Kostenschätzung möglich?

live.ww
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Kostenschätzung möglich?

Beitrag von live.ww » Do 31. Okt 2013, 11:48

Hallo Klassikerfreunde,

wer gerne segelt, aber im gesetzteren Alter dem Kojencharter auf vollbesetzten Schiffen nichts mehr abgewinnen kann und Bareboatcharter aus Kostengründen und wegen des fehlenden persönlichen, schiffigen Gefühls nicht oft auswählt, liebäugelt mit dem Virus im Bauch immer wieder mit der Anschaffung eines eigenen, gebrauchten Bootes. Und wer aus den gleichen Gründen eben die modernen Schiffe nicht mag, landet zwangsläufig bei den klassischen Yachten, nicht ausschließlich beim Holzschiff, aber eben doch traditionell.

So bin ich zum FKY gekommen und unterstütze dies auch. Ich bin zwar kein Bootsbauer, doch handwerklich sehr geschickt und vielseitig. Das Arbeiten und die Pflege jeglichen Schiffes wäre dann auch als Beschäftigung und Ausgleich insbesondere für die Zeit nach dem Beruf gedacht. Ein Restaurierungsprojekt wäre aber sicher nicht möglich und derzeit noch 400 km vor der Küste wohl auch nicht sinnvoll.

Ich schaue immer wieder gepflegte und von der Beschreibung her vollständige und segelbereite Schiffe an. Doch unabhängig vom Kaufpreis stellt sich dann doch die Frage nach den weiteren Kosten. Wie muss man sich den Unterhalt in Bezug auf Aufwand und Kosten und am Ende das Jahresbudget eines solchen Schiffes in der 10m-Klasse vorstellen?

Darüber habe ich hier im Forum bisher nichts gefunden. Doch wer, wenn nicht Ihr Eigner, könnte dies besser schildern und erklären?

Ich freue mich auf gute Informationen.

Beste Grüße
Wolfgang
fg-1064
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Re: Kostenschätzung möglich?

Beitrag von fg-1064 » Do 31. Okt 2013, 12:33

Moin Wolfgang!

Die Antworten sind sehr vielschichtig. Denn es kommt dabei vor allem auf Deine Vorlieben an:
-> wo soll das Schiff im Sommer liegen, wo im Winter?
-> ist es aus Holz, Gfk oder Stahl?
-> was ist Dein Anspruch in Bezug auf den Pflegezustand?
-> hast Du im Winter genügend Zeit (mind. 2 Wochen) alle Pflege-Arbeiten selbst auszuführen?

In Bezug auf ein Folkeboot machen alleine die Liegeplätze einen unterschied von rund 1.000 Euro aus (in Lübeck Herrenwyk hab ich 900 für ein ganzes Jahr gezahlt, in Travemünde wäre es das doppelte) - bei einem 10m Schiff ist's entsprechend mehr.

Grüße!
Jan
bob57
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Re: Kostenschätzung möglich?

Beitrag von bob57 » Fr 1. Nov 2013, 01:41

Moin,

bei uns ist der dickste Batzen die Fahrerei zum Boot, einfache Strecke sind rund 150 km. Demnach kostet mich jede Fahrt zum Boot kalkulatorisch einen Hunderter.

Der Liegeplatz ist mit rund 400 .- recht günstig für ein 7,20 langes Boot. Kosten fürs Winterlager fallen nicht an, das Boot steht wintertags hinterm Haus.

Für die jährliche Instandhaltung rechne ich rd. 500.- Die brauche ich zwar nicht, aber als Rücklage für Segel usw. kommt mir das realistisch vor.

Mit Abschreibung, Betriebskosten usw. kommen wir jährlich auf etwa 2.500 bis 3.000 Euro, wobei ich alles an Boot, Motor und Trailer selber mache.
Gruß vom
Bob

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André bauer
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Re: Kostenschätzung möglich?

