ausgeleistet und die Folgen

sven

ausgeleistet und die Folgen

Beitrag von sven » Di 27. Nov 2007, 16:06

Hallo liebe Klassikerfreunde,
diese Jahr habe ich einen Neptunkreuzer Bj. 1944, Lärche auf Eiche gekauft. Der Rumpf ist ausgeleistet, auch im Unterwasserschiff, was ja eigentlich bei Lärche lt. Larsson "verboten" ist. Jetzt, wo das Wetter grauer und das Holz trockener wird, sieht man auch die Folgen des Ausleistens besser. Ich möchte die Hauptschäden kurz schildern und meine Idee zur Behebung zur Diskussion stellen, es gibt:
1. Leisten die an einer Seite der Planke abgerissen sind und an der anderen Seite fest sind, sodass sich ein Spalt von ca. 2 mm bildet--mach ich garnix, kalfatere und fertig. Die Planke wird schon wissen, warum sie abgerissen ist.
2. Schon kniffeliger, bei einem Plankenaar ist die Ausleistung erst oben, dann unten abgerissen, sonst aber fest. -- würde ich ebenfalls kalfatern.
3. Bei einer Planke hat die Ausleistung gehalten, aber die Planke hat dafür 2 ca. 15 cm lange feine Risse in Faserrichtung des Holzes, die wohl durch die Planke durchgehen.
-- einfach ölen, mit Ettan abdichten und so lassen? Oder Ausfräsen und Passstück einsetzen? Ganze Planke austausschen?
Ich möchte noch hinzufügen, dass sich alle beschriebenen Schäden auf das Unterwasserschiff beziehen und das Boot im Sommer praktisch dicht war.
Wer hat Lust, zu einem Kommentar?!
Sven
ulli
Beiträge: 28
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Re: ausgeleistet und die Folgen

Beitrag von ulli » Do 29. Nov 2007, 16:53

Hallo, Sven

Du hast recht, die Leisten werden schon wissen, warum sie abgerissen sind - nämlich weil Lärche beim Trocknen wie jedes Nadelholz schrumpft und dafür beim Naß werden auch wieder quillt. Wenn du jetzt die Spalten alle ordentlich nachkalfatest kannst Du Pech haben, daß Dir das beim Quellen der Lärche den ganzen Rumpf auseinander drückt. Wenn Du Angst hast, das Dein Neptun beim Zuwasserlassen abbuddelt, dann würde ich die fraglichen Stellen höchstens mit einer weichen, reversiblen (!) Füllmasse abdichten, z.B. Ettan. Das kennt der gute Larsson auch. Bekommen kann man es u.a. bei Toplicht. Auf KEINEN Fall darfst Du etwas benutzen was aushärtet, wie z.B. Fensterkitt. Das hätte einen ähnlichen Effekt. Und laß die Finger von Sika und ähnlichem Schweinkram, das hält auch nicht lange.
Übrigens gibt es nicht ohne Grund den Trick, beim Ausleisten die Leisten nur mit einer Planke zu verleimen, nicht mit beiden. Dann kann das Boot nach Herzenslust Quellen und Schrumpfen und nichts reißt unkontrolliert ab. Natürlich ist der Rumpf dann im Frühjahr nicht pottendicht, aber das ist er so ja auch nicht ;-)

Nach dem Slippen kann man sich noch mit dem alten Bootsbauertrick behelfen, ganz feine Nadelholz-Späne, wie sie beim Sägen mit der Kreissäge entstehen, großzügig um das Boot zu verteilen und mit einem Paddel ordentlich unterzurühren, so daß sich die Späne durch den Wassersog, der von außen nach innen durch die Spalten zieht, dort festsetzen. In der Spalte quellen die Späne dann und dichten Sie ab. Das ist kein Seemansgarn, das funktioniert sehr gut, haben wir viele Jahre so gemacht. Dann mußt Du das Boot allerdings ein paar Tage an Ort und Stelle liegenlassen können, damit sich die Planken in Ruhe dichtziehen können. Sonst spült die Wasserbewegung bei der Fahrt die Späne sofort wieder heraus. Die Späne werden dann später aus den Nähten herausgedrückt oder ausgewaschen.


