Reparatur Vollholzmast

Anneliese
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Reparatur Vollholzmast

Beitrag von Anneliese » Mi 26. Nov 2014, 17:45

Hallo allerseits,

Ich bin vor die Herausforderung gestellt einen Riss in einem pfahlmast aus Douglasie auf einem traditionellen Zweimaster zu reparieren.

Der Mast ist ein alter traditioneller Stabmast
Holz: Douglasie
Beschichtung: Tonki
Durchmesser: etwa 25 cm

Der Riss ist etwa ein Meter lang, etwa 7mm breit und leider schon eine Weile offen. D.h. das Holt ist teilweise schon weich geworden. Meine erste Idee wäre alles Holz was alt ist auzufräsen und da dann nen Passtück neues Holz mit Epoxidharz einzukleben.
Nun wurde zwar schon einiges zu dem Thema hier gesagt, es gibt aber ein paar Besonderheiten zu beachten weshalb ich nochmal nachfrage.
Es gibt keine Möglichkeit den Mast zu legen, sodass draußen gearbeitet werden muss und es ist Winter. D.h. es ist kalt, eventuell feucht.

Meine Fragen sind grob:
Macht es Sinn das mit Epoxi zu verkleben oder ist das zu steif wenn das Holz arbeitet?
Wie sind die Toleranzen von Epoxi gegenüber Temperatur, (Luft)feuchtigkeit etc.?
Wie genau muss das Passstück angepasst werden; welche Fugenbreiten sind vertretbar?
Würdet ihr das Problem ganz anders angehen?

Ich wäre über jeden Tip dankbar
Lg Anne

André bauer
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Re: Reparatur Vollholzmast

Beitrag von André bauer » Do 27. Nov 2014, 11:54

Hallo Anne,

Epoxy sollte nicht unter 16° und 8-12% Holzfeuchte verarbeitet werden.
Wenn der Mast also draußen bleibt über den Winter, würde ich erstmal dafür sorgen, das er nicht weiter Wasser zieht, sondern trocknen kann.
Ansonsten ist PU-Leim eine gute Alternative, da auch etwas flexibler.
PU reagiert mit der Luftfeuchte zum Aushärten und ist glaube ich auch etwas toleranter mit der Temperatur.
Wichtig ist, das es ein AW100 Leim ist, also kochfest und für marine Umgebungen geeignet.

Ausfräsen und Holz einleimen ist schon der richtige Ansatz.
Schmalere Risse, wo noch nichts verfault ist, kann man mal mit Fugenmasse dichtspritzen.
Zum Fräsen solltest Du dann noch eine Frässchablone nutzen, damit die Fräse auf dem runden Mast eine Führung hat und die Fuge gleichmäßig breit wird.
Epoxy kann sehr breite Fugen bis ca. 10mm überbrücken und braucht sogar etwas Fuge.
Im Kunststoffbootsbau werden Schotten mit Luft eingeklebt und dann mit einer Epoxyhohlkehle versehen.
Wenn es viel Lasten vertragen muß, wird die Hohlkehle noch mit Gewebe überlaminiert.
Mit Epoxy kann also auch ordentlich pfuschen...
PU weiß ich gerade nicht, sollte aber in jedem Datenblatt vom Hersteller stehen.

Viele Grüße,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
helmsman-2

Re: Reparatur Vollholzmast

Beitrag von helmsman-2 » Sa 29. Nov 2014, 21:04

Hallo Anne,
das sind natürlich ungünstige Bedingungen zum Arbeiten.
Prinzipiell wäre Epoxi zum Kleben ok, es ist jedenfalls nicht zu steif (es werden ganze Masten damit gebaut. Einzig die Temperaturen sind ein Problem. Zehn Grad würde ich als absolute Untergrenze sehen (je nach Reaktivität des Harzes, d. h. schnellere Harze härten eher aus). Vielleicht hast Du ja die Möglichkeit die Reparaturstelle (ist ja nicht sehr groß) mit einer Art Folienzelt zu umbauen und dann für einige Stunden zu heizen.

Um Spannungsspitzen / Kerbwirkung zu vermeiden, würde ich bei dem Spund, den Du einkleben willst, darauf achten, dass er zu den Enden hin sanft ausläuft (Schäftung). Wenn Du den Riss mit einer Oberfäse ausfräst, wird die Nut (bei konstanter Tiefe) an den Enden im besten Falle halbrund, also nicht ideal. Spitz zulaufend (bei konstanter Tiefe) kann man nicht fräsen. Besser wäre es, wenn Du zu den Enden hin die Tiefe langsam auf Null reduzieren würdest (idealerweise mit einem (Schäft-)Winkel von 1 : 10). Das ist evtl. auch zu erreichen mit einem Kreissägeblatt oder einer Lamellofräse, die am Schnittende schon einen gewissen Winkel erzeugen.

Viel Erfolg
Klaus
André bauer
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Re: Reparatur Vollholzmast

Beitrag von André bauer » Mo 1. Dez 2014, 11:36

Hallo ,
auf jeden Fall sollte das Holz bzw. das Zelt etwas vorgeheizt werden, damit das Harz beim Einkleben nicht sofort "einfriert".
Haben wir auch gerade bei mir in der Halle gemacht.
Danach sollte die Temperatur noch für ein paar Stunden gehalten werden.

