Aura-Vergleich zwischen Serienboot, Klassiker und "neuem Klassiker". Teil 1
Verfasst: So 23. Aug 2009, 15:40
Aura-Vergleich zwischen Serienboot, Klassiker und Neuem „Klassiker“. Teil 1
Von: Kurt Joachim Maass
Vorwort:
Ich stelle diesen Beitrag ins Forum der „Freunde Klassischer Yachten“ ein, um eine Diskussion zu entzünden, die die Wahrnehmung der „Problematik“ Klassische Yachten im Kosmos Yachten allgemein schärfen soll.
Die Problemstellung ist vielschichtig und erfordert daher verschiedene Ansätze. Hier nun der Erste.
K.J.M.
Die Generation der Bootsleute der 60er Jahre war gegeißelt durch immerwährende Arbeiten an Massivholzbooten die größten Pflegeaufwand erforderten, wollten sie stets einen wertigen Eindruck machen. Zudem war ein Holzboot Normalität, also nichts Besonderes. Dann erschienen erste Kunststoffboote, scheinbar pflegeleicht und unverwüstlich und traten den Siegeszug auf dem Weltmarkt an. Fakt wurde unterdessen: Dem allergrößten Teil der Yachtsportler konnte man kein Holzboot mehr verkaufen. Wer den Trend zum Kunststoffboot verschlafen hatte, ging unweigerlich bankrott. Dem Xylon Werk in Mannheim ging es nicht anders. Um 1984 wurde meines Wissens nach der letzte Tümmler, damals schon in italienisch dynamischer Form, aber immer noch in Holz,
gebaut.
Dass es das Xylon Werk überhaupt noch gibt, ist einzig dem immensen Einsatz einer Familie zu verdanken, die, selbst Tümmler-Eigner, mit größter Inbrunst das Wagnis eingegangen ist, das Werk zu übernehmen und in die Zukunft zu führen. Dass betriebswirtschaftlich korrekte Berechnungen von Leistungen die Grundvoraussetzung zum Überleben einer Firma ist und dass ein entsprechend rigoroses Auftreten in der Durchsetzung der Werftinteressen unabdingbar war, wurde oftmals nicht verstanden und/oder fehlgedeutet. Wie dem auch sei: Hier hat eine Werft eine schrecklich lange Durststrecke überlebt.
An dieser Stelle möchte ich auch eine bereits mehrmals an mich herangetragene Frage beantworten: „Ja, es hat mir ein Investorenkonsortium nahegelegt, meine Erfahrungen mit Tümmlern in die Neuauflage der Produktion der klassischen Tümmlern einzubringen!“ Ich musste dies jedoch mit Verweis auf die andauernden Aktivitäten des Xylon Werks verneinen. Zudem hat mir nicht gepasst, in welcher Weise man gedachte, mit den sogenannten „Altlasten“ umzugehen. Ein derart zynischer Kurs ist mit mir nicht zu steuern.
Fakt ist einfach, dass hier eine Werft, die Klassiker baute, neben Super van Craft und Adler, wieder Klassiker bauen könnte. Der Bogen ist also geschlagen, wobei wir bei der bewussten Positionierung der Klassiker im allgemeinen Bewusstsein angekommen wären.
Keine Frage: Für jeden Freund klassischer Yachten ist eine Klassische Yacht ein Schmuckstück. Aber es gibt leider auch diejenigen, die klassische Yachten, besonders im leicht abgetakelten Zustand als billiges Schnäppchen zum Einstieg in den Wassersport auf dem Weg zur Kunststoffyacht sehen. Das wäre ja noch akzeptabel, würde dabei die ohnehin schon mitgenommene Yacht nicht dem Verfall preisgegeben. Und genau da müssen wir, die Liebhaber Klassischer Yachten, einschreiten. Aber wie machen wir das?
Dazu ein Zitat von mir aus einem anderen Beitrag:
Zitat Anfang:
„ … ich habe natürlich kein Recht, aufzurütteln, den Geist anzustacheln, aber ich tue es trotzdem, jetzt und zukünftig und hoffe, es könnte sich daraus frei nach Tayyar’s Vorschlag ein eigenständiges Denkforum im Sinne des Geistes - der Aura um die klassischen Yachten entwickeln. Anderes Denken, bewussteres Denken seitens Lenkern von Yachten, bei denen jedes Paar zusammengefügter Stücke Holz von der Leidenschaft und dem Können des Erbauers Zeugnis ablegt als Antipode zum, und jetzt werde ich bissig, hirnlosen Hineinschmieren von Harz und Matten in eine Gussform.
