Heilige Latte
Heilige Latte
Liebe Genossen,
hier handelt es sich um kein unanständiges Thema, sondern vielmehr um eine Nachfrage zu einer berühmten Jolle von Reinhard Drewitz. Es soll sich um eine zur H-Jolle abgerüstete J-Jolle handeln, mit der der Meister wohl in den 50er Jahren einige Siege herausfuhr. Wie der Name schon andeutet, soll die Jolle mit einem besonderen Rigg ausgestattet gewesen sein (Lively-Takelung). Ich wäre an Infos, insbesondere aber an Fotos interessiert, die die Takelung des Bootes zeigen.
Mit seglerischen Grüßen
Gregor Schuchardt
hier handelt es sich um kein unanständiges Thema, sondern vielmehr um eine Nachfrage zu einer berühmten Jolle von Reinhard Drewitz. Es soll sich um eine zur H-Jolle abgerüstete J-Jolle handeln, mit der der Meister wohl in den 50er Jahren einige Siege herausfuhr. Wie der Name schon andeutet, soll die Jolle mit einem besonderen Rigg ausgestattet gewesen sein (Lively-Takelung). Ich wäre an Infos, insbesondere aber an Fotos interessiert, die die Takelung des Bootes zeigen.
Mit seglerischen Grüßen
Gregor Schuchardt
Re: Heilige Latte
Grüß Gott, Genosse Gregor,
ja, "Heilige Latte" ist laut Messbrief des "Deutschen Sportausschusses Sparte Berlin" vom 12.12.1950 eine zur H-Jolle umgeriggte J-Jolle. Die "H-Jolle" bekam die Segelnummer H 31.
Baujahr der Jolle 1939 ... ein Drewitz'scher Riss bei Pfennig gebaut. Länge 6,08 m, Breite 1,755 m.
Welche (und ob) Nummer die Jolle als J-Jolle hatte, weiß ich (noch) nicht. Aber man kann ja mal forschen.
Ahoi ... und Rot Front!
ja, "Heilige Latte" ist laut Messbrief des "Deutschen Sportausschusses Sparte Berlin" vom 12.12.1950 eine zur H-Jolle umgeriggte J-Jolle. Die "H-Jolle" bekam die Segelnummer H 31.
Baujahr der Jolle 1939 ... ein Drewitz'scher Riss bei Pfennig gebaut. Länge 6,08 m, Breite 1,755 m.
Welche (und ob) Nummer die Jolle als J-Jolle hatte, weiß ich (noch) nicht. Aber man kann ja mal forschen.
Ahoi ... und Rot Front!
Re: Heilige Latte
Vielen Dank für diese ersten Infos. Das sind ja schon mal wichtige Spuren. Das einzige was ich finden konnte war eine namentliche Erwähnung der Jolle mit Hinweis auf ihre besondere Takelung in einem Artikel zum 70. Geburtstag von Drewitz im DDR "Segelsport". Leider findet sich auch dort kein Bild des Bootes. Man kann den Artikel leicht über das Yachtsportarchiv finden, wenn man die eingescanten Jahrgänge des Segelsports nach Drewitz durchsucht.
Für alle weitergehenden Infos wäre ich dankbar.
Gruß Gregor
Für alle weitergehenden Infos wäre ich dankbar.
Gruß Gregor
Re: Heilige Latte
Moin Gregor,
das Yacht-Konstruktionsbüro von R. Drewitz hat Helmut Rührdanz ca. 1954 übernommen.
H. Rührdanz erzähte mir vor 6 Jahren, dass Drewitz nach dem Krieg 2 J-Jollen umgebaut hatte mit den von dir erwähnten Versuchsriggs. Die Jollen sind aber im Laufe der Zeit verschollen ...
Evtl. hat H. R. Bilder davon!
Vermutlich handelt es sich bei einer Jolle um die J 520 (Stettin), die andere soll ein Neubau gewesen sein, vielleicht noch nicht als J vermessen, sondern gleich als H 31?
Gibt es die H3 1 noch?
Bitte informiere mich, wenn du irgendwo fündig wirst!
Ahoi
Manfred
(22 qm Rennjollen,
www.fky.org/j-jolle)
das Yacht-Konstruktionsbüro von R. Drewitz hat Helmut Rührdanz ca. 1954 übernommen.
H. Rührdanz erzähte mir vor 6 Jahren, dass Drewitz nach dem Krieg 2 J-Jollen umgebaut hatte mit den von dir erwähnten Versuchsriggs. Die Jollen sind aber im Laufe der Zeit verschollen ...