Gruß
Ulli
sven

Re: ausgeleistet und die Folgen

Beitrag von sven » Fr 30. Nov 2007, 16:36

Hallo Ulli,
besten Dank für deine ausführliche Antwort, besonders zum Hinweis Kalfatern. Ich hätte eigentlich vermutet, dies wäre die "richtige Vorgehensweise". Vielleicht hat mich nur die Schrumpfgeschwindigkeit der Planken erschreckt. Komisch, hat mein Kunststoffboot nieee
gemacht.
Ettan kenn ich schon, klebt gut, riecht gut. Den Sägespänetrick probiere ich aus, für den Spass bin ich zu haben. Ist auch gleich ein Humortest für meine leicht bockigen Nordhessensegelkollegen, wenn ich Sägespäne in den Edersee rühre. Im Ernst, der vorschlag klingt interessant und ich lass den Sauger jetzt an der Handkreissäge. Dann hab ich im Frühjahr reichlich...
Die feinen Risse in der einen Planke werde ich dann auch mal ignorieren und lieber 3 rostige Metallaschen austauschen.

Grüße
Sven

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schlendrian
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Registriert: So 25. Nov 2007, 11:46

Re: ausgeleistet und die Folgen

Beitrag von schlendrian » Mo 3. Dez 2007, 20:04

Hallo Bootsfreunde, sehr interessantes Thema das "ausleisten" mir steht das ganze noch bevor, daher gleich meine Frage, wenn ich die Leisten nach dem fräsen mit Epoxy einklebe und im Anschluß daran das gesamte Überwasserschiff (außen bzw. Rumpfplanken Eiche) mit D1 Owatrol o.ä. ölen möchte bzw. werde, selbiges dann mit zig- fachen Anstrichen und Schichten tränke und abschliessend mit D2 Decksöl zum glänzen bringen möchte - sofern das bei Eiche überhaupt machbar ist-
Frage:
Nehmen denn die verklebten Stellen bzw. Nahtleisten durch das Epoxy überhaupt das Öl an, bzw. wie verhalten sich die mit Epoxy getränkten Stöße welche dann mit D1 & D2 beschichtet werden sollen?

Nun bin ich gespannt auf eure Erfahrungen mit Epoxy und mit Öl getränktem Überwasserschiff.

maritime Grüße mdoering
Ivan Balushev
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Re: ausgeleistet und die Folgen

Beitrag von Ivan Balushev » Mo 3. Dez 2007, 23:15

Hallo,

heikles Thema, das Ausleisten bei Eiche. Deine Frage denke ich, ist recht einfach zu beantworten: Du hast ja das Epoxy hauptsächlich in den Fugen, und wenn du die Leisten auf die Rumpfkontur zurückputzt, dann bleibt davon nicht viel übrig. Das ist beim Tränken kein Hindernis.
Aus meiner Erfahrung mit Eiche würde ich dir raten, die Leisten nur an einer Seite festzukleben und nur sehr "behutsam" auszuleisten, d.h., die Leisten gleichmässig und nur ganz leicht in die ausgefräste Nut schieben. Ein trockenes Eichenholzboot auf Spannung Auszuleisten und dann mit Owatrol zu tränken, da höre ich schon das Krachen im Gebälk! Owatrol ist ja nicht Wasserdampfdicht, das Boot wird weiter quellen und schwinden. Wenn das Boot beim Ausleisten noch ein bisschen feucht ist, umso besser.
Ich selbst (nur meine persönliche Meinung) würde nicht zu Owatrol greifen, und es auch nicht empfehlen. Gerade bei einem Eichenholzboot. Aber da gibt es auch andere Meinungen.

