Kennt jemand eine Hurley 22 ?

Joachim Fontaine

Re: Kennt jemand eine Hurley 22 ?

Beitrag von Joachim Fontaine » Do 2. Sep 2004, 12:43

Hallo Frank,

Keine Ahnung, ob Du schon zu einer Entscheidung gekommen bist, aber als Inhaber einer Hurley 22 kann ich zu dem einen oder anderen Punkt schon etwas sagen:

1) Speed

Der Kimmkieler ist laut Erfahrungsaustausch definitiv langsamer als die Ausführung als Langkieler. Dennoch, auch der Langkieler hat einige strömungstechnische Nachteile. Der Langkiel endet leider abrupt, so dass sich dahinter eine Verwirbelung bildet, die sich am Ruder mit einem "Wobbeln" bemerkbar macht. Das ist nicht eben angenehm. Die Dinger sind auch wegen des hohen Gesamtgewichtes nicht eben schnell. Mít ca. 5,5 Knoten am halben Wind bei 5 Bft. ist Schluß. Schneller geht es nur noch bei starkem achterlichen Wind. Die Hurley 700 ist im Übrigen identisch mit der Hurley 22 (siehe http://www.geocities.com/hurleyowners). Die zweite Nachfolgefirma von Hurley Ltd. benutzte den gleichen Rumpf). Eines muss man der Hurley jedoch lassen, sie ist keinesfalls untertakelt. Ich glaube, dass in den Yardsticktabellen KK=Kimmkieler und DK=Doppelkiel bedeutet.

2) Osmose

Die Hurley 22 hat eine extrem dicke Laminatstärke (daraus könnte man heute mehrere Boote bauen). Bei der langen Fertigungsdauer kann man, ähnlich wie bei einer Shark 24 nicht sagen, ob der Rumpf Osmose hatte. Die Wahrscheinlichkeit ist einfach dadurch gegeben, dass die Boote zum Teil bereits 37 Jahre alt sind (wie meine Hurley) und möglicherweise lange ungeschützt im Wasser lagen. Ein guter Anstrich mit Epoxyschield nach guter Trocknung kann dem abhelfen.

3) Stabilität

Die Hurley 22 ist typisch für eine Nachkriegskonstruktion mit einem Breiten- Längenverhältnis von ca. 1:3 gebaut worden. Das ergibt eine niedrige Anfangsstabilität, d.b. das Boot kränkt recht schnell, aber kaum über 20 Grad hinaus. Dann macht sich der enorme Ballastkiel bemerkbar. Durch das Maßverhältnis ist auch die Kajüte extrem schmal.

Auf See im starken Wellengang fühlt man sich aber auf einer Hurley absolut sicher. Das Ding ist durch den starken Ballast und die hohe Wandungsstärke und den hochgezogenen Bug absolut seefest und steif. Das Boot wurde eben für den Kanal in England konstruiert.

4) Kursstabilität

Die Hurley Langkieler wurden in zwei Versionen gebaut:

Vor 1968 mit einem hinter dem Kiel hängenden Ballanceruder
Nach 1968 mit einem Skeg vor dem Ruder, der es nach Vorstellung der Royal Navy vor Beschädigungen schützen sollte. Die Royal Navy hat die Hurleys im übrigen als Schulboote eingesetzt, worauf auch der Erfolg der Hurley-Werft zurückzuführen ist.

Die Version ohne Skeg muss immer sorgfältig gesteuert werden, weil sie sonst aus dem Kurs läuft. Dafür ist sie extrem wendig und kann auf dem Teller gedreht werden.

Die Version mit Skeg läuft deutlich kusstabiler, kommt aber im Hafen kaum in eine Box hinein, da sie kaum zu steuern ist.

5) Platzangebot

Die Kojen in einer Hurley 22 sind wie der Rest für Zwerge gebaut. Die Vorschiffskojen sind 1,80 m lang, die Hundekojen je nach Schrankausstattung zwischen 1,80 m und 2,00 m. Hier sollte man prüfen, ob man auch liegen kann.

6) Motorisierung

Es gibt eine Version mit Innenborder und eine mit Außenborder im Schacht. Der Schacht ist so konstruiert, dass die Abgase in das Cockpit geblasen werden (Scheiße!!). Zudem reichen die Öffnungen nicht zur kompletten Belüftung des Motors aus, so dass bei Motorfahrt die Luke offen bleiben sollte.

7) Preis

Eine Hurley 22 erzielt heute auf dem holländischen und deutschen Markt so zwischen 3000,- und 6000,- Euro. Für 6000,- bekommmt man ein Boot mit allem Drum und Dran. Steckt man Geld hinein, so wird man es kaum wieder herausbekommen, da Boote mit diesem Konzept nach meiner Beobachtung nicht eben beliebter werden und das erklärt sich auch aus Punkt 8. Falls Du dir das Boot für nur eine Saison kaufen willst, wirst Du ohnehin einiges an Zubehör reinstecken müssen. Es lohnt sich ganz sicher nicht.

