Schmale Plankennähte händisch mit Metallsägeblatt aussägen statt ausleisten

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manfjacob
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Schmale Plankennähte händisch mit Metallsägeblatt aussägen statt ausleisten

Beitrag von manfjacob » Mo 5. Okt 2020, 21:31

Ich kenne einige Jollen, deren Plankennähte ganz fein ausgesägt wurden und dann vermutlich mit Epoxy gefüllt. Die Planken sind dann wie verleimt. Aus etwas Entfernung kann ich die Naht nicht sehen. Man hat ein verleimtes Boot. Meiner Meinung nach, genauso fest, als wenn man ausleistet. So eine Außenhaut sieht viel besser aus, als eine ausgeleistete Außenhaut.
Die Eigner sagen, das Boot wurde danach mit konventionellem Lack beschichtet und nicht mit Epoxidharz.
Wie dünn oder breit ist so ein Säge-Schnitt?
Wie groß muss der Schnitt mindestens sein, damit Epoxidharz hinein passt. Das wird wohl mit einer Spritze gemacht.

Kennt sich jemand mit dieser Methode aus? Was muss man beachten, wo sind die Schwierigkeiten?

Ich freue mich auf Antworten
Manfred
helmsman-2
Beiträge: 63
Registriert: Mi 1. Jan 2020, 13:32

Re: Schmale Plankennähte händisch mit Metallsägeblatt aussägen statt ausleisten

Beitrag von helmsman-2 » Sa 17. Okt 2020, 12:45

Hallo Manfred,

genau diese Gedanken habe ich mir auch schon gemacht (vielleicht habe ich das auch schon mal hier geschrieben), weil Ausleistung eben oft sichtbar ist, besonders, wenn die Leisten sehr breit sind und auch noch eine andere Farbe haben, als das ursprüngliche Holz. Ausserdem finde ich, sollte man die Original Substanz möglichst wenig angreifen, wenn sie noch in Ordnung ist. Deshalb ist meine Philosophie auch, erstmal nur verkleben. Wenn das nicht funktioniert, Leisten, so schmal wie möglich und wenn das auch mal nicht mehr hält, die nächstbreiteren Leisten. Aber eben nicht gleich breite Leisten.
Das alles gilt für klar lackierte Boote. Bei einem farbig gemalten Boot kann man auch gleich breitere Leisten verwenden.

Bei einem normal geplankten Boot werden die Plankennähte im Prinzip ja im Frühjahr, wenn sich die Planken schon etwas geöffnet haben, mit Farbe zugestrichen. Im Sommer, wenn das Holz sich wieder etwas ausdehnt, wird die Farbe wieder etwas rausgedrückt und bildet leichte Überstände, die dann im nächsten Frühjahr wieder abgeschliffen werden. So entsteht dann über die Jahre eine dunkle Naht, die gerade das Erscheinungsbild älterer Boote ausmacht.
Da habe ich eben auch schon gedacht, warum nicht statt der Farbe gleich richtig verkleben.

Meines Erachtens sollte man die Fuge, wenn man so verfahren will, so dünn wie möglich halten. Es sollte möglichst nur die alte Farbe und Schmutz von den Flanken der Planken entfernt werden, so dass frisches Holz an der Klebefläche ist, das einen guten Klebeverbund gewährleistet. Aber mehr nicht.

Die Festigkeit einer solchen Fuge ist sehr gut, wenn die Dicken nicht zu groß werden. Ich würde mal sagen, 0-1 oder 1,5 mm ist überhaupt kein Problem, dicker geht vielleicht auch noch, aber da würde ich schon eher an Ausleisten denken.

Ich sehe das Problem darin, ein möglichst dünnes Sägeblatt zu finden (evtl. unter 1 mm) und dann die Fuge möglichst gerade auszusägen, denn man hat ja zunächst keine Führung bzw. nur in dem bereits gesägten Spalt (wenn die Fuge einigermaßen zu ist). Metallsägeblätter sind evtl. breiter und hinterlassen möglicherweise unsaubere Kanten. Aber das müsste man mal ausprobieren. Ich finde z.B. die Kreisscheiben der Fein-Schwingsäge ganz interessant, da sie sehr dünn sind und man die Fuge evtl. mit der Maschine sägen könnte. Man muss natürlich auch aufpassen, wenn man ganz durchsägt, dass man die Spante nicht ansägt.

Das Füllen der Fuge mit Epoxidharz (auf jeden Fall mit Baumwollflocken eingedickt) dürfte mit einer Spritze funktionieren oder, indem man die Klebemasse z.B. mit einer Japanspachtel in die Fuge spachtelt. Evtl. von hinten abkleben. Zuvor sollte man die Plankenkanten mit nicht eingedicktem Epoxidharz streichen, damit dieses möglichst tief ins Holz eindringt und einen guten Verbund herstellt.

