Mal wieder: die Oberfläche

kaengo2
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Mal wieder: die Oberfläche

Beitrag von kaengo2 » Mo 28. Mai 2018, 15:14

Hallo,

hier schon einige Male diskutiert,
allerdings habe ich meinen Fall nicht so ganz gefunden.

Vor ca. 12 Jahren habe ich meinen Mahagoni-auf-Eiche Kutter komplett abgezogen und
mit Owatrol D1 bearbeitet, wie vorgeschrieben (War 6 Wochen Arbeit)
Naja, also die tollen Versprechen von wegen ,komplett durchtränken' konnte ich
relativ schnell widerlegen.

Wie auch immer, wir haben noch etliche Jahre die Außenhaut mit Owatrol nachgearbeitet,
und war eigentlich auch immer ganz OK.

Es kamen ein wenig schlechtere Zeiten, und wir haben das Schiff nun schon seit 4 Jahren außer Betrieb genommen, es liegt im Wasser mit einem festen Dach drauf.

Nun ist die Bordwand ordentlich verwittert,
und ich will in die Werft, und sie aufarbeiten.

Da fragt man sich bei solcher Gelegenheit,
ob man vielleicht wechseln sollte zu was besserem und vielleicht auch preisgünstigerem
(Das Geld kann man ja an anderer Stelle ins Schiff stecken, das hat da sozusagen keine Probleme mit .....;-( )

Es geht mir jetzt nicht darum, eine ,Schmuckstück'-Lösung zu findern,
(wie offenbar den meisten hier) mehr darum,
einen seemännischen und praktikablen und bezahlbaren Anstrich zu finden.
der mir hilft, das Schiff die nächsten 50 Jahre fit zu halten.


Na, vielleicht ist ja das Ei des Kolumbus und die eierlegende Wollmilchsau gleichzeitig inzwischen entdeckt worden, und der Entdecker mag hier sein Geheimnis teilen...

Gruß,
Holger


P899

Re: Mal wieder: die Oberfläche

Beitrag von P899 » Di 29. Mai 2018, 07:05

Wie regelmäßig wurde denn mit D1 nachgetränkt?
kaengo2
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Re: Mal wieder: die Oberfläche

Beitrag von kaengo2 » Di 29. Mai 2018, 16:24

Hallo P899,

ja die ersten Jahre habe ich jedes Jahr nachgeölt,
vor 5 Jahren habe ich leider gestoppt,
dann nach einmal vor 4 Jahren ziemlich gründlich nachgeölt.

Also zu großen Teilen ist die Oberfläche noch durchaus akzeptabel.

Ich habe NICHT vor, jetzt etwas komplett neues aufzubauen
(schon weil ich bei der Hitze höchstens 2 Wochen draußen bleiben kann)

Ich denke mal irgend ein Öl ist schon das richtige.

Nur habe ich gelesen (Ich glaube auch hier, habe es allerdings nicht wiedergefunden)
daß Owatrol gar nichts so besonderes ist, sondern nur gewaltig überteuert ....


Naja, vielleicht gibt es ja etwas anderes.
Leinöl?

Halböl?

Ein wenig giftig dürfte es für mich allerdings auch gerne sein,
Grund für die Außerbetriebname vor 5 Jahren war ein Pilz im Deck,
den habe ich aber -glaube ich- so langsam im Griff.
(Deck mehr oder weniger komplett ausgetauscht)


Gruß,
Holger
André bauer
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Re: Mal wieder: die Oberfläche

Beitrag von André bauer » Di 29. Mai 2018, 19:31

Moin,

leider gibt es immer noch kein Geheimrezept. Und es gibt auch kein Öl mit UV-Schutz gegen das Ausbleichen von Holz.
Weder UV-Schutz noch eine dicke glänzende Lackschicht sind ausschließlich für die Optik da.
UV Strahlung zerstört langfristig die Zellen und mindert so die Festigkeit, ne dicke Schicht Lack verhindert zu viel Wasser im Holz und je mehr Lack je besser der UV-Schutz.

Öl ist super zum Grundieren und imprägnieren, auch wenn es nicht durchtränkt. Leinöl tut das über die Jahre, wird aber auch nie richtig hart und klebt bei solchen Temperaturen wie jetzt.

Das sich solche Märchen immer so gut halten. Wenns dem inneren Schweinehund aus der Seele spricht, glaubt man gern...

Gruß,
André
Gruß,
André

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kaengo2
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Re: Mal wieder: die Oberfläche

Beitrag von kaengo2 » Di 29. Mai 2018, 21:25

Naja, Lack hatte ich ganz zu Anfang drauf.
Das Problem bei dem eigentlich: Er verzeiht es gar nicht,
wenn man mal ein Jahr nicht nachkommt.

Ich glaube, mit dem Ölen ist die Unterhaltung schon deutlich einfacher.
Auch sieht meine Bordwand nicht mehr so toll aus, mein Eindruck ist,
daß Lack besonders schön wirkt, wenn auch das Holz darunter picobello ist.

Also ich vermute mal, Öl ist schon wieder die richtige Wahl,
zumal ich ja nicht vorhabe, den Rumpf komplett aufs Holz runterzuschleifen und neu aufzubauen.

Die Frage: Kennt jemand ein Öl, welches nicht gerade explodiert, wenn es mit alten Owatrol-Resten in Berührung kommt aber vielleicht genauso gut wie Owatrol bei herabgesetzten Kosten?

