Holzrumpf durch Leinöl "quellen" lassen

evilknivel
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Holzrumpf durch Leinöl "quellen" lassen

Beitrag von evilknivel » Mo 12. Nov 2018, 09:05

Moin zusammen,

ich mal wieder. Irgendwie hat mir die Suche im Forum nichts zum Thema Leinöl ausgespuckt, wahrscheinlich habe ich was falsch gemacht.

Unsere vor einer Woche übernommene H-Jolle stand jetzt mehrere Jahre auf dem trockenen in einer Halle. Meine Frage ist jetzt was ist die beste und vor allem nachhaltigste Variante die teilweise 1mm großen Spalten zwischen den Planken zu "beseitigen".

Ist es das Beste das Boot im Wasser quellen zu lassen vor dem lackieren oder kann ich es auch runter schleifen und dann bis zur Sättigungsgrenze mit Leinöl imprägnieren? Sollte das Holz dann nicht auch maximal zuquellen und auch weniger stark austrocken wenn es an Land steht?

Spannend für mich ist auch ob sich bei, mit Leinöl, impräniertem Holz der Lackaufbau ändern oder man da nichts weiter beachten muss.

Hintergrund ist das wir wohl erstmal keinen Liegeplatz haben werden und ich das Boot an Land auf dem Trailer lagern muss.

Von meinem begrenzten Wissen und der farbe des Holzes denke ich das es sich um Lärche handelt.


Vielen Dank für eure infos :-)
André bauer
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Re: Holzrumpf durch Leinöl "quellen" lassen

Beitrag von André bauer » Mi 14. Nov 2018, 23:25

Moin,
Leinöl lässt das Holz bei weitem nicht so quellen, weil es nicht so eindringt.
Über lange Jahre kann es Holz vielleicht durchdringen, weil es nicht komplett durchhärtet.
Zumindest habe ich alte Leinölbeschichtungen gesehen, die sehr weit eingedrungen waren.
Das Boot wird aber mit Beschichtung nicht so quellen wie ohne, je nach dem auch wie oft gestrichen wird.
Eine gängige Taktik ist das Boot im Wasser quellen zu lassen bzw vorher mit feuchten Jutesäcken auszulegen.
Damit das Boot schneller aus eigener Kraft schwimmt.
Erst dann kann mit Leinöl das Wasser aus dem Holz verdrängt werden.

Gruß,
André
Gruß,
André

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evilknivel
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Re: Holzrumpf durch Leinöl "quellen" lassen

Beitrag von evilknivel » Do 15. Nov 2018, 07:48

Moin André,

super vielen lieben Dank für die Klarstellung die Info fehlte mir noch (erst mit Wasser quellen dann ggf. Leinöl)

Macht es denn jetzt noch sinn vor dem Frost das Boot sich voll Wasser quellen zu lassen? Habe etwas angst vor dem kaputtfrieren des Holzes.

Gruß,
Frank
Käptnolli
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Re: Holzrumpf durch Leinöl "quellen" lassen

Beitrag von Käptnolli » Fr 16. Nov 2018, 14:36

Hallo,
um die Physikalischen Eigenschaften von Holz besser zu verstehen hilft z.B. Wikipedia. Holz quillt am besten wenn es noch nie mit Öl oder Harz etc. "behandelt" war. Öl stösst das Wasser ab, aber Öl das in den Holzzellen ist kann nicht von Wasser "rausgedrängt" werden...(schön wärs) Es gibt natürlich verschiedene Methoden aus einem "Nasslieger" einen "Trockenlieger" zu machen.
Ich werde über den Winter einen 15er VEB Jollenkreuzer ausleisten und mit Epoxy (West System) überziehen. Ich werde versuchen hier meine Arbeit zu veröffentlichen.
Gruß
Olli
evilknivel
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Re: Holzrumpf durch Leinöl "quellen" lassen

Beitrag von evilknivel » Fr 16. Nov 2018, 14:59

Hi,

danke für deine Antwort. Das es das schnellste ist mit Wasser ist mir klar. Aber ist es auch vor dem Winter sinnvoll? Ich weiß das Wasser in Holz wesentlich später gefriert wegen den Zuckern aus den Holzfasern aber ist in so altem Holz noch genau so wie man es bei relativ neuem Holz annehmen würde?

