Verleisten oder nicht

André bauer
Beiträge: 2357
Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von André bauer » Sa 5. Mai 2018, 08:13

Hallo Jens,

grundsätzlich würde ich innen etwas Einkomponentiges verwenden.
Damit das Holz auf jeden Fall atmen kann, ob es aussen beschichtet ist oder nicht.
Wenn das Boot beschichtet ist, muss innen gut lackiert sein damit das Holz keine übermäßige Feuchtigkeit aufnehmen kann, wenn mal Wasser überkommt.
Man kann Öl nehmen, das wird über viele Jahre aber schwarz, weil es offenporig ist und Schmutz eindringt.
Ein 1K Lack wie Epifanes ist geschlossenporig, lässt aber ähnlich viel Feuchtigkeit ausdiffundieren wie Öl.
Öl dringt aber tiefer ein.
1K PU Lack lässt weniger Feuchtigkeit durch.

Letzten Endes werde ich meinen Jolli mit Owatrol streichen und nach ein paar Jahren mit Epifanes lackieren, nachdem das Öl tief eingedrungen ist.
UV-Schutz ist innen ja vielleicht auch ein Thema, je nach Holzart, Fenstergröße und Zahl, Persenning über dem Cockpit...
Und verschiedene Lacke für Bilge und Cockpit oder Aufbau machen bei einem Jolli z.B auch keinen Sinn.

André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
j.sch.
Beiträge: 211
Registriert: So 18. Jan 2009, 18:01

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von j.sch. » Di 8. Mai 2018, 11:28

DANKE André, jetzt weiß ich Bescheid.
Viele Grüße aus Leipzig, Jens.
arthur
Beiträge: 130
Registriert: So 15. Jul 2012, 15:01

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von arthur » Di 3. Jul 2018, 14:49

Hallo Zusammen,

ich verstehe die Fragen nicht? Es geht um Holzboote - und die arbeiten! Wenn sie sich im Frühjahr zu Wasser wieder dichtziehen, ist alles gut. Wenn nicht - dann gibt es Arbeit für den Bootsbauer! Dieses ewige Ausleisten nicht zwangsläufig die Musterlösung. Wer grundsätzlich keinen Ärger mit der Thematik haben will, kauft sich ein formverleimtes etc. Boot ;-))
BG
PS: @ Jens - 1K Lack - langgemacht und jedes Jahr - alles wunderbar!
André bauer
Beiträge: 2357
Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von André bauer » Di 3. Jul 2018, 19:33

Hallo Arthur,

es ging hier um ein Boot, welches lange in Frankreich in der Sonne stand.
Mit Schimpfen gegen das Ausleisten hilfst Du keinem weiter.
Ich schlage vor Du liest erstmal alles und machst dann konstruktive Alternativvorschläge.

Ein beschichtetes, strukturell gesundes Boot arbeitet nicht nennenswert.

Gruß,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
arthur
Beiträge: 130
Registriert: So 15. Jul 2012, 15:01

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von arthur » Fr 6. Jul 2018, 14:09

schatzi - ich habe in meinem Leben schon Einiges ausgeleistet ;-))
Thematik:
Das Holz ist ja durch das Trocknen nicht weniger geworden, im Sinne von "da ist was weg"! Und jetzt mit zusätzlichem Holz in den Rumpf zu gehen - erweitert ihn! Schon klar oder?

Schon klar, was passiert ist. Die passende Methode ist es immer wieder, das strukturell erhaltene Holz durch langes Wässern (am Kran) wieder zu "wecken" und dann ist es allermeistens gut!
Frag doch mal einen Bootsbauer - das muß man lernen und das heißt Erfahrungen sammeln. Auf einer Uni lernt man so was halt nicht ;-))
BG
Segeltommi
Beiträge: 7
Registriert: Fr 27. Apr 2018, 07:54

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von Segeltommi » Fr 6. Jul 2018, 14:16

arthur schrieb:
-------------------------------------------------------
> schatzi - ich habe in meinem Leben schon Einiges
> ausgeleistet ;-))
> Thematik:
> Das Holz ist ja durch das Trocknen nicht weniger
> geworden, im Sinne von "da ist was weg"! Und jetzt
> mit zusätzlichem Holz in den Rumpf zu gehen -
> erweitert ihn! Schon klar oder?
>
> Schon klar, was passiert ist. Die passende Methode
> ist es immer wieder, das strukturell erhaltene
> Holz durch langes Wässern (am Kran) wieder zu
> "wecken" und dann ist es allermeistens gut!
> Frag doch mal einen Bootsbauer - das muß man
> lernen und das heißt Erfahrungen sammeln. Auf
> einer Uni lernt man so was halt nicht ;-))
> BG


