Bootsreparatur

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Joerg Probandt

Bootsreparatur

Beitrag von Joerg Probandt » Do 26. Feb 2004, 13:52

Hallo

Meine Lebensgefährtin und ich haben vor 3 Jahren eine BB17 angeschafft, Baujahr 1970.
Während des Herbstes 2003 im Winterlager fing ich an, daß undichte Deck (Sperrholz) abzuziehen und habe dabei verschiedene weggefaulte Stellen entdeckt. Bei der weiteren Entfernung alter Anstriche im Cokcpit und in der Bilge sind noch weitere Löcher zu Tage getreten. Außerdem ist ein Stück Bodenwrange weggegammelt und die an dieser Stelle verlaufenden Planken sind ebenfalls rott. Einige Spanten weisen zudem Zerstörungserscheinungen infolge der Fäulniss auf. Im Grunde kann ich in Anbetracht der anstehenden Reparaturen mit dem Boot in diesem Sommer gar nicht segeln und habe daher die Absicht, selbiges im Winterlager zu lassen um in aller Ruhe und ohne Zeitdruck die nötigen Arbeiten auszuführen.
Leider hörte ich gestern während eines Gesprächs mit einem Bootsbauer, daß dies nicht ginge, weil durch die Austrocknung Risse im Holz entstünden und schlimmstenfalls mit einem Totalverlust zu rechnen wäre.
Ich würde jetzt gerne wissen, ob ich mich jetzt tatsächlich überschlagen muß bei der Reparatur, die ich ohnehin nur nach Feierabend und an den Wochenenden durchführen kann, oder ist es zu vertreten, das Boot an Land zu lassen um es im Früsommer 2005 zu Wasser zu lassen?
Harald

Re: Bootsreparatur

Beitrag von Harald » Mo 1. Mär 2004, 15:31

Hallo Joerg,
austrocknende Rümpfe sind tatsächlich ein Problem, da sie sich nicht zuletzt nur langsam wieder dichtziehen, wenn sie wieder zu Wasser kommen. Besonders die Überwasserplanken ziehen sich nur ganz langsam wieder zu. An den Plankennähten reißt der Lack und tut das dann zukünftig auch gerne wieder. Risse entlang der Holzfasern entstehen. Je breiter die Planken sind, desto eher kommt es zur Rißbildung. Wird ein ausgetrockneter Rumpf dann auch noch über längere Distanzen transportiert, kann es zudem auch zum Verlust von Stabilität der Verbände kommen.
Man kann das Austrocknen des Rumpfes im Sommer nur durch intensives Wässern verhindern, d.h. den Rumpf an allen Stellen mit Tüchern und Säcken auslegen und diese täglich befeuchten. Die Luftfeuchtigkeit im Boot und am besten auch in der Halle muß dann so hoch wie möglich gehalten werden. In Sommern wie z.B. 2003 ist dies praktisch kaum ausreichend möglich. Soll dann zur Reparatur auch Epoxidharz zur Anwendung kommen, wird es schwierig, da die Reparaturstellen dann ja komplett trocken sein müssen.
Helfen kann hier ein Hallenlager mit dicken Mauern (Beton), daß ein ausgeglicheneres Klima hat. Wichtig ist auch, Zugluft in der Halle zu vermeiden, da besonders trockene Zugluft zu verstärkter Austrocknung führt (dies allerdings sommers wie winters).
Es gibt kaum andere Möglichkeiten ein komplettes Austrocknen des Rumpfes zu vermeiden, Schäden sind auch so nicht auszuschliessen.
Es ist zu Überlegen, ob man das Boot nicht während des Sommers zwischenzeitlich zum quellen ins Wasser legt und dann wieder an Land nimmt, um weiter zu arbeiten. Dies setzt allerdings einen unkomplizierten Zugang zum Wasser und freihe Kranmöglichkeiten voraus.

Viel Glück

Harald
Pierre

Re: Bootsreparatur

Beitrag von Pierre » Mo 1. Mär 2004, 17:47

Hallo Harald,

Deine Ausführungen sind sehr interessant und basieren wohl auf eigenen Erfahrungswerten.
Ich beabsichtige demnächst ein Boot ( Typ Spitzgatter Berg / Bj. 1940 in Karweelbauweise L7m) aus Dänemark zu holen und das möglichst über Land ~ 500km.
Nun bin ich direkt verunsichert. Ist ein solcher Transport nicht auch schadlos zu bewerkstelligen oder sollte man das Risiko auf gar keinen Fall eingehen.
Die Spanten, Wrangen, Planken sehen noch sehr fit aus .
Vielleicht hast Du ja ein paar Tip´s wie man es am besten anstellt .
Schon mal Danke im Voraus.
Pierre
Rolf Kohlbach

Re: Bootsreparatur

Beitrag von Rolf Kohlbach » Mo 1. Mär 2004, 20:51

Vorsicht mit Beton! Normalerweise fördert der den Austrocknungsprozess, deshalb werden Holzboote häufig gerne in Hallen/scheunen untergebracht, die über normalen festen Erdboden verfügen.
Ohne Zweifel können Boote beim Transport über Land austrocknen, hauptsächlich wegen des Fahrtwindes, aber es gibt auch genügend Holzboote, die quer durch Europa zu irgendwelchen Regatten getrailert werden, ohne deswegen gleich zu reißen.....
Wenn der Zustand des Bootes einigermaßen ok ist, sollte es auch keine wirklichen Probleme geben.
Gruß Rolf
Joerg Probandt

Re: Bootsreparatur

Beitrag von Joerg Probandt » Di 2. Mär 2004, 11:22

Hallo Harald

Zunächst möchte ich mich für Deine Antwort bedanken. Ich werde Deinem Rat folgen und unser Boot zwischenzeitig wässern. Ich muss ohnhin das Boot einmal aus dem Trailer heben lassen, um die starren Seitenstützen durch höhenverstellbare zu ersetzen. Große Distanzen sind gott sei dank nicht zurückzulegen bis zum Hafenkran. Das Winterlager, eine Bootshalle auf dem Gründstück eines Landwirtes in Kiel-Schilkssee, ist ca. 3 km vom Hafen entfernt. Bleibt also nur das Epoxid-Problem zu lösen. Das Wässern bedingt im Grunde, daß die Leckstellen im Frühjahr, wenn die Außentemperaturen es zulassen, mit Holzspunden ausgebessert werden müssen. Spanten und Bodenwrange können ja später reapariert werden, denke ich.
Marcus Nitsch

Re: Bootsreparatur

Beitrag von Marcus Nitsch » Fr 5. Mär 2004, 08:41

Hallo Jörg Probandt,

Deine Email habe ich erhalten, leider war deine Email adresse nicht dabei. So muß ich es so mal probieren. Du kannst mich auch gerne anrufen. Da ich kurzlich eine BB 11 restauriert habe, kann ich Dir bestimmt ein paar Tipps geben.
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