Wer kennt die "Helsingørjolle"?

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Tjorven84
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Wer kennt die "Helsingørjolle"?

Beitrag von Tjorven84 » So 19. Feb 2017, 21:03

Hallo zusammen!

Ich bin neu hier im Forum, habe hier aber schon viel gelesen und auch schon viele Antworten auf meine Fragen gefunden.
Seitdem ich mich nach letzter Saison von meiner kleinen GFK-Yacht getrennt habe, sollte es etwas "klassisches" werden, und vor allem aus Holz!
Ende Januar habe ich dann in Dänemark zugeschlagen: Eine Helsingørjolle nach Zeichnung von Aage Utzon (1946),Spitzgatter, Baujahr ist 1985 und sie ist aus Mahagoni auf Eiche. Außerdem ist ein Volvo Penta MD 2010 C verbaut. (etwas überdimensioniert vielleicht? 10 PS, 2 Zyl.) Und ein Satz nagelneuer Segel.
Sie ist noch im recht guten Zustand und aus erster Hand. Der Besitzer hat sie mit seinem Vater (Bootsbaumeister) selbst gebaut. Letztes Jahr verstarb sein Vater und nun sollte auch das Boot weg. Ich finde die Jolle sehr schön, bin auch fleißig dabei, das UW Schiff neu aufzubauen sowie einige Schönheitskorrekturen und freue mich schon auf die kommende Saison.
Nur weiß ich über die Jolle sehr wenig bis gar nichts. Ich weiß nur ein paar Eckdaten wie Länge 5,50, Breite 1,83, Tiefgang 0,70, Ballast 385 kg, Segelfläche ca 15 m². Der Mast ist 8,80 Meter lang, das Vorsegel nur ca 3,6 m² groß...

Nun meine Fragen:

1. Wer kennt diese Jolle oder kann mir etwas darüber sagen oder mir dahingehend weiterhelfen, wo ich Informationen finde? Gibt es für diesen Typ irgendeine Vereinigung? Wie sind die Segeleigenschaften?

2. Das Boot hat 3 Jahre trocken gestanden, wie lasse ich es am besten vorquellen bzw was gibt es noch zu beachten bevor es wieder zu Wasser geht?

Ich freue mich über alle Antworten!

Grüße aus Flensburg,

Peter
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Allegretto, ma non troppo
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Re: Wer kennt die "Helsingørjolle"?

Beitrag von Allegretto, ma non troppo » Mi 22. Feb 2017, 14:25

Hallo Peter,

herzlichen Glückwunsch zu deinem schönen und typisch dänischen Boot.
Die Helsingörjolle ist eine Weiterentwicklung der Aalborgjolle von 1946 und trägt bereits ein Bermudarigg. Normalerweise war kein Einbaudiesel geplant, doch diese Boote können durch die robuste Spitzgattkonstruktion einiges vertragen. Ich halte deinen Motor nicht für überzogen, da Zweizylinder ruhiger laufen als die zum Konstruktionszeitpunkt üblichen Einzylinder mit nur etwas weniger Leistung.
Aber sag mal, du bist doch hier in der äusserst seltenen und glücklichen Lage, ein Boot vom ersten Eigner erwischt zu haben, der das Boot auch noch selbst nach bekannten Plänen gebaut hat. Sind denn die Bauunterlagen bei dem Erbauer nicht vorhanden oder hast du einfach versäumt, danach zu fragen? Ein Originalbauplan wäre eben die Lösung all deiner Fragen.
Schau mal ins Internet bei Google unter " Effektliste/Danmarks Museum for Lystsejlads ", da steht einiges geschrieben über deine Jolle. Nur haben die alle keinen angedeuteten Aufbau wie deine.
vielleicht kannst du da mal Kontakte aufbauen und zu Unterlagen kommen. Du wohnst ja direkt in der "Nachbarschaft".

Viel Glück und viel Freude mit deinem Boot.

Reinhard
Tjorven84
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Re: Wer kennt die "Helsingørjolle"?

Beitrag von Tjorven84 » Mi 22. Feb 2017, 17:42

Hallo und danke!

