Eiche und Epoxy

Bernhard von Waldow

Eiche und Epoxy

Beitrag von Bernhard von Waldow » Fr 3. Nov 2006, 15:16

Moin Moin,
hat jemand Erfahrung mit dem Verkleben von Eiche mit Epoxy? Ich möchte meinen alten Eichenrumpf ausleisten und mit Epoxy- Glasfasergewebe beschichten, da der Rumpf anders nicht zu retten ist. Offenbar läßt sich aber Eiche nicht gut mit Epoxy verkleben; das Problem ist wohl einerseits die Gerbsäure und andererseits das starke Quellen und Schwinden von Eiche!
über Tips und Tricks würde ich mich sehr freuen...
schöne Grüße
Bernhard
rd
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Re: Eiche und Epoxy

Beitrag von rd » So 5. Nov 2006, 19:45

Hallo Berhard,

Eiche kannst du verkleben, wie alle anderen Hölzer auch. Die Gerbsäure hat nichts zu sagen. Eiche arbeitet auch nicht so stark, wie du denkst, das Schwindmaß ist z.B. deutlcih geringer als bei Lärche o.ä..
Die Fugen und die Leisten entfetten mit Aceton und los gehts. Ich habe diverse Verklebungen- auch belastete- damit zustande gebracht, es ging nie etwas auseinander (SP-System)
Gruß
André bauer
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Re: Eiche und Epoxy

Beitrag von André bauer » So 5. Nov 2006, 21:29

Moin,
also habe selbst keine Erfahrungen damit, aber ich habe mal irgendwo im Larsson gelesen, was Bernhard beschreiben hat.
Aber vielleicht ist ja der rote Kauresinleim eine Alternative? Der überbrückt zwar nicht große Fugen und ist auch weniger elastisch, aber beim Ausleisten muß ja eh genau gearbeitet werden.
Gruß,
André

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Ivan Balushev
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Re: Eiche und Epoxy

Beitrag von Ivan Balushev » Mo 6. Nov 2006, 21:31

Hallo Bernhard,

das verkleben von Eiche mit Epoxy ist durchaus möglich. Wichtig ist das rauhe (höchstens 60er Papier) Anschleifen der Klebeflächen. Ich habe mich darüber auch schon mit West-System Leuten unterhalten. Sie empfahlen, das Holz auch quer zur Maserung zu schleifen um gute Klebeflächen (tiefe Rillen) zu bekommen. Im Datenblatt von West steht, man solle grosse Flächen mit dem Schrupphobel bearbeiten, die Rillen ermöglichten einen besonders guten Verbund. Ich habe das allerdings noch nie gemacht, selbst gegen die Maserung schleift niemand, den ich kenne. Die Flächen nicht mit Aceton abwischen, nur mit feuchtem Lappen, da Lösemittel bei fettigen Hölzern eine Rückfettung bewirken.
Auch wenn Eiche ein wenig schlechter klebbar ist als andere Hölzer, spielt sich dieser Unterschied in für uns uninteressanten Bereichen ab. Selbst mit Aceton abgewischte Klebeflächen haben bei uns bisher immer gehalten. Sorgfältige Verarbeitung vorausgesetzt.

Ich nehme an, dass Du klar beschichten willst. Die Gewebegewichte die dafür in Frage kommen sind nicht wirklich in der Lage, Kräfte aufzunehmen. D.h. es muss unbedingt vermieden werden, dass das Holz weiterhin quellen oder schwinden kann, wenn das Projekt ein Erfolg werden soll. Du wirst nicht darum herum kommen, den Rumpf auch von innen mit Epoxy oder DD-Lack zu streichen um die Feuchtigkeitsaufnahme zu verhindern.
Nur von Aussen zu beschichten und innen mit Leinöl etc. fortzufahren führt garantiert zu Rissbildung in der Beschichtung und zur Verrottung der Aussenhaut durch Feuchtestau.

Es ist eine falsche Annahme, dass eine Wasserdampfsperrige Lackierung (z.B. Epoxy und DD-Lack) für Vollholz nicht geeignet ist, weil es zu stark "arbeitet". Es muss nur von allen Seiten so behandelt sein, dann passiert da gar nichts damit. Wer es nicht glaubt, rufe bei Herrn Josef Martin an und frage nach, mit welchem Lacksystem er die 12mR Anitra zu streichen gedenkt, welche ausschliessich aus Vollholz gebaut ist :-)
Es ist dann auch möglich, im Innenbereich einen einkomponentigen Lack auf das Epoxy aufzutragen z.B., wenn man keinen Hochglanz innen haben möchte. Auf jeden Fall muss der gesamte Rumpf relativ trocken sein, so bis 12% Feuchte, denn sonst ist Fäule vorprogrammiert.

Bleibt mir nur noch viel Erfolg zu wünschen.

mfG, Ivan Balushev


Ivan Balushev
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Re: Eiche und Epoxy

Beitrag von Ivan Balushev » Mo 6. Nov 2006, 22:13

ich hab noch was vergessen:

Eine gute Alternative zu Epoxy gibt es natürlich auch, nämlich Bindan EPI. Ist ein 2Komponenten Isocyanat-Polymer Kleber für Holzkonstruktionen wie Hallendächer, Leimbinder etc. Hält auch auf Eiche bombenfest, ist kochfest, leicht zu verarbeiten, hat eine topfzeit von ca. 20min, also durchaus sympathisch. Wir verkleben damit Ruderblätter, Forverleimte Teile für den Innenausbau, Pinnen, Aufbauten, Decksbalken usw. Warum auch nicht damit Ausleisten? Allerdings ginge es nur bei konischen Leisten denn er braucht mehr Anpressdruck als Epoxy und mag Fugen auch nicht so gerne. Sonst aber ein Top-Produkt.

mfG Ivan Balushev
Christoph Geyer

Re: Eiche und Epoxy

Beitrag von Christoph Geyer » Di 7. Nov 2006, 22:15

Ahoi
warum ist der Rumpf außer durch Verkleben nicht zu retten?
Solange das Holz trocken bleibt, das Boot nach dem Segeln immer aus dem Wasser geholt und schön inder Halle abgewischt wird, hält eine gute Verklebung sehr lange. Wenn Holz arbeitet ist es entwerder stärker als der Leim, es reißt oder es verformt sich.

