Was haben wir falsch gemacht ...?

Sina
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Was haben wir falsch gemacht ...?

Beitrag von Sina » Di 17. Nov 2020, 21:58

Hallo zusammen,

wir restaurieren seit längerem unser Folkeboot, Bj 64 von Mats Selden (nähe Göteborg). Wir hatten erst kleinere Leckagen, dann Längsrisse in Planken und haben uns dann entschlossen die große Nummer zu machen, d.h. mit Bootsbauer und Planken tauschen, Spanten und Bodenwrangen erneuern, und Kiel ab, Steven erneuert, alles mit Bitumen gedichtet usw.
Letztes Jahr sind wir rein, es war ...medium....dann wieder raus und die Kielpanken noch getauscht, Spantfüße abgedichtet, dann wieder rein und soweit zufriedenstellend. (leider riss beim 2ten Segeln die Aufnahme für das Bb Want ab, d.h. Saison war gleich wieder vorbei.)
Im letzten Winter haben wir dann die obersten Planken im Überwasserbereich auf beiden Seiten neu gemacht (sibirische Lärche), sie dann 10 Tage auf den Grund der Trave gelegt, dann antrockenen lassen und D1 drauf, dann rein... und sie säuft uns ab bis zu den Bodenbrettern. Im Überwasserbereich strömt es nur so rein (nicht überall, aber an diversen Landungen) , segeln geht nicht. Wenn wir sie leer pumpen dauert es ca 24h bis sie wieder voll ist, der Wasserstand innen ist aber niedriger als außen, da bleibt sie dann hängen. Und sie hat Schlagseite, nicht viel aber sichtbar (keine Einbauten, kein Mast, kein Motor)
Die Planken sind 1,7cm stark, überlappen ca 2cm, sind dicht vernietet.
Wir haben keine Idee mehr, außer Epoxy/Sikaflex etc, was aber nicht geplant ist. Aber vielleicht hat hier jemand eine Idee.

Gruß
Volker
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HermannLenz
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Re: Was haben wir falsch gemacht ...?

Beitrag von HermannLenz » So 22. Nov 2020, 16:10

:)
Zuletzt geändert von HermannLenz am Mo 23. Nov 2020, 12:16, insgesamt 2-mal geändert.
Es grüßt Bootsmann Hermann vom MB SILESIA
HermannLenz
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Re: Was haben wir falsch gemacht ...?

Beitrag von HermannLenz » So 22. Nov 2020, 16:10

Moin Volker.

Oh. Geht wieder.

Zu deinem Text : " Letztes Jahr...... MEDIUM .....
ZUFRIEDENSTELLEND....."
Was bedeuten diese Begriffe im Zusammenhang mit dem eigentlichen Problem ?
Weiter : " Im ÜBERWASSER Bereich strömt es....." .
Das kann doch nicht der Grund für das "Absaufen" sein .
Es ist doch definitiv der Kielbereich und UW nicht ÜW Bereich undicht.
Deine Chance (so wie bei mir auch) :
Boot an Land , dann langsam Wasser rein . Dann siehst du der Reihe nach die Leckstellen . Wenn der Kahn , wie du schreibst , in 24 Std. vollgelaufen ist , gibt's ein massives "konstruktives" Problem u.U. im Landungsbereich UW. Z.B. Vernietung zu locker , zu wenig Dichtmaterial in den Landungen , Plankenstöße , .....
Auf Facebook gibt es einen Stremel "Folkeboot Biis" .
Da wird ein Folke komplett von unten bis oben saniert .
Habe ich mit Interesse verfolgt , auch wenn ich keinen Klinker , sondern einen Glatt - Karweelbau habe . Allerdings nach 55 Wssserjahren auch nicht ohne Probleme (siehe meine diversen Beiträge dazu) .
Aktuell habe ich auch wieder was im UW Bereich gefunden und tausche Planken aus .
Viel Glück und Erfolg mit deinem Folke, es lohnt sich immer , insbesondere , wo du schon soviel gemacht hast.
Ich bleibe e am Ball, da ich gern Holzbootrestaurierungen verfolge.
Es grüßt Bootsmann Hermann vom MB SILESIA
Detlef Lutz
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Re: Was haben wir falsch gemacht ...?

