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GFK-Unterschiff: Sanierung

Verfasst: Do 15. Dez 2005, 16:44
von Tobias Bressler
Guten Tag....
mein 35er Nationalkreuzer wurde von seinem letzten Besitzer mit einem Leichentuch (dieses eigentlich sehr gut gemacht: Keine Fäulnis vorhanden) überzogen und dankenswerter Weise mind. 5 Jahre im Wasser gelassen. Als ich ihn kaufte, konnte ich ergo das UW-Schiff vorher nicht sehen. Ein beherzter Griff förderte eine satte Handvoll Muscheln zutage. Aus der handvoll wurde nach weiterer Inspektion beim slippen ein flächendeckender Bewuchs von ca. 5 cm. Sogar ein Aal liess sich noch blicken und entschlüpfte einer Höhle in den Muschelbergen. Nach dem Entfernen der ganzen Pracht stellte sich heraus, das das Schiff zudem nach fertigstellung des GFK-Mantels nie abgeschliffen wurde, so dass die Aussenhaut den Charme eines alten Stahlpott-Rumpfes glich. Wir haben nun das ganze UW-Schiff mit einer Flex und 80er Scheiben abgeschliffen. ging überraschend gut, obwohls eine riesensauerei war. Nun müssen wir an einigen Stellen, so an den beiden Seiten und an der Unterseite des Kiels, neue Matte drauf packen und später noch etwas mit Polyesterfeinspachtel arbeiten, um wieder eine harmonische Rumpfform zu erreichen. Meine Frage: Dichtet man die angeschliffenen und neuen Partien des GFK-Mantels vor oder nach dem spachteln mit VC-Tar ab? Oder sowohl davor wie auch danach? Ich habe etwas Angst davor, dem Leichentuch seine Dichtigkeit genommen zu haben bzw. es Osmoseanfällig gemacht zu haben... Bin für jeden Hinweis dankbar.
Viele Grüße, Tobias T16

Re: GFK-Unterschiff: Sanierung

Verfasst: Do 15. Dez 2005, 17:11
von rainer
hallo tobias,
bei uns hat vor zwei jahren jemand eine osmosebehandlung gemacht, bei der er auch das gelcoat entfernte. danach kam reine wissenschaft, die ich mir als holzwurm natürlich nicht gemerkt habe. aber deine vorsicht ist wohl wirklich geboten.
mein tipp: direkt an den service der produkthersteller wenden, die beraten gerne - schließlich brauchst du ja viel polyester.
und vor allem: lass dir erklären, warum das so geht, dann merkst du, ob derjenige wirklich ahnung hat, oder nur nacherzählt.
aber spachtel kannst du wohl direkt auf die geschliffenen stellen geben, das ist ja vom material her nichts anderes als polyester mit füllkörpern. bei VC-Tar hätte ich dann meine zweifel, ob das so der richtige grund zum spachteln ist.

Re: Holzrumpf mit GFK-Überzug: Sanierung

Verfasst: Do 12. Jan 2006, 09:35
von thomas
s

Re: GFK-Unterschiff: Sanierung

Verfasst: Do 12. Jan 2006, 23:29
von André Bauer
Hallo Tobias,
als Spachtel niemals den bekannten Polyesterspachtel aus dem Kfz-Karosseriebau nehmen. Der zieht Wasser und keine Farbe dieser Welt ist wirklich wasserdicht.
Besser mit Epoxyspachtel arbeiten.
Und am besten ist sowieso, Du holst alles runter und machst neu, aber diesmal mit Epoxyharz. Epoxy geht nämlich eine richtige Verbindung mit Holz ein, was Polyesterharz nicht tut. Darum ist eine Beschichtung mit Epoxy und Glasfasergelegen auch kein Leichentuch, eine mit Polyesterharz und Glasmatte dagegen schon.
Matte sind kurze, wild zusammen gepresste kurze Fasern und Gelege sind gewobene Fasern.
Osmose tritt nur auf, wenn ein Schiff nach Fertigstellung nicht richtig aushärten konnte und nur bei großen Laminatstärken mit veralteten Polyesterharztypen.
Also keine Osmosegefahr bei einem Holzschiff.

