Seite 1 von 1

Terpentinersatz

Verfasst: Mi 5. Apr 2006, 08:26
von Günni1
Hallo zusammen,
mir ist ein kleines Missgeschick passiert: beim ersten streichen meiner neuen Bodenbretter habe ich den Klarlack versehentlich mit Terpentinersatz anstatt mit Verdünnung (50%)verdünnt. Ist zwar super eingezogen, trocknet stellenweise aber schlecht aus. Frage: kann ich nun ganz normal den Anstrichaufbau weiterführen?
Beste Grüße
Günni

Re: Terpentinersatz

Verfasst: Mi 5. Apr 2006, 12:13
von André
Moin,
also ich würd's testen. Sobald der erste (falsch verdünnte) Anstrich wirklich trocken ist,
solltest Du keine Probleme haben. Wenn die Zeit Dir im Nacken sitzt und die Trockenzeit länger sein würde, als die, die Du brauchst, um das Zeug wieder runter zu nehmen,
beiz es ab. (schleifen geht ja schlecht)

Grüße,
Andrè

Re: Terpentinersatz

Verfasst: Mi 5. Apr 2006, 16:34
von axel
welcher lack für welche verdünnung?

Re: Terpentinersatz

Verfasst: Do 6. Apr 2006, 12:48
von Günni1
International Goldspa und die passende Verdünnung von International.

Re: Terpentinersatz

Verfasst: Mo 10. Apr 2006, 11:16
von Rainer
Hallo Günni,
ich mache alles immer mit terpentinersatz. seit 25 jahren. also mit allen alkydharzlacken, wie benar, yacht varnish von rubbol etc. entweder du hast einen lack, der keinen terpentinersatz mag, dann mischt sich das auch nicht. oder es geht eben und dann kann man auch streichen. die unterschiede liegen im mischungsverhältnis der mineralöle und ob aromatische benzinkohlenwasserstoffe (ringverbindungen wie toluol, xylol) oder nur aliphaten (lineare ketten) drin sind. das eine trocknet eben etwas schneller, dafür stinkts auch mehr. ich habe die erfahrung gemacht, dass der erste stark verdünnte anstrich eben immer etwas lange klebrig bleibt. man sollte dann schon so vier tage warten. angeblich kommt das zeug nämlich sonst hoch, weil innen noch die lösungsmittel auf die erste sonne warten und dann nicht mehr durch den dicken und ausgehärteten lack diffundieren können. aber warum sollen sie eigentlich nicht durchs holz abschwirren? da ist doch genug porosität drin.
ich hatte die probleme nie, auch wenn ich gleich am nächsten tag auf das noch etwas klebrige etwas gestrichen habe. der zweite schwach verdünnte anstrich wird dann ganz normal hart.
also, don´t panic! alles im grünen. die firmeneigenen verdünnungen sind meines erachtens nur preismache.
gruß, rainer

Re: Terpentinersatz

Verfasst: Mo 10. Apr 2006, 22:53
von Manfred Jacob
Moin,

hier lüfte ich mein Geheimnis und mache was ich eigentlich nicht gerne tue - Schleichwerbung:
ich lacke seit über 30 Jahren mit Sikkens Rubbol Yachtlack. Das Zeugs ist äußerst robust in der Verarbeitung, der Temperaturbereich ist gewaltig - von Frost bis 30 Grad, der Lack verläuft sehr gut. Der Lack ist preiswerter als die hier im Forum genannten Konkurrenz -Produkte. Ich kaufe stets 2,5 Liter Dosen. Den Lack fülle ich erstmal um in Marmeladengläser. Darin hält er sich jahrelang, da von der Luft abgeschlossen, außerdem sind die Gläser besser handhabbar als große Dosen. Der Lack sollte im Außenbereich mindestens alle 2 Jahre nachgestrichen werden, da sich der UV-Filter verbraucht. Eine Lackschicht ist dann ausreichend. Im Innenbereich bleibt der Lack ewig glänzend.