Beitrag von Detlef Lutz » So 22. Nov 2020, 19:48

Moin Volker
Du schreibst das du Unterstützung vom Bootsbauer hast. Was sagt er denn zu dem Thema? Ich habe zwar gerade einen Roten geöffnet, aber ich kann Deiner Beschreibung leider nicht wirklich folgen.
Was heißt mit Bitumen gedichtet?
Entweder in den Lannungen ist nix beim vernieten, oder ein Klebstoff wie MS Polymer. Das Bitumen hat dafür gesorgt das die Nietungen nicht fest genug sind. Das Holz quillt und drückt das Bitumen raus. Das Holz schrumpft und es entsteht ein Spalt.
Des Weiteren gibt es keine Festigkeit durch Reibverbund zw. den Planken, eher durch das Bitumen ein Gleitmittel. Der Rumpf wird weich sein wie ein Jahrzehnte bei Regatten gepeitschtes Folke mit gestreckten Nieten.
Vielleicht liege ich auch falsch und habe das mit dem Bitumen nicht verstanden.
Gruß aus Hamburg von Detlef mit Folke Lill

https://www.fky.org/restaurierung/resta ... g-lill.htm
Sina
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Re: Was haben wir falsch gemacht ...?

Beitrag von Sina » So 22. Nov 2020, 21:30

Hallo zusammen,

erstmal vielen Dank für Eure Antworten.
"Zufriedenstellend" heisst, dass es nicht staubtrocken war, aber die Menge Wasser die reinkam war überschaubar (5-6 Liter die Woche)

Das mit dem Bitumen habe ich unglücklich geschrieben: zwischen den Planken ist nichts, kein Kleber/Expoy/Bitumen. Wir haben aber Bitumen für die Abdichtung am Kiel verwendet (oben auf dem Kiel bevor er wieder drunter kam), für die Spantfüße und für das Eindichten am Steven. Und an 2 Stößen im Unterwasserbereich haben wir zur Abdichtung vom Lasch auch Bitumen verwendet. Da haben wir auch an einer Stelle, die nicht dicht gequollen ist, einen feinen Kalfatfaden reingelegt, dort ist sie soweit auch dicht.
Das war letztes Jahr. Dieses Jahr waren wir nicht am Unterwasserschiff - und es läuft erheblich mehr rein, halt bis zu den Bodenbrettern in 24h. Sie liegt seit ca 3 Monaten im Wasser, sollte also reichen um dicht zu werden. Da muss es mindestens eine Stelle geben, die aufgegangen ist. Die Frage wäre dann nur: Warum? Und was macht man dagegen?

Dazu kommt, dass es, wenn sie auf der Seite liegt, bei einigen Planken Sturzbäche gibt, als wären da keine Niete drin. Sind sie aber, und die haben auch Spannung. An anderen Stellen (teilweise an der gleichen Planke), die genauso verarbeitet wurden, ist es völlig trocken.
Der Bootsbauer (sowie 2 weitere Bootsbaumeister, die sich das gute Stück angeschaut haben, und bestätigt haben, dass es handwerklich gute Arbeit ist) sind ebenso ratlos wie wir.

Kann es sein, dass das Holz durch das Quellen die Planken an anderer Stelle auseinanderdrückt? Und wenn ja, wie wird es im "Original" gemacht, damit sowas nicht passiert?

Ich versuch nochmal Bilder vom eindringenden Wasser reinzustellen.

Gruß
Volker
Detlef Lutz
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Re: Was haben wir falsch gemacht ...?

Beitrag von Detlef Lutz » So 22. Nov 2020, 22:54

Hallo Volker
Ok, jetzt ist es klarer für mich.
Zw. Ballast und Kielsohle Bitumen. Aber keine Teerfilzlage von ca.3mm Stärke?
Ich würde hier ähnliches Problem sehen wie ich erst vermutet hatte an den Planken Lannungen.
Bei Lill ist die Kielsanierung 5 Jahre her. Ich ziehe mit Gefühl die Kielbolzen im Herbst Ca. 3 Wochen nach dem Kran nach.
Wir haben die Teerfilzlage von Toplicht verwendet.
War ein Tip von einem Kollegen im FKY, welcher selbige Teerfilzlage verwendet hatte. Seit 2 Jahren ist die alte Kielplanke so gut wie dicht.
Ich nehme dafür eine normale 1/2“ Knarre ohne viel Gewalt. Ca. 1/4-1/2 Umdrehung im Jahr.
Ich finde auf Grundlage Deiner Bilder den Zustand der Kielplanke und dem Knie im Heck als nicht bedenklich.
Sieht eher noch sehr gut aus.
Bin gespannt auf die Ergebnisse Deiner Problemsuche.
Gruß
Detlef
Detlef Lutz
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Re: Was haben wir falsch gemacht ...?