Grüße,
André

Re: GFK-Unterschiff: Sanierung

Verfasst: Sa 14. Jan 2006, 10:31
von axel
andre,
dein wort in gottes ohr....
keine osmose gefahr bei einem holzschiff? und nur wenn das harz nicht aushärten konnte?
da ist der wunsch der vater des gedanken....
um mal am anfang zu beginnen, was OSMOSE eigentlich ist: als osmose bezeichnet man einen in der natur lebenswichtigen vorgang, nämlich einen konzentrationsausgleich zweier flüssiger medien, getrennt durch eine semipermeable membran, wobei das lösungsmittel diffundiert. spielt sich in unserem körper zu jeder sekunde ab.
übertragen aufs schiff, bzw. laminat heisst das: aussen wasser, dann gelcoat, dann laminat, mit z.b. lösungsmittel vom harz. polyester (und -zig andere stoff) nehmen wasser auf. das ist so. im falle von lösiungsmittelresten im laminat wird aber über das normale mass wasser aufgenommen, solange, bis die konzentration innen und aussen gleich ist. ob und wann das passiert, ist eine zweite frage, spielt aber keine wesentliche rolle.
diese erhöhte wasseraufnahme führt zur blasenbildung und zur schädigung von gelcoat. in wieweit das laminat gammelt (ob glas gammelt??) ist sicherlich mit von der qualität des laminants abhängig. wie auch die wasseraufnahme vom verwendeten harz bzw. der sorgfalt beim laminieren abhängt.
die schädigung des gelcoats wird landläufig als osmose bezeichnet, ist aber letztlich die auswirkung.
nun ist ja die entwicklung bei harzen nicht stehengeblieben, sodass eine sanierung von handwerklich versierten bastlern durchgeführt werden kann, wenn man sich an die anleitungen der einschlägigen hersteller hält.
das erspare ich mir hier....
nur eben noch soviel: zur sanierung bzw. zum spachteln haben sich epoxyd systeme bestens bewährt, wenn man sich an die verarbeitungsanleitung hält.
also zum problem oben:
der rumpf ist entfettet,angeschliffen, wird laminiert/gespachtelt mit epoxy, bekommt dann mehrere schichten osmoseprophylaxe, antifouling und gut.
eine wissenschaft ist das eigentlich nicht, es wird nur mit dem begriff osmose gerne schindluder getrieben, und den yachties das geld aus der tasche gezogen.

Re: GFK-Unterschiff: Sanierung

Verfasst: Sa 14. Jan 2006, 15:25
von Manfred Jacob
Hallo Thobias,

ich hatte ein seit 40 Jahren Polyester-Beschichtetes Boot repariert. Ich hatte das Polyester, wo es lose war, entfernt, dann das offene Glasfaser-Material mit Epoxy getränkt, so dass eine Versiegelung entstand. An Stellen, auf denen kein Polyester mehr war hatte ich Glasgewebe mit Epoxy aufgelegt. Das geht ein super Verbindung sowohl mit dem Holz, als auch mit der vorhandenen Polyester-Glasmatte ein. Man kann das Glasgewebe an tragenden Stellen, oder um eine dickere Schicht zu erhalten auch mehrfach auflegen.
Unebenheiten entfernt man am besten 24 Stunden nach dem Augftragen mit einer scharfen Ziehklinge. Das Epoxy ist dann noch nicht ganz durchgehärtet. Bevor man spachtelt, sollte man noch 2 Schichten Epoxy mit dem Pinsel der Rolle auf das Gewebe auftragen.

