Mastreparaturen am 15er Jollenkreuzer

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muxeni
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Mastreparaturen am 15er Jollenkreuzer

Beitrag von muxeni » Mo 31. Jan 2022, 11:59

Moin Moin,

Dies ist zwar nicht ganz mein erster Beitrag, dafür aber mein erstes selbsterstelltes Thema, deshalb möchte ich mich vorstellen:

Ich bin Max, aus Hamburg. Habe ganz klassisch im Opti und 420er das Segeln gelernt und bin jetzt seit einer Saison zusammen mit meiner Familie Besitzer eines 15er Jollenkreuzers.

Der Jolli ist aus dem Jahre 1962, gebaut von der Yacht- und Bootswerft Steinhuder Meer mit der Baunummer P439. In den ersten Jahren hat das Boot innerhalb des Yachtclubs Steinhuder Meer öfters den Besitzer gewechselt, über die Historie danach wissen wir nicht viel. (Vielleicht weiß ja jemand noch was, da würde ich mich freuen!) Nun hat unser Jolli auf der Elbe bei Hamburg sein Heimatrevier.
Fotos aus der letzten Saison:
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Diesen Winter stehen an unserem Mast und Vorstag mehrere sicherheitsrelevante Reparaturen an: Es gibt einen Riss im Bereich des Mastfußes und eine Menge Beschläge halten nicht mehr gut im Holz (Viele Schrauben greifen kaum mehr). Wir haben uns dazu entschieden den Lack komplett abzuziehen. Geschliffen ist auch schon. Die Reparatur des Mastrisses ist mit dem Bootsbauer abgesprochen, ist wohl kein großes Problem.
Nun habe ich die Hoffnung, dass ich hier für die darauf folgenden Schritte noch ein paar Tipps bekommen kann:

- Welche Vorgehensweise empfehlt ihr, damit sich die ganzen Mastbeschläge wieder fest verschrauben lassen?

Mein Plan bisheriger Plan sieht so aus:
Kleine Holzstifte in alle vorhandenen Schraubenlöcher einleimen (mit normalem wasserfestem Holzleim?), nach dem Lackieren dann alle Beschläge an exakt gleicher Stelle wieder montieren: vorbohren, Originalschrauben mit Ettan/Fassdichte wieder einsetzen.

Kann man das so machen oder besser anders?

-Welches Lack/Öl-System und darausfolgend welchen Lackaufbau würdet ihr empfehlen?
Ich weiß, diese Frage wird bestimmt unendlich oft gestellt, ich bin leider ein wenig überfordert mit den vielen verschiedenen Vorgehensweisen…

Hier ein Beispielbild vom jetzigen Zustand des Mastes:
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Vielen Dank schonmal für jegliche Hilfe und viele Grüße, Max
kraeusel uwe
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Re: Mastreparaturen am 15er Jollenkreuzer

