Verleisten oder nicht

Segeltommi
Beiträge: 7
Registriert: Fr 27. Apr 2018, 07:54

Verleisten oder nicht

Beitrag von Segeltommi » Fr 27. Apr 2018, 08:18

Moin zusammen
Ich bräuchte mal fachmännischen Rat. Ich restauriere z.Zt. ein Holzboot. Ich besitze es zum zweiten Mal, der „Zwischen-Eigner“ hat das gute Stück aber krankheitsbedingt 5 Jahre auf den Trockenen stehen lassen, davon die längste Zeit draussen, und das in Südfrankreich...
Dementsprechend ausgetrocknet ist das Boot.
Zur Information:
Es handelt sich um eine Fantasi 30, Bj. 1967 in Schweden,
Karweel geplankt, (meiner Meinung nach verleimte) Mahagoniplanken auf Eschespanten, geschraubt und verpfropft. Das Überwasserschiff war immer schon 2K lackiert, ist nie gerissen.
Der Rumpf war so schier, das es wirkte, als wäre es ein GFK-Rumpf.
Das Unterwasserschiff habe ich 2003 mit G4 getränkt und mit Epoxy-Harz lackiert, ohne Matten.
Auch das hat bis zu Verkauf 2012 perfekt gehalten. Totholz ist Eiche.
Es haben sich Risse zwischen den Planken gebildet. Beim Totholz bis zu 3,5 mm, die werde ich ausleisten.
Im Überwasserschiff aber nur bis max. 1,5 mm. Da habe ich ein blödes Gefühl, wenn ich da mit einer Kreissäge oder einem Fräser rangehe, um es später wieder zu verleimen.
Westsystems sagt, man könne auch ausschließlich Epoxy nehmen, das mit einer Kanüle injektiert wird....
Wenn ich darauf vertraue, das es wieder „zuquillt“, habe ich ja nicht die Festigkeit wie vorher, da befürchte ich, dass sich die Planken auf Dauer freiarbeiten.
Und zur Sicherheit das ganze Schiff in GFK packen möchte ich nicht.
Was meint Ihr?
Andre R363

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von Andre R363 » Fr 27. Apr 2018, 11:10

Hallo,
was ist denn jetzt deine genaue Frage?

Wenn du nur eine allgemeine Meinung wissen willst, dann kann ich dir nur sagen, daß die Vorgehensweise bisher alles andere als gut überlegt war.

Den Rumpf nur mit Epoxy zu streichen macht keinen Sinn. Klar reißen irgendwann die Plankenstöße. Wenn dann Wasser unter das Epoxy dringt kann es schlecht wieder entweichen.
Dann kann das Holz anfangen zu gammeln.

Jetzt einfach Epoxy in die aufgerissenen Fugen zu schmieren ist Pfusch.

Du schreibst was von "nicht die Festigkeit wie vorher"....was meinst du denn damit?
Die Risse zeigen doch eindeutig das diese Festigkeit gar nicht vorhanden war.
Wenn Epoxy auf den Rumpf kommt dann muss Glasgewebe darunter. Am besten vorher ausleisten. Meiner Meinung nach ist ausleisten ein Muss.

Gruss
Andre R363
Segeltommi
Beiträge: 7
Registriert: Fr 27. Apr 2018, 07:54

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von Segeltommi » Fr 27. Apr 2018, 13:29

Hallo Andre
Danke für die Antwort, vielleicht habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt:


—————was ist denn jetzt deine genaue Frage?

Verleisten oder nur mit Epoxy verleimen?



———————Wenn du nur eine allgemeine Meinung wissen willst, dann kann ich dir nur sagen, ———————daß die Vorgehensweise bisher alles andere als gut überlegt war.

Doch, sogar von Holzbootbauer empfohlen, wenn der Rumpf fest genug ist.



———————Den Rumpf nur mit Epoxy zu streichen macht keinen Sinn. Klar reißen ———————irgendwann die Plankenstöße. Wenn dann Wasser unter das Epoxy dringt kann es ———————schlecht wieder entweichen.
———————Dann kann das Holz anfangen zu gammeln.