Läuten da nicht auch die Glocken für einen Wert? Einen geistigen Wert der Lenker der Schiffe? Eine Nichtaustauschbarkeit der Lenker, der Kapitäne in Persönlichkeit? Die Nichtaustauschbarkeit und deshalb unwiderbringliche Werthaltigkeit der Yachten, im Gegensatz zur Massenproduktion? Ist hier nicht ein Umdenken nötig und das damit verbundene Selbstbewusstsein im Auftreten? Wollt Ihr Euch nicht langsam mal selbst erlauben, mit dem Brustton der Überzeugung aufzutreten und zu sagen:
„ Wir sind die Kapitäne der letzten wirklichen schwimmenden Kunstwerke in einer Welt der Werteverluste und Vermassung. Wir wissen es und wir stehen dazu.“
Wenn sich solches Gedankengut etabliert, wird niemand mehr auch nur wagen, einen Holzklassiker als „günstige Alternative zum Kunststoffschiff“ anzusehen. „
Zitat Ende:
Aber hier soll jetzt erst einmal die Rede von der Aura der Klassischen Yachten sein. Was einen Hans Joachim Kuhlenkampf mit Pfeife im Mund am Steuer seiner klassischen Segelyacht von so manch anderem Klassikerkapitän unterschied, das bedarf der gesonderten Erörterung und ist auch von entscheidender Bedeutung, denn wir dürfen hier nicht vergessen, dass bereits ein fauler Apfel in einer Apfelkiste alle anderen Äpfel infizieren kann.
Um von Aura sprechen zu können, müssen wir einen Zeitsprung wagen. Von der Zeit, in der Klassiker Normalität waren zur heutigen Zeit, in der die Photoapparate gezückt werden, sobald ein Klassiker einläuft. Jeder Klassikerkapitän kennt das. Aber welcher Klassikerkapitän, und jetzt mal ehrlich, verwickelt die Faszinierten in wirkliche Gespräche, die den Faszinierten den Keim einpflanzen, sich der Faszination zu ergeben?
Es ist eine Frage von „Ding in Welt“.
Kein „ Ding“ kann ohne „Welt“ existieren. Ein Ding braucht ein Umfeld, indem es existieren kann. Die Aura des Klassikers kann nur in einer geneigten Umgebung gedeihen. Und der Sauerstoff, den die Aura zum Leben und zum Wachsen braucht, ist das Bewusstsein der Kapitäne und ihrer Mitstreiter.
Fortsetzung folgt ….
Von: Kurt Joachim Maass
Vorwort:
Ich stelle diesen Beitrag ins Forum der „Freunde Klassischer Yachten“ ein, um eine Diskussion zu entzünden, die die Wahrnehmung der „Problematik“ Klassische Yachten im Kosmos Yachten allgemein schärfen soll.
Die Problemstellung ist vielschichtig und erfordert daher verschiedene Ansätze. Hier nun der Erste.
K.J.M.
Die Generation der Bootsleute der 60er Jahre war gegeißelt durch immerwährende Arbeiten an Massivholzbooten die größten Pflegeaufwand erforderten, wollten sie stets einen wertigen Eindruck machen. Zudem war ein Holzboot Normalität, also nichts Besonderes. Dann erschienen erste Kunststoffboote, scheinbar pflegeleicht und unverwüstlich und traten den Siegeszug auf dem Weltmarkt an. Fakt wurde unterdessen: Dem allergrößten Teil der Yachtsportler konnte man kein Holzboot mehr verkaufen. Wer den Trend zum Kunststoffboot verschlafen hatte, ging unweigerlich bankrott. Dem Xylon Werk in Mannheim ging es nicht anders. Um 1984 wurde meines Wissens nach der letzte Tümmler, damals schon in italienisch dynamischer Form, aber immer noch in Holz,
gebaut.
Dass es das Xylon Werk überhaupt noch gibt, ist einzig dem immensen Einsatz einer Familie zu verdanken, die, selbst Tümmler-Eigner, mit größter Inbrunst das Wagnis eingegangen ist, das Werk zu übernehmen und in die Zukunft zu führen. Dass betriebswirtschaftlich korrekte Berechnungen von Leistungen die Grundvoraussetzung zum Überleben einer Firma ist und dass ein entsprechend rigoroses Auftreten in der Durchsetzung der Werftinteressen unabdingbar war, wurde oftmals nicht verstanden und/oder fehlgedeutet. Wie dem auch sei: Hier hat eine Werft eine schrecklich lange Durststrecke überlebt.