Segeltommi
Beiträge: 7
Registriert: Fr 27. Apr 2018, 07:54

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von Segeltommi » Fr 6. Jul 2018, 14:21

arthur schrieb:
-------------------------------------------------------
> schatzi - ich habe in meinem Leben schon Einiges
> ausgeleistet ;-))
> Thematik:
> Das Holz ist ja durch das Trocknen nicht weniger
> geworden, im Sinne von "da ist was weg"! Und jetzt
> mit zusätzlichem Holz in den Rumpf zu gehen -
> erweitert ihn! Schon klar oder?
>
> Schon klar, was passiert ist. Die passende Methode
> ist es immer wieder, das strukturell erhaltene
> Holz durch langes Wässern (am Kran) wieder zu
> "wecken" und dann ist es allermeistens gut!
> Frag doch mal einen Bootsbauer - das muß man
> lernen und das heißt Erfahrungen sammeln. Auf
> einer Uni lernt man so was halt nicht ;-))
> BG


Moin Arthur

Bei deiner vorgeschlagenen Methode gibt es in diesem Falle zwei Probleme:
1. Bei einer so langen und starken Trocknung erreicht das Holz nicht unbedingt wieder sein altes Volumen
und, viel wichtiger:
2. Die Planken waren miteinander verleimt. Diese Verleimung ist aufgebrochen. Selbst wenn die Planken so quellen, dass das Schiff dicht wird, ist die Festigkeit nicht mehr die Gleiche.
Leimen muss man so oder so, meine Fage war eigentlich nur, ob Injiziertes Epoxy reichen würde, oder ob zwingend Holz eingebracht werden muss.
Gruss
TT
André bauer
Beiträge: 2357
Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von André bauer » Fr 6. Jul 2018, 18:20

Klein Arthur-Schätzchen,

nur weil ich ein Diplom habe, heißt das nicht das ich nichts gelernt habe. Tischler reicht?
Oder soll es noch ein Fachabi Architektur mit Werkstoffkunde Holz sein?
Oder noch 40 Jahre Erfahrung mit Holzboten?

Das Holz wird sehr wohl weniger, weil durch lange, starke Trocknung Zellen zusammenfallen bzw. beim Quellen nicht mehr ihre alte Größe erreichen.
Wenn nicht, würde das den Sinn des Ausleistens doch so ein klein wenig in Frage stellen...
Wie sonst kämen wohl Fugen zustande, die nicht mehr dicht quellen wo früher keine waren?
Die Spanten werden auch durch die ständige Beanspruchung etwas länger, wenn das die Hauptursache wäre, würden die Fugen nicht rein zufällig immer in der Wasserlinie auftauchen wo der Schwund der Planken am größten ist.
Die Kunst beim Ausleisten ist, dem Rumpf ausreichend Spannung zu geben, ohne die Spanten zu stark zu beanspruchen.

Schade, das die Diskussion schon wieder so unsachlich geworden ist.
Kommt wohl, wenn einer ausnahmsweise Schlips trägt und immer drüber stolpert.

@Tommi:
Ich halte ziemlich wenig davon, den Rumpf auszuleisten, ohne ihn danach außen mit EP zu beschichten.
Habe mit meinem Jolli so einen Extremfall.
Unter Wasser mit 100 mm breiten Eichenplanken, über Wasser mit 30-40 mm Mahagonileisten beplankt.
Ausgeleistet und offenbar dann wieder zu trocken stehen gelassen worden.
Mit dem Resultat, dass das Boot wieder nicht dicht wurde und lange ständig Wasser drin stand.
Selbst die vom Voreigner in den 90ern gewechselten Bodenwrangen sind schon hin, Edelstahlschrauben sind keine DDR-Ware. Am Holz sieht man auch, das die so alt nicht sind, nur die Enden am Schwertkasten sind mehr als fertig.
Mit EP und Glas wäre das nicht passiert.
Ein Bootsbauer wollte mir auch anschnacken, nur EP in die Fugen zu schmieren.
Damit baut man im Rumpf aber keine Spannung auf und die Festigkeit des Rumpfes ist unter Umständen nicht gegeben.

