Folkeboot Lotta Restauration / Vorstellung

André bauer
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Re: Folkeboot Restauration / Vorstellung

Beitrag von André bauer » Fr 20. Apr 2018, 15:11

pewe schrieb:
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> Mir wurde erzählt das V4a unter Wasser noch
> schneller verrottet?

Moin,
so verallgemeinert kann ist das Blödsinn.
Die Materialpaarung macht den Unterschied. Eine ungünstige Paarung erzeugt wie eine Batterie nennenswerte Ströme.
Gusseisen und Edelstahl funktioniert z. B nich gut.
Gusseisen mit der richtigen Bronzelegierung dagegen ist gut.
Für einen Bleiballast kann man problemlos Edelstahl nehmen. Wenn nicht andere Teile wie Propeller oder Anoden in der Nähe nachteilig sind.
Auch der Liegeplatz und Nachbarschiffe können da Einfluss haben.
Und die Legierung des Edelstahl ist auch extrem wichtig. Grundsätzlich verwendet man im Schiffbau kein V2A, sondern V4A, genauer 1.4571. Für polierte Teile über Wasser auch 1.4401 oder 04.

Über geeignete Materialpaarungen gibt es Bücher (Palstek Verlag) und auch Tabellen im Internet.
Dabei immer drauf achten das die Tabelle für Seewasser geschrieben ist, wenn in Seewasser gesegelt wird.

Gruß
André
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pewe
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Re: Folkeboot Lotta Restauration / Vorstellung

Beitrag von pewe » So 22. Apr 2018, 09:13

Vielen Dank für die tollen Ratschläge! Sehr interessant worauf man alles achten muss.

Derzeit warte ich leide immer noch auf die Bohrer, um die Schraubenreste heraus zu operieren.

Was das Knie angeht: Ettan... macht Sinn.
Da ich die Landungen eh ordentlich mit MS Polymer machen möchte (Da waren schon diverse Dichtungsmassen untergespritzt), wollte ich das Knie gleich mit abdichten (Kehlfuge machen und abdichten).
Oder kann das ein Problem beim Quellen des Knies geben? Ist ja nur auf der Aussenseite der Fugen?

Ich denke es könnte Sinn machen einen der großen Bolzen versuchen zu ziehen (und gleich auszutauschen) um zu sehen wie schlimm es wirklich um sie steht (Im Knie gebe denke ich nun auch das die sich annähernd in Luft aufgelöst haben), oder ob eine einzelne moderate Saison noch vertretbar ist.
Kiel ab und kompletter Bolzenaustausch wie steht wie gesagt nächsten Winter an.

Ahoi!
André bauer
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Re: Folkeboot Lotta Restauration / Vorstellung

Beitrag von André bauer » So 22. Apr 2018, 10:34

Moin,

nachdem ich lange gegen Ettan war, habe ich 2016 zur German Classics meinen Jolli am Schwertkasten versucht abzudichten.
Der ostdeutsche Vorbesitzer hatte sich eine lustige Konstruktion einfallen lassen, die den Schwertkasten nicht mit dem Kiel verbolzte sondern mit einem Block Eiche zwischen Kiel und Schwertkasten.
Weiche Bodenwrangen und ein abrupt endender Kasten taten ihres dazu und der Schwertkasten löste sich während des Transports am hinteren Ende vom Block und vom Kiel.
Es kam so viel Wasser rein, das wir keine Chance hatten das Boot in der Nacht über Wasser zu halten.
Der Spalt war nun nicht größer als 1mm, so das man meinen sollte es wäre dicht zu bekommen.
Also das Boot ausgeräumt und mit Talje am Mast gekrängt um den Schwertkasten von außen mit Ettan zu dichten.
Der Tiefgang des Jollis liegt ja nun so bei 40 cm vielleicht, der Wasserdruck also bei 0,4 Bar.
Nicht viel sollte man meinen. Aber es war nicht dicht zu kriegen.
Sicher ist die Stelle im Schwertkasten nicht einfach zu erreichen, aber wir haben auch mit Ettan nicht gespart und soweit es ging bis 3:00 nachts versucht etwas in den Spalt zu drücken.
Und wir haben bei der Demontage nur noch einen dünnen Film davon gefunden, der Rest war kurze Zeit später in Placken rausgefallen.

Ich bleibe dabei, das Zeug taugt nix.
Zumindest dichtet es nur feine Fugen ab, die gut erreichbar sind
Lecks im Wasser abdichten geht nicht, die Oberflächenhaftung ist zu gering.
Der Wasserdruck spült es einfach weg.

Gruß,
André
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Re: Folkeboot Lotta Restauration / Vorstellung

Beitrag von helmsman-2 » So 22. Apr 2018, 21:19

@André: Du meintest wahrscheinlich 40 cm Wassertiefe sind 0,04 bar.

Ettan, das wohl gerne in Schweden verwendet wird oder von dort kommt, soll m.E. nur eine temporäre Abdichtung sein, wenn z.B. Boote nach dem Winter erstmal undicht sind, bis die Plankenfugen wieder dicht gequollen sind. Das sollten sicher keine riesigen Spalten sein und das Ettan soll ganz bewusst dem aufquellenden Holz nachgeben und aus der Fuge herausgedrückt werden.

