Erfahrungswerte Holzrumpf Instandhaltungskosten

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Leichtmatrose
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Erfahrungswerte Holzrumpf Instandhaltungskosten

Beitrag von Leichtmatrose » Do 18. Jan 2018, 18:57

Moin allesamt,

ich erwäge seit ca. 1 - 2 Jahren mir eine eigene Yacht zuzulegen. Bei der Suche bin ich jetzt auf eine klassische Holzyacht gestoßen, die es mir schon sehr angetan hat.

Bisher war ich von Holz eher abgeschreckt, da man immer wieder liest "hoher zeitlicher Aufwand", "enorme Instandhaltungskosten" etc.
Allerdings war ich bisher noch nicht in der Lage irgendwo mal eine grobe Schätzung für Wartungskosten eines Holzrumpfes zu finden. Klar kann ich mir vorstellen, dass es da stark auf diverse Faktoren wie Alter, Regelmäßigkeit der Pflege, Größe etc. ankommt.

Meine Hoffnung und Frage wäre also: Hat hier jemand eine grobe Hausnummer für mich, was an reinen Instandhaltungskosten (nur für den Rumpf) auf mich zukommen würden?
Auf Bildern sieht das Schiff erst mal gut gepflegt und intakt aus.
Um die Beantwortung etwas zu vereinfachen hier ein paar Details über das Objekt der Begierde:
Baujahr: 1975
Länge: 10,6 m (35')
Breite: 3,65 m
Kraweel-Bauweise mit skandinavischer Kiefer. Getakelt mit robustem Ketch-Rigg.
Auf Bildern sieht alles noch ganz gut in Schuss aus.

Bei einem gut gepflegten Unterwasserschiff, wie oft muss man damit rechnen Planken zu tauschen?
Was kostet überhaupt 1 m² Schiffsbauholz (Kiefer oder Lärche) als Planke und welche Stärke würde man verbauen? (Ich hätte mal mit so ca. 50 mm gerechnet)

Nun mal angenommen ich würde bei einer Besichtigung vor Ort feststellen, dass einige Planken und vielleicht auch Spanten getauscht werden müssten. Kann mir jemand eine grobe Abschätzung geben, was so etwas auf einer fachkundigen Werft kosten kann? Meinetwegen mal geschätzt auf den laufenden Meter getauschter Planke inkl. Arbeitszeit. Bewege ich mich da in einem Bereich von 100 (schön wärs) 1000 oder gleich 10000 € (hoffentlich unrealistisch)?

Wie ihr seht bin ich gerade wirklich in Sachen Kostenerwartung ahnungslos. Daher freue ich mich über jede Ausführung.

Danke schon mal und immer eine Handbreit Rum in der Buddel ;)

Philipp



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hermann.l
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Re: Erfahrungswerte Holzrumpf Instandhaltungskosten

Beitrag von hermann.l » Do 18. Jan 2018, 23:08

Moin Philipp.
Hat ja schon "moderne" lammelierte Spanten.
Ist wohl ein schöner Rundspant Plankenbau. 10 Jahre jünger als meiner.
Was die "Lebenserhaltungskosten" angeht , sind erstmal deine handwerklichen
Eigenschaften entscheidend. Werften nehmen leicht und locker mehrere 100 Euro für einen
Meter Plankentausch . Das Holz für die Planke liegt im 10 Euro Bereich. Bei Eiche wohl eher 30 .
Ich behaupte mal , die exakten Antworten auf deine Fragen sind nicht zielführend , führen eher
dazu , dass du dich einem Plastekahn zuwendest.
Hätte ich vor 40 Jahren genau gewusst , worauf ich mich einlasse , wäre mir sehr viel entgangen ,
was ich nimmer missen möchte . Ich hätte dann kein Holzboot.
Blech und Plaste sind schwimmende Fortbewegungsmittel , Holz ist eine Leidenschaft.
Wenn man die hat , bedarf es nicht der Frage nach den Folge- Kosten.
Ich habe schon 15 qm Beplankung erneuert einschl. einiger Spanten. Z.Zt. ist wieder ein
Loch im Rumpf , an einer Planke war ein Schraubenkopf am Stoß abgerissen. Also vom Stoß her
in beide Richtungen insgesamt ein ein halb Meter raus . Die neue kommt bei warmem Wetter
rein. Kosten : Planke aus einem rötlichen Terassenholz auf 25 mm Dicke glattgehobelt für
ACHT EURO ! Eichenholz für Spantstücke , Schrauben ,.Proppen , Kalfatwolle , Sika .....
habe ich (andere Holzwürmer auch) rumliegen .
Soviel zur Erneuerung einer Planke in Heimarbeit.
Meine erste Planke wurde 1979 in einer Bootswerft getauscht , hatte eine derbe Macke
vom Anlegen . Kostete damals 180 Deutschmark pro Meter . Nur Planke sonst nix.
Ich hoffe , das hilft dir.
Dein Rumpf sieht innen sehr gut aus , aber in die Planke kann man nicht reinschauen.
Mit nem Holzhammer von außen abklopfen , da "hörst" du faule Stellen.
Gruß vom Wasserfall
Hermann
Gruß vom Skipper
Hermann
und seinem 54 Jahre alten Holzboot
Conni
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Re: Erfahrungswerte Holzrumpf Instandhaltungskosten

