Renovierung eines Teak Decks - Erfahrungsaustausch

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danbei
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Renovierung eines Teak Decks - Erfahrungsaustausch

Beitrag von danbei » So 6. Dez 2009, 18:56

Hallo in die Runde,

ich möchte im Frühjahr unser 30 Jahre altes Teak Deck einer ALDEN 744 renovieren. (38 Fuss über Deck) Die Nähte haben die Haftung verloren und das Deck ist so weit abgelaufen dass schon viele Schrauben sichtbar werden.
Ursprünglich waren 12mm Teak auf Sperrholz verlegt worden bei "Voruntersuchungen" ist aufgefallen, dass beim Bau (in den USA) kein richtiges Bootsbau Sperrholz verwendet worden ist, sondern (auch wasserfest verleimtes) "normales" Bausperrholz.

Mein Plan ist nun folgender:

1. Die alten Teak Stäbe abnehmen (sind verschraubt und nicht geklebt soweit das beurteilt werden kann) auf ca.8mm hobeln / schleifen und die Schraubenbohrungen neu Senken und ggf. etwas vergrößern.

2. altes Sperrholz raus und mit neuem AW100 in angepasster Dicke (ca. 4mm dicker als das vorhandene) auslegen. Dabei 2 - 4 Decksbalken erneuern die von innen nicht mehr gut aussehen.

Ich habe nun folgende Fragen:

- Wer hat etwas ähnliches schon einmal gemacht oder hat Anmerkungen oder Empfehlungen zur geplanten Vorgehensweise (mann muss ja nicht alle Fehler selber machen ;-)

- Die vorhandenen Teak Stäbe haben ein einseitiges L Profil. Ich muss nun noch entscheiden, ob ich dieses L Profil mit anpasse (also vertiefe um eine genügend tiefe Fuge zu erhalten) oder einfach abschneide und die Teak Stäbe traditionell wieder mit Abstandhaltern verlege.

- Ist es besser die alten Teak Stäbe auf gleiche Dicke zu hobeln oder besser Schleifen?

- Da ich nicht weis welches Fugenmaterial vorher benutzt wurde (ist auch immer weider mit allem möglichen ausgebessert worden) mit welchem Reiniger (n) sollte ich ich hier vor der Verfugung arbeiten?

- Welche Verbindungsmethode der AW 100 platten ist empfehlenswert? L profil, gerader stoss, schäften????

- Ich hatte auch schonmal überlegt das Deck "Schwimmend" auf Sikkaflex zu verlegen, habe hiermit aber gar keine Erfahrung. Hat dies Schon jemand gemacht?


Ansonsten nehme ich gerne alle Anregungen, Hinweise und Überlegungen auf!

Danke schonmal jetzt für alle Kommentare (und ja, ich weiß wird viel Arbeit!)

Daniel
Andre R363

Re: Renovierung eines Teak Decks - Erfahrungsaustausch

Beitrag von Andre R363 » Mo 7. Dez 2009, 10:11

hallo,

in sachen teakdeck kann ich dir mangels demselben keine tipps geben.
aber schau mal in die letzte (oder war es die vorletzte?) yacht zeitschrift.
da ist ein guter artikel mit vielen bildern, wo ein altes deck abgenommen, aufgewertet und wieder aufgeschraubt wurde.
Joachim
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Re: Renovierung eines Teak Decks - Erfahrungsaustausch

Beitrag von Joachim » Mo 7. Dez 2009, 13:04

Hallo Daniel,

Thema ist hier im Forum aber auch in bebilderten Restaurierungsberichten sowie in einschlägigen Fachbüchern gut beschrieben, wie immer gibt es verschiedene Ansätze. Habe die gleiche Arbeit auch bereits hinter mir, - undichtes Deck aus Nadelholz Nut/Feder mit Leinenbespannung ersetzt durch Bootsbausperrholz mit Teakleisten und Mahagonieschandeckel (siehe einige Bilder unter dem Thema Wieviel Refit...).
Bei den vielen Fragen zur Vorgehensweise, kannst Du mich gerne anrufen.
0170 1806239

