Lärchen Stabdeck dichten

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DerSegler
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Lärchen Stabdeck dichten

Beitrag von DerSegler » Do 6. Jul 2017, 11:55

Moin,

habe ein altes Tucker Boot, die "Lille Snegl". Mahagoni-Klinkerbau mit Lärchenstabdeck. Das Unterwasserschiff habe ich saniert und ist dicht. Boot brauch nicht im Kran hängen bleiben, nach 3 Tagen trocken.

Nun habe ich einige Tage auf dem Boot verbracht, einige davon bei Regen. Da habe ich festgestellt: Das Boot ist von unten dichter als von oben! Durch das Lärchenstabdeck tropft das Wasser. Nun bin ich am überlegen wie ich im Winterlager abdichten kann. Klassische Methode mit abschleifen, Fugenmasse entfernen, neu abdichten, schleifen und lackieren kenne ich. Nun denke ich darüber nach vor dem lackieren eine 250 gr. Glasfasermatte über das gefugte, ungeschliffene Deck mit Epoxi zu verlegen und dann mit 2-komponenten Klarlack zu lackieren.

Hat das schon einmal jemand gemacht?

Bei einem Folkeboot mit Sperrholzdeck habe ich es schon einmal durchgeführt und weiß lackiert, hat über Jahre gehalten und war superdicht.

Gibt es Erfahrungen?

Bis denne... LG Willi

Willi , der auch Knarrboot segelt.......

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André bauer
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Re: Lärchen Stabdeck dichten

Beitrag von André bauer » Do 6. Jul 2017, 22:09

Moin Willi,

keine Ahnung ob das schon jemand gemacht hat.
Ein Freund hat 1995 eine 5mR von 1911 komplett ausgeleistet und in Glas eingepackt.
Und bisher nach 22 Jahren keine Arbeit mit dem Boot.
Allerdings nicht auf oder unter dem Oregon-Stabdeck.
So ein Deck arbeitet einfach zu viel.
Die Stäbe müssen schon untereinander und auf Sperrholz mit Epoxi verklebt und dürfen nicht aus Teak sein wenn drüber laminiert werden muss/soll.
Teak fettet recht stark nach und das kann das Epoxi vom Holz lösen.
Dann kann laminiert werden.
250 g/m2 sind etwas viel für eine Klarlackierung, zu dickes Laminat wird intransparent.
160 g sind gut, die Festigkeit muss der Untergrund bringen.
Eine GFK-Beschichtung muss immer auf festem Untergrund erfolgen.
Das Glas sorgt nur für eine höhere Schlagfestigkeit der Epoxibeschichtung.
Und das Holz muss knochentrocken sein, nicht nur oberflächlich.

Eine Glasbeschichtung um Ecken und Kanten herum (Fußsüll, Aufbauecken, Cockpitsüll usw.) ist schwierig und zieht extrem leicht Luft beim Verarbeiten.
Ohne Erfahrung und das richtige Gewebe ist es mehr als Zufall, wenn das ohne Lufteinschlüsse abgeht.
Auch das Harz muss abgestimmt sein zum Laminieren und eine sehr lange offene Zeit haben.
Es gibt extra Laminierharze, aber es muss auch für eine Klarbeschichtung geeignet sein.
Von SP gibt es ein Harz, welches UV stabilisiert ist, über die Eigenschaften beim Laminieren müsste man den Kundenservice befragen. Ein absolut UV-beständiges Harz gibt es nicht und es muss genau wie das Holz mit absoluter Regelmäßigkeit lackiert werden. Mit einem Lack mit UV-Schutz selbstverständlich.