Ich habe auch schon daran gedacht, das Klebeharz schwarz einzufärben, um die Plankennähte zu betonen (wie es der Lack in den Fugen ja auch macht), aber das ist wahrscheinlich Geschmacksache und vielleicht auch gar nicht notwendig. Das normale Epoxidharz mit Baumwollflocken wird in der Fuge auch schon relativ dunkel (wenn man es nicht zu trocken macht) und wenn es dann mit normalem Klarlack über gestrichen wird.

Berichte mal, wie Du es dann machst und welche Erfahrungen du gemacht hast.

Viele Grüße

Klaus
brinkmoar
Beiträge: 1
Registriert: Mi 8. Jan 2020, 05:49

Re: Schmale Plankennähte händisch mit Metallsägeblatt aussägen statt ausleisten

Beitrag von brinkmoar » Sa 30. Jan 2021, 17:53

Hallo zusammen,

das dünne Aussägen von Rissen und Verleimen mit Epoxi habe ich gerade (Dezember 20 /Januar 21) bei meinem 20er Jolli R309 gemacht. Das waren etwa 7 ... 8 Laufmeter Risse in Abschnitten von 5 cm bis ca. 1 m.
- Rissverlauf an Deck mit breitem durchsichtigem Klebeband abgeklebt, erleichtert später das Säubern von Epoxi ungemein
- von unter Deck mit einer Fühlerblattlehre die Neigung des Risses im Holzquerschnitt "erfühlt"
- in der Neigung von unten 1-mm-Bohrung nach oben durch
- Verlauf des Risses an Deck mit Kreppband markiert
- mit 1,3-mm-Hand-Stichsäge den Riss ausgesägt, Vorsicht im Bereich der Decksbalken, der nach oben herausstehende Bohrer gibt die Neigung des Sägeblatts bzw. des Schnitts vor
- der Sägeschnitt folgt den Kurven des Risses (!)
- Schnitt mit Schleifpapier gesäubert
- 1,2-mm-Mahagoni-Sägefurnier aus dem Modellbau, Streifen etwas mehr als Decksstärke, an beiden Enden ca. 30° Schräge entsprechend Geometrie des Sägeschnitts
- Sägeschnitt unter Deck mit Kreppband verschlossen, von unten Brett dagegen gespreizt; so kann der Leim nicht herauslaufen
- Epoxi (West) in den Sägeschnitt und auf den Furnierstreifen unverdickt vorgestrichen, eingewärmt
- Epoxi mit Mahagoni-Sägespänen angedickt, mit Stuckateursspachtel in den Sägeschnitt gedrückt
- Furnierstreifen eingedrückt; die Streifen sind dünn bzw. elastisch genug, um den Kurven des Risses bzw. des Sägeschnitts zu folgen
- nach dem Aushärten durchsichtiges Klebeband abgezogen, Rest mit sehr (!) scharfem Handhobel beigearbeitet

Das wird man später sehen, aber nicht so sehr, wie eine mit der Fräse herstellte, pillegerade, regelrechte Ausleistung.

Gruß, Christian
Penduick_2
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Registriert: Mi 22. Jan 2020, 14:53

Re: Schmale Plankennähte händisch mit Metallsägeblatt aussägen statt ausleisten

Beitrag von Penduick_2 » Do 4. Feb 2021, 14:37

Hallo Manfred,
auch wenn es sicherlich gut aussieht, sehe ich das mit schmal aussägen für einen ganzen Rumpf kritisch.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es wichtig ist, überall auf gesundes Holz zu kommen und zu kleben, wenn der Rumpf knockentrocken ist (< 7-8% Feuchte).
Ich habe mich damals für 6 mm Fugen entschieden und im März geklebt.
Klar, die Leisten sieht man. Aber Überwasser hat es gehalten.
UW (vorher schon mal ausgeleistet) hat es aber in einem trockenen Mai dann eine ganze Menge auseinander gezogen. Ich habe etwa 10 lfm Risse geflickt, durch die im trockenen Zustand Licht kam (ca. 1-2mm Spalte). Die Risse waren alle in den alten Planken neben den Leisten genau da, wo das Holz kein Epoxi mehr aufgesogen hatte. Die Spannungen durchs Schrumpfen ziehen sich durch den ganzen Rumpf und die schwächsten Stellen im alten Holz geben dann halt nach :( .
Bei meinem Jolli wäre ich bei 1-1,5mm Schnittbreite nicht auf beiden Seiten der Fugen auf gesundes Holz gekommen. Und alle Planken neu machen geht auch nicht wirklich....

VG
Matthias, R407

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