Schwindsatz Eiche:
längs 0,4%, radial 4,0-4,6%, tangential 7,8-10,0%
Schwindsatz Lärche:
längs 0,3%, radial 3,3-4,3%, tangential 7,8-10,4%

Ich würde eher den Empfehlunen von von Th Larsson folgen.
Gruß
Christoph Geyer
Bernhard von Waldow

Re: Eiche und Epoxy

Beitrag von Bernhard von Waldow » Mi 8. Nov 2006, 16:01

Moin,
erstmal vielen Dank für die ausführlichen Beiträge. Das macht mir ja Mut, ich war etwas verunsichert, da der Larsson das Ausleisten von Eicherümpfen doch recht kategorisch ausschließt. Ich denke, ich werde im nächsten Sommer mit Epoxy und Nadelholz (preiswert und Epoxyfreundlich!?) ausleisten und kräftig mit Gewebe beschichten, der Rumpf soll eh weiß gestrichen werden. Den Vorschlag, den Rumpf auch von Innen mit Epoxy zu behandeln muß ich mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen, es wirkt auf mich ein wenig wie die Plastination von Gunther von Hagens... aber wenns dem Schiff hilft... Das Boot ist der Vertenskreuzer "OM" aus der Reihe "Rettet die Klassiker" und ist sehr marode, wirklich wirtschafftlich ist der Wiederaufbau wahrscheinlich nicht aber das Boot wäre der Kettensäge zum Opfer gefallen; und das tat mir in der Sehle weh!
schöne Grüße
Bernhard
Ivan Balushev
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Re: Eiche und Epoxy

Beitrag von Ivan Balushev » Mi 8. Nov 2006, 19:13

ich bin's nochmal,

dass Larsson das Ausleisten von Eichenholzbooten so kategorisch und ohne Begründung ausschliesst macht mich stutzig.
Dagegen sprechen zahlreiche Eichenholzboote, von der Jolle bis zum Spitzgatter, die in den letzten Jahren bis Jahrzehnten ausgeleistet wurden und dann mit Epoxy beschichtet wurden -oder auch nicht, die aber bis heute halten und daran weder strukturell noch sonst irgendwie schaden genommen haben.
Obwohl Eiche zugegebenerweise problematischer ist als z.B. Mahagoni, ein Fiasko muss das Ausleisten nicht sein.


Grüsse aus Plön,

Ivan Balushev
Rainer
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Re: Eiche und Epoxy

Beitrag von Rainer » Fr 17. Nov 2006, 20:59

Hallo,
ich möchte ein Folkeboot mit 270 er GFK beschichten. Diagonal mit Epoxi verklebt müsste es sich einigermaßen der Verklinkerung anschmiegen. Hat da schon jemand mit dem Folkeboot Erfahrung gemacht?

Gruß, Rainer
Dr. Kay Schwarzkopf

Re: Eiche und Epoxy

Beitrag von Dr. Kay Schwarzkopf » Mi 22. Nov 2006, 19:22

Moin Moin aus Oldenburg!
Kleine Anmerkung. Epoxy ist nicht gleich Epoxy. Ich habe selbst als Chemiker eine Reihe von Epoxy-systemen für die unterschiedlichsten Anwendungen entwickelt. Du solltest beim Beschichten und beim Verkleben von Holz ein System verwenden, dass flexibel genug ist den wenn auch geringen Bewegungen des Holzes zu folgen. Kannst mich dazu ruhig mal anrufen 04494-879-075 (Kay Schwarzkopf). Teste das Epoxy zuvor bevor du es großflächig einsetzt oder auch größere Mengen kaufst. Zwei Holzstäbe mit abgerichteter Kante 10-20 mm auf 40 cm Länge verkleben (Schraubzwingen ansetzen) und nach 24 Stunden mit aller Gewalt über eine Kante brechen!!! Da scheidet sich die Spreu vom Weizen. Ist das Epoxy zu hart wird die Verbindung brechen. Unter www.kurolon.de wird ein flexibles Sytem Basisharz mit langsamen Härter A40 angeboten. Der Härter besteht aus sehr langkettigen modifizierten Polyaminen die die Flexibilität bringen. Ausserdem entlüftet das System extrem gut, es gibt also keine Lufteinschlüsse und damit ist Osmose oder Wasserdiffusion unmöglich. Eigentlich sollte man Harz und Härter im Verhältnis nach Herstellerangaben mischen aber hier ein Tip aus der Praxis
- niemals zu viel Härter nehmen - es gibt Vergilbung und schlechetere Untergrundhaftung, Versprödung
- bis zu 5% zu viel Harz wird hingegen von den meisten Systemen tolleriert ohne das die Eigenschaften zu sehr leiden, Nebeneffekt die Flexibilität nimmt zu. Wenn du Epoxy ansetzt gieße es nach dem Durchmischen in eine flache Wanne !!! Niemals direkt aus dem Mischbehälter verwenden, da schlechte Randdurchmischung! Bei Kurolon.de gibts noch ein par Tips zur Verarbeitung. Kay
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