Beitrag von André bauer » Fr 1. Nov 2013, 19:15

Moin,
eine grobe Richtung für Unterhaltskosten sind 10% vom Bootswert.
Kommt natürlich stark auf die Gegend an, auf süddeutschen Seen können allein die Liegeplatzkosten ein Vielfaches der Kosten an der Ostsee sein.
Nordsee ist noch deutlich günstiger, Vereine sind wesentlich günstiger als Marinas, verlangen dafür aber Arbeitsdienst, aber selbst Vereinsbeiträge schwanken zwischen 50 und 500€...
Die Liste läßt sich beliebig in Bezug auf Arbeiten und Anspruch verlängern.

Gruß,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
danebrog

Re: Kostenschätzung möglich?

Beitrag von danebrog » Sa 2. Nov 2013, 21:58

Hallo, Wolfgang!

Die vorherigen Beiträge nennen Fakten, Zahlen, kurzum: Sachlichkeiten. Das ist absolut o.k., kann ich doch Vieles davon bestätigen!

Und dennoch meine ich, dass manchmal zu viel Hirn im Weg ist. Denn: MAN LEBT NUR EINMAL!!!

Wenn Du Spaß an einem Klassiker hast: KAUF DIR EINEN! Und zwar J E T Z T!!

Viele Grüße
Danebrog

P.S. Das gilt aber nur, wenn Du nicht Partnerschaft, Haus/Hof, Gesundheit oder gar Leben auf's Spiel setzt! ;)
bob57
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Re: Kostenschätzung möglich?

Beitrag von bob57 » Sa 2. Nov 2013, 23:48

[IMG]http://www.smileygarden.de/smilie/Fragend/31.gif[/IMG]

Du solltest mal zu mir aufs Boot kommen, meine Liebe.
Da riskierst du aber in jeder Sekunde Gesundheit und Leben.....


Spaß beiseite.
Dagmar hat Recht. Ich verfolge seit vielen Jahren recht aufmerksam den Bootsmarkt und glaube, sagen zu können, dass er nie so günstig für Käufer war wie in den letzten ein bis zwei Jahren.
Wobei vor Bootskauf auf jeden Fall das zukünftige Revier fest gelegt werden sollte, denn mit einem für die Ostsee idealen Boot braucht man z. B. über einen Törn durchs zweifellos reizvolle Wattenmeer nicht mal nachdenken.

Gruß vom
Bob

(Diplom-Improvisationsprofi)
eckhard
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Re: Kostenschätzung möglich?