Ich habe zu Hause auch noch so eine Dose stehen, die ich mal prophylaktisch besorgt habe. Aber ich habe das Zeug nie benutzt, da es wegen der dunklen Farbe eine ziemliche Schweinerei ist und stark nach Räucherei riecht. Es soll allerdings auch eine konservierende Wirkung haben. Ich habe stattdessen Fassdichte verwendet, die milchig transparent ist und geruchlos. Diese wird zum, auch wieder temporären Abdichten, von Holzfässern für Wein o.ä. verwendet, bis auch diese wieder dichtgequollen sind. Das Zeug ist also lebensmittelecht und man bekommt beim Verarbeiten eine angenehm glatte Haut davon, da es auf einer Art Wachsbasis beruht.
Ettan ist relativ teuer, im Vergleich zu Fassdichte.

Klaus
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Re: Folkeboot Lotta Restauration / Vorstellung

Beitrag von André bauer » So 22. Apr 2018, 23:03

Hallo Klaus,
natürlich hast Du recht, diese Kommastellen...

Die Dose die ich in Kiel damals auf die Schnelle besorgt hatte, schmückte sich ausdrücklich mit Skizzen über Leckabdichtung. Und 1 mm halte ich für ein noch normales Maß für Plankenfugen nach dem Winter.
Fassdichte ist in meiner Erinnerung noch weicher, wie gut es auf nassen Flächen klebt ist natürlich ein wesentlicher Faktor.

Gruß,
André
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Re: Folkeboot Lotta Restauration / Vorstellung

Beitrag von pewe » Do 3. Mai 2018, 21:00

Habe nun endlich alles zusammen um loszulegen...
V4A Schrauben, Nieten, Ausbohr-Werkzeug, MS Polymer, etc...

Spricht eigentlich etwas dagegen die Nieten der untersten Planke von innen nach außen zu nieten?
Ich habe keine Ahnung wie ich da unten in der Bilge ein Werkzeug geschweige denn einen Hammer und das Werkzeug hineinbekommen soll...
Wenn es ordentlich verspachtelt / versiegelt wird, sollte dort doch kein Undichtigskeits-Problem entstehen, oder?

Viele Grüße!
André bauer
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Re: Folkeboot Lotta Restauration / Vorstellung

Beitrag von André bauer » Sa 5. Mai 2018, 08:24

Moin,

wenn da ne Niete, ist auch genug Platz da wieder eine zu setzen.
Wenn keine da ist, kommt da von aussen ne Schraube rein.
Grundsätzlich ist es immer eine gute Idee, der Originalbauweise zu folgen.

Und eine Anrede und seinen Namen mit hin zu schreiben ist auch ne grossartige Idee.

André
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Re: Folkeboot Lotta Restauration / Vorstellung

Beitrag von pewe » Sa 5. Mai 2018, 09:33

Moin André,

ich danke dir sehr für deine Tips und Ratschläge.

Name, den habe ich in der Tat in meiner Vorstellung vergessen, Entschuldigung.
Ich heiße Oliver und meine Spitzname ist pewe.

Bezüglich der Nieten am Kielgang:
Ich denke diese Nieten sind dort vernietet worden, als die Planken da drüber noch nicht drin waren.
Da ich höchst ungern die intakte Verplankung lösen / entfernen möchte, meine Frage was dagegen sprechen würde nur in diesem Bereich von innen nach außen zu nieten.

Viele Grüße,
Oliver
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Re: Folkeboot Lotta Restauration / Vorstellung

Beitrag von André bauer » So 6. Mai 2018, 22:15

Moin Oliver,

stell doch mal Fotos ein.
Die meisten Boote wurden von oben nach unten beplankt.
Es gibt aber auch Beplankungsverfahren nach denen jede zweite Planke gesetzt wird und die anderen dazwischen gepasst werden.
Dann ist natürlich auch möglich was Du beschrieben hast.

Die Nietscheibe aussen zu setzen hab ich noch nie gehört.
Das zwingt dann zu wesentlich größeren Propfen und tieferen Löchern.
Die Nietscheiben sind deutlich größer als der Kopf des Nietnagels und der gerundete Kopf über der Nietscheibe braucht mehr Platz.
Wenn die Plankenstärke, die Position und Größe des Propfens das zulassen, wüßte ich nicht was dagegen spricht.

Grüße,
André
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Re: Folkeboot Lotta Restauration / Vorstellung

Beitrag von pewe » Mo 7. Mai 2018, 00:06

Hallo André,

auf das Problem der zu großen/dicken Gätchen bin ich heute auch gestoßen.
Das spricht in der Tat dagegen.
Zumal die Nieten sehr nah am Plankenrand sitzen... ein größeres Loch würde hier zum Ausbrechen des Plankenrandes führen.

Wird ein Folke (Klinker) nicht auf Mallen von unten nach oben beplankt? (Auf dem Kopf von oben nach unten.)
Die französische Art (Jede zweite Planke) funktioniert die nicht nur bei Karwehl-beplankung?

Viele Grüße,
Oliver
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