Zur Verdünnung: Wie der Name sagt, wird damit die Farbe verdünnt. Sie kann dann tiefer ins Holz einziehen. Man verdünnt Lack auch um ihm leichter streichen zu können. Nachdem die Farbe aufgetragen wurde, verdunstet die Verdünnung.
Früher hatte ich stets mit Nitro-Verdünnung verdünnt, heute nehme ich Terpentin-Ersatz (das billige von Budni reicht aus), das stinkt nicht so stark. Ich habe, in Notzeiten, auch schon mit Petroleum oder auch Spiritus verdünnt, funktioniert alles.

Wie mache ich den Lackaufbau, nachdem das Holz mit 100ter Körnung geschliffen wurde:
in der Regel ohne Vorbehandlung mit Holzschutzmittel,
1 Schicht mit etwa 40 % Verdünnung,
1 Std. später 2 Schicht mit etwa 30 % Verdünnung
2 Std. später 3 Schicht mit 15% Verdünnung
2. Tag Morgens und Abends je eine Schicht mit 15 % Verdünnung
3. Tag Abends eine Schicht mit 10 % Verdünnung
4. Tag Abends eine Schicht mit 10 % Verdünnung
8. Tag schleifen trocken oder nass
8. Tag Endanstrich ohne Verdünnung

(für hohe Ansprüche:
8. Tag Abends eine Schicht mit 10 % Verdünnung
9. Tag Abends eine Schicht mit 10 % Verdünnung
14. Tag schleifen trocken oder nass
10. Tag Endanstrich ohne Verdünnug)

Bevor eine neue Schicht aufgetragen wird, sollte die alte Schicht angetrocknet sein, dass heißt sie darf noch leicht kleben, wenn wenn sie anfasst, sollte aber nicht mehr lauffähig sein.
Der Vorteil dieser Methode:
man hat wenig Schleifarbeit
der Lack bildet eine homogene Schicht, da er nass in nass aufgetragen wird.

Wir sprechen hier von konventionellen ein-Komponenten-Lacken, diese sind in der Regel 'atmungsaktiv', dass heißt, dass Dämpfe duch den Lack diffundieren. Bei diesen Farben ist mir noch nie Lack hochgekommen.

Ahoi
Manfred







Re: Terpentinersatz

Verfasst: Di 11. Apr 2006, 01:19
von günni
Sikkens und Nitro....
guter Tip, Manfred. Bei International hab' ich auf ähnliche Weise eine ganze Dose Lackgelee produziert.
Gruß, günni.


Re: Terpentinersatz

Verfasst: Di 11. Apr 2006, 09:59
von Günni1
Hallo zusammen, bei meinem Bodenbrettern ist mitlerweile alles i.O.
Mir hatte nur die etwas längere Trocknungszeit Sorge bereitet.
Manfred, gaanz herzlichen Dank für Dienen Beitrag! Werde künftig genauso verfahren.
Ich wünsch Euch allen ´ne tolle Saison.

Beste Grüße
Günni1

Re: Terpentinersatz

Verfasst: Do 13. Apr 2006, 20:31
von Manfred Jacob
Hallo noch mal,

nachdem man einen Lackaufbau auf rohes Holz erzeugt hat,
sackt der Lack im Laufe des Jahres in sich etwas zusammen, da die letzten Teile Lösungsmittel langsam heraus diffundieren. Alle Lacke, die ich kenne machen das, auch 2-Komponenten- Lacke, auch Epox-Beschichtungen. Die Folge ist eine Oberfläche die nicht mehr so glatt ist wie am Anfang, ganz leicht apfelsinig. Die Oberfläche wird dabei härter.
Wenn im Folgejahr die Lackschicht erneut geschliffen und lackiert wird ist das Ergebnis eine dauernde Hochglanzlackierung!
Mit anderen Worten, die Superlackschicht gibt es erst im zweiten Jahr.

Viel Erfolg
Manfred