Der kleine Aufbau (Schlupfkajüte) ist tatsächlich nicht original, das wurde als kleiner Regenschutz draufgesetzt. Ich finde es aber eigentlich noch estetisch bzw. passt ins Bild.
Ich habe beim Kauf schon nach Dokumentation vom Bau gefragt, also hauptsächlich nach Fotos. Da war aber laut Eigner nichts mehr vorhanden. Direkt nach den Bauplänen habe ich dummerweise nicht gefragt aber ich werde da auf jeden Fall nochmal nachhaken.
Habe mal die " Effektliste/Danmarks Museum for Lystsejlads "durchsucht. Ganz interessant. Wäre ja sogar mal eine kleine Reise wert, sich das ganze Museum anzuschauen!
Bin gespannt wie sich dieser Bootstyp (Spitzgatter, Langkiel) im Wasser bzw unter Segel verhält. Könnte man sich das ähnlich vorstellen wie bei einem Folkeboot? Ist es "einigermaßen" kentersicher?

Peter
Tjorven84
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Re: Wer kennt die "Helsingørjolle"?

Beitrag von Tjorven84 » Mi 22. Feb 2017, 22:06

Habe vorhin mit dem Vorbesitzer telefoniert, er hat leider keine Bauunterlagen mehr. Ist wohl irgendwie alles mal weggekommen...
potemkin

Re: Wer kennt die "Helsingørjolle"?

Beitrag von potemkin » Do 23. Feb 2017, 09:09

du hast keinen langkieler, sondern eine jolle. die holt ihre stabilität in erster linie aus der rumpfform und nicht aus dem ballast wie eine kielyacht. somit sind die segel- und kentereigenschaften nicht unbedingt mit denen eines z.b. folkebootes zu vergleichen.
Allegretto, ma non troppo
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Re: Wer kennt die "Helsingørjolle"?

Beitrag von Allegretto, ma non troppo » Do 23. Feb 2017, 11:32

Hallo Peter,

leider muss ich hier "potemkin" widersprechen.
Du sollst ja schließlich nicht irregeführt werden.
Die Helsingörjolle ist tatsächlich ein Langkieler mit traditionellem S-Spant und eben dem auf 385 kg festgelegten Ballastkiel, der unter dem Kiel direkt als Gusseisenteil befestigt ist.
Die Dänen definieren "Jolle" etwas anders als wir in Deutschland. Während bei uns der Begriff Jolle sich auf ein U-spantiges leichtes Boot ohne Ballast beschränkt, das zur Verhinderung der Abtrift ein Schwert führt (Ausnahme: Niedersachsenjolle und Hansajolle, aber deren Konstrukteur - Henry Rasmussen - war eben auch Däne), bezeichnen die Dänen jedes kleine offene Boot ohne Kajüte als Jolle, auch wenn es wie üblich in traditioneller S-spantiger Form und als Langkieler gebaut ist.
Der Ballastschwerpunkt ist sicher nicht optimal, jedoch für ein ohnehin offenes Küstenboot ausreichend. Ich schätze ihn auf ca. 40 %. Die Stabilität resultiert jedoch hier aus dem Ballast und der Rumpfbreite.
Wenn die Helsingörjolle kein Langkieler wäre, hätte sie einen U-Spant und maximal 40 cm Tiefgang, schätze ich mal. Und sie würde ohne Schwert abtreiben wie ein Plattbodenschiff mit aufgeholtem Schwert.
Wie bereits erwähnt: keine Rennziege, sondern ein robustes gemütliches Wanderboot, das gerade noch relativ gut kreuzt, dabei wenig Tiefgang hat, eine robuste Bauweise aufweist und gut in der kurzen Welle zwischen den Inseln liegt.

Nochmals viel Spaß damit und versuche nie, eine Schäre damit abzuhängen. Lach!

Viele Grüße
Reinhard

Allegretto, ma non troppo
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Re: Wer kennt die "Helsingørjolle"?

Beitrag von Allegretto, ma non troppo » Do 23. Feb 2017, 11:40

Hallo Peter,

hab gerade um 11:32 noch eine Nachricht gesendet. Sie ist bei mir hier abgedruckt, obwohl es hieß: Fehler beim Versenden". Sollte sie bei dir nicht lesbar sein, bitte melde dich.

Hier noch ein Zusatz zu den dänischen Jollen: vergleiche Kragejolle, die erheblich größer ist als die Helsingörjolle und Aalborgjolle.

Gruß Reinhard
Tjorven84
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Re: Wer kennt die "Helsingørjolle"?

Beitrag von Tjorven84 » Do 23. Feb 2017, 12:45

Hallo! Die Nachricht kann ich lesen, danke!
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