Welcher Klarlack?

mmmdr
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Welcher Klarlack?

Beitrag von mmmdr » So 18. Mär 2012, 13:28

Moin Forum, ich hoffe, ich werde nicht direkt verstoßen, wenn ich mich "oute" und gestehe, daß unsere Biga 24 (Wega 1/Bj. 73) und unsere Seacat 37 "Yogurtbecher" sind, also einen GFK-Rumpf haben, wobei zumindest die Biga zum großen Teil aus Holz besteht. Bei beiden Booten behandeln wir fast jedes Jahr die Holzflächen (bis auf das Teakdeck) mit Klarlack. Bei den Holzteilen handelt es sich im wesentlichen um Vollholz oder um aus Verbundhölzern zusammengeleimte Vollholzteile. Bislang haben wir immer Schooner Gold von International verwendet. Ich schätze den Lack wegen der (wie ich finde) angenehmen Färbung und der einfachen Möglichkeit, ihn mit Pinsel oder Rolle zu verarbeiten. Die UV-Beständigkeit finde ich allerdings eher mäßig. 2k-Lacke sind für mich bislang ausgeschieden, weil die Verarbeitung mit Pinsel oder Rolle schwieriger ist und in der Regel alte Anstriche vollständig zu entfernen sind. Außerdem werden die mir bekannten 2K-Lacke so hart, daß häufig Lackrisse im arbeitenden Holz entstehen. Obwohl jedes Jahr mindestens 4 Lackschichten Schooner aufgebracht werden, ist vom Lackaufbau an etwas beanspruchteren Stellen wie z.B. der Pinne am Ende des Jahres vom Lack so gut wie nichts mehr vorhanden. Und das, obwohl die Biga während unserer Abwesenheit immer unter einer Persenning geschützt ist. Sicher spielt zumindest bei der Pinne die machanische und chemische Beanspruchung (z.B. Handschweiß bei unseren unendlich gewagten Manövern ;-) auch eine Rolle. Meine Frage an die Holzexperten hier: Welche Lacke/Öle verwendet ihr für vergleichbare Teile? Wie sind eure Erfahrungen bezüglich Verarbeitung und Haltbarkeit. Evtl. kennt ja auch jemand eine Fundstelle, wo ich mich schlau lesen kann.
Ganz herzlichen Dank vorab für alle Antworten und an dieser Stelle mein größter Respekt für dieses Forum und das, was viele Leute hier schaffen,
Michael
Unterwegs
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Re: Welcher Klarlack?

Beitrag von Unterwegs » So 18. Mär 2012, 21:59

Moinsen,

ueber Lack gibt es so an die Tausend verschiedene Meinungen.

Ich komme recht gut mit Epifanes zurecht. Hat auch eine leichte Færbung, die ich aber durch etwas Zugabe von Hempel Mahagoniebeize noch verstærke.

Verlaufeigenschsaften prima, man kann aber auch noch ein wenig verduennen (was ich mit den 5% Beizezugabe ja indirekt eh schon tue).

UV Bestændigkeit fuer eine Saison ist vøllig ok.
Viel mehr halten wegen der immer weiter zunehmenden UV Strahlung die meissten Lacke wohl eh nicht ohne eine Auffrischungsschicht aus.
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moturua
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Re: Welcher Klarlack?

Beitrag von moturua » Mo 19. Mär 2012, 08:56

hier steht eigentlich schon alles!
http://www.fky.org/pflege+erhalt/lackierung.htm

da ihr ja keine teile lackieren wollt, die stark sich bewegen so wie lärchenplanken bei einem folkeboot, würde ich zu einem 2K-lack raten. ist extrem beständig und man kann in kürzester zeit mehrere schichten aufbringen, geht also schnell!
handbreit


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mmmdr
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Re: Welcher Klarlack?