Beitrag von kraeusel uwe » Mo 31. Jan 2022, 12:52

Hallo Max,
so einfach lässt sich das nicht beantworten, denn es gibt nicht DIE Lösung. Die Löcher der Beschläge sehen ganz normal aus. Man kann die Löcher mit angedickten Epoxidharz auffüllen (bis nach ganz hinten) dann halten die Schrauben wieder und es entsteht so etwas ähnliches wie ein Gewinde (Vorbohren 0,8x Schraubendurchmesser). Man kann aber auch Dübel einleimen. Wurde ja schon mal gemacht....Das Holz ist dort härter und Schrauben halten auch gut. Wahrscheinlich ist der Bereich im Mast innen verstärkt. Man sollte immer darauf achten die Schrauben einzudichten damit dort kein Wasser eindringen kann. Da gibt es auch verschiedene Methoden. Am besten mit Sikaflex o.ä. einkleben. Niemals mit Silikon!!! Es geht auch mit Ölkitt z.B. Abdichtkitt aus der Elektroindustrie (Gurokitt). Exelent wäre wenn man den Bereich unterhalb des Metalls gegen das Holz luftdicht isoliert. Denn es kondensiert immer Wasser unter Metall. Dort trocknet es aber schlecht und führt zu Rott. Man kann eine angepasste Gummimatte einkleben oder Sikaflex oder Kitt, oder, oder....Es kommt auch darauf an wie oft die Beschläge demontiert werden sollen. Manch einer schraubt alle ab um neuen Lack aufzutragen, andere kleben die Beschläge mit Krepp ab, reine Geschmacksache. Nur wenn sie öfter entfernt werden sollen ist einkleben mit Sikaflex nicht gut, logisch.
Dann kommt man zum zweiten Thema. Welcher Lack? Da muss man sich entscheiden. Aus meiner persönlichen Sicht würde ich da nie 2K Lacke nehmen. Aber da gibt es sicher auch andere Meinungen. Man kann den Mast mit z.B. Owatrol D1 durchölen, dann anschließend mit guten Alkydlack streichen. Oder mit Öllack, Le Tonkinois, o.ä. behandeln. Das hält nicht so lange und muss öfter als Lack gestrichen werden. Die Verarbeitung ist aber wesentlich einfacher. Da muss jeder selber wissen was er macht. Immer mehrere Meinungen anhören und dann selbst entscheiden. Man sollte sowieso eine eigen Philisophie erarbeiten und SEINE eigen Gesichtspunkte festlegen. (z.B. alles natürliche Produkte, beste Haltbarkeit, möglichst einfache Verarbeitung, wenig Zeitaufwand, preiswert, historisch oder, oder- ja nach dem wird die Entscheidung dann zu anderen Produkten führen.)
Viel Spass bei den Arbeiten und dann beim Segeln!!!!
Uwe
Torsten
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Re: Mastreparaturen am 15er Jollenkreuzer

Beitrag von Torsten » Mo 31. Jan 2022, 20:28

Löcher mit Querholzdübeln, wie schon einmal getan erneut verschließen. Schön lange nehmen. Mit P-Bond einkleben.
Oder aus Epoxy einen Zylinder herstellen, darin dann ein metrisches Gewinde schneiden, diesen Epoxyzylinder dann als Dübel in die Löcher mit P-Bond kleben und mit passenden metrischen A4 Edelstahlschrauben die Beschläge nach dem lackieren neu montieren. Habe ich bei meinem Spibaumbeschlag auch so gemacht, seit der Zeit ruckelt er sich nicht mehr lose und hält bombenfest. War ne geniale "Erfindung" von mir vor Jahren.
Anstelle der selbst gemachten Epoxyzylinder kann man auch Tufnol Rundstangen für kleines Geld kaufen und es ebenso wie beschrieben oben machen.

Vor dem Montieren der Mastbeschläge den Mast 4-6 Mal mit Asuso Holzimprägnieröl malen/tränken. Nach dem trocknen des Holzimprägnieröls (ca. 1- 2 Wochen warten) dann 10 Mal mit LeTonkinois Marine No.1 malen. Immer einen Tag dazwischen warten. Nach dem 1 Anstrich Zwischenschliff, dann alle 3 Anstriche und vor dem letzten oder vorvorletzten Anstrich nochmal fein Zwischenschleifen. (Erneuerungsanstrich spätestens nach 2 Jahren, besser nach einem Jahr: leicht anschleifen und 2 Erneuerungsanstriche wieder mit Le Tonkinois Marine No.1)

Dann Beschläge wieder montieren. Übrigends echte Holzschrauben sind DIN 95, 96 o.97, nichts anderes nehmen, diese dichten sich selbst ab in Holz und bitte mit Lanolin Wollfett einschrauben. Gibt es in A4 Edelstahl oder Bronze (wenn Geld keine Rolle spielt). NIEMALS, NIEMALS Messingschrauben nehmen, das ist der letzte Schrott auf einem Boot!!!

