schotten und die rumpfstruktur

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noli_me_tangere
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schotten und die rumpfstruktur

Beitrag von noli_me_tangere » Fr 28. Dez 2007, 23:37

hallo,

ich bin am restaurieren meines süddeutschen 20er jollenkreuzers, baujahr 1954. das boot ist anders gebaut als die üblichen mecklenburger exemplare: es ist ca. 10 bis 20 cm flacher, hat eine kleinere kabine (zugunsten größerer plicht) und wirkt insgesamt sehr viel filigraner, als der 1956 gebaute eiche jollenkreuzer eines freundes von der ostsee. offensichtlich liegt das zum einen an den gemütlicheren bedingungen auf dem chiemsee im vergleich zur rauhen ostsee, zum anderen scheint mein boot auch ein regattaboot zu sein.

da ich ohnehin alles am boot neu machen muss, hab ich es erstmal entkernt und bau jetzt nach und nach neue spanten, wrangen und planken ein.

ich frage mich jetzt allerdings, ob ich auch die schotten so neu bauen muss. das hauptschott am eingang der kabine kommt wieder rein, das ist klar, aber was ist mit dem schott in höhe des mastfußes? da war auf einer seite eine sperrholzplatte, auf der anderen seite eine sperrholzplatte mit kleiner tür. sind diese teile wichtig für sie strukturelle festigkeit und verwindungssteifigkeit des rumpfes? oder sind das einfache trennelemente, die auch aus einem anderen material (tuch?) gefertigt werden können?
es geht mir dabei um zwei aspekte: gewicht sparen und wenigstens optisch für mehr raum an bord sorgen, z.b. mit durchblick bis in den bug.

weiß da jemand rat?

liebe grüße

link zum boot für bilder: http://www.schittly.net/, dann auf jollenkreuzer klicken.
guck da: www.holzboottreff.de
Michael Grothe
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Re: schotten und die rumpfstruktur

Beitrag von Michael Grothe » Sa 29. Dez 2007, 12:25

Hey,
da hast du dir ja ein schönes Stück arbeit zugelegt. ist ja erstaunlich, das damals schon Sperrholz verwendet wurde. Hier wurde alles noch massiv gebaut.

Das vordere Schott kannst du weglassen, wenn in dem Bereich die Decksbalken mit den Spanten durch Knaggen bzw. Kniestücke kräftig verbunden sind. Die Länge der Schenkel sollten mindestens 15 cm betragen.
Ebenso sollten solche Kniestücke waagerecht mit den Decksbalken und der Außenhaut unter Deck eingebaut sein. bezieht sich aber nur im Bereich des Maststuhls. Am Spiegel bzw. Acherschott wurde es aber so auch gebaut. Zumindest hier in den märkischen
Gewässern.


Hey då Michael
areopoli
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Wir fühlen mit.

Beitrag von areopoli » Sa 29. Dez 2007, 17:43

Schönes Schiff hast du da !

Habe leider keinen Tipp bzgl. deiner Frage, aber hier n Link zu ein paar Fotos von unserer Deckserneuerung auf´m 20er JK (Baujahr 1977):

www.fototime.com/inv/5C0AB5240A51B8E
noli_me_tangere
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Re: Wir fühlen mit.

Beitrag von noli_me_tangere » Sa 29. Dez 2007, 20:30

so schlimm fühlt es sich gar nicht an ;-)
und danke für die antworten. es läuft wohl darauf hinaus, dass ich die schotten wieder einbauen werde - weglassen ist eine sache, aber neue sachen dazubauen eine ganz andere. das ist mir zu weit weg vom original.