Beitrag von Conni » Fr 19. Jan 2018, 13:52

Hallo Phillip,
Hermann hat ja schon ein par Erfahrungswerte geliefert.
Dennoch, Du wirst hier keine endgültige Antwort kriegen können.
" Klar kann ich mir vorstellen, dass es da stark auf diverse Faktoren wie Alter, Regelmäßigkeit der Pflege, Größe etc. ankommt."
Ganz genau, und dann noch auf den eigenen Anspruch, die selbst zu erbringenden Arbeiten, die Hilfe und der Rat von Freunden, die Art und Weise wie es im Sommer behandelt wird...
Ganz ehrlich, auch wenn ich gut verstehen kann, dass Du Dich vorher absichern willst, ferndiagnostisch ist das unmöglich und damit für Dich nicht zielführend.
Gut wäre es bestimmt, wenn jemand in deiner Nähe mit Holzbooterfahrung oder sogar ein Bootsbauer/Bootsbauerin mit Dir zusammen das Schätzchen ansehen könnte. Da kann man dann schon mal vieles einschätzen und klären.
Ansonsten ist für Dich die Frage zu klären, ob Du gerne segeln gehst, ob Du gerne dein schönes Boot betrachtest und/oder ob Du ebenso viel Spaß am Werken und Arbeiten hast oder eben gerne Geld in dein Hobby stecken willst(und kannst). Das ist wirklich völlig wertfrei gemeint, aber wenn man eben nicht so ein großes Spielgeldkonto hat oder eben keine Lust, selber viel zu erledigen, dann kann so ein Schätzchen auch zur Last werden.
Wenn man Lust hat, sich auf ein kleines Abenteuer einzulassen und Freude daran hat, etwas schönes auch zu erhalten: Man zu! Man muss es auch mal ausprobieren...;-)
Wünsche Dir viel Freude und gutes Gelingen!
Conni
André bauer
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Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26

Re: Erfahrungswerte Holzrumpf Instandhaltungskosten

Beitrag von André bauer » Fr 19. Jan 2018, 14:55

Moin,

ich möchte nur noch hinzufügen, das ein Bootsbauer nicht in jedem Fall unabhängig urteilt.
Kommt er aus Deiner Nähe, hat er Interesse daran das Boot in Deinem Auftrag in seine Werkstatt zu kriegen.
Damit guckt er vielleicht nicht so genau hin bei Schäden während der Besichtigung.
Ein Gutachter dagegen ist nicht nur unabhängig, weil er meist keine eigene Werkstatt hat, er ist vereidigt im Kundeninteresse zu handeln. Womit wir beim nächsten Punkt sind, der Preisverhandlung.
Die kann der Gutachter übernehmen oder zumindest verlässliche Ratschläge geben, welcher Mangel Einfluss auf den Preis hat.
Ein Haus kauft niemand ohne sachverständigen Rat und Baugutachter, ein Boot in ähnlicher Größenordnung wird oft blind gekauft...
Ein Gutachter kennt den Markt und die Preisentwicklung, auch die Reparaturkosten kann er genau taxieren.