Joachim
André bauer
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Re: Renovierung eines Teak Decks - Erfahrungsaustausch

Beitrag von André bauer » Mo 7. Dez 2009, 15:01

Moin Daniel,
die Teakstäbe müssen auf jeden Fall im Dickenhobel gehobelt werden, nicht per Hand und auch nicht schleifen,
das würde zu ungleichmäßig werden.
Deine Vorgehensweise ist schon richtig, ist aber bis jetzt ja nur sehr grob vorgedacht.
Die Sperrholzplatten müssen auf jeden Fall geschäftet werden.
Das Deck übernimmt ja einen guten Teil der Festigkeit des Rumpfes gegen Torsion.
Sind die Platten nicht verbunden, können sie gegeneinander arbeiten, das Deck würde schneller wieder undicht,
als Du Dir wünscht.
Bei Sperrholz drauf achten, das Du vom GL oder von Lloyds Register abgenommenes für
den Außenbereich bekommst, nur das ist ausreichend verrottungsfest.
Ich würde immer Teakleisten ohne Falz verlegen, damit in der Fuge ausreichend Klebefläche vorhanden ist.
Die Planken müssen vor dem erneuten Verkleben einfach nur richtig sauber gekratzt werden,
anschließend muß die Klebefuge an allen drei Kanten mit dem vom Fugenmaterial vorgesehenen Primer gestrichen werden.
Die Fuge muß dann noch mit einem Fugenklebeband (Tesa) ausgelegt werden, um die Haftung am Fugengrund zu vermeiden.
Kleben kann man die Stäbe ohne weiteres mit Sika, anderes Fugenmaterial würd ich nicht nehmen,
die Firma, für die ich arbeite, hat da diverse Untersuchungen gemacht.
Was meinst Du mit schwimmend, kann mir kaum vorstellen,
das Alden die Planken trocken ohne Kleber verlegt hat.
Obwohl, vor 30 Jahren...
Es wurde hier auch schon viel darüber diskutiert, am besten nutzt Du auch mal die Suchfunktion,
es gab auch ein paar Beiträge, wo eine andere Art der Fugengrundvorbereitung vorgestellt wurde,
die auch gleichzeitig das Ablösen des Fugenmaterials von den Seiten besser verhindert.

Grüße,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
seebaer150
Beiträge: 524
Registriert: Do 20. Mär 2008, 17:02

Re: Renovierung eines Teak Decks - Erfahrungsaustausch

Beitrag von seebaer150 » Di 22. Dez 2009, 15:28

Hallo Daniel,

du kannst gerne mal all die fachlich wirklich fundierten Beiträge nachlesen, die hier von mir, seebaer150 eingestellt wurden.

Decksunterlage:
In Bezug auf Deine Decksproblematik würde ich Dir folgendes raten. Die Sperrholzunterlage ist, wie Andree das geschrieben hat, mit Rumpfbausperrholz zu erneuern. Bei diesem Holz sind alle Lagen aus dem gleichen hochwertigen Material. Das ist für die Verrottungsresistenz entscheidend. Bei anderen Platten für den Innenausbau zum Beispiel, sind die Decklagen hochwertiger als die Innenlagen. Da sich aber Wasser am längsten in diesen Innenlagen hält, werden diese besonders schnell verrotten.
Andre hat auch Recht bezüglich der Schäftung der Platten. Bei Stärken bis 10 mm solltest Du für die Schäftungslänge die 10-Fache Materialstärke nehmen, darüber die Achtfache.