Grüsse, Ivan
uwegrote
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Re: ausgeleistet und die Folgen

Beitrag von uwegrote » Mo 10. Dez 2007, 12:20

Hallo zusammen,
ich habe eine O-Jolle Mahagonie auf Eiche.
Die Planken sind teilweise bis zu 3mm auseinander, besonders im Überwasser Bereich.
Auch ich stelle mir die Frage, ob die Planken jemals wieder dicht werden.
Womit sollte man das Holz streichen? mit Owatrol habe ich keine guten Erfahrungen.
Grüsse aus Bremen
Uwe
O-571
Der Saarländer
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Re: ausgeleistet und die Folgen

Beitrag von Der Saarländer » Do 13. Dez 2007, 19:46

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Gruß Klaus
Adler III

Martin Kröger
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Re: ausgeleistet und die Folgen

Beitrag von Martin Kröger » Fr 14. Dez 2007, 01:10

Moin Saarländer,

es wird immer wieder von allen möglichen Fachleuten davor gewarnt ein mit Massivholz geplanktes Schiff nur im Unterwasserbereich mit Matten, Gewebe und Harzen, sei es Epoxy oder Polyester zu überziehen.

Unter dem Überzug, wenn er denn stabil genug ist, bilden sich enorme Kräfte. Spannungen im Holz lösen sich dann an der schwächsen Stelle. Ergebnis: Ihr habt es am eigenen Schiff.
Wenn Überziehen, dann ganz oder garnicht.

Wenn ausgeleistet wird, muss unbeding sichergestellt werden, das keine Feuchtigkeit mehr ins Holz eindringen kann. Dies gilt für Innen und den Aussenbereich. Wenn das Holz Feuchtigkeit aufnehmen kann, kann es vorkommen das ein enormer Druck in der ausgeleisteten Fuge auftritt, die die Holzzellen zerstört. Trocknet diese Stelle dann aus, dann reisst wieder eine Fuge auf.

Vorweihnachtliche Grüsse

Martin
Der Saarländer
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Re: ausgeleistet und die Folgen

Beitrag von Der Saarländer » Fr 14. Dez 2007, 11:24

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Gruß Klaus
Adler III

michael_mende
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Registriert: So 16. Dez 2007, 12:15

Re: ausgeleistet und die Folgen

Beitrag von michael_mende » So 16. Dez 2007, 12:46

hallo leute, bin heute auf dieses forum gestoßen

ich lebe in spanien ( denia ) und arbeite dort als bootsmechaniker

ich habe vor 3 jahren eine klassische holzjacht gekauft ( picciotti 15meter aus honduras mahagoni )
das schiff stand 5 jahre in ibiza im trockenen - ich habe den unterwasserbereich abgeschliffen kalfatert und die fugen mit sikka verfüllt das schiff war von anfang an dicht - bis heute
vor einem jahr habe ich die seiten ( waren zig mal gestrichen ) abgeschliffen - es kahm ein wunderschönes mahagoni hervor - was ich selbst bis dahin nicht wusste
ich habe alle stellen des def. holzes ausgewechselt aber so sparsam wie irgendmöglich (leider mit teak da hondurasmahagoni nicht zu bekommen war)
dann habe ich alle fugen zwischen den planken ca 3mm tief eingefräst so das über das gesamte schiff gleichmäsige fugen entstanden sind wellche ich mit weißem sikka gefüllt habe - dann alles noch mal feingeschliffen und 4x mit benar gestrichen
-jetzt ist ein jahr rum -unter mittelmehrsonne- und es sieht immernoch supi aus
(das weise sikka ist durch das benar beige geworden und sieht dadurch aus wie helleholzleisten

zum thema unterwasserschiff mit matten abdichten: ist zwar schnell gemacht und auch recht dicht aber auch gefährlich - weil - wasser was in die bilge kommt - und es kommt immerwieder welches rein - wird irgendwann faul und läst das holz faulen - daher unbedingt bilge trocken halten und nach süßwasser eibruch ( regen ect. ) mit salzwasser nachspühlen (salzwasser konserviert das holz recht gut)

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