Oder ist die gefahr groß das mir das Boot kaputt friert über den Winter, wenn ich es jetzt noch wässere.
André bauer
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Re: Holzrumpf durch Leinöl "quellen" lassen

Beitrag von André bauer » Sa 17. Nov 2018, 11:48

Hi,
das Boot soll sich ja nur vor dem Winter nochmal vollsaugen und nicht monatelang im Wasser bleiben.
Wenn das jetzt passiert und nicht erst bei hartem Frost ist das kein Problem.
Kurzer Frost ist kein Problem, es gibt ja auch viele größere und stark gebaute Schiffe die im Winter drin bleiben.
Du kannst in einer mehr oder weniger warmen Halle auch Wasser ins Boot kippen und regelmäßig austauschen bzw nachkippen.
Ein Bekannter hat unter seinem Folke eine Wanne mit Teichfolie gebaut und eine Folie drüber gehängt um das Boot feucht zu halten.
Das allein ist natürlich keine Variante das Boot zum Quellen zu bringen.
Extrem wichtig ist sowohl in der Halle wie im Wasser der Luft- und Wasseraustausch.
Das Wasser darf nie zu lange im Boot stehen und faulig werden, ebenso muss Schimmel durch stehende Luft verhindert werden.

Anders als mit Wasser geht es gar nicht.
Die Luft muss mit dem Wasser aus dem Holz raus, unter einer dicken Ölschicht geht das nicht.
Auch wenn das Öl nicht ausgehärtet ist, sprich Öl reinkippen und warten wird nichts.
Da hilft nur anfangs ölen bis das Holz papp sagt und das Öl nach 1 Stunde ca. immer noch dick auf dem Holz steht.
Das überschüssige Öl wird mit einem Lappen abgenommen.
Die Prozedur kann durchaus mehr als 1 Tag dauern und sollte nicht unterbrochen werden.
Also besser mit Helfern...
Danach wird täglich mind. 1 Schicht aufgebracht. Wenn das Holz mehr zulässt, dann eben mehr.
Der Trick ist, dass das Öl nicht antrocknet an der Oberfläche, nur dann kann es in tiefere Holzschichten eindringen.
Gruß,
André

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Re: Holzrumpf durch Leinöl "quellen" lassen

Beitrag von Olaf_p32 » Di 20. Nov 2018, 14:51

Dein Problem ist eher nicht das Dichtquellen des Bootes, sondern das Austrocknen während der Saison. Wenn das Boot an Land liegt ist es nach spätestens einer Woche derart undicht das es sinkt. Wenn du das verhindern willst, dann bleibt die nichts übrig als entweder:
1. Das Boot den gesamten Sommer über feucht zu halten
oder
2. Den Rumpf mit Epoxi und Matte zu beschichten. (West System)

Wenn der Rumpf schon vollkommen ausgetrocknet ist, dann wäre jetzt die richtige Gelegenheit ihn zu beschichten.
André bauer
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Re: Holzrumpf durch Leinöl "quellen" lassen

Beitrag von André bauer » Di 20. Nov 2018, 18:42

Moin,
ich habe mein Sperrholzmotorboot mal mit West-Epoxy beschichtet. Keine guten Erfahrungen...
Das Harz sonderte große Mengen Arminröte ab, die die Haftung des Lacks unterbindet.
Wäscht man das Harz nicht sofort direkt nach dem Aushärten und unbedingt vor der weiteren Bearbeitung ab, wird das Wachs mit dem Schleifpapier in die Schleifriefen gedrückt und verteilt.
Ich hatte trotz Abwaschen des Wachses später Lackablösungen und musste alles entfernen und neu beschichten.

Ich kaufe kein West-System Harz mehr.
Kurolon zum Kleben und SP zum Beschichten. SP hat ein besonders UV beständiges Harz.
Wenn das Harz unter dem Lack trübe wird durch die UV Strahlung ist die gesamte Beschichtung auch durch.

Gruß,
André
Gruß,
André

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Re: Holzrumpf durch Leinöl "quellen" lassen

Beitrag von fg-1064 » Mi 21. Nov 2018, 14:37

Moin zusammen,

die Beschichtung eines Rumpfes bedarf aber diverser Vorarbeiten. Der Rumpf muss dann nämlich absolut fest und steif sein. Ein älterer Rumpf, der sich gerne etwas verwindet - was an sich ja kein Problem ist, solange sich die Verwindung in engen Grenzen bewegt - ist durch einfaches Beschichten nicht zu retten. Diese Exemplare hab ich reihenweise besichtigt. Alles Schrott mit gerissenem Gewebe und Rott in den Verbänden.
Vor der Beschichtung ist der Rumpf auszuleisten, jede nicht mehr einwandfreie Verbindung zu erneuern und dann erst darf Epoxy drauf! ...und auch nur, wenn es sich nicht um Klinkerrumpf handelt. Der kann mit Epoxy in der Regel nicht gerettet werden...

Grüße!
Jan
evilknivel
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Re: Holzrumpf durch Leinöl "quellen" lassen

Beitrag von evilknivel » Mi 21. Nov 2018, 22:19

Hi zusammen,

danke nochmal für eure Antworten. Ich bin sehr gespannt auf die nächste Saison und werde mich erstmal für die alter hergebrachte Variante entscheiden und es im Wasser quellen lassen im Anschluss werde ich dann sehen wie schlimm es wird wenn wir es immer mal wieder zu segeln slipen. Zur Not muss dann sonst ein Liegeplatz her.
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