Was ist von selbst angerührtem Halböl zu halten?
Welche Zutaten braucht man dazu?



Gruß,
Holger
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Re: Mal wieder: die Oberfläche

Beitrag von Olaf_p32 » Mi 30. Mai 2018, 10:19

Das Halböl besteht aus gleichen Teilen Leinölfirniss und Terpentinöl. Damit es besser fest wird kann man noch Sikativ hinz fügen. Gibt es z.B. bei Toplicht.
Halböl wird aber nicht ohne Grund auch als Grundieröl bezeichnet. Als alleinige Oberflächenbehandlung auf der Rumpf Außenseite taugt es nicht. Innen kann es durchaus eingesetzt werden, aber Außen muss noch zumindest ein UV-Schutz vorgesehen werden. Nach der Behandlung mit Halböl muss der Rumpf noch mit einem Lack oder Lacköl versehen werden. Bei Ovartrol z.B. heißt das nach dem "Tränken" mit D1 (hat niicht ohne Grund den Namen "Sättiger") kommt das Oberflächenfinisch mit D2. Dann bleibt die Oberfläche auch wenn man sich mal ein Jahr nicht drum kümmert immer noch gut. Ich habe das Zeug auf dem Mast. Seit Jahren kaum Wartungsaufwand. Bei Lacköl ist das "Nacharbeiten" aufgrund der Konsistenz oft deutlich einfacher als bei Lack. Blasenbildung z.B. ist unbekannt.
Wie kommst du denn darauf das Ovatrol gewaltig überteuert ist ? Das gilt doch eigentlich für alles wo Marine oder Boot dran steht. Das D2 liegt Preislich jedenfalls in der gleichen Gegend wie andere Lacköle.
Dedel
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Re: Mal wieder: die Oberfläche

Beitrag von Dedel » Mi 30. Mai 2018, 16:54

moin Holger
ich kann nur den Bericht von Olaf bestätigen aus meiner Erfahrung mit D1 und D2 am Rig.
Kenne nix Vergleichbares zum Wartungsaufwand.
Mir tun die 2,5L D1 Dose auch jedes Jahr weh wenn das kleine Folke sie innen aufgesogen hat.
Nur wenn ich mir dann in der Saison und im Winter das feste Holz ansehe und fühle, gebe ich die 60€ dafür gerne aus im Jahr. Bei der Bootsübernahme vor 5 Jahren war das Holz innen nass und weich.
Gruß
Detlef
P899

Re: Mal wieder: die Oberfläche

Beitrag von P899 » Mi 30. Mai 2018, 19:36

Dass man auch einen Mast mit Ovatrol ölen kann wusste ich gar nicht (habe aber auch einen Alu-Mast).

Könnte man auch ein Holzruderblatt oder Schwert mit Ovatrol behandeln?
André bauer
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Re: Mal wieder: die Oberfläche

Beitrag von André bauer » Mi 30. Mai 2018, 20:36

kaengo2 schrieb:
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> Naja, Lack hatte ich ganz zu Anfang drauf.
> Das Problem bei dem eigentlich: Er verzeiht es
> gar nicht,
> wenn man mal ein Jahr nicht nachkommt.

Da kann die Schicht nicht dick gewesen sein. Eine geschlossene Lackschicht ohne sichtbare Poren geht nicht im nächsten Jahr kaputt.
Das bedeutet aber mindedtens 8 oder 10 Schichten mit Zwischenschliff.
Vorrausetzung ist auch ein strukturell steifes Schiff ohne großartige Bewegung im Holz.
Das hat wieder mit der richtigen Lagerung im Winter und einer Ganzpersenning inkl. Seiten zu tun.
Die Persenning schützt den Lack vor Sonne und das Holz vor starker Austrocknung.
Mehr Arbeit kann man sich nicht sparen.

Bei mir hätte auch ein naturlackierter 12er eine Ganzpersenning...
Gruß,
André

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Re: Mal wieder: die Oberfläche

Beitrag von kaengo2 » Mi 30. Mai 2018, 22:34

Hallo André,

ja damit triffst Du den Nagel auf den Kopf..
1) hatte ich tatsächlich zu wenige Schichten aufgebracht nach dem kompletten Abziehen (Das geschah 2003),
2) arbeitet das Schiff durchaus (Ich denke das macht fast jedes ältere Holzschiff bei der Größe)
3) ja richtige Lagerung auch nicht einfach, insbesondere im Sommer. Persenning war schwierig wegen des umfangreichen stehenden Guts des Zweimasters.

Ne, ich glaube wirklich, Lack ist nicht das richtige für mich.

Zu dem Öl denke ich dann auch, daß es nach der Diskussion hier wieder D1 wird.

Offenbar hat sich niemand gefunden, der was besseres empfehlen mag ....
Auch wenn es bei mir nicht um 60€ geht, sondern eher um 300€ ...

Ich habe halt in den letzten Jahren einige Diskussionen,
nicht nur hier verfolgt,
und meine mich erinnern zu können,
daß mehrmals das Argument gefallen war, D1 wäre sehr überteuert.

Da ja schon D1 (mehr) drauf (als drin) ist,
ist das auf jeden Fall ein wichtiges Argument

Gruß,
Holger

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