Evtl. hat H. R. Bilder davon!
Vermutlich handelt es sich bei einer Jolle um die J 520 (Stettin), die andere soll ein Neubau gewesen sein, vielleicht noch nicht als J vermessen, sondern gleich als H 31?
Gibt es die H3 1 noch?
Bitte informiere mich, wenn du irgendwo fündig wirst!
Ahoi
Manfred
(22 qm Rennjollen,
www.fky.org/j-jolle)
Re: Heilige Latte
Lieber Manfred,
ich schreibe mal kurz, warum ich mich für die Riggs interessiere. Vor kurzem habe ich den Rennzwanziger Scheherazade R1128 gekauft (Baujahr 1988, Werft Kother). Es handelt sich um einen A5 Riss von Manfred Ernst. Das Boot interpretiert die Vermessungsregel der 20er mit einem extrem negativen Deckssprung von 25cm sehr extrem (Die maximale Takelungshöhe wird bei 20ern vom Schandeck aus gemessen). Ich habe den Riss des Rumpfes und drei Segelrisse vorliegen, die mir Manfred Ernst nach einem sehr netten Telefonat geschickt hat. Ein Segelriss zeigt ein 2-Saling-Toprigg, wie es heute auf Rennzwanzigern üblich ist und heute auch auf meinem Boot steht. Der zweite Segelriss zeigt ein 9/10 Rigg mit konventionelem Großsegel und der dritte Segelriss zeigt ein 9/10 Rigg mit einem durchgelatteten Großsegel dessen Lümmelbeschlag sehr hoch angeschlagen ist und dessen Großbaum etwa 45 Grad nach unten steht. Das durchgelattete Groß hat durch den sehr hoch angeschlagenen Großbaum übrigens eine kleinere Fläche als die konventionellen Großsegel 14,0 zu 12,2 Ich frage mich, warum der dritte Segelriss sinnvoll sein soll (kleineres Großsegel, die Genua ist nicht vergrößert und der stark geneigte Großbaum ist aerodynamisch sicher auch nicht besser als ein gerader.)
Manfred Ernst sagte mir im Telefonat, dass er sich beim Entwurf des dritten Segelrisses von Drewitz und seiner heiligen Latte habe inspirieren lassen. Es soll sich wohl, genau konnte er es nicht sagen, um eine der beiden J-Jollen handeln, die als H Jollen noch einmal Meister werden konnten, was auch ein Verdienst des innovativen Riggs gewesen sein soll.
Die Scheherazade wird in einem kurzen Artikel der Yacht 14/1988 S.14 besprochen. Da hat sie das konventionelle Toppgrigg. Es wurde wohl aber auch Rigg drei verwirklicht, welches sich aber nicht bewehrte. Ich könnte schwören, dass in einem Bericht in der Yacht über eine DM oder EM der 20er ein Bild der Scheherazade mit dem Heiligen Latten Rigg zu sehen ist. Ich habe nur den 88er Jahrgang der Yacht vorliegen dort ist er nicht. Ich habe eine Yacht aus dem Jahrgang 91 in Verdacht, da die Scheherazade dort mit Platz drei ihr bestes Ergebnis bei einer DM einfuhr.
Sollte einer die Jahrgänge vorliegen haben und mal durchsehen wäre ich sehr dankbar für weitere Infos.
Sollte ich bei meinen Recherchen auf Spuren von H31 stoßen werde ich Dich selbstverständlich informieren. Übrigens habe ich gerade gestern Deinen schönen Artikel über Die Enstehung und Entwicklung der Verbands-Jollenklassen in Deutschland gelesen. Wirklich sehr interessant. Überhaupt ist es toll, was bei den J-Jollen in den letzten Jahren auf die Beine gestellt wurde. Bei einem geeigneten Objekt könnte man glatt schwach werden. (Ich hoffe das liest meine Frau jetzt nicht...)
