H-Jolle mit Ballastschwert?

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Cowboy
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H-Jolle mit Ballastschwert?

Beitrag von Cowboy » Mi 5. Sep 2012, 16:15

Moin zusammen,

mal eine eher theoretische Frage: Wäre es aus Sicherheitsgründen sinnvoll, eine Holz-H-Jolle mit einem Ballastschwert auszurüsten? Würde einem das bei einer Kenterung nennenswerte Vorteile verschaffen, insb. wenn man mit Gepäck auf Wanderfahrt ist? Falls ja - wie schwer sollte ein solches Schwert sein?

Gruß
Cord
André bauer
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Re: H-Jolle mit Ballastschwert?

Beitrag von André bauer » Mi 5. Sep 2012, 16:45

Moin Cord,
bei einer Kenterung ist man mit einem Ballastschwert eventuell aufgeschmissen.
Durch das hohe Gewicht verbunden mit dem (dann hohen) Schwerpunkt bei einer Durchkenterung kann es schwierig bis unmöglich werden. das Boot wieder aufzurichten.
Schwimmt ein Kielschiff kieloben, braucht man wesentlich mehr Kraft es aufzurichten, als bei einem identischen Schiff mit Schwert.
Die genauen Parameter hängen von der Bootsform ab und können nur rechnerisch ermittelt werden.
Das ist sehr aufwendig (im Bereich von mehreren tausend Euro) und lohnt sich darum sicher nicht.
Aber mit Urlaubsgepäck will man sowieso nicht kentern, sonst liegt ja alles im Wasser.
Es sei denn, man schließt alles im Vorschiff ein, aber auch dann wirds naß.

Auch das Gewicht des Schwertes könnte man nur über eine Stabilitätsrechnung bekommen.
Oder über Vergleichsschiffe.
Wenn Du eine Jolle mit Ballastschwert weißt, die eine ähnliche Breite, Länge und Verdrängung hat, wäre das ein Anhaltspunkt.

Abgesehen von den o. g. Punkten wäre da noch die Originalität und der Wiederverkaufswert des Bootes.
Beides ist mit Ballastschwert hin.

Gruß,
André
Gruß,
André

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Cowboy
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Re: H-Jolle mit Ballastschwert?

Beitrag von Cowboy » Mi 5. Sep 2012, 19:59

Moin André,

meine Gedanken gingen in eine etwas andere Richtung. Ich betrachte mal zwei Extremfälle:

1. Eine Yacht mit ordentlich Ballast im Kiel: Diese sollte sich ja beim Durchkentern von alleine wieder aufrichten, vorausgesetzt alle Luken etc. sind dicht und das Schiff sinkt nicht.

2. Eine Jolle: Diese bleibt erstmal durchgekentert.

Beim Aufrichten einer Jolle klettere ich nun auf das Schiff und versuche, es mit meinem eigenen Gewicht und einem entsprechenden Hebel (sei es nun am Schwert oder über irgendwelche Leinen, die ich weiser Voraussicht am Mast angebracht habe) wieder aufzurichten. Sobald ich das Boot wenige Grad aus der (idealen) Lotrechten geholte habe, sollte mir ein schwereres Schwert doch assistieren, oder? Denn der hohe Schwerpunkt sollte mir dann ein aufrichtendes Moment bringen, zusammen mit meinem Korpergewicht. Dumm wäre nur, wenn das Schwert aufgrund seines hohen Gewichtes beim Durchkentern in den Schwertkasten saust.
Andererseits - das würde für deine Argumentation sprechen - brauche ich ein wesentlich höheres Moment zum aufrichten, weil das Boot ja oben platt ist und die "Auflagekraft" durch das schwere Schwert größer ist. Es hilft wahrscheinlich wirklich nur eine Rechnung.

Aber eigentlich sollte das Boot doch im Normalzustand (Krängung < 90°) mit einem schwereren Schwert aufrechter segeln... nicht so agil, da träger, aber aufrechter.

Dass das nicht original ist, ist mir klar. War ja auch nur ein theoretischer Gedankengang. Habe spaßeshalber mal Google nach H-Jollen mit Ballastschwert befragt, irgendwo scheint da mal was verkauft worden zu sein, die Anzeige ist aber nicht mehr online.

Was mich auf einen neuen Gedanken bringt - Superleichte CFK-H-Jolle bauen und dann mit schwerem Schwert das Mindestgewicht erreichen... Ob das die Bauvorschriften wohl hergeben?

Schönen Abend
Cord
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Re: H-Jolle mit Ballastschwert?

Beitrag von André bauer » Mi 5. Sep 2012, 23:00

Moin Cord,
eine Kielyacht richtet sich nicht von allein auf, genau aus dem Grund den ich genannt hatte und dem Problem, das Du ansatzweise geschildert hast.
Der Hebel muß ungleich größer sein, weil die Anfangstabilität deutlich größer ist.
Genau diese wenigen Grad, die das Boot aus dem Lot bewegt werden muß, sind das Problem.
Das wird mit Ballast schwieriger als ohne, das Boot taucht ja auch über Kopf tiefer ein und hat eine höhere Stabilität.
Die Anfangstabilität eben, auch Formstabilität genannt, weil der Ballast erst Wirkung zeigt, wenn der Gewichtsschwerpunkt weit genug vom Auftriebschwerpunkt entfernt ist.
Natürlich segelt das Boot stabiler aber kentersicher wird kein Boot je sein.
Dazu kommt, dass das Boot mit Gepäck wohl eh schon schwerer wird, als vorgesehen, da noch ein Ballast dazu, da segelt das Boot wahrscheinlich gar nicht mehr.

Ob die Bauvorschriften das hergeben weiß ich nicht, aber Du willst doch ein Holzboot?
Gruß,
André

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Re: H-Jolle mit Ballastschwert?

Beitrag von Cowboy » Do 6. Sep 2012, 12:08

Moin André,

super, jetzt ist mir die Sache klar. Herzlichen Dank :-)

Ja, ich will ein Holzboot, die Frage war auch nur rein akademischer Natur. Die Bauvorschriften geben meine Idee übrigend nicht her, da das Boot ohne Schwert, Ruder, Segel usw. gewogen werden muss.

Gruß
Cord
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