Beitrag von Detlef Lutz » Fr 25. Dez 2020, 23:09

Hallo und Moin Volker
Gibt es neue Erkenntnisse?
Das Folke ist Ansicht ja schon sehr Formstabil. So das die Theorie von Dir mit : „ hier dichtquellen und dort auseinander pressen“ eher unwahrscheinlich ist.
Dann eher ein großes strukturelles Problem.
Habe mir gerade noch einmal deine Bilder angesehen.
Du schreibst das zw. Den Planken nix sei. In den Bildern aber schon Schwarzes Dichtmaterial an den Enden zu sehen ist. Ist das Bitumen Ober Kleber aus Polymer oder Sika?
Im ÜW Bereich könnte ich mir nur vorstellen das die neuen Planken zu ungenau anliegen oder zu schwach genietet sind.
Gruß Detlef
Sina
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Re: Was haben wir falsch gemacht ...?

Beitrag von Sina » Mo 28. Dez 2020, 15:38

Hallo Detlef,

wir haben vone und achtern auf den letzten 30-40cm Bitumen zwischen gemacht, weil man da ja nicht ganz so viel Druck drauf kriegt beim nieten (ist ja nicht so richtig komfortabel) bzw. beim schrauben (da wo man so gar nicht mehr nieten kann). Die Planken waren aus unserer Sicht ziemlich perfekt, als sie dran waren sind wir nochmal mit der Taschenlampe durch und haben so gut wie kein Licht gesehen. Dann versenkt. Aber stimmt schon, irgendwie sowas muss es sein.
Im Unterwasserschiff wollen wir versuchen Bereiche einzugrenzen, d.h. vermutlich mit Knetmasse den Wasserfluss auf den Planken spantenweise von achtern nach vorne zu unterbinden, um zu sehen wo es herkommt.

Bevor wir das Unterwasserschiff nicht dicht haben, machen wir aber auch im Überwasserbereich nicht weiter. Und wenn wir das nicht eingegrenzt kriegen, dann wird es wohl in Richtung verschenken/entsorgen gehen (die Idee des Halbmodells kam auch auf, aber wir haben keine passende Hauswand dafür). Die Motivation da noch viel Zeit und Geld reinzustecken ist inzwischen auch auf einen Tiefstand gesunken.
Gruß
Volker
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Detlef Lutz
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Re: Was haben wir falsch gemacht ...?

Beitrag von Detlef Lutz » Di 29. Dez 2020, 21:16

Moin Volker
Das Bild mit dem noch sichtbaren Cockpitsüll ist ja schon traurig anzusehen. Da wird der Frust auch verständlicher.
Beim nächsten Kranen versuchen Zeit zu bekommen am Haken. Jemand Folkeerfahrenen dabei haben. Das Boot ist ja noch leer. So kann doch von unten Planke für Planke, noch beim zu Wasser lassen, geschaut werden wo der Haken ist.
Es gibt auch noch die Methode mit Sägemehl von unten mit umgedrehter Dose an langer Stange.
Machen die Werften gerne als schnelle Hilfe. Persönlich wäre ich aber eher dafür den Fehler zu finden.
Wo liegt denn das Boot im Winter und Sommer?
Gruß Detlef

Ps: Schön wären noch ein zwei Bilder von den neuen Vernietungen. Könnte es sein das die ein bisschen zu locker sind?
Könnte man ja nochmal in der 2. Winterhälfte wenn die Planken trocken sind, nachnieten mit Gefühl.
Die richtige Dimension haben die Nieten?
Sina
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Re: Was haben wir falsch gemacht ...?

Beitrag von Sina » Mi 6. Jan 2021, 19:15

Hallo Detlef,

ganz so schlimm ist es dann doch nicht, das erste Bild ist vom "wässern", so hat sie 10 Tage in der Box gestanden zum quellen. Wenn das Stand heute wäre, dann hätte ich schon die Kettensäge rausgeholt.
Die Niete sind von der Größe passend, und nach so viel Übung können wir auch nieten (sieht man nicht gut auf dem Bild, aber ich hab kein Detail von einem Niet) aber wir müssen vielleicht wirklich nochmal welche nachnieten. Die Nummer mit der Dose und den Sägespänen haben wir auch öfters gemacht, aber das segelt sich wieder raus.
Sie liegt in Lübeck, im Winter hatten wir sie öfters in der Halle weil es sich da besser arbeitet. Wir haben sie heute rausgenommen (1 Grad und leichter Schneefall, nicht wirklich schweißtreibend) und sie soll möglichst früh wieder rein. Dann wirklich ganz langsam und mal schauen ob wir das irgendwie lokalisiert kriegen.

Gruß
Volker
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