Der Rumpf wurde vorher sättigend mit 1K Polyurethanharz geträngt (mehrfach, erst stark verdünnt), das dringt min. so tief ein wie eine entsprechende Behandlung mit Leinöl und verhindert die Wasseraufnahme des Holzes. Erst danach Epoxy und VC-Tar als Unterbau fürs Antifouling.
Da ist kein Wasser eingedrungen, das Holz ist kerngesund, es ist durch Austrocknen geschrumpft,
Deswegen gerissen.

—————Jetzt einfach Epoxy in die aufgerissenen Fugen zu schmieren ist Pfusch.

Von „schmieren“ habe ich nichts gesagt; verleimen.

—————Du schreibst was von "nicht die Festigkeit wie vorher"....was meinst du denn damit?

Entschuldigung, da habe ich einen Gedankensprung gemacht. Ich meine: Man kann davon ausgehen, das Planken, wenn sie sich nicht mehr als 2mm voneinander entfernt haben, wieder so stark quellen, wenn das Boot z.B. im Kran hängend gewässert wird, daß das Boot wieder dicht wird. Da aber die alte Verleimung ja nicht mehr intakt ist, fürchte ich um die Festigkeit des Rumpfes, die nicht mehr so ist wie vor dem Austrocknen.

——————Die Risse zeigen doch eindeutig das diese Festigkeit gar nicht vorhanden war.

Noch einmal, die Risse sind durch Austrocknung / Schrumpfung entstanden, an Land stehend.

————Wenn Epoxy auf den Rumpf kommt dann muss Glasgewebe darunter.

Das sehe ich anders.

—————Am besten vorher ausleisten. Meiner Meinung nach ist ausleisten ein Muss.

OK, das ist eine Meinung, wie ich sie suche, wenn auch mir die Begründung fehlt, weswegen ausleisten besser ist als nur mit Epoxy verleimen.

Das ist ja genau mein Problem, meine Frage ans Forum.

Gruß Thomas
Andre R363

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von Andre R363 » Fr 27. Apr 2018, 13:37

Hallo,

toller Holzbootbauer. Der denkt wohl auch nur von 12 bis Mittags.
Wenn der Rumpf fest ist, was auch immer das bedeuten mag, das kann man sehr großzügig definieren, dann ist er das in dem Moment in dem man das feststellt. Was ist später? Wie du siehst arbeitet Holz und das Boot ist ist dann nicht mehr "fest" und der ganze Kram reißt ein.

Meine Begründung fürs Ausleisten?....siehe Absatz oben!

Gruss
Andre R363
André bauer
Beiträge: 2357
Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von André bauer » Fr 27. Apr 2018, 16:09

Hallo,

wenn das Boot mit Epoxi gestrichen ist und danach von innen im trockenen Zustand gut geölt oder lackiert wird, reduziert sich das Arbeiten des Holzes ganz erheblich bis nahezu Null oder zumindest auf ähnliche Schwundmaße wie Epoxi.
Glas muss da nicht unbedingt drauf, es schützt das Epoxi vor Beschädigungen indem es Kräfte besser in die Umgebung verteilt.
Die Festigkeit des Rumpfes ist nur mit Epoxi nicht gegeben, beim Ausleisten schlägt man leicht konische Leisten in parallele Fugen.
Dadurch erhält der Rumpf wieder Spannung, mit Epoxi in den Fugen baue ich keinen Druck auf.
Epoxi nimmt bis 3% Feuchtigkeit auf und das eben sehr langsam, so dass das Holz kaum noch Feuchtigkeit austauschen kann.

Die 5mR eines Freundes wurde1995 mit Glas Epoxi beschichtet und innen mit 1K lackiert.
Das Boot macht keine Probleme. Da kann man von einer Langzeiterfahrung sprechen.

Das Einzige was ich kritisch sehe, ist die Beschichtung mit G4 als Untergrund.
G4 geht weder mit Holz noch mit Epoxi eine so gute Verbindung ein wie Holz und Epoxi allein.
Aber das G4 ist drauf und vor allem im Holz, so muss das Beste draus gemacht werden.