Alle Tips sind seit über 16 Jahren bei mir im erprobten Einsatz und so mache ich es selbst.

PS: Dem Mast hast Du sehr schön geschliffen, sieht gut aus das Holz!
muxeni
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Re: Mastreparaturen am 15er Jollenkreuzer

Beitrag von muxeni » Di 1. Feb 2022, 11:03

Moin Uwe und Torsten,
Vielen Dank für eure Ratschläge und das kleine Lob am Ende :) Es hilft sehr, noch ein paar andere Meinungen zu hören!
So wie es für mich aussieht sind die zuvor schon eingesetzten Dübel aus Buchenholz. Spielt es eine Rolle, ob man nun Hartholz oder eher weicheres für die Dübel verwendet?
Torsten
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Re: Mastreparaturen am 15er Jollenkreuzer

Beitrag von Torsten » Di 1. Feb 2022, 18:05

Ich empfehle Hartholzquerholzdübel.
Gruß Torsten
Detlef Lutz
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Re: Mastreparaturen am 15er Jollenkreuzer

Beitrag von Detlef Lutz » Fr 4. Feb 2022, 22:39

Moin Max.
Eigentlich schon alles gesagt worden. Da D1 von Owatrol schon genannt, hier noch der Tip: Danach mit D2 weiter zu machen. Schoene Farbe bei Nadelholz ; Tolle leichte Verarbeitung mit Rolle und Schlichtpinsel keine Laufer und sehr glatt ; Schoener Glanz ; Sehr bestaendig gegen Schlaege duch elastizitaet ; Neuer UV Schutz jaehrlich sehr leicht gemacht durch mit D1 getraenktes Schleifvlies reinigen und anschleifen, dann mit Lappen abwischen und 1-2 neue D2 Schichten auftragen. Ich brauche dafuer bei unserem Folkeboot Mast Morgens eine 1/2 Std. zum anschleifen und ca. 1 Std. zum lackieren. Auf Luftfeuchte achten. Temperatur ist eher unwichtig, kann sogar bei 5 Grad Celsius gearbeitet werden.
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Lillebror
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Re: Mastreparaturen am 15er Jollenkreuzer

Beitrag von Lillebror » Do 17. Feb 2022, 19:50

Hallo Max,
bitte auf gar keinen Fall Buchendübel verwenden. Buche ist wenig dauerhaft und fault Dir im null Komma nix weg. Besser Lärche oder Mahagoni verwenden und satt mit Epoxy einleimen.
Gruß Arndt
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muxeni
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Re: Mastreparaturen am 15er Jollenkreuzer

Beitrag von muxeni » Mi 18. Mai 2022, 16:25

Hallo liebe Forums-Mitglieder!

Unser Jolli ist seit Mitte April wieder auf dem Wasser und hat auch schon einige Tages und Wochenendtouren hinter sich. Auch dank eurer Hilfe hat das Überholen des Mastes und Vorstags super geklappt. Deshalb möchte ich mich nocheinmal ganz kräftig für die wirklich total hilfreiche Beratung bedanken.
Jetzt sitzen sämtliche Schrauben des Riggs wieder fest, ein Riss im Mast wurde repariert und die vormals schlecht funktionierene elektronische Rollanlage fürs Vorsegel haben wir auf Trommel und Seilzug umgebaut. Jetzt haben wir ein stabiles und besser funktionierendes Rigg. Das macht beim segeln mehr Spaß und schafft deutlich mehr vertauen ins Boot.
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Auf den Bildern sieht man von den Holz- und Lackarbeiten jetzt nicht soo viel, aber man kann erkennen, dass wir vor Blankenese in der Flaute dümpelten :D

Gruß, Max
Detlef Lutz
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Re: Mastreparaturen am 15er Jollenkreuzer

Beitrag von Detlef Lutz » Di 19. Jul 2022, 17:30

Moin Max.
Schön das es geklappt hat und Danke für die Rückmeldung. Sieht gut aus.
Gruß Detlef
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