Seite 1 von 2
Lamellierte Spanten Kleben oden Nieten?
Verfasst: Sa 18. Mär 2006, 15:24
von Jochen Ruoff
Hab bis jetzt ca. 40 Spanten in meinem alten 30er SK durch lamellierte Eichenspanten
ersetzt. Das Boot wird gerade mit Mahagoniefurnier ( 3 mm ) diagonal Überfurniert.
Jetzt frag ich mich, ob es evtl reicht, die Spanten nur zu Kleben ( mit Kehlnaht aus Epoxi )
oder ob es doch notwendig ist die Spanten auch zu Nieten?
Fotos auf:
www.ellen3.blogspot.com
Gruß
Jochen
Re: Lamellierte Spanten Kleben oden Nieten?
Verfasst: Sa 18. Mär 2006, 16:53
von svenboatbuilder
Hallo. Schönes Boot, sie machen ein grösers renowerung. Die spanten solte jede Boatsbauer Nieten, nur mit leim ist nicht fur zukunft ausreichend! und grade epoxi und Eiche ist nicht optimal (Die Garbsaure) Eiche ist mit die meisten Leimen schwer zu vehrleimen.
Grusse Sven.
Re: Lamellierte Spanten Kleben oden Nieten?
Verfasst: Sa 18. Mär 2006, 22:11
von harald
hallo jochen,
ich denke das nieten ist eine rein punktuelle sache.
über das leimen mit epoxy bekommst du auf die gesammte spantenfläche eine kraftschlüssige verbindung im gegensatz zum punktuellen niet.
wenn die außenhaut nicht aus massivplanken besteht (die haben einen gehörigen breitenschwund der dann an dem spant abreisen kann trotz verleimung) sondert aus diagonal verleimten furnierschichten, solltest du auf alle fälle mit epoxy leimen.
was besseres gibt es in diesem fall nicht.
bei massivplanken mußt du den spant punktuell durch niet mit der planke verbinden, sonst reist es ab.
gruß harald
Re: Lamellierte Spanten Kleben oden Nieten?
Verfasst: Mo 20. Mär 2006, 10:05
von der andere Harald
Liebe Leute
wo bleibt denn hier der traditionelle Bootsbau? - Hat es bisher nicht schon Jahrzehnte lang gehalten?
Da nicht alle Spanten im Boot ausgetauscht werden, ergeben sich hier zwangsläufig Bootsteile mit hoher und mit niedrigerer Steifigkeit. Wenn Spanten im Boot eingenietet wurden, so sollte das auch im Zuge einer Reparatur beibehalten werden (der Bootsbauer hat sich was dabei gedacht;-)).
Nicht jedes Boot gewinnt durch die Verwandlung in eine supersteife Epoxyhöhle (vor allem nicht an Wert). Meines Erachtens sollte ein Boot nur in dem Leistungsspektrum eingesetzt werden, für das es gebaut wurde. Wenn die Wünsche des Eigners mit den Möglichkeiten des Bootes, bzw. des Restaurierungsobjektes nicht übereinstimmen, sollte er sich lieber nach einem anderen Objekt umsehen, bzw. zu einem Produkt aus den Kunststoffschmieden dieser Welt greifen.
Im Zuge solch grundlegender Arbeiten sollte sich der Besitzer immer die Frage gestellt haben, ob durch die auszuführenden Arbeiten der Charakter des Bootes massiv gegenüber seinem ursprünglichen Auslieferungszustand verändert wird.
Ich denke das ist hier in erheblichem Maße der Fall! Eine aktuelle Restaurierung sollte nie die letztmögliche für ein Boot sein, schließlich dürfen wir ein historisches Wasserfahrzeug nur eine Zeit lang benutzen, bevor ein zukünftiger Eigner es übernimmt.
Grüße
der andere Harald
Re: Lamellierte Spanten Kleben oden Nieten?