Letzten Endes kann ich von der Glasbeschichtung auf dem Deck nur dringend abraten.
Die Vorarbeiten sind sehr sehr aufwendig und wie lange die Beschichtung auf dem Deck hält kann man kaum abschätzen.
Schlagfestigkeit, UV-Beständigkeit, Bewegung im Deck, keine Beschichtung auf dem Rumpf (auch kaum möglich auf einer Klinkerbeplankung), all das sind Negativargumente.
Eine Beschichtung auf einem Sperrholzdeck mit gleichzeitiger Beschichtung des Rumpfes und Stabdeck oben drauf ist eine ganz andere Sache.

Fugenmassen sind zu weich, sie geben dem Deck Richtigkeit und erlauben dem Holz zu arbeiten.
Aber sie geben dem Deck keine Festigkeit, so dass die Glasbeschichtung umgehend reissen wird.

Gruß,
André
Gruß,
André

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Re: Lärchen Stabdeck dichten

Beitrag von hermann.l » Do 13. Jul 2017, 09:27

Moin Willi.
Nachdem André dir bereits alles geschildert hat , was bei der
Beschichtung auf dich zukommt , hat er dir letztlich davon abgeraten.
Ich lebe seit 40 Jahren mit einem Boot , welches seine Laufdeckplanken
direkt auf die Decksspanten geschraubt hat. Bei einer Undichtigkeit
tropft's , null Problemo. Ich sehe , wo es undicht ist und handle sogar
im Urlaub. Fuge ausschneiden, kratzen , schleifen und ausspritzen.
Vorher Klebstreifen schön an beide Fugenkanten , glatt abziehen
mit leichter Hohlkehle und Klebstreifen sofort ab. Klappt seit
40 Jahren. Der große Vorteil : keine Sperrholzplatte drunter die bei jeder
Undichtigkeit gewässert wird und ihrem Durchfaulungsende rasend
schnell näher kommt. Sieh dir die vielen Beiträge dazu in vielerlei Beiträgen
in diversen Foren dazu an.
Die Sperrholzplatte under dem Plankendeck heißt bei mit auch gehässig :
Das Leichentuch dadrunter. Das wirkt manchmal schneller als das äußere.
Habe seit anfang 80er Jahre 2 Adlerjachten in meinem Umfeld mit
erheblichen Fäulnis Problemen in der Sperrholzplatte dadrunter.
Sei glücklich , dass dein Lärchendeck DAS Problem nicht hat.
Kratz aus , gibt auch was für Multimaster o.ä. zum Gummi ausschneiden.
Ist insgesamt nicht mehr Arbeit als das äußere Leichentuch.
Aber dein Deck macht mehr her ! Ist doch ein Holzboot !
Lebe mit dem Holz .
Viel Erfolg
Gruß aus dem Nordseewatt
Hermann
Gruß vom Skipper
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und seinem 54 Jahre alten Holzboot
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Re: Lärchen Stabdeck dichten

Beitrag von DerSegler » Do 13. Jul 2017, 12:34

Moin Moin,

vielen Dank für eure Antworten. Hab ich mir schon gedacht, pflege seit 20 Jahren Holzboote. Wollte nur wissen ob jemand die von mir beschriebene Methode angewandt hat.

Werde die klassische Methode anwenden: Abschleifen, auskratzen, neu verfugen (Pantera!), abschleifen, lackieren. Allerdings mit 2-K Lack. Dieser ist widerstandfähiger, ist auch im Augenblick drauf. So "stabil" sollte das Deck sein das das nicht reißt.........

Werde ich auf meiner Internetseiteberichten.

Gruß aus Westfahlen.....

Willi
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Re: Lärchen Stabdeck dichten

Beitrag von André bauer » Do 13. Jul 2017, 17:37

Moin Willi,

das mit dem 2K würde ich unbedingt lassen, das kann schon mit ein Grund für die Undichtigkeit sein.
2K ist weit weniger elastisch als 1K Alkydharz und sollte nur auf verklebten oder sogar glasbeschichteten Untergründen verarbeitet werden.
Sika stabilisiert das Deck im Gegensatz zu Leim nicht, es dichtet nur ab.
Die Planken arbeiten mehr oder weniger jede für sich.