Decksstäbe:
Teakholzstäbe sind nach dem Hobeln wie neu. Folglich steht Deinem Wunsch, die Stäbe abzunehmen und wiederzuverwenden, nichts im Wege. Allerdings solltest du die Kanten auch sägen. Dann hast Du praktisch neuwertige Leisten. Dass dabei ein bisschen an Breite verlorengeht, ist wohl zu verschmerzen. Bitte nicht hobeln, weil die Flanken dann poliert werden und an Rauhtiefe verlieren. Wenn Du die alten Löcher benutzen willst, mach dir eine Vorrichtung, die den größeren Bohrer auf das kleinere Loch zentriert. Ich nehme da einen Metallklotz von 20 mm Stärke mit der Bohrung des neuen Bohrers. Der Klotz wird auf das alte Loch zentriert und festgespannt. Dann Bohre ich mit einem scharfen Holzbohrer und höchster Drehzahl mit geringem Vorschub in das alte Loch. Das ergibt ein perfektes neues Loch.

Abnehmen der Decksstäbe:
Ich kann mir, genauso wenig wie Andree vorstellen, dass ohne Kleber gearbeitet wurde. Vielleich haben sich die Stäbe hier und da gelöst und nur die gelösten Stäbe sind dir aufgefallen. Falls alle los sind, umso besser für Dich. Wenn aber nicht, dann hast Du ein Problem. Abreissen kannst Du die Leisten nicht, weil sie nicht unbeschädigt abzutrennen sind. In dem Fall kannst Du das Deck an den Fugen entlang mit einer Tauchsäge in gesamter Stärke durchsägen, sodass Du die Leisten mit der Unterlage abnehmen kannst. Die an den Leisten klebende Decksunterlage kannst Du im Dickenhobel abhobeln. Dann bleiben auch nur die Leisten übrig und ein zerstörtes Hobelmesser, falls Du irgendeine Schraube im Deck vergessen hast. ;-)

Aufkleben auf neues Deck:
Am besten verlegst Du die im Querschnitt rechteckigen Leisten mit Abstandshaltern. Inbusmaschinenschrauben sind super, schnell rausgeschraubt und hinterlassen keine Beschädigungen. Bei im Bogen verlegten Leisten müssen viele Schrauben verwendet werden, um Druckstellen zu vermeiden. Beim Stand der Technik ist der angesagte Kleber Epoxidharz. Ich verwende das Harz von Westsystem. In Verbindung mit dem von mir gegründeten Bootsbauerservice „Robin Hood“, der Klassikereignern dringende Reparaturen ermöglichen soll, falls die Finanzdecke es nicht zulässt, damit größerer Schaden vom Schiff abgewendet werden kann, der oft langfristig zum Tod der Yacht führt, gibt es Material von mir zum Einkaufspreis. Wenn ich ein Deck mit Epoxidharz baue, findet man darin hinterher gar keine Schrauben mehr, weil die Klemmschrauben in den Fugen angebracht werden. Und an den Stellen, wo Schrauben durch Leisten und Schandecks nötig waren, reichen die Querholzdübel bis auf den Grund. Hier muss darauf geachtet werden, dass vor dem Einfügen des Querholzdübels das Loch nachgebohrt wird (wegen Harzresten auf dem Grund nach der Verleimung ) und auch Loch und Dübel nur mit Harz benetzt werden, weil überschüssiges, sich im Loch ansammelndes Harz den Weg des Dübels bis zum Grund verhindert.

Verguss der Fuge:
Hier scheiden sich die Geister. Langfristig dichte Decks gab es bislang nur im Märchen. Allerdings hat Andree wohl Recht mit der Empfehlung von Sikaflex. Was die Ausführung der Verfugung angeht, gehe ich seit 1991 ganz andere Wege. Dazu jetzt ein Bericht, den ich vor Wochen mal verfasst habe:


„Nun habe ich neulich einen ehemaligen Kunden wiedergetroffen, der mir berichtete, dass ein Teakdeck, das ich auf einem 15-Meter Tümmler gebaut habe, heute, nach 18 Jahren noch dicht ist. Er war begeitert. Ich danach ebenfalls, weil eine Theorie ihre Langzeitbestätigung fand.