übrigens: deck und schotten sind aus sperrholz, die bodenbretter teilweise auch (teilweise aber aus vollholz). ich weiß nicht, ob diese teile noch original sind oder schon mal ersetzt wurden. weiß jemand, ob lorenz huber schon in den 50er jahren sperrholz verbaut hat?
guck da: www.holzboottreff.de
André bauer
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Re: schotten und die rumpfstruktur

Beitrag von André bauer » So 30. Dez 2007, 19:24

Hey,
Genmanipulation und Klonen von Schotten ist in Deutschland verboten.
Nee, mal im Ernst, die Mehrzahl von Schott heisst Schotte. :-)

Grüße,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
noli_me_tangere
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Re: schotten und die rumpfstruktur

Beitrag von noli_me_tangere » So 30. Dez 2007, 19:35

André bauer schrieb:
-------------------------------------------------------
> Hey,
> Genmanipulation und Klonen von Schotten ist in
> Deutschland verboten.
> Nee, mal im Ernst, die Mehrzahl von Schott heisst
> Schotte. :-)
>
> Grüße,
> André

und ich musste die ganze zeit blöd grinsen, als ich das geschrieben hab und wusste nicht warum. jetzt weiß ich es, danke ;-)

nachdem ist jetzt den (übrigens tollen) artikel im Klassiker! über den Herreshoff-Schoner gelesen hab, steht die entscheidung eh fest: die schotte kommen wieder rein. stellt sich jetzt nur noch die frage, ob aus sperrholz oder vollholz. vll finde ich ja noch jemanden, dessen 20er aus der gleichen werft stammt... laut yachtliste gibt es mindestens drei.

guck da: www.holzboottreff.de
garfilius
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Re: schotten und die rumpfstruktur

Beitrag von garfilius » Mo 31. Dez 2007, 00:49

Das Schott vorn könnte nicht original sein. JKs haben da eigentlich keins.
Von Vollholz würde ich bei der Größe abraten, das verzieht sich. Du könntest ein großes Leimholzbrett erzeugen und das einpassen; ich fände Sperrholz einfacher und funktioneller; richtig stabil wird es mit einer Multiplexplatte.

Gruß
Gero
Michael Grothe
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Re: schotten und die rumpfstruktur

Beitrag von Michael Grothe » Mo 31. Dez 2007, 08:53

Hey gero,

mit Vollholz ist natürlich eine andere Bauweise gemeint. Schotts massiv wurden aus Brettern hergestellt,welche an den Längskanten Nuten hatten in denen eine feder eingelegt ist. Andere haben sogar eine Feder angefräst.
Wie die Profilbretter aus dem Baumarkt. Damals wurde noch kein Sperrholz in Booten eingebaut.

Eine andere Bauweise wurde später auch eingeführt und zwar tischlerplatten, welche mit Mahagoni zusätzlich furniert wurden.

Logisch, das es keine Schottwände aus Vollholz gibt, welche 80 cm oder breiter sind.

Hey då Michael
kunzhobel
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Re: schotten und die rumpfstruktur

Beitrag von kunzhobel » Di 1. Jan 2008, 19:12

Das Schott vorne haben viele 20er, wie schon geschrieben nicht. Teilweise ist es auch nur als Halbschott meist auf der Backbordseite ausgeführt, um noch einen Schrank mehr zu haben. Das Kajütschott und das Schott zur Abtrennung des Achterschiffes ist Teil der Klassenvorschrift und es wäre doch schade, wenn Dein mühevoll restauriertes Schätzchen sich nicht meher 20er nennen dürfte. Die Klassenvorschrift für die 20er und auch das alte Baubesteck für Vollholzzwanziger findet sich auch im Netz. (20er org oder so...)

Viel Erfolg weiterhin!
Gregor
garfilius
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Re: schotten und die rumpfstruktur

Beitrag von garfilius » Di 1. Jan 2008, 23:48

Hallo Michael,

danke für die Hinweise, wie breit Vollholz-Bretter sein können ;-)
Deswegen ja mein Hinweis zum Verleimen. Welchen Stabilitäts- oder Statikvorteil ein Schott aus Nut-Feder-Bretter bringen soll, erschließt sich mir nicht. Das ist doch gegen seitliches Verschieben/Verdrehen nicht stabil genug. Oder man baut einen Rahmen drumrum, dann kannst Du aber eigentlich die Füllung auch weglassen. Solche Füllungen haben Spiel in der Rahmennut außen herum, damit das Holz arbeiten kann.
Wenn es nur zur Abtrennung diesen soll, reicht auch Tuch (wie oben geschrieben)

Gruß
Gero
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