8) Gewicht

Eine Hurley 22 wiegt etwa 1,9 Tonnen. Damit braucht man bereits einen sehr guten Trailer mit Doppelachse. Das Gesamtgewicht Trailer plus Boot beträgt dann ganz schnell 2,4 Tonnen und so etwas kann man zwar mit einem Geländewagen ziehen, aber dann wiegt der ganze Spaß schon über 3,5 Tonnen und man braucht FS-Klasse 2 oder darf sich nicht erwischen lassen.

Fazit: Ich habe eine Hurley 22, weil ich Spaß an kruden Ingenieursbauten zumal aus England habe. Das ganze Konzept ist so englisch wie die Erfindungen bei 007. Das Boot ist absolut seetüchtig und superstabil. Es gibt ganz sicher massenhaft Boote, die sich besser und schneller segeln lassen.

Bis Dann mal...

Phil

Re: Kennt jemand eine Hurley 22 ?

Beitrag von Phil » So 10. Okt 2004, 15:35

Hallo Frank,

leider sind bei den Antworten auf Deine Frage bzgl. Hurley 22 viele unqualifizierte Antworten, lasse Dich deswegen nicht in die Irre führen.
Die Hurley 22 bzw. die später in Holland gebaute Hurley 700 ist sicher
eins der seetüchtigsten Boot in dieser Grösse. Damit gab es viele Atlantik-
überquerungen z,T.sogar im Winter.
Empfehlen würde ich aber die Hurley 700, diese ist nicht so alt und hat doch schon einige Daitail-Verbesserunen. Osmose ist seltener als bei vielen später gebauten Schiff, aber bei dem Alter sollte man auf jeden Fall den Rumpf kontrollieren. Auch wenn er noch O.K. ist würde ich ihm 2 Anstriche 2 Komponenten-Teerepoxid gönnen.
Suche mal im Internet bei den holländ.Bootsmaklern, dort findet man immer
Hurley´s.
Gruss Phil
Hurley-Owner

Re: Kennt jemand eine Hurley 22 ?

Beitrag von Hurley-Owner » Di 12. Okt 2004, 04:25

Kein Widerspruch, eher ne Ergänzung zur Seriösen Antwort, die anderen Antworten sind Pillepalle:
Wer es eilig hat, sollte sich ein Motorboot mit 200 PS kaufen.
Besitze eine Hurley 22, ist kein Regattaboot, dafür aber atlantiktauglich (54 prozent Ballastanteil) - wenns der Skipper auch ist (nichts für Standardausrüstung, da muß man noch einiges dazutun...), gibts in verschiedenen Kielversionen, meins hat keine Osmose, habe aber auch von den vielen, die ich mir angesehen habe, bevor ich kaufte, auch nur eines mit Osmose zu Gesicht bekommen.
Ist für seine Größe recht schwer - nicht trailerbar, sehr gutmütig, Anfangsstabilität wegen S-Spant allerdings etwas gering, aber dann praktisch nicht umzuhauen - vermittelt viel Sicherheit, für Gelegenheitsmitfahrer ein nicht zu unterschätzender Fakt, wenns um den Hausfrieden geht, Hurley22 verzeiht viele Fehler.
Zur 22 /700 - Problematik: 22 in England gebaut, dickes Material, nicht totzukriegen, man sollte allerdings bedenken, daß bei dreißig Jahre alten Booten, auch eine gewisse Versprödung einsetzen kann,
M.E.finger weg von 700ertern, die sind später in Holland in Lizenz gebaut worden - mit deutlich dünnerem Material - die Holländer sind gute Kaufleute! Die 700 hat dafür meist einen Ankerkasten, die Inneverkleidung und die Gestaltung des Hauptspantes kann ganz unterschiedlich sein, war sie in England aber auch schon.
Auf die Püttings sollte man achten - sind einlaminiert - das kann bei Reparaturen teuer, oder Arbeitaufwendig werden.Segel gibts noch, haben manche Segelmache im Computer. Hatte auch vor, das gute Stück mit Teerepoxy zu schützen, ein Segler machte einen besseren Vorschlag: Epoxy-Primer (???), weil Teerepoxy beim späteren Bearbeiten (und wer kann das schon ausschließen) einen Haufen Dreck macht.
Seeventile kontrollieren, die müssen ok sein, oder austauschen - wär schade um die old lady. Ruderschaft und Pinne können problematisch sein: Der Ruderschaft ist i.d.R. aus verzinktem Stahlrohr, das bei Wasser UND Luftberührung, d.h. genau in der Wasserlinie gleich von innen UND außen wegfault, ein Knack, und die Pinne dreht sich 360 Grad, der Bronzekopf der Pinne bekommt bei Eignern ohne Gefühl durch zu starkes Anbrummen schon mal einen Riß, der dann irgendwann weiterreißt. Ersatz des Schaftes und des Kopfes in NIRO ist gut zu überlegen, denn der Ruderkoker ist ebenfalls aus dieser "Marinebronze" => Elektrolysegefahr, wenn auch sehr gering (Delta der Elektronegativität sehr klein). Schaft ist bei mir verzinktes Vollmaterial.
Originale Klampenausstattung ist etwas dürftig, vor allem für Einhander, Rollreff ist richtig Scheiße - hängt ohne Keile sonstwo, kurz und gut, um Mami auszufahren hast Du i.d.R. erst mal ne Menge Arbeit, dann aber eine Bude, die dich auch bei Schietwetter nich so schnell im Stich läßt.
Über Motor im Schacht gehen die Meinungen auseinander: Ist schön geschützt und auch nicht zu laut, aber kann von der Bedienung her etwas fischelig sein, es gibt aber auch Versionen mit einem kleinen Einbaudiesel, allerdings ist unter dem Cockpitboden sehr wenig Platz, wie da ne Leckwehr aussehen könnte, ist selbst mir als Taucher unklar (=>Ruderkoker!).
so long