Beitrag von mmmdr » Mo 19. Mär 2012, 11:25

Ganz herzlichen Dank für die Antworten. Den von Moturua verlinkten Bericht hatte ich natürlich vorher ausgiebig studiert. Ich möchte meine Anfrage allerdings noch etwas weiter differenzieren:
Gerade bei etwas dicker ausgeführten Massivhölzern (bei der Biga z.B. der Übergang von der Süllkante zum Kajütaufbau/alles Holz) kommt es innerhalb des Holzes offensichtlich noch nach Jahrzehnten zu Spannungen im Holz, die 2K-Lacke reißen lassen können. Ich habe den Holzaufbau der Biga vor 3 Jahren bei Bicker komplett abziehen und mit 2K lackieren lassen, da mir leider damals selber die Zeit und die räumlichen Möglichkeiten fehlten. Alle Arbeiten dort sind super ausgeführt worden, bis auf das genannte Problemchen. Einen ähnlichen Effekt beobachte ich bei der Seacat an massiveren Vollholzteilen. Daher bislang 1k-Lacke wie z.B. Schooner oder Epifanes und die Tatsache des Neuanstriches nach ca. einem Jahr. Die sicher gestiegene UV-Belatung trägt bestimmt einen wesentlichen Beitrag dazu bei. Ich frage mich nur, was z.B. Folkebootbesitzer so verwenden. Wenn ich mir mit leuchtenden Augen die vielen Refitberichte hier so durchlese fällt es mir schwer vorzustellen, daß die Leute sich die viele Arbeit jedes Jahr machen. Oder täusche ich mich?
Auch handbreit und Gruß zurück
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Re: Welcher Klarlack?

Beitrag von mmmdr » Mo 19. Mär 2012, 19:39

Erstmal ganz herzlichen Dank für alle Antworten. Den von Moturua gelinkten Bericht hatte ich natürlich vorher intensiv gelesen.
Trotzdem möchte ich meine Anfrage nochmal etwas differenzieren:
Ich habe den Holzaufbau der Biga vor 3 Jahren bei Bicker machen lassen. Mir fehlte damals die Zeit und vor allem eine passende Räumlichkeit. Bei der Biga ist der Aufbau komplett in 2K lackiert worden und das wirklich absolut super. Trotzdem beobachten wir, daß kräftigere Vollholzteile (bei der Biga z.B. im Übergang von der Süllkante zum Kajüthaus) auch noch nach Jahrzehnten zu arbeiten scheinen und es zu Rissen im Lack kommen kann. Ähnliche Erscheinungen finden wir auch an der Seacat, die zwar auch ein megatolles Boot ist, bis auf das Teakdeck aber über weniger aber massive Holzteile verfügt. Daher verwenden wir bislang 2K wie z.B. Schooner Gold, müssen aber auch jedes Jahr wieder ran. Wenn ich mir mit leuchtenden Augen die Refit-Berichte und Bilder z.B. der Folkeboot-Eigner oder anderer geklinkerter Boote hier anschaue dann frage ich mich, ob die sich die umfangreichen Arbeiten denn jedes Jahr machen? Oder bin ich als "Überwiegend-Yogurtbechermaterial-Eigner" einfach nur faul und verwöhnt?

Nochmal ganz herzlichen Dank und natürlich auch immer handbreit .....

Beste Grüße, Michael
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Re: Welcher Klarlack?

Beitrag von moturua » Mo 19. Mär 2012, 19:49

moin michael,

nach einem kompletten neuaufbau, wie letztes jahr bei meinem boot, braucht man die folgejahre nur ein oder zwei neue schichten aufbringen. man fängt also nicht wieder von vorn mit der ganzen arbeit an. allein das lackiern von ca. 10 schichten dauerte bei mir mehrere wochen, da man ja für ein gutes finish immer zwischenschleifen muss!

wenn sich bei deinem boot natürlich teile bewegen und es dabei zu einer rissbildung im lack kommt, dann wäre natürlich ein elastischer 1K-lack besser geeignet. mein boot ist mit epifanes lackiert und ich kann den lack auch bedenkenlos empfehlen.
egal welchen lack du nimmst, nimm auch jeden fall die verdünnung für die ersten schichten auch immer vom gleichen hersteller!!!
handbreit


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Re: Welcher Klarlack?

Beitrag von uglyripper » Mi 21. Mär 2012, 10:32

Moin,

Den Schooner Gold empfand ich für meine Zwecke ziemlich ungeeignet, umso lieber lackiere ich mit dem originalen Schooner, den es glücklicherweise wieder gibt.
Was mich jedoch stutzig macht ist, dass du jedes Jahr 4! Schichten Lack aufträgst und trotzdem am "Ende des Jahres vom Lack so gut wie nichts mehr vorhanden" ist.
Da stimmt was nicht. Normalerweise genügt es eine, höchstens zwei Schichten auf einen vernünftigen Lackaufbau aufzubringen. Ich hatte auch eine 1K-Lackierte Pinne (Schooner), wenn da nicht grobe mechanische Beschädigungen auftraten, war der Lack am Ende der Saison noch einwandfrei.