Viel Spaß
Manfred Jacob

Re: GFK-Unterschiff: Sanierung

Verfasst: Di 17. Jan 2006, 09:15
von André Bauer
Moin Axel,
also Du schreibst ja selbst nur über Gfk-Schiffe mit Gelcoatbeschichtung und ich habe noch von einem Holzschiff mit Osmoseschaden gehört.
Unterschieden werden muß ja wohl immer zwischen Osmose und Osmoseschäden.
Letztere treten nämlich nur auf, wenn zuviel Lösungsmittel (nicht vollständig durchgehärtete Harze) im Laminat vorhanden sind und diese nicht aus dem Laminat heraus können, aufgrund nahezu dichter Farben von innen und außen (Gelcoat).
Diese Beschichtungen lassen zwar Wasser in geringen Mengen rein. Bei erhöhtem Lösungsmittelgehalt im Laminat wird auch mehr Wasser aufgenommen, wie Du schon geschrieben hast.
Lösungsmittel aber sind meist auf Ölbasis, naturgemäß also mit Feststoffen besetzt und haben es so schwerer nach draußen zu gelangen.
Das diese Lösungsmittel-Wasser Konzentration nicht wieder austritt, äußert sich dann in Blasen unterm Gelcoat. Osmose tritt tätsichlich fast überall auf, solangs im Rahmen bleibt, entsteht aber kein Schaden.
Da wir aber über Holzschiffe reden, die weder innen noch außen dichte Beschichtungen haben und Lösungsmittel austreten können, besteht wohl bei Holzschiffen immer noch keine Gefahr.

Grüße,
André

PS: Ein freundlicherer Umgangston schadet nicht.


Re: GFK-Unterschiff: Sanierung

Verfasst: Di 17. Jan 2006, 11:46
von axel
las sich das unfreundlich? SORRY; SOLLTE NICHT SEIN!

Re: GFK-Unterschiff: Sanierung

Verfasst: Di 17. Jan 2006, 13:46
von Frank
Hallo Tobias

hier ein paar Hinweise : wenn Du weiter beschichtest muss der Untergrund angeschliffen und trocken sein. Du musst zwischen Beschichtung mit Glas - Harz und Spachtelmasse unterscheiden.
Bei Spachtelmassen bei Schiffen immer !!!! Ep Spachtel benutzen.
Beim spachteln auf Stahl immer vorher grundieren ( das gilt auch beim alten VW ), hier eine Epoxid Grundierung verwenden - meist ploymidgehärtet - Stahlschiffbau.
Wenn der Rest der alten Beschichtung noch gut haftet kannst Du mit GFK darübergehen. Hier auch EP Harz verwenden. Ich würde Gewebematte nehmen , da Du über die zu erzielende Dicke sicher bist. Wenn Du Geld ausgeben willst mach Abreissgewebe drüber, dann muss man nicht anschleifen. Dies ist überhaupt ganz wichtig : zwischen EP Schichten muss immer angeschliffen werden ( auch Grundierungen ).
Hier noch ein Hinweis:falls Arbeiten auf Werften vergeben werden unbedingt auf den Typ der Spachtelmasse EP im Vertrag hinweisen ,da auch bekannte Werften das viel billigere Polyestermaterial verwenden.

Wenn die Spachtelmasse zu dick ist kannst Du diese auch mit einem Schuss EP Harz flüssiger einstellen.
Nach dem Schleifen unbedingt die herausstehenden Fasern mit Harz zudecken , da sonst die Fasern Wasser ziehen.
Danach grundieren ( EP Material ) und dann Lack drauf.
Bezugsquelle für Spachtel und Lacke : Sigma Marine in Hamburg
Das Kg. ca 20 EURO.



Gruß Frank

Re: GFK-Unterschiff: Sanierung

Verfasst: Di 17. Jan 2006, 17:16
von André Bauer
Tobias,
zwischen Epoxyschichten muß nicht nur angeschliffen werden, sondern VOR dem Schleifen auch die Aminröte mit einer Reinigungslösung eines Epoxyherstellers abwaschen. Siehe auch im Jollenkreuzerforum:
http://www.cpq.de/jolli/discus/messages ... l#POST3784
Wird Aminröte nach dem Schleifen abgewaschen kriegst Du Sie nicht runter, weil sie in den Schleifporen sitzt.
So, jetzt ist Feierabend. Will mal sehen, wenn mir noch mehr einfällt,meld ich mich noch.

André