Beitrag von eckhard » So 3. Nov 2013, 10:45

Danebrog und Bob bringen es ja schon gut auf den Punkt. Auch ist hier schon erklärt worden, warum es schwierig ist, bei diesem Thema exakte Zahlen zu nennen.
Ein Boot zu haben, ist ein Hobby, ein Holzschiff zu besitzen und zu pflegen, ist eine Leidenschaft.
Spaßeshalber könnte ich auch sagen, was kostet die Geliebte (die man sich als leidenschaftlicher Holzschiffbesitzer nicht mehr leisten kann.)
Jeder macht da so seine eigene Rechnung auf, manches verschwindet in den Haushaltskosten und macht dadurch den Unterhalt noch schlechter berechenbar.
Man glaube auch nicht, dass der Jäger, der einen Wald pachtet, seine Unkosten durch den Verkauf der Tiere finanziert, die er im Morgengrauen erlegt.
Meine Kostenrechnung für eine 6 KR sieht zum Beispiel so aus:
1000,- Euro Liegeplatz im Sommer, 1000,- Euro Liegeplatz in der Halle im Winter, Bock und Kranen 450,- Euro, Masteneinlagerung und Mastenkranen, Transpostkosten, diverse Kleinreparaturen, Lack, Pinsel und Utensilien, Unterwasserschiff noch einmal knapp 600,- Euro. Die Malerarbeiten, die nicht von mir erledigt werden können, kommen noch einmal mit 400,- Euro dazu. Mit der Rücklage von ca. 500,- Euro für zukünftige Sonderkosten (Segel, Leinen, Bootsmotorenreaparaturen etc.)komme ich auf knapp 4000,- Euro.
Ca. drei Wochen bin ich im Winter an Bord und arbeite an den Dingen, die ich mir zu traue. Das wird in den nächsten Jahren mehr, da ich mich beruflich etwas zurück ziehen möchte.
Die Fahrten zum Boot und die Unterbringung im Winter verbuche ich unter die privaten Kosten, denn dafür bin ich natürlich weniger im Urlaub.
Familienangehörige, wie meine Söhne und deren Frauen, kommen natürlich kostenfrei mit, wenn sie wollen und können. Freunde zahlen neben der gemeinsamen Bordkasse einen Tagessatz zum Unterhalt, denn sie machen ja beim Segeln ihren Urlaub, den ich nicht finanzieren kann und will. Auf diese Weise kommen bei mir noch ca. 2000,- Euro für die Unterhaltskosten zurück, so dass ich im Endeffekt bei 2000,- Euro/ Jahr liege.
Das entspricht auch den Kosten, die ich für den Unterhalt meines Autos ausgebe, ohne Benzin.
Beim Kauf meines Schiffes habe ich den Kaufpreis noch einmal drauf gelegt und auf ein Extrakonto verschoben. Man bekommt ja sowieso kaum Zinsen. Hier werden die Unkosten und die kleinen "Gewinne" hin- und her gebucht bis das Konto eines Tages leer ist. Je nach Spass, Gesundheit und anderen Faktoren muss ich dann mit meiner Frau nach verhandeln und wieder etwas drauf tun, weiß aber genau, wie viel mich meine Leidenschaft in wie vielen Jahren genau gekostet hat.
Bleibt noch zu sagen, dass ich als Ostfriese im Exil in Offenbach bei Frankfurt wohne und deswegen nicht mal kurz zum Schiff komme. Ich bin beruflich noch stark eingebunden, aber sehe für nächstes Jahr Licht am Horizont. Ich lackiere, warte den Motor und Einiges mehr, schaffe aber nicht alle Arbeiten, die zum Beispiel außen nötig sind. Das liegt auch daran, dass ich nicht spontan im Winter kommen kann, sondern mir erst den Freiraum einplanen muss. Wenn es dann wie im März 2013 zu kalt ist, fallen viele Arbeiten aus.
Die Preise für Klassiker sind aktuell günstig, die Freude am Schiff geben Dir so viel positive Kräfte, dass man unsere Liebe nahezu als gesundheitsfördernd betrachten kann. Volkswirtschaftlich mußt Du also von den Unkosten noch die Einsparungen für Arztbesuche, Krankenhausaufenthalte, Medikamentenkosten und vieles mehr abziehen.
Was aber zählt, ist die Freude. Es gibt so viele Dinge im Leben, die man in den Sand setzt, ein Klassiker gehört sicher nicht dazu - es sei denn, Du navigierst falsch im Sommer.
Nur Mut, Gruß in die Runde, Eckhard
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danebrog

Re: Kostenschätzung möglich?

Beitrag von danebrog » So 3. Nov 2013, 13:25

Oh, Bob!

Jollenkreuzer bei ausreichend Wind quer durchs Watt - das klingt schon ziemlich rasant! Andererseits: Als Mutter und Zopfträgerin braucht's schon eine Weile, bis mir die Haare zu Berge stehen! :)

Viele Grüße
Dagmar
eckhard
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Re: Kostenschätzung möglich?

Beitrag von eckhard » So 3. Nov 2013, 13:38

Dagmar,
mit einem 15- Jollenkreuzer(selbstverständlich lediglich mit einem mäßig gewarteten, PS-schwachen Außenborder am Spiegel, der lediglich im Hafen eine Hilfe war) im Watt vor und hinter den ostfriesischen Inseln begann mein Seglerleben. Heute wüßte ich nicht so genau, ob ich ruhig und glücklich gewesen wäre, wenn meine Jungs mit 12- 15 Jahren dieselben Erfahrungen gemacht hätten - aber ich lebe ja auch noch immer glücklich vor mich hin.
Gruß, Eckhard
bob57
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Re: Kostenschätzung möglich?

Beitrag von bob57 » So 3. Nov 2013, 16:06

@Eckhard,

mit dem 15er durchs Gatt ?
Respekt, ich hab mich nicht getraut.....
Gruß vom
Bob

(Diplom-Improvisationsprofi)
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