Backstagen

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sven

Backstagen

Beitrag von sven » Mi 2. Mai 2007, 17:32

Hallo,
mal eine vielleicht etwas unbedarfte Frage:
ich habe mir einen Neptunkreuzer gekauft, natürlich hat der Backstagen. Ich bin bisher noch kein Boot mit Backstagen gesegelt, deshalb die Frage, wie werden die eigentlich korrekt bedient? Also bei Wende, Halse, Vorwind, Amwind, viel und wenig Wind usw..
Ich freue mich auf eure Beiträge, gerne auch ausführlich.
Sven
Tobias Bressler

Re: Backstagen

Beitrag von Tobias Bressler » Do 3. Mai 2007, 08:39

Hallo Sven, das ist ganz einfach: Diejenige, die in Luv liegt, muss immer fest durchgesetzt sein, diejenige in Lee hingegen locker sein... Da solltest Du stets drauf achten, sonst gibt´s irgendwann bei stärkerem Wind mal einen Mastbruch...

Viele Grüße
Tobias
sven

Re: Backstagen

Beitrag von sven » Do 3. Mai 2007, 15:25

Hi Tobias,
vielen Dank erst mal für den Beitrag. Ich frage aber noch mal nach, denn bei wikipedia steht, daß bei Am Wind Kursen beide Backstagen durchgesetzt bleiben und das leewärtige Stag nur gelöst wird, wenn das Groß schamfielen würde. Wer will noch mal ...was dazu sagen.
Grüße
Sven
Hubert
Beiträge: 17
Registriert: Mi 21. Feb 2007, 17:10

Re: Backstagen

Beitrag von Hubert » Do 3. Mai 2007, 16:37

Moin Sven,

nicht ganz so fachmännisch ausgedrückt: Segle einfach "ganz normal" wie bisher - und überlege Dir schlichtweg vor jedem Manöver, ob bei diesem angedachten Manöver ein Backstag dem Baum (bzw. dem Groß wg. Schamfielen) im Weg sein könnte, z.B. bei Halbwindkursen (wäre vielleicht besser, da vorher was gelöst zu haben, sonst ist Dein Groß nicht mehr wirklich auf Halbwindkurs nach Wende/Halse... abgesehen von sonstigen Schäden, die das nach sich ziehen könnte...).
Ansonsten den Kommentar von Tobias merken: Luv ist fest. Punkt.

Gruß
Hubert

Bodenseesegler
Beiträge: 51
Registriert: So 21. Mai 2006, 20:55

Re: Backstagen

Beitrag von Bodenseesegler » Do 3. Mai 2007, 19:11

Hallo Sven !

Auch am Wind kannst Du selten das Lee-Backstag durchsetzen, da es im oberen Bereich dennoch ins Segel drücken würde (kommt im Detail natürlich darauf an, wie weit hinten an Deck es angeschlagen ist; Neptun-Kreuzer fahren es zumeist auf einer Schiene neben der Kajüte, was relativ weit vorne ist, zum Halten des Mastes bei vorlichem Wind aber ausreicht).

Das Backstag hat eigentlich zwei Funktionen:
1.) Halten des Mastes auf vorlichem Kurs - Wind von achtern: Gerade bei Holzmasten von schlanken Traditionsklassen wie auch dem Neptunkreuzer stehen die Wanten auf Höhe Mast und üben daher fast keinen Zug nach hinten aus; die Salinge sind zumeist gerade. Also würde nur das Achterstag den Mast halten und die Masten sind am Topp, wo das Achterstag angreift, doch sehr dünn und zusätzlich durch die Topp-Rolle für das Großfall geschwächt.

2.) Verhindern, daß das Vorstag (und damit das Vorliek der Genua) zu sehr durchhängt. Das kostet Höhe am Wind (und ist besonders bei Regattaschiffen nachteilig).

Aus 1 und 2 folgt:
Auf der Kreuz benötigst Du das Backstag, um sehr viel Höhe zu laufen (aber zumeist nur auf Regatten im Vergleich zu anderen Schiffen wichtig; außerdem kommt es darauf an, wieviel Durchhang der Segelmacher ins Vorliek geschnitten hat). Der Mast wird sowieso durch den Schotzug an der Großschot nach achtern gezogen / gehalten.

Vorwind und auf raumen Kursen benötigst Du das Backstag, um den Mast nach achtern zu ziehen bzw. zu halten; besonders kritisch bei viel Wind.

Zu den Manövern:
Bei der Wende wechseln der Backstag - kannst Dir aber Zeit lassen, da nicht kritisch.

Bei der Halse:
Schiff auf Vorwindkurs bringen, Großschot einholen, "alte" Lee-Backstag dichtsetzen (in diesem Moment sind beide Backstagen dicht); mit dem Heck durch den Wind gehen und die neue Lee-Backstag wieder freimachen, dann das Groß wieder auffieren.

Noch 3 Tipps:
Beim Lösen der Backstag mit Gefühl vorgehen; wenn sie auf Regatten stark angezogen ist, gibt es einen richtigen Schlag, wenn sie auf einmal gelöst wird. "Echte" Regattaziegen wie z.B. die Lacustre und die Schärenkreuzer haben eine Fein- und eine Grobverstellung: Zuerst die Grobverstellung dichtholen (genügt normalerweise); auf Regatten kann man dann mit der Feineinstellung noch richtig Dampf machen. Beim Lösen zuerst die Feineinstellung lösen (sachte; dann ist der Dampf draußen); dann die Grobverstellung lösen.

Bei viel Wind:
Empfiehlt es sich, das zweite Reff so zu legen, daß beide Backstagen dicht bleiben können (das geht, wenn sie weit genug achtern am Deck angeschlagen sind); dann erspart man sich beim Halsen die oben beschriebene, etwas umständliche und bei schnellen Halsen auch "gefährliche" Prozedur.

Wenn Du knapp um Seezeichen, Pfähle usw. rumfährst:
Paß auf, daß Du nicht mit der losen Lee-Backstag hängenbleibst. Hier empfiehlt es sich, keinen Knoten in der Schot zu haben bzw. bei Draht-Backstagen auf Winschen diese nicht festzuklemmen (sie halten eh aufgrund der Reibung); dann kann man sie zur Not "ausrauschen" lassen.


Wollte Dich aber nicht erschrecken mit zu viel Info; nach einiger Zeit geht Dir das Wechseln der Backstagen mit dem Wechseln des Bugs in Fleisch und Blut über und Du mußt gar nicht mehr daran denken.


Segelgruß vom Bodensee


Klaus
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