Nun bin ich ja auch ein Verfechter von grundlagengestützter Vorgehensweise. Ich überlegte mir damals also, warum Fugenmasse an Flanken abreißt. Es ist die Grundspannung, die durch die Aushärtung und Schrumpfung im Material entsteht und die Breitenänderung der Fuge infolge von äußeren Einflüssen.

Dann dachte ich mir: Mach doch mal zwei Grenzwertbetrachtungen.

1. Wann haftet die Fuge am besten? Nämlich dann, wenn sie möglichst große Haftflächen hat, die maximal gut vorbereitet sind.
2. Wann entstehen die geringsten Spannungen und damit Abreißkräfte an der Flanke? Nämlich dann, wenn die Fugenmasse infinitesimal niedrig, also dünn ist.

Zwei Vorgaben, die sich gegenseitig ausschließen.

Die Lösung war die Doppelkonkav-Teakdecksfuge. Ich habe sie zum Patent und Gebrauchsmuster angemeldet.

Sikaflex 221 ist die Vergussmasse und ich würde nach diesen wirklich guten Langzeiterfahrungen den Teufel tun, eine andere Masse auszuprobieren.

Im Fugengrund liegt eine der Fugenbreite im Durchmesser entsprechende Polyäthylenschnur, die sich NICHT mit Sikaflex verbindet und mit einem Affenzahn einzubringen ist. Selbst runde Butten sind kein Problem. An der Oberseite wird die Fuge mit einem Rundstab abgezogen.

Bei 12 - 15 mm dicken und 40-45 mm breiten Leisten, die ohne Nut und Feder nur mit herausnehmbaren Abstandshaltern ( Maschinen -Inbusschrauben M8 ) mit Epoxid verlegt werden, ergibt sich eine Haftflankenhöhe von 15(12) – 4 = 11(8) Millimetern. Dem steht je nach gewünschter Konkavität oder Gesamtdicke der Leiste eine Kraftübertragende Querschnittshöhe von ganz wenigen Millimetern gegenüber. Diese Fuge lässt sich auf das vier bis fünffache dehnen, bevor die MEMBRANE reißt.

Es liegt auf der Hand, dass so ein Fugenaufbau eigentlich gar nicht versagen kann, weil die Kräfte nur minimal sein können.

Nun kam bei diesem Deck damals hinzu, dass die Rohlingleisten vor dem Endzuschnitt schon ewig lange in der Sonne gelegen haben, also gar nicht trockener werden konnten. Die Fugen konnten folglich nur enger werden.

Was dem armen Kollegen Thomas oben mit seinem Deck passiert ist, kann man nur als ultimativen Supergau bezeichnen, der eine Firma, wenn sie haften muss, ruinieren kann.

Deshalb kam für mich nur eine Technik in Frage, die die Anlage zu dauerhaftem Bestand hatte.

Angehängt die Zeichnung der Doppelkonkav-Teakdecksfuge.


Und natürlich machen wir das auf der „Louise“, unserem Xylon Tümmler 125, genauso. Nur ist ihr Schandeck aus hochglanzlackiertem Mahagoni. Der Lack reicht bis in die Fugen und vor den Verguss der Fugen werden die Leisten und das Schandeck abgeklebt und mit Rundstab, Spucke und Finger abgezogen. Die Gummioberfläche bleibt glänzend schön. Dann wird das Deck nass geschliffen, um die vorher leicht gerundeten Teakkanten im Gummiabschluss zu konturieren. Das sieht toll aus. Das Schandeck wird nur noch mit 2000er Nassschleifpapier planiert und aufpoliert.

Falls Du meinen analytisch fundierten Äußerungen Glauben schenken kannst und Hilfe oder auch nur moralischen Beistand brauchst, ruf mich einfach an.

0177 21 77 379 und 06871 9098712

Liebe Grüße

seebaer150
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Re: Renovierung eines Teak Decks - Erfahrungsaustausch

Beitrag von seebaer150 » Di 22. Dez 2009, 15:32

noch ein paar Bilder
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