Und tu Dir den Gefallen und primer die Kanten der Planken vor dem Versiegeln.
Es gibt nur 3 Hersteller auf dem Markt, der Rest sind kreativ verpackte Kopien. (nach einer alten Diskussion hier im Forum mit einem der sich auskannte)
Demnach schreiben alle 3 die Verwendung von Primer vor.
Fugenband auf dem Grund ist genauso wichtig, keine Dreiflankenhaftung produzieren.

Gruß,
André
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Re: Lärchen Stabdeck dichten

Beitrag von hermann.l » Fr 14. Jul 2017, 17:56

Moin Willi
Ich kann Andrés Abraten zu 2 K Lack mit den entsprechenden Fakten unterlegen. Der Voreigner meines Holzbootes hat Anfang der 70er Jahre wegen Undichtigkeit das Plankendeck mit 2 K Lack gepinselt. Erfolg : in Emden hieß das Boot dann :die Tropfsteinhöhle! !!!! Das Gegenteil des erhofften Erfolges ist eingetreten. 2 Jahre nach dem Kauf habe ich dann Nägel mit Köppe machen müssen. Alles runter kratzen und schleifen. Alle Fugen auskratzen und Schleifen. Primern umd unzählige WKT Kartuschen reinspritzen. Das T in WKT steht nicht für Billig !
Am Ende bestimmt 40 mal D1.
Nun. Nach 50 Jahren sind noch immer dieselben Planken auf dem Deck. Ist übrigens AFRORMOSIA, falls jemand die Sorte kennt.
Also sei freundlich zu deinem Lärchendeck.

Gruß von der Waterkant
Hermann
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Re: Lärchen Stabdeck dichten

Beitrag von hermann.l » Fr 14. Jul 2017, 18:05

Hier noch ein Bild
Die Ankerschnute ist erst 30 Jahre alt
Dateianhänge
2017071418033100_4938.jpg
2017071418033100_4938.jpg (280.61 KiB) 3251 mal betrachtet
Gruß vom Skipper
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Re: Lärchen Stabdeck dichten

Beitrag von uwe k » Mo 11. Jun 2018, 12:57

Hallo,
ich möchte einmal auf diesen alten Beitrag reagieren, denn ich habe ein ähnliches Problem. Mein Jollenkreuzer wurde 1929 gebaut und hat noch das alte Stabdeck aus Origonpine. Es wurde vor ca. 20 Jahren mit Sikaflex abgedichtet. Nun sind einige Fugen aufgegangen. Habe die Fugen gesäubert und mit neuen Sikaflex ausgedichtet. Hält aber nicht. Nun suche ich nach einer sinnvollen Alternative zu Sikaflex. Am WE habe ich mit einem Bootsbauer aus Schwerin gesprochen (SSV) der seine Schweriner Einheitsjolle in Berlin hatte. Der erzählte mir von einem anderen Fugendichtmittel, habe aber leider den Namen vergessen.
Meine Fragen:
1. Welche Alternativen gibt es? (natürlich silikonfrei)
2. Gibt es ein Dichtmittel/ Kleber, das auf Sikaflex hält? Da kann ich dann die offenen Fugen "ausspachteln", denn es sind nur wenige Stellen. Von einem Bekannten der ein WoMo abdichtet habe ich von einem amerik. Mittel gehört, dass man sogar nass auftragen kann...(?!) So muss ich nicht die ganze Fuge ausfräsen bzw. mit einem Fein- Messer bearbeiten.
Das alte Deck arbeitet natürlich stark. Bei der jetzigen Trockenheit kann ich die Stellen gut sehen. Ich dachte ich sehe das auch noch im Herbst- das war ein Irrtum, denn bei den Winterarbeiten konnte ich die Stellen nicht mehr finden weil die Leisten das Sikaflex dichtgeschoben haben. Und das Dichtmittel muss mit LeTonkinOel überstreichbar sein.
LG Uwe
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