An dieser Stelle möchte ich auch eine bereits mehrmals an mich herangetragene Frage beantworten: „Ja, es hat mir ein Investorenkonsortium nahegelegt, meine Erfahrungen mit Tümmlern in die Neuauflage der Produktion der klassischen Tümmlern einzubringen!“ Ich musste dies jedoch mit Verweis auf die andauernden Aktivitäten des Xylon Werks verneinen. Zudem hat mir nicht gepasst, in welcher Weise man gedachte, mit den sogenannten „Altlasten“ umzugehen. Ein derart zynischer Kurs ist mit mir nicht zu steuern.
Fakt ist einfach, dass hier eine Werft, die Klassiker baute, neben Super van Craft und Adler, wieder Klassiker bauen könnte. Der Bogen ist also geschlagen, wobei wir bei der bewussten Positionierung der Klassiker im allgemeinen Bewusstsein angekommen wären.
Keine Frage: Für jeden Freund klassischer Yachten ist eine Klassische Yacht ein Schmuckstück. Aber es gibt leider auch diejenigen, die klassische Yachten, besonders im leicht abgetakelten Zustand als billiges Schnäppchen zum Einstieg in den Wassersport auf dem Weg zur Kunststoffyacht sehen. Das wäre ja noch akzeptabel, würde dabei die ohnehin schon mitgenommene Yacht nicht dem Verfall preisgegeben. Und genau da müssen wir, die Liebhaber Klassischer Yachten, einschreiten. Aber wie machen wir das?
Dazu ein Zitat von mir aus einem anderen Beitrag:
Zitat Anfang:
„ … ich habe natürlich kein Recht, aufzurütteln, den Geist anzustacheln, aber ich tue es trotzdem, jetzt und zukünftig und hoffe, es könnte sich daraus frei nach Tayyar’s Vorschlag ein eigenständiges Denkforum im Sinne des Geistes - der Aura um die klassischen Yachten entwickeln. Anderes Denken, bewussteres Denken seitens Lenkern von Yachten, bei denen jedes Paar zusammengefügter Stücke Holz von der Leidenschaft und dem Können des Erbauers Zeugnis ablegt als Antipode zum, und jetzt werde ich bissig, hirnlosen Hineinschmieren von Harz und Matten in eine Gussform.
Läuten da nicht auch die Glocken für einen Wert? Einen geistigen Wert der Lenker der Schiffe? Eine Nichtaustauschbarkeit der Lenker, der Kapitäne in Persönlichkeit? Die Nichtaustauschbarkeit und deshalb unwiderbringliche Werthaltigkeit der Yachten, im Gegensatz zur Massenproduktion? Ist hier nicht ein Umdenken nötig und das damit verbundene Selbstbewusstsein im Auftreten? Wollt Ihr Euch nicht langsam mal selbst erlauben, mit dem Brustton der Überzeugung aufzutreten und zu sagen:
„ Wir sind die Kapitäne der letzten wirklichen schwimmenden Kunstwerke in einer Welt der Werteverluste und Vermassung. Wir wissen es und wir stehen dazu.“
Wenn sich solches Gedankengut etabliert, wird niemand mehr auch nur wagen, einen Holzklassiker als „günstige Alternative zum Kunststoffschiff“ anzusehen. „
Zitat Ende:
Aber hier soll jetzt erst einmal die Rede von der Aura der Klassischen Yachten sein. Was einen Hans Joachim Kuhlenkampf mit Pfeife im Mund am Steuer seiner klassischen Segelyacht von so manch anderem Klassikerkapitän unterschied, das bedarf der gesonderten Erörterung und ist auch von entscheidender Bedeutung, denn wir dürfen hier nicht vergessen, dass bereits ein fauler Apfel in einer Apfelkiste alle anderen Äpfel infizieren kann.
Um von Aura sprechen zu können, müssen wir einen Zeitsprung wagen. Von der Zeit, in der Klassiker Normalität waren zur heutigen Zeit, in der die Photoapparate gezückt werden, sobald ein Klassiker einläuft. Jeder Klassikerkapitän kennt das. Aber welcher Klassikerkapitän, und jetzt mal ehrlich, verwickelt die Faszinierten in wirkliche Gespräche, die den Faszinierten den Keim einpflanzen, sich der Faszination zu ergeben?
Es ist eine Frage von „Ding in Welt“.
Kein „ Ding“ kann ohne „Welt“ existieren. Ein Ding braucht ein Umfeld, indem es existieren kann. Die Aura des Klassikers kann nur in einer geneigten Umgebung gedeihen. Und der Sauerstoff, den die Aura zum Leben und zum Wachsen braucht, ist das Bewusstsein der Kapitäne und ihrer Mitstreiter.
Fortsetzung folgt ….