Wenn es allerdings Anzeichen für eine Trennung von G4 und Epoxi gibt, muss das Zeug runter.

Gruß,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
Segeltommi
Beiträge: 7
Registriert: Fr 27. Apr 2018, 07:54

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von Segeltommi » Mo 30. Apr 2018, 10:23

Hallo André
Vielen Dank für Deinen Kommentar. Auf so etwas habe ich gehofft.
Zur Erläuterung
Haftungsprobleme zwischen dem G4 un dem Epoxy gab und gibt es bislang nicht. Das Überwasserschiff war immer schon 2K lackiert, und von innen ist der Rumpf 1K bearbeitet, immer noch alles ohne Rott.

Das Thema Spannung aufbauen ist sehr interessant. Eine keilförmige Verleistung bringt da natürlich mehr. Ich hatte aber auch schon die Sorge, ob dieser Druck, wenn das Holz wieder quillt, nicht vielleicht so hoch werden könnte, daß er die Planken von den Spanten presst...

Damit Ihr euch ein Bild von den Rissen machen könnt, habe ich zwei Fotos angehängt:

Gruß Thomas
Segeltommi
Beiträge: 7
Registriert: Fr 27. Apr 2018, 07:54

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von Segeltommi » Di 1. Mai 2018, 07:34

Hallo André
Vielen Dank für Deinen Kommentar. Auf so etwas habe ich gehofft.
Zur Erläuterung
Haftungsprobleme zwischen dem G4 un dem Epoxy gab und gibt es bislang nicht. Das Überwasserschiff war immer schon 2K lackiert, und von innen ist der Rumpf 1K bearbeitet, immer noch alles ohne Rott.

Das Thema Spannung aufbauen ist sehr interessant. Eine keilförmige Verleistung bringt da natürlich mehr. Ich hatte aber auch schon die Sorge, ob dieser Druck, wenn das Holz wieder quillt, nicht vielleicht so hoch werden könnte, daß er die Planken von den Spanten presst...

Damit Ihr euch ein Bild von den Rissen machen könnt, habe ich zwei Fotos angehängt:

Gruß Thomas
Segeltommi
Beiträge: 7
Registriert: Fr 27. Apr 2018, 07:54

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von Segeltommi » Di 1. Mai 2018, 07:48

Hallo André
Vielen Dank für Deinen Kommentar. Auf so etwas habe ich gehofft.
Zur Erläuterung
Haftungsprobleme zwischen dem G4 un dem Epoxy gab und gibt es bislang nicht. Das Überwasserschiff war immer schon 2K lackiert, und von innen ist der Rumpf 1K bearbeitet, immer noch alles ohne Rott.

Das Thema Spannung aufbauen ist sehr interessant. Eine keilförmige Verleistung bringt da natürlich mehr. Ich hatte aber auch schon die Sorge, ob dieser Druck, wenn das Holz wieder quillt, nicht vielleicht so hoch werden könnte, daß er die Planken von den Spanten presst...

Damit Ihr euch ein Bild von den Rissen machen könnt, wollte ich zwei Fotos anhängen, das hat aber leider nicht geklappt....

Gruß Thomas
André bauer
Beiträge: 2357
Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von André bauer » Di 1. Mai 2018, 22:48

Hallo Thomas,
wie gesagt arbeitet und quillt das Holz mit einer Epoxibeschichtung nicht mehr.
Um das auch von innen zu minimieren muss innen lackiert mindestens aber sehr gut geölt werden.

Eine Beschädigung von außen muss unbedingt umgehend repariert werden, sonst zieht Wasser unter das Holz.
Da es nicht mit normaler Geschwindigkeit verdunsten kann fault das Holz dann auch schnell.

André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
j.sch.
Beiträge: 211
Registriert: So 18. Jan 2009, 18:01

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von j.sch. » Do 3. Mai 2018, 11:30

Hallo André, mit was lackiert man von Innen am besten?
Viele Grüße aus Leipzig, Jens.
Antworten