Gruß,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
arthur
Beiträge: 130
Registriert: So 15. Jul 2012, 15:01

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von arthur » Fr 6. Jul 2018, 19:27

Hallo großer Meister
naja dann ist ja alles gut, bei so viel Sachkenntnis - ? Da bleibt mir dann doch nur noch ein glückliches Restleben zu wünschen und die arme Forengemeinde weiterhin mit großer Sachkenntnis zu beglücken. Und eine Kunst ist es in der Tat ;-))))

@ TT, bei verleimten Planken ist das natürlich komplett anders, da der Rumpf wieder durch eine stringente Leimung seine alte Stabilität wieder erlangen muß.
BG
nvonholdt

Re: Verleisten oder nicht

Beitrag von nvonholdt » Fr 6. Jul 2018, 20:33

Guten Tag,
auch ich stehe vor der Aufgabe den Rumpf meines Bootes zu verkleben und da ich ein notorischer Querdenker bin, möchte ich meine Gedanken ungefragt in den Raum stellen.
Die Festigkeit des Rumpfes wurde durch die Verformung der Planken und deren Verbindung zu Spanten, Steven und Kiel hergestellt. Zusätzlich ergab sich eine Formfestigkeit durch die Flächenpressung der Planken untereinander.
Durch das Austrocknen des Rumpfes ist nur der letzte Punkt, die Formfestigkeit, nicht mehr gegeben, vorausgesetzt, daß die anderen Verbindungen mangelfrei sind.
Durch das Verkleben wird die Flächenpressung ersetzt. Ich behaupte, daß die Verklebung eine bessere Formfestigkeit ermöglicht.
Das Argument, daß Spannungen im Rumpf aufgebaut werden müssen, teile ich nicht. Die Spannungen, die durch eingeschlagene Leisten entstehen, gehen verloren, da es kein geschlossenes System ist. Die Spannungen werden sich Richtung Deck komplett abbauen.
Meines Erachtens wäre ein Füllen der Fugen mit Epoxy ausreichend. Jedoch ist dabei folgendes nicht außer Acht zu lassen:
1. Die Klebeflächen müssen sauber sein, daher müssen diese Fugen verbreitert werden, um sauberes Holz zur Verklebung zu haben.
2. Das vollständige Ausfüllen der Klebefuge nach innen ist sehr schwierig und sieht, da man innen wegen der Einbauten nicht alles "glatt" ziehen und reinigen kann, "schlimm" aus.
Aus diesen Gründen ist ein Einsetzen von Leisten sinnvoll. Es verringert auch den Klebstoffverbrauch.....
Die Gestaltung der Fugen, d.h. innen ein geringeres Spaltmaß als außen, macht in sofern Sinn, daß die Fuge innen durch die Leiste komplett verschlossen wird. Nach Außen wird der Restspalt durch das angedickte Epoxy verschlossen und eine Verklebung in Plankendicke ist gegeben. Jedoch dürfen die Leisten nicht eingeschlagen werden!
Nun ist letztendlich nur noch das Quellen der Planken zu verhindern, da der Plankendruck in Spantrichtung die Spanten oder die Verbindung zu ihnen zerstören wird.
Dieses wäre durch einen "Anstrich" mit Epoxy zu bewerkstelligen, ein Eindringen von Wasser, Feuchtigkeit in das Holz wäre nicht möglich. Jedoch ist dieser Anstrich sehr anfällig und es besteht die Gefahr von Fäule beim Eindringen von Wasser. Aus diesem Grund ist ein zusätzlicher Schutz des Holzes gegen Stoß mit einem Gewebe sinnvoll.
Für mich bleibt jedoch eine Frage offen. Ist es sinnvoll die relative Holzfeuchte wieder auf einen angenommenen Wert beim Bau herzustellen? Das Boot wurde mit einer Holzfeuchte von ca. 12-15% gebaut. Nach jahrelanger Hallenlagerung ermittel ich mit einem einfachen Gerät eine Holzfeuchte von ca. 8%. Da eine Feuchtigkeitssperre innen wegen der jahrzentelangen Ölbehandlung nicht möglich ist, besteht die Neigung, daß die Holzfeuchte zunimmt und die entstehende Plankenpressung nicht akzeptabel ist.
Bevor jetzt Zeter und Mordio geschrieen wird: Es sind meine Überlegungen und diese sind möglicherweise falsch. Ich bin jedoch noch aufgeschlossen genug.

Viele Grüße

N.von Holdt


Antworten