Lack versus ÖL

Tom

Lack versus ÖL

Beitrag von Tom » Mi 9. Jun 2004, 15:06

Hallo,

habe mich jetzt durch das halbe Forum gelesen und viele Infos gesammelt. aber zwei Fragen sind noch offen:

1. Wie lange hält ÖL? Muss Benar (oder vergleichbares) irgendwann auch wieder runter? Bei Lack ist das klar.

2. Enthält das Lacköl von Epifanes UV-Schutz?

danke für Infos
rainer

Re: Lack versus ÖL

Beitrag von rainer » Mi 9. Jun 2004, 22:40

Hi Tom,
Wieso soll das wieder runter? Wenn der Grundanstrich gut hält und die Elastizität und Dichtigkeit der Oberfläche durch regelmäßiges Überstreichen erhalten bleibt, kann das doch ewig bleiben.
Auf meinem Rumpf klebte jetzt seit 20 Jahren Rubbol von Sickens (Alkydharz-Lack), jetzt heißt er Yacht Varnish, und sah bis zuletzt aus wie am ersten Tag. Jährlich angeschliffen und einmal überstrichen. Andere machen das im Zweijahresrütmus (wie schreibt man das) und legen dafür zwei Schichten ohne Zwischenschliff auf. (Jetzt kam er runter, weil ich ausgeleistet habe. Das tat echt weh, mit dem Bandschleifer in den spiegelglatten Lack und die schimmernde Maserung....)
Das ist mit Benar das gleiche, da er auch nur ein Alkydharzlack ist, der besonders elastisch gehalten wurde. Bei regelmäßiger Pflege kannst Du Dir dann ja für die Rente mal wieder eine Grundüberholng ausdenken.....
Er wiedersteht allerdings keiner ständigen Feuchte, dann wird er milchig, später spröde und löst sich dann ab. Also nie Lacköl dort, wo Wasser nicht abtrocknet. Ich habe z.B. Probleme bei starkem Algenwuchs gehabt. Die blieben oberhalb der Wasserlinie am Boot kleben und hielten das Wasser wie einen Schwamm dort. Aber sonst sehe ich bei meinem Boot keine Unterschiede zwischen den Lacken.
UV-Schutz erkennst Du übrigens daran, wenn Du den Grund der Büchse nicht erkennen kannst. Ohne ist wie klarer Honig, mit eher wie verdünnte Nutella. das sind einfach nur Pigmente.
Nach meiner Erfahrung würde ich die Lacköle nur dort nehmen, wo man mit einem normalen Lack nicht mehr weiter kommt. Wobei das "normal" bei der menge an unterschiedlichen Lackangeboten ja sehr schwierig zu definieren ist.
axel

Re: Lack versus ÖL

Beitrag von axel » Di 13. Jul 2004, 14:07

dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, die "lacköle" sind über wasser wirklich sehr gut. wenn man mag, kann man auch in der saison "mal eben" eine ecke aus der hand fein anschleifen und dünn übermalen. wenn da halbwegs dabeibleibt, hat man recht wenig aufwand im winter...

@rainer: rütmus schreibt man so : rythmus.. ;=)) (oder so: rhythmus? oder so: rhytmus hmmmm...)
gruss
axel
Jörn Buldmann

Re: Lack versus ÖL

Beitrag von Jörn Buldmann » Di 13. Jul 2004, 16:40

Das ist Rhythmus wo jeder mit muss...
jedenfalls nach alter Rechtschreibung

Gruß
Jörn
Klewa

Re: Lack versus ÖL

Beitrag von Klewa » Di 13. Jul 2004, 19:35

Hallo Tom und Mitleser,
wir haben auf unserm Holzschiff (www.zeehond.de.vu) vor Jahren schon statt Lack nur noch Lasur genommen. Meistens die von Sikkens, die man auch auf Holzfenster streicht. Damit haben wir die besten Erfahrungen gesammelt - inzwischen auch andere Bootleute aus dem MH Kappeln (www.museumshafen-kappeln.de..vu). Ob Jörn auch schon umgestellt hat, weiss ich nicht, er war am Wochenende nicht beim Schiff - aber es liegt noch da...)
Tschüss
Walter

Re: Lack versus ÖL

Beitrag von Walter » Mi 14. Jul 2004, 00:05

Hallo,
Als Holzfanatiker habe ich seit 30 Jahren alles mögliche auf Holzbooten getestet. Heute arbeite ich nur noch mit folgender Kombination: Zuerst Leinölfirnis, was ich für extrem wichtig halte, danach Benar. Durch das Leinölfirnis kommt die Farbe des Holzes in den Vordergrund. Das Vergilben bleibt aus. Weiter gibt es kein Abblättern Lacköles.