Verfasst: Mo 20. Mär 2006, 12:04
von Jochen Ruoff
An den anderen Harald,
Dein Text ist hart an der Grenze zur Unverschämtheit. Deswegen hast Du wohl auch Deine
e-mail Adresse in Deinem Post verschwiegen.
Du stellst hier Frech andere Leute und deren Können in Frage, ohne diese zu kennen oder etwas
über Hintergründe zu wissen.
Obwohl es mir wiederstrebt auf so eine blöde Anmache zu reagieren, hier eine Rechtfertigung
für mein Vorgehen an den 30er Schärenkreuzer damit es der Laie auch nachvollziehen kann.
Das Boot ist aus 1922 und von dem damals 17 Järigen Harry Becker konstruiert und selbst gebaut worden. D.h. sehr einfache Bauweise, billige materialien usw. Im laufe seiner Geschichte
wurde nur Instandhaltungsarbeiten durchgeführt.
Von einem Vorbesitzer wurden ca. 30% des Kiefer-Geplankten Rumpfes ausgeleistet. Dadurch sind
einige Spanten gesprengt worden. Daraufhin wurden einfache verzinkte L-Winkel in den Rumpf
eingebracht um die Struktur zu schützen.
Die Planken waren stellenweise auf 15 mm stärke heruntergeschliffen.
Das Heck des Bootes hing zum Originalmaß um 6 cm nach unten.
Der Vorbesitzer berichtete von Wassereinbruch bei Lage, was in Verbindung mit dem Flossenkiel
(das Boot hat keinen S-Sant ) auf Festigkeitsprobleme des Rumpfes schließen lässt.
Da ich selbst eine einschlägige Ausbildung mit Meistertitel besitze, mehrere Tausend Stunden an der Restaurierung von Booten zugebracht habe, bin ich zu dem Entschluß gekommen, daß das Boot sinnvollerweise nur durch ein Überfurnieren zu retten ist.
Mit freundlichen Grüßen
Jochen Ruoff
SK 30, S84 Kinano und S40, Gerd III
Re: Lamellierte Spanten Kleben oden Nieten?
Verfasst: Di 21. Mär 2006, 19:42
von Martin
Recht hat er der andere Harald!
Tod allen Plastikfuzzies!
Re: Lamellierte Spanten Kleben oden Nieten?
Verfasst: Di 21. Mär 2006, 22:21
von harald
hallo lieber jochen,
vielen dank zunächst für deine moralische unterstützung.
ich glaube, hier sollte es nicht um eine ideologische oder moralische verfechtung einer meinung gehen, sondern um eine sachliche auseinandersetzung über einen sachverhalt.
um sich über einen text sachlich äußern zu können, muß man den text erst einmal inhaltlich richtig lesen.
die einzig "richtige" lösung gibt es meist nicht.
meist gibt es aber eine der wahl des werkstoff bezogene lösung.
bei massivholz sieht die lösung natürlich anders aus als bei einer funierten außenhaut.
man kann nicht einfach die verbindungsmethode für massivholz auf funierholz übertragen.
die eigenschaften sind völlig andere.
dies versteht aber nur jemand, der nicht vom falschen überzeugt ist, das das falsche richtig sei!
Überzeugte kann man mit nichts vom gegenteil überzeugen.
das ist wie mit dem glauben!
mit freundlichem gruß
harald
Re: Lamellierte Spanten Kleben oden Nieten?
Verfasst: Di 21. Mär 2006, 22:56
von harald
lieber jochen,
nochmals zu deinem problem.
was man auf keinem fall machen sollte ist massives querholz mit längsholzspanten allein ganzflächig zu verleimen.
in bereichen in denen längs mit querholz verbunden wird ist nur mit einer punktuellen leimfläche zu arbeiten.das ergibt sich aus dem enorm großen breitenschwund des holzes (bis zu 10% der breite und des geringen längenschwundes unter ca. 1%).
das breitenholz sprich die außenblanken würden beim vollflächigen verleimen mit dem spant reisen.
wird die außenhaut nur von außen ganzflächig mit furnier und z.b. epoxy abgesperrt, könnte es auf größeren flächen zu starken verwerfungen kommen.
