sika oder andere PU-Fugenmassen sind zu weich, karweel geplankte Boote bekommen ihre Festigkeit durch den Druck der Planken gegeneinander.
Sika kann bis auf das 7-fache seiner Normalmaße gedehnt werden, ist also auch auf Druck kaum belastbar.
Geplankte Bauweise erreicht ihre Festigkeit auch nur durch die Form, wenn die Bauteile also keinen Druck zueinander haben, muss jede Planke einzeln zusehen wie sie klar kommt.
Das schwächt die Nieten und die anderen Verbindungen.

Entweder muss ausgeleistet werden (bei Nahtspanten?) oder kalfatert. Nach dem Kalfatern kann mit Sika oder Leinölkitt abgedichtet werden.
Dann ist die Naturlackierung aber auch eher Vergangenheit...

Gruß,
André
Gruß,
André

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hermann.l
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Re: Fugen abdichten

Beitrag von hermann.l » So 25. Jun 2017, 23:03

Moin.
Kalfatern bei Nahtspant ? Das kann Probleme bringen.
Meine Planken sind in der Fuge keilig , beim kalfatern beklemmt sich das
Werg bzw. die Baumwolle im Keil, so kann ich beim Kalfatern gut feststellen,
ob die Naht "steht".Das Pech oder Sika o.ä.sorgt ja nur noch dafür , dass das
Kalfatmaterial abgedeckt ist. Dessen Quellfähigkeit dichtet.
Beim Nahtspant sind die Planken i.d.R. erheblich dünner , beim Kalfatern
federt es und die Naht wird nicht richtig verdichtet. Sie geht ja nicht in den Keil.
Gleichzeitig besteht erhebliche Gefahr das der Verbund zwischen Planken
und Nahtspanten zerstört wird. Das wäre dann der Vorhof zur Hölle.
Beim Kalfatern soll der Druck ja nicht nach hinten , sondern an die Seiten
gehen , auch wenn das Zeugs nach hinten eingeschlagen wird.
Das ist wie bei der Axt. Der Druck wird zur Seite abgelenkt.
Es wäre schade um das Boot.
M.E. bleibt dann nur Auffräsen und Ausleisten mit Mahagoni. Dann bleibts
auch in Natur , was ohnehin angestrebt werden sollte.
Frage : wie dick sind die Planken ?
Ich hoffe , alles quellt passend und die Angst verschwindet.
Ich bin natürlich , bedingt durch meine 50 Jahre alte Planken-Barke aus der
Kalfater Branche , bin aber gegen Kalfatern am falschen Objekt, die Gefahren
sind zu groß.

Gruß vom Skipper
Hermann
und seinem 54 Jahre alten Holzboot
helmsman-2

Re: Fugen abdichten

Beitrag von helmsman-2 » Mo 26. Jun 2017, 12:47

Also, vom Gefühl her ist für mich Kalfatern eher etwas für Fischkutter oder andere, große schwere, Boote, eher Arbeitsschiffe. Einen zarten Jollenkreuzer zu kalfatern halte ich eher für kontraproduktiv.

Meiner Meinung nach geht Ausleisten immer, bei Nahtspant sind dann eben die Nahtleisten umsonst, aber das schadet ja nicht. Und vor dem Ausleisten sollte man wirklich mal probieren (wie Olaf schon beschreibt), ob das Boot nicht sogar wieder dicht quillt. Und dann gilt (wie bei allen Holzbooten): Früh rein, spät raus (Ins Wasser bzw. aus dem Wasser, damit sie nicht zu sehr austrocknen).

Oft bringt man schon beim Neulackieren so viel Farbe in die Plankenfugen, dass sie schon so fast dicht sind. Während des Jahres quellen dann die Planken trotzdem und die Farbe wird teilweise wieder aus den Fugen gequetscht. Im nächsten Frühjahr nimmt man diese ausgetretene Farbe ab und streicht normal. Ab dann ist das Boot oft schon weitestgehend dicht und es wird auch nicht mehr übermässig viel Farbe aus den Fugen gequetscht.

Noch etwas: Einmal pro Woche Segeln hält das Boot nach meiner Erfahrung auch über Wasser dicht.

Klaus
André bauer
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Re: Fugen abdichten

Beitrag von André bauer » Mo 26. Jun 2017, 19:34

Moin,

das. Kalfatern nichts ist für das Boot hatte ich mir auch schon gedacht.
Ich wollte es nur erwähnen, weil von Sika gedichteten Planken geschrieben wurde.
Sika geht eben nur in Verbindung mit Kalfatern.

Damit bleibt nur das Ausleisten. Und das musst geschehen, bevor frische geölt wird.
Leim, insbesondere Epoxi (ok ist ein. Kleber) halten bekanntlich schlecht bis sehr schlecht auf Öl.

Noch dazu ist das Boot jetzt trocken, geht es jetzt ins Wasser nach dem Ölen oder ohne ist es zum Frühjahr kaum wieder trocken genug um ausgeleistet zu werden.
Eigene Erfahrungen mit meinem 20er vom letzten Jahr. (Eiche unter Wasser, Mahagoni oben)

Gruß,
André
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potpourrie
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apropos ölen

Beitrag von potpourrie » Mi 28. Jun 2017, 18:37

Guten Tag André,das mit dem Ausleisten, was meinst Du, das ist jetzt so zwanzig Jahre alt, habe gerade alte Wooden Boat Hefte durchgeblättert, da sagt der dazu "gives me the Willies". Du hast doch hier auch schon auf die theoretische einseitige Klebung hingewiesen damit das Holz weiter natürlich arbeiten kann. Und wenn dann bei so einem ausgeleisteten Rumpf was zu reparieren ist, dann klebt man weiter, logo.
Zum ölen und kleben hast Du selbstverständlich recht. Das andere ist ein versehentlicher Leimtropfen auf den geölten Planken. Da hält das Zeugs dann doch wieder wie der Teufel.
Ich hab mir mal Leinöl besorgt und versucht mich schlau zu machen. So Leinölkitt kann man sich ja selber mischen und Fassdichte ist gehärtetes Fett von Wiederkäuern. Sika ist wohl ein petrochemisches Produkt.
Viel Erfolg, freundliche Grüsse
potpourrie
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