H-O
Ingo List

Re: Kennt jemand eine Hurley 22 ?

Beitrag von Ingo List » Di 12. Okt 2004, 17:59

O ja, laßt uns mal persönlich werden und andere Meinungen als "pillepalle" und "unqualifiziert" abwerten! Rein sachlich ist doch wohl unbestritten, daß eine Hurley langsam ist (sagt Ihr ja selbst), und viele Holzboote eleganter und schneller und auch nicht unbedingt seeuntüchtig. Haben schon den Atlantik überquert bevor Plastik erfunden wurde.
Ingo List

Re: Kennt jemand eine Hurley 22 ?

Beitrag von Ingo List » Di 12. Okt 2004, 22:43

Ach ja, aus Stahl gebaute Schiffe natürlich auch.
Rudi Nau

Re: Kennt jemand eine Hurley 22 ?

Beitrag von Rudi Nau » Mo 15. Nov 2004, 11:26

Hi, meine alte Hurley 22, Lamgkieler, Bj.'66, Nr. 8145 wurde von mir im Laufe der Zeit verändert: Ankerkasten, Schiebelukgarage (Plattform für Solarpaneel), einlaminiertes Skeg (dreht nun mit alter Nordsee-Windfahnensteuerung als quasi Hilfsruder sehr gut ohne Rudervibration), einfache und wirksame Modifizierung des Luft- und Abgassettings im Schacht mit Einhandbedienung, und der Deckel bleibt zu..., interne Mastfußunterstützung usw.. Wer mehr erfahren und ein paar Bilder haben will, der gebe mir seine Email-Adresse. Meine Rudi: rudolf.nau@libero.it
Ciao. Bis dann. Rudi
Christian

Re: Kennt jemand eine Hurley 22 ?

Beitrag von Christian » Mo 22. Nov 2004, 17:34

Das neue Palstek-Heft bringt einen Test der Hurley 830 in der holländischen Version. Klingt ziemlich gut.
Klaus Baronetzky

Kennt jemand eine Hurley 22 ?

Beitrag von Klaus Baronetzky » Mo 2. Mai 2005, 18:50

Hallo,

schon was her, aber auch mein Senf dazu:

ich habe auch eine Hurley 22 von "South Coast Marine", Plymouth. Sie ist von 1978 und wurde in den letzten 10 Jahren nur mit geringem Aufwand gepflegt. Damals wurden die Fasermatten offenbar gut getränkt, Probleme wie in http://marinesurvey.com/yacht/BlisterRepairFail.htm
beschrieben traten bei mir noch nicht auf.

Mein Vater hat mit dem Boot immerhin vor 15 Jahren auf dem Ijsselmeer einen Orkan abgewettert, keine nennenswerten Schäden. Das Rollref ist allerdings Mist, hatte sich ausgerollt.

Für kleinere Binnengewässer ist die Seetüchtigkeit übertrieben und schnell ist sie bestimt nicht, aber als "Partyboot" gut geeignet (Tisch für "drinnen" und "draußen").

Was mich interessiert: Weiß wer, wo es Ersatzteile gibt? Ein paar Beschäge usw. könnten einen Austausch vertragen.
edwin2

Re: Kennt jemand eine Hurley 22 ?

Beitrag von edwin2 » Mo 2. Okt 2006, 15:43

that is SO german, you guys dont know shit about sailing, rent the biggest boats in other countries, just to do a lot of damage to other people's property, and the one german that wants to buy a seaworthy yet managable yacht gets the worst possible advise by other non-sailors, so the guy probably ended up with a floating caravan.

please, please stay away from anything with a mast & sails.



ingopingo
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Registriert: Mo 13. Feb 2006, 22:36

Re: Kennt jemand eine Hurley 22 ?

Beitrag von ingopingo » Di 3. Okt 2006, 08:32

Edwin,
nobody denied that the Hurley is a seaworthy boat.
But it is slow and it is plastic (this is more or less a wooden boat forum ;-)

There are beautiful wooden seaworthy small yachts like the Danish spidsgatter, so there are real alternatives.

Anyway: Believe me that the people in this forum do not rent big plastic boats in other countries
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