wahrscheinlich spielt die stärke der absperrschicht (funierlage) eine wesentliche rolle.
tischlerplatten in denen eine massive lage im inneren besteht sind von beiden seiten abgesperrt. dia massivlage besteht aber nur aus nichtverleimten einzelnen stäben, die nicht alsobreit sind.außerdem werden sie nicht auf dem wasser verwendet, sondern stehen in beheizten räumen.
bei restaurationen berühmter schiffe wie zum beispiel der endeaver wurde das massive holzdeck auch mit epoxy auf eine lage sperrholz verleimt, welches auf den decksbalgen montiert ist. nicht nur dort, sondern auch bei vielen anderen berühmten restaurierten schiffen wurde es so praktiziert.
da spielen natürlich die art und weise der gewählten hölzer auch eine rolle wie und ob es funktioniert
mit freundlichem seglergruß
harald
Re: Lamellierte Spanten Kleben oden Nieten?
Verfasst: So 26. Mär 2006, 14:09
von Michael Myles
Greetings,
Allow me to make a couple of comments. First, the infallibility of traditional boat builders of the past is not a given. They designed and worked their solutions to the best of their lights. (Its not so long ago that builders did not understand how a colunm or a beam worked). If the traditional solutions to a plank/rib connection were so perfect then we wooden boat owners would not be plagued with so many broken ribs- after all- I assume that the 40 ribs that Jochen replaced were broken while being connected in the traditional manner i.e., rivets without glue. Five years ago I replaced two ribs (spanten) in my 45 qm Nationaler Kreuzer. These ribs were also the attachment points (Püttings) for the mast shrouds- about 1000 kg tension. The laminated ribs were glued directly to the boat's planking. I calculated the shear capacity of the wood/glue joint and decided that rivets or screws were not necssary. In five years of sailing I can say this solution has worked. The proof is in the pudding!
Regards,
Michael
Re: Lamellierte Spanten Kleben oden Nieten?
Verfasst: Di 28. Mär 2006, 21:44
von Christoph Geyer
Ahoi,
Der oben beschriebene Sachverhalt ist leider ein typischer Streitfall unter Experten.
Als ich gelesen habe: "Jetzt frag ich mich, ob es evtl reicht, die Spanten nur zu Kleben ( mit Kehlnaht aus Epoxi )" hatte ich schon ernsthafte Zweifel (Wie sieht das aus? Wie soll dass halten?). Aus dem dem Beitrag über den Zustand des Bootes von Jürgen Ruoff vom 20.03.06 ergab sich dann jedoch ein ganz anderes Bild: Ein in Folge mehrerer Eingriffe in die ursprüngliche Substanz komplizierter Sanierungsfall. Da sich durch Überlastung die Verbände und Planken gelockert haben, müsste das Boot vollständig in seine Einzelteile zerlegt und neu zusammengebaut werden. Damit lässt sich der ursprüngliche Zustand zwar wiederherstellen, aber der Aufwand ist deutlich größer als ein gleichwertiger Neubau. Um ein Boot zu retten können eingeklebte lamellierte Spanten und aufgeklebte Außenlagen zu einer dauerhaften Stabilisierung beitragen. Aber Nieten durch neue Lammellenspanten, alte Planken und aufgeklebte Furnierlagen machen keinen Sinn. Wozu den schon festen Verband noch mit Hammerschlägen erschüttern und mit Nieten perforieren? Wenn dann später irgendwo durch den kleinsten Riss Feuchtigkeit ins Gefüge kommt, geht alles aus dem Leim. Außerdem konnte mir noch niemand erklären wie mann altes Plankenholz 100%ig trocken, staub- und fettfrei bekommt um es mit Epoxidharz kleben zu können.
Die besten Entscheidungshilfen habe ich bei Thomas Larson gefunden. Das dürfte sich inzwischen hoffentlich herumgesprochen haben.
Mit freundlichen Grüßen
Christoph Geyer (SK15 Prinsessan)