Viele Grüße,
André
Gruß,
André

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Anneliese
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Re: Reparatur Vollholzmast

Beitrag von Anneliese » Di 2. Dez 2014, 11:45


Vielen Dank für die Hinweise.
Ich werde jetzt wohl doch den Winter nur dafür nutzen alles für das Einkleben vorzubereiten - d.h. das alte Material wegnehmen und einen passenden Spund anfertigen- um das Einsetzen dann im Frühjahr vor der Saison zu machen wenn die Aussentemperaturen das zulassen.
Alles andere ist in meinen Augen zu unsicher.

lg
Anne
Anneliese
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Re: Reparatur Vollholzmast

Beitrag von Anneliese » Di 2. Dez 2014, 11:45

Vielen Dank für die Hinweise.
Ich werde jetzt wohl doch den Winter nur dafür nutzen alles für das Einkleben vorzubereiten - d.h. das alte Material wegnehmen und einen passenden Spund anfertigen- um das Einsetzen dann im Frühjahr vor der Saison zu machen wenn die Aussentemperaturen das zulassen.
Alles andere ist in meinen Augen zu unsicher.

lg
Anne
potemkin

Re: Reparatur Vollholzmast

Beitrag von potemkin » Di 2. Dez 2014, 19:59

na dann viel glück - das brauchst du, wenn du vor der saison halbwegs brauchbare arbeitstemperaturen erwartest, der mast muß auch entsprechend warm sein. wenn du eine elektrische heizdecke um den spargel wickelst und das teil vorheizt, dann mit epoxy verleimst und wieder weiterheizt bis das zeug fest ist und noch ein paar stunden länger, hast du gewonnen. die festigkeit ist dann schon ausreichend, die endhärte - wenn sie denn noch nicht erreicht worden ist - stellt sich spätestens im sommer ein. pu würdeich dafür nicht nehmen, wäre mir zu unsicher. das zeug hat den riesen vorteil aufzuschäumen, jedoch verliert es mit zunehmender expansion an festigkeit, es bilden sich hohlräume welche ev. wasser halten können (wenn beim ausspanen das eingesetzte holz nicht 100% dicht sitzt), zum ausreagieren sollte es auch min. 15°C haben. ob es, wenn wg. zu geringer temperatur noch nicht durchreagiert, bei erneuter späterer temperaturzunahme weiterreagiert wie epoxy, weis ich nicht.
Bries

Re: Reparatur Vollholzmast

Beitrag von Bries » Mi 3. Dez 2014, 10:51

Hallo Annalise

Habe dein hilferuf ( 26-11-14 ) an Ventis Brasker ( Info@braskermasten.nl 0031 228 322031 oder 0031228 312542 ( ventis im gleichen haus ) zh hrn Hans - Peter Baars ) gemailt.

Sein dringender empfehlung NICHT EPOXI verwenden.

Er bietet dir seine hilfe an und bittet , wenn von interesse für dich , um foto`s von der schadens stelle . Wenn möchlich auch nahaufname von anfang und ende der schadens stelle

Meine verbindung mit denen ist reperatur ( zerlegt und neu geklebt ) vom mast von meinem Bries chen und verschiedenes mehr . Seine firma versorgt auch manche mast der Braune flotte .

m fr gr Georg Fongers
Andre R363

Re: Reparatur Vollholzmast

Beitrag von Andre R363 » Do 4. Dez 2014, 13:42

Hallo Anne,

nimm bloß kein Epoxy!
Doch, mach es mit Epoxy!!!

Ich liebe Forendiskussionen :-)

Ich würde es so machen:

Eine Sperrholzschablone herstellen und sie auf dem Riss platzieren.
Der Riss ist ja nicht allzu breit. Ein 10mm oder 12mm Fräser müssten ausreichen.
Dann einen passenden Flicken herstellen.
Wenn soweit alles fertig ist, eine Plane über den Mast werfen, sodass ein Zelt entsteht. Mit einem Heizlüfter ein paar Std den Mast anwärmen. WICHTIG, die warme Luft nicht direkt auf das Holz halten. Es könnte zu schnellen Trocknungsrissen kommen.
Dann alles satt mit dünnen Epoxy einpinseln. Ein paar Minuten einziehen lassen.
Vor dem einsetzen des Flickens alles nochmal mit angedicktem Epoxy (Baumwollfasern oder Sägemehl) einpinseln.
Den Flicken einsetzen und über Nacht mit Heizung trocknen lassen.
Wenn alles hart ist, die Überstände abhobeln, fertig.

Würde ich nicht nur so machen...ich habs so gemacht: http://holzboottreff.de/index.php?id=88


bob57
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Re: Reparatur Vollholzmast

Beitrag von bob57 » Do 4. Dez 2014, 18:55

Ein kleiner Denkanstoss:

In früheren Zeiten habe ich sog. gespließte Fliegenruten selber gebaut. Die guten Stücke bestehen aus 6 bis 9 verleimten Bambusspleissen, die entsprechend passend gearbeitet werden müssen.

Bei der Benutzung wird die Rutenspitze um annähernd 90° nach hinten gebogen, die Belastung ist also sehr hoch.

Mit der Zeit gehen die Verleimungen auf, so auch bei zweien meiner Fliegenruten.
Als ich sie gebaut habe, stand Epoxid noch nicht zur Debatte, die Ruten wurden mit Holzleim verklebt.
Bei der Reparatur habe ich Epoxi genommen. Beide Ruten sind bei der ersten Benutzung nach der Reparatur genau auf Höhe der neuen Verleimung gebrochen. Ich hatte durch die unterschiedlichen Leimarten den Ruten die durchgängige Biegsamkeit genommen.

Ob sich das auf Holzmasten übertragen lässt, weiss ich nicht. Dennoch:

Traditionell verleimte Masten halten bei entsprechender Pflege mehrere Jahrzehnte und gleiches gilt auch für hochwertige Reparaturen - die Praxis beweist es.
Deshalb würde ich keine Experimente mit neuartigen Leimen machen und den Mast so originalgetreu wie nur möglich reparieren. Auch was die Wahl des Kleisters angeht.

Gruß vom
Bob

(Diplom-Improvisationsprofi)
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