Mit seglerischen Grüßen
Gregor Schuchardt
ich schreibe mal kurz, warum ich mich für die Riggs interessiere. Vor kurzem habe ich den Rennzwanziger Scheherazade R1128 gekauft (Baujahr 1988, Werft Kother). Es handelt sich um einen A5 Riss von Manfred Ernst. Das Boot interpretiert die Vermessungsregel der 20er mit einem extrem negativen Deckssprung von 25cm sehr extrem (Die maximale Takelungshöhe wird bei 20ern vom Schandeck aus gemessen). Ich habe den Riss des Rumpfes und drei Segelrisse vorliegen, die mir Manfred Ernst nach einem sehr netten Telefonat geschickt hat. Ein Segelriss zeigt ein 2-Saling-Toprigg, wie es heute auf Rennzwanzigern üblich ist und heute auch auf meinem Boot steht. Der zweite Segelriss zeigt ein 9/10 Rigg mit konventionelem Großsegel und der dritte Segelriss zeigt ein 9/10 Rigg mit einem durchgelatteten Großsegel dessen Lümmelbeschlag sehr hoch angeschlagen ist und dessen Großbaum etwa 45 Grad nach unten steht. Das durchgelattete Groß hat durch den sehr hoch angeschlagenen Großbaum übrigens eine kleinere Fläche als die konventionellen Großsegel 14,0 zu 12,2 Ich frage mich, warum der dritte Segelriss sinnvoll sein soll (kleineres Großsegel, die Genua ist nicht vergrößert und der stark geneigte Großbaum ist aerodynamisch sicher auch nicht besser als ein gerader.)
Manfred Ernst sagte mir im Telefonat, dass er sich beim Entwurf des dritten Segelrisses von Drewitz und seiner heiligen Latte habe inspirieren lassen. Es soll sich wohl, genau konnte er es nicht sagen, um eine der beiden J-Jollen handeln, die als H Jollen noch einmal Meister werden konnten, was auch ein Verdienst des innovativen Riggs gewesen sein soll.
Die Scheherazade wird in einem kurzen Artikel der Yacht 14/1988 S.14 besprochen. Da hat sie das konventionelle Toppgrigg. Es wurde wohl aber auch Rigg drei verwirklicht, welches sich aber nicht bewehrte. Ich könnte schwören, dass in einem Bericht in der Yacht über eine DM oder EM der 20er ein Bild der Scheherazade mit dem Heiligen Latten Rigg zu sehen ist. Ich habe nur den 88er Jahrgang der Yacht vorliegen dort ist er nicht. Ich habe eine Yacht aus dem Jahrgang 91 in Verdacht, da die Scheherazade dort mit Platz drei ihr bestes Ergebnis bei einer DM einfuhr.
Sollte einer die Jahrgänge vorliegen haben und mal durchsehen wäre ich sehr dankbar für weitere Infos.
Sollte ich bei meinen Recherchen auf Spuren von H31 stoßen werde ich Dich selbstverständlich informieren. Übrigens habe ich gerade gestern Deinen schönen Artikel über Die Enstehung und Entwicklung der Verbands-Jollenklassen in Deutschland gelesen. Wirklich sehr interessant. Überhaupt ist es toll, was bei den J-Jollen in den letzten Jahren auf die Beine gestellt wurde. Bei einem geeigneten Objekt könnte man glatt schwach werden. (Ich hoffe das liest meine Frau jetzt nicht...)
Mit seglerischen Grüßen
Gregor Schuchardt
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Re: Heilige Latte
Hallo Gregor,
das hat mir nun keine Ruhe gelassen, ich hatte das Bild vor meinen Augen und habe es wieder gefunden!
'DIE YACHT' 1950 Seite 179
Ahoi
Manfred
das hat mir nun keine Ruhe gelassen, ich hatte das Bild vor meinen Augen und habe es wieder gefunden!
'DIE YACHT' 1950 Seite 179
Ahoi
Manfred
Re: Heilige Latte
Lieber Manfred,
vielen Dank für Deine Infos. Das Rigg sieht ja wirklich sehr interessant aus. Der Großbaum steht bei dem Segelriss von Manfred Ernst für die Scheherazade R1128 ähnlich steil, nur dass es sich eben um kein Gaffelrigg handelt. Ich werde mal versuchen, am Wochenende den Segelriss der Scheherazade hier einzustellen. Von dem Konstrukteuer Hartmut Rührdanz habe ich heute mal die Tel. Nr. rausgesucht und versuche ihn mal morgen anzurufen. Vielleicht kann er etwas zum Verbleib der H31 sagen.
Im Buch Wasser Wind und weiße Segel von Hein Wenzel 1956 ist übrigens H32 abgebildet. Knapp daneben ist aber auch vorbei!
Nun muss nur noch einer aus der J-Jollen Klasse dazu verurteilt werden, das Rigg mal auszuprobieren!