Gruß, uglyripper
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Re: Welcher Klarlack?

Beitrag von plansnic » Mi 21. Mär 2012, 14:34

Hallo Michael,

ich habe habe mich nach mehreren erfolglosen Versuchen für eine Zwischenlösung entschieden. Die Sperrholzteile, und das ist bei meiner Trewes in erster Linie der Aufbau, lackiere ich mit Epifanes. Dessen Verarbeitungsqualitäten und der Glanz sowie die Standzeiten überzeugen mich noch immer am meisten. Alle Vollholzteile (Cockpit, Schanzkleid, Lukendeckel) lackiere ich mit Le Tonkinois. Ich finde es elastischer und, sollte doch mal was reißen, kann ich schnell und unkompliziert nachbessern.

Das ist mein Weg, es gibt aber gerade bei den Lacken nahezu unendlich viele. Wünsche dir viel Glück, dass Du Deinen Weg findest...

Viele Grüße, Peter
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Re: Welcher Klarlack?

Beitrag von eule » Mi 21. Mär 2012, 18:13

Bitte nicht hauen, aber:

auf der Pinne hat sich bei mir Coelan bewährt (von dem ich sonst kein Freund bin).
Es widersteht offensichtlich dem Handschweiß, ebenso wie gelegentlichem Festsetzen der Pinne mittels Leinen (z.B. beim Trailern) sowie dem Scheuern durch die Pinnenverlängerung, die im nicht benutzten Zustand mit einem Gummistrop oben auf der Pinne fixiert ist.

Gruß
Uwe
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Re: Welcher Klarlack?

Beitrag von mmmdr » Mi 21. Mär 2012, 20:23

Liebe Leute,

erstmal ganz vielen Dank für die vielen Antworten und Tips! Das Thema scheint wirklich umfangreich zu sein. Ich habe mich auch schon mal mit einem befreundeten Bootsbaumeister zu dem Thema unterhalten, der sich fast ausschließlich mit Holzbooten (auch klassischen...) befasst und den ich für sehr kompetent halte. Der vertrat die Meinung, daß die etablierten Produkte deutlich überteuert sind und das man genauso gut wesentlich günstigere "Baumarktprodukte" verwenden kann an denen nicht "Boot" oder "Yacht" steht. Ich für mich kann diese Meinung nicht bestätigen. Ich mit meinen individuellen Fähigkeiten erreiche mit den zugegebenermaßen "mistteueren" etablierten und hier genannten Produkten in Bezug auf Glanz, Verlauf und Beständigkeit bessere Ergebnisse. Interessant fand ich den Hinweis von Uglyripper über die Verwendung von International "Schooner". Ich hatte nämlich mit genau dem Lack früher auch bessere Ergebnisse und musste jetzt bei Vergleich mit einer noch vorhandenen, alten Dose feststellen, daß ich jetzt "Schooner Gold" verwende. War mir bislang noch gar nicht aufgefallen, zumal die Dosen fast gleich aussehen.
Ich werde jetzt aber mal folgenden Feldversuch machen: Sofern möglich, baue ich zu bearbeitende Holzteile ab und lege Sie mir auf die Werkbank, wenn die Größe das erlaubt. Die Führungen unseres Scheibeluks (gleichzeitig Handlauf .... Hanschweiß) haben es bitter nötig und eins wackelt sowieso. Das Teil ist aus Vollholz, macht nicht den Eindruck, als würde es noch arbeiten. Das werde ich jetzt mal vollständig vom alten Farbmaterial entfernen und von einem KFZ-Lackierer mit handelsüblichem KFZ-Klarlack in entsprechender Schichtdicke lackieren lassen. Natürlich ist mir klar, daß ein solches Lackmaterial kaum flexibel ist. Gleichzeitig gibt es in Bezug auf UV-Beständigkeit wohl kaum besseres. Oder hat das schonmal einer probiert und schlechte Erfahrungen gemacht?

Beste Grüße und herzlichen Dank nochmal,

Michael
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