Benar unter Sonneneinstrahlung verschwindet einfach, als würde es Verdunsten, kein Abblättern. Abblättern habe ich seit dem Leinöfirniseinsatz nicht mehr erlebt. Bei Lack hat mich immer das Abblättern genervt, was unweigerlich widerliche Schleifarbeit zur Folge hat. Man muß vor allen Dingen wegen der Optik dann auch immer die ganze Fläche schleifen. Bei Öl entfällt dies.

Probleme gibt es mit Frost. Schnee an Deck, Wasser und Frost im Wechsel. Das gibt Frostaufbrüche. Das ist bei Lack eine Spur schlimmer als bei Lacköl. Beides hält nicht stand.

Zum Abschleifen Verwende ich nur noch Stahlwolle. Ich brauche nicht bis zum Grund schleifen, sondern lediglich die Oberfläche reinigen.
Schwarze (Scheuer)Stellen werden mit Alkoholbeize behandelt. (Mahagoniplanken mit Mahagonibeize). Die Alkoholbeize verbindet sich auch sehr gut mit dem Benar. Das sieht dann aus wie neu geschliffen. Dabei ist es nur gereinigt und farblich aufgefrischt. Die Beize dient außerdem als UV-Schutz. Gibt weniger Vergrauung!

Nach einer Vielzahl von Versuchen bin ich immer stärker auf Benar fixiert. Habe seit ca. 15 Jahren Rumpf und Aufbauten damit eingekleidet. Habe, das habe ich genau verglichen, über die Jahre hinweg insgesamt wesentlich weniger Arbeit, als die Nachbarn mit ihren Plastik- oder Stahlschiffen, die im Neuzustand glitzern, wie ein Porsche auf dem Autosalon, aber nach zwei Jahren dann Aussehen wie nach einer Safari-Tour. Die Neulackierung kostet dann soviel wie ein leibhaftiger Porsche.

Zusammengefaßt Öl gegen Lack:
Öl ist pflegeleicht, und immer gut aussehend.
Lack ist entweder oder, schön oder spöde.

Grüße,

Walter
axel

Re: Lack versus ÖL

Beitrag von axel » Mi 14. Jul 2004, 08:08

moin walter,
klasse beitrag, spricht mir aus der seele!!!
seit ich bei meinem dampfer den ganzen geplatzten lack abziehen durfte und das darunter schwarzgewordenene holz wieder auffrischen musste, habe ich mich für genau die von dir beschrieben methode entschieden. viele hallen nachbarn schüttelten wegen "der vielen arbeit" den kopf, weil es scheinbar kein fortkommen gab. gerade auch leinölfirnis, was schon von jeher als holzschutz auf schiffen eingesetzt wurde, wurde skeptisch betrachtet.
das winterliche schleifen beschränkt sich nun im wesentlichen auf ein feinschleifen mit 280er korn und zwei lagen benar. das gibt mit der zeit eine immer schöner werdende oberfläche. wichtig ist natürlich anfangs die starke verdünnung, damit das öl auch in die poren kriecht und gut hält.
verschiedene holzsorten habe ich damit behandelt und würde nie wieder was anderes nehmen.
versuchsweise habe ich anfang dieser saison le tonk genommen, was(meine ich...) eine glattere oberfläche ergibt, aber mal abwarten.
mittlerweile sehe ich mit einemzwinkernden auge zu den pflegeleichten modernen schiffen...
bliebe nur noch die frage nach deine beize?
Andreas P108

Re: Lack versus ÖL

Beitrag von Andreas P108 » Mi 22. Sep 2004, 16:03

Hallo Walter,

kann man Leinoelfirnis auch mit Klarlack, wie z. B. Epifanes, ueberstreichen?

axel

Re: Lack versus ÖL

Beitrag von axel » Mi 22. Sep 2004, 16:23

moin,
meines wissens ist epifanes ein 1k lack auf der basis langöliger alkydharze, also geht das.
Klewa

Re: Lack versus ÖL

Beitrag von Klewa » Do 23. Sep 2004, 11:35

Moin Walter,

wäre schön, wenn Du noch mal was zur Beize schreiben könntest?!

Walter schrieb:

> Schwarze (Scheuer)Stellen werden mit Alkoholbeize behandelt.
> (Mahagoniplanken mit Mahagonibeize). Die Alkoholbeize verbindet
> sich auch sehr gut mit dem Benar. Das sieht dann aus wie neu
> geschliffen. Dabei ist es nur gereinigt und farblich
> aufgefrischt. Die Beize dient außerdem als UV-Schutz. Gibt
> weniger Vergrauung!

Was genau verwendest Du?
Ich verwende seit Jahren Lasur, aber wenn das Eichenholz schwarze Stellen hat, haben wir immer alles runtergeschliffen, mit Oxalsäure das Schwarze rausgewaschen und 5-7 x neu gestrichen. Wenn ich mir diese Arbeit irgendwie ersparen könnte, wärs toll!?

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