Gruß Gregor
vielen Dank für Deine Infos. Das Rigg sieht ja wirklich sehr interessant aus. Der Großbaum steht bei dem Segelriss von Manfred Ernst für die Scheherazade R1128 ähnlich steil, nur dass es sich eben um kein Gaffelrigg handelt. Ich werde mal versuchen, am Wochenende den Segelriss der Scheherazade hier einzustellen. Von dem Konstrukteuer Hartmut Rührdanz habe ich heute mal die Tel. Nr. rausgesucht und versuche ihn mal morgen anzurufen. Vielleicht kann er etwas zum Verbleib der H31 sagen.
Im Buch Wasser Wind und weiße Segel von Hein Wenzel 1956 ist übrigens H32 abgebildet. Knapp daneben ist aber auch vorbei!
Nun muss nur noch einer aus der J-Jollen Klasse dazu verurteilt werden, das Rigg mal auszuprobieren!
Gruß Gregor
Re: Heilige Latte
Liebe Genossen,
ich habe die ganze letzte Woche versucht, Hartmut Rührdanz zu erreichen. Aber bei der im Netz agegebenen Telnr. 0325676515 meldet sich keiner. Vielleicht ist der Meister der Linien ja im Urlaub.
Gruß Gregor
ich habe die ganze letzte Woche versucht, Hartmut Rührdanz zu erreichen. Aber bei der im Netz agegebenen Telnr. 0325676515 meldet sich keiner. Vielleicht ist der Meister der Linien ja im Urlaub.
Gruß Gregor
Re: Heilige Latte
Freunde der heiligen Latte,
heute habe ich Herrn Rührdanz erwischt und mit ihm gesprochen. Er nannte die Takelage der Heiligen Latte Levelütt-Takelung und meinte, dass der Sinn dieser Tagelung gewesen sei, das nur an einem Punkt des Mastes befestigte Großsegel bei viel Wind umdrehen zu können, damit der Segelschwerpunkt dann tiefer ist. Das Schothorn wird, wenn ich es richtig verstanden habe, dann zum Kopf.
Sein Archiv ist wohl nicht mehr sehr reichhaltig, da es auf Grund seines tragischen persönlichen Schicksals von der Stasi geplündert wurde. Es exisitieren daher keine Konstruktionszeichnungen und Segelrisse der heiligen Latte mehr. Er hat aber wohl noch einige Photos der heiligen Latte, die aber sowohl der Obmann für die Alt-HJollen als auch Manfred Jacob beide schon abfotografiert hätten. Herr Rührdanz wäre auch gerne bereit Interessierten Einblick in die Photos zu gewähren.
Über den Verbleib von H31 bzw der zweiten umgetackelten J-Jolle konnte er nichts sagen.
Mit seglerischen Grüßen
Gregor Schuchardt
heute habe ich Herrn Rührdanz erwischt und mit ihm gesprochen. Er nannte die Takelage der Heiligen Latte Levelütt-Takelung und meinte, dass der Sinn dieser Tagelung gewesen sei, das nur an einem Punkt des Mastes befestigte Großsegel bei viel Wind umdrehen zu können, damit der Segelschwerpunkt dann tiefer ist. Das Schothorn wird, wenn ich es richtig verstanden habe, dann zum Kopf.
Sein Archiv ist wohl nicht mehr sehr reichhaltig, da es auf Grund seines tragischen persönlichen Schicksals von der Stasi geplündert wurde. Es exisitieren daher keine Konstruktionszeichnungen und Segelrisse der heiligen Latte mehr. Er hat aber wohl noch einige Photos der heiligen Latte, die aber sowohl der Obmann für die Alt-HJollen als auch Manfred Jacob beide schon abfotografiert hätten. Herr Rührdanz wäre auch gerne bereit Interessierten Einblick in die Photos zu gewähren.
Über den Verbleib von H31 bzw der zweiten umgetackelten J-Jolle konnte er nichts sagen.
Mit seglerischen Grüßen
Gregor Schuchardt
Re: Heilige Latte
Moin Gregor,
da hatte ich mich ja richtig erinnert, die Bilder kenne ich. Ich hatte beim Besuch von Herrn Rührdanz zwar einige Bilder gemacht, die meisten von Altmeister Drewitz. Leider ist kein Bild einer Levelütt-Takelung von mir fotografiert worden.
Weiter viel Erfolg bei deiner Expedition!
Ahoi
Manfred
da hatte ich mich ja richtig erinnert, die Bilder kenne ich. Ich hatte beim Besuch von Herrn Rührdanz zwar einige Bilder gemacht, die meisten von Altmeister Drewitz. Leider ist kein Bild einer Levelütt-Takelung von mir fotografiert worden.
Weiter viel Erfolg bei deiner Expedition!
Ahoi
Manfred