Ansonsten kann ich auch unterstreichen was oben schon geschrieben wurde.
Seine handwerklichen Fähigkeiten kann man entwickeln. Wie gerade in einem anderen Thread geschrieben wurde, zum Bootsbauer gehen, machen lassen und abgucken.
Oder zum Restaurierungsseminar oder hier im Forum mal gucken ob jemand n "Lehrling" aufnimmt.
Ich überlege gerade eine offene Werkstatt in Bremen aufzubauen.
Platz ist da, auch für Boote, wie das funktionieren könnte weiß ich noch nicht so ganz.
Mein Werkzeug soll ja meins bleiben...

André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
hermann.l
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Re: Erfahrungswerte Holzrumpf Instandhaltungskosten

Beitrag von hermann.l » Do 15. Feb 2018, 15:57

Moin Philipp.
Hast du dich schon entschieden ?
Wie ?
Gruß vom Skipper
Hermann
und seinem 54 Jahre alten Holzboot
Leichtmatrose
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Re: Erfahrungswerte Holzrumpf Instandhaltungskosten

Beitrag von Leichtmatrose » Do 26. Apr 2018, 17:12

Moin ihr lieben,

erst mal vielen herzlichen Dank für eure zahlreichen und für mich absolut hilfreichen Antworten. Entschuldigt bitte, dass ich hier schon so lange nicht mehr geantwortet habe. Im Endeffekt habe ich das besagte Schiff wieder aus den Augen verloren. Zuerst habe ich mich mit Yachten aus Stahl und Plastik beschäftigt und letztlich bin ich wieder zurück zum Holz. Dieses mal allerdings weg von der Yacht und hin zum traditionellen Segelschiff.
Am Sonntag habe ich dann die Concordia aus Rostock gekauft: http://www.schiffsspotter.de/Zeesboote/ ... _Concordia

Zum Zustand würde ich erst einmal sagen, dass der Rumpf und das Schiff generell gut in Schuss sind. Es gibt natürlich hier und da kleinere Risse oder Stellen die in naher Zukunft oder auch später einmal meine Aufmerksamkeit brauchen.

Conni:
> Ansonsten ist für Dich die Frage zu klären, ob Du gerne segeln gehst, ob Du gerne dein schönes Boot betrachtest und/oder ob Du ebenso viel Spaß am Werken und Arbeiten hast oder eben gerne Geld in dein Hobby stecken willst(und kannst). Das ist wirklich völlig wertfrei gemeint, aber wenn man eben nicht so ein großes Spielgeldkonto hat oder eben keine Lust, selber viel zu erledigen, dann kann so ein Schätzchen auch zur Last werden.

Zu Conni möchte ich noch sagen, dass ich mir darüber Gedanken gemacht habe und zu dem Schluss kam, dass ich sehr gerne nicht nur segeln sondern auch basteln möchte und dafür auch gerne Geld investiere. Ich schätze damit habe ich mir jetzt ein schönes Hobby zugelegt und ich werde euch sicher hier noch die ein oder andere Restaurationsfrage stellen.

Obwohl mein neues Schiff keine Yacht ist, hoffe ich dennoch mit euch in Kontakt zu bleiben.

Als Kieler hoffe ich das Schiff auch bald in den Museumshafen an der Hörn zu verlegen und über interessierten Besuch freue ich mich dann auch jederzeit ;)

Danke und beste Grüße

Philipp


Conni
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Re: Erfahrungswerte Holzrumpf Instandhaltungskosten

Beitrag von Conni » Fr 27. Apr 2018, 09:55

Hej Philipp,
Na, denn man herzlichen Glückwunsch!
Und, ja, ich glaube auch, dass Du Dir da nun ein schönes Hobby zugelegt hast;-)...
Viel Erfolg, viel Spaß, und wenn Du in der Hörn liegst, hast Du ja auch gute Möglichkeiten Dir Rat von anderen großen Holzschiffen zu holen.
Viele Grüße,
Conni
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