Die "Wissenschaft" des richtigen Bootslacks ???

jo

Re: Die "Wissenschaft" des richtigen Bootslacks ???

Beitrag von jo » Fr 14. Mär 2003, 10:24

Folgendes Email-Zitat von einem Profi-Farbenhändler und Malermeister:

"PU Lacke werden geschätzt wegen Ihrer sehr großen Härte, aber auch
wegen Ihrer sehr großen Flexibiltät und das erst recht, wenn Owatrol mit
zugegeben wurde. "

Was auch immer das nun heißt ? Quasi die 'Eierlegendewollmilchsau' im Lackbereich ???

Wünsche ein schönes & sonniges Wochenende !
Oliver Röth

Re: Die "Wissenschaft" des richtigen Bootslacks ???

Beitrag von Oliver Röth » Mo 17. Mär 2003, 12:36

Oh ha, die Farbendiskussion. Ich habe auch schon versucht, für meinen 20er Jollenkreuzer die beste Farbe für außen und das beste Öl für innen zu finden. Sowohl über dieses und ein weiteres Forum als auch über die Hersteller.

Das einzige, was ich bis jetzt weiß, ist: Jeder benutzt andere Farben und jeder schwört auf sein Produkt. Nur bei Coelan gibt es eine (fast) eindeutige Meinung: Finger weg.

So, Jo, das wird Dir nicht helfen :-(

Ich weiß bis heute nicht, welchen Hersteller ich bevorzugen soll. Das einzige, was ich weiß, ist: Außen 1K-Lack (bei "klassischen" Holzbooten), innen Öl, evtl. mit Holzschutz. Auch ein Lacköl (z.B. Benar; gibt es mit und ohne UV-Schutz) kommt für außen in Frage. Nachteil des Benars (das kann ich mit Sicherheit sagen, ist es doch mein Altanstrich): es gibt eine ungleichmäßige Oberfläche ("Orangenhaut") und es ist kratzempfindlich. Vorteil: Ausbessern von Macken durch einfaches Überpinseln, einfache Verarbeitung.

Ich denke, wie Andreas es schon sagte, dass die meisten Hersteller qualitativ ähnliche Produkte herstellen. Am meisten hört man in der "Oldtimerszene" von Epifanes und LeTonkinois, in letzter Zeit auch häufig von BioPin, einige benutzten Owatrol, andere Benar.
International wird scheinbar nur selten verwendet.
Innen hat jeder sein persönliches Rezept (mein Favorit bis heute: Leinöl mit Xylamon :-) ).

Meine Meinung zu dieser Frage ist einfach: Wenn Du kannst, erkundige Dich, mit was das Boot in den letzten Jahren behandelt wurde. Wenn Dein Folke, wie Du geschrieben hast, in einem guten Zustand ist, bleib bei dem Produkt!
Wenn Dein Rumpf innen im Unterwasserbereich verrottet ist, überdenke das vom Voreigner verwendete Produkt.

Viele Grüße, Oliver
(Andreas: Frag nicht wegen dem EP, so wie es aussieht, werde ich wohl erstmal 2 - 4 Planken links und rechts des Kiels austauschen müssen. Zumindest Teile davon)
Christoph Geyer

Re: Die "Wissenschaft" des richtigen Bootslacks ???

Beitrag von Christoph Geyer » Mo 17. Mär 2003, 17:23

Moin,
eigene Erfahrungen sind gefragt? Bitte sehr.
Owatrol D1 ist wegen seiner Fähigkeit das Holz zu konservieren ohne die Poren zu verschließen das beste künstliche Konservierungsmittel für alle wenig beanspruchten Holzberflächen. Ich habe vor acht Jahren versuchsweise einen Eichen-Spiegel an einer H-Jolle mit 10 dünnen Schichten D1 getränkt. Alle 2 Jahre habe ich die Fläche Mit einem Scheuerschwamm und Seife gereinigt un dann zwei neue Schichten D1 aufgebracht. Das hat funktioniert. Wenn eine D2-behandelte Fläche matt aussieht, reicht es sie mit D1 nass anzuschleifen und anschließend 2 Lagen D2. Das hält im Binnenland zwei Jahre an der Küste sicher nicht. Der beste UV.Schutz ist eine Ganzpersenning. Außerdem lässt sich D2 pigmentieren, das Holz sollte aber noch erkennbar bleiben. Wer wissen möchte wie mann dabei auch noch Geld sparen kann sollte nicht den Farbenhändler fragen.
Purlack hebt die Luftdurchlässigkeit auf, ist also eher schädlich. Wer die Kratzfestigkeit einer D2-Oberfläche nicht für ausreichend hält, kann nach Nassvorschliff einen Öl-Harzl-Lack (z.B. Epifanes) auftragen. Aber bitte keinen Epoxi- oder Purlack, weil chemisch “fremde“ Lackschichten bei jeder Instandsetzung komplett entfernt werden müssen. Also lieber bei einem System bleiben.
Für weitere Fragen stehe ich gern zur Verfügung
Mit freundlichen Grüßen
Christoph
jo

Re: Die "Wissenschaft" des richtigen Bootslacks ???

Beitrag von jo » Fr 21. Mär 2003, 09:56

Schönen guten Tag

und vielen Dank für die die zahlreichen Antworten ! Hatte etwas naiv gehofft die erfahrenen Fachleute und Bastler nennen mir in diesem Forum nun eingeschworen ein Produkt, mit dem man nichts falsch machen kann, aber da hat scheinbar doch jeder seine eigenen Erfahrungen gesammelt.

Die Aussage von Ulrich, man könne Epifanes nicht auf Owatrol streichen, oder Epifanes nicht mit Owatrol mischen, wurde mir von verschiedenen Fachhändlern und Malern nun ganz anders berichtet. Habe neulich sogar einen Folkebootsegler getroffen, der damit ein sehr gutes Ergebnis erzielt hatte. Epifanes war nämlich das meist empfohlenste Produkt meiner Recherchen der letzten Tage.

Aber ich merke schon, auch ich komme leider nicht umhin meine Erfahrungen selbst zusammeln und mein Lehrgeld zu bezahlen !!!

Mast & Schotbruch !
jo
Rolf Kohlbach

Re: Die "Wissenschaft" des richtigen Bootslacks ???

Beitrag von Rolf Kohlbach » Mi 26. Mär 2003, 13:15

Noch was zur "Wissenschaft"! Eigene Erfahrung bei 30er Schäre.....
Also, das mit dem Tränken mittels Owatrol ist wohl Glaubenssache, ich hab's zunächst auch geglaubt und damit Mast, Baum etc . "behandelt". Wenn man dann allerdings wirklich "nachbohrt" sieht man, daß das nicht so doll ist. (warum wurden eigentlich Strommasten druckimprägniert....????) Die Glanztiefe von Owatrol hat mir auch nicht gefallen, deshalb habe ich mit ca 50%verdünntem Epifanes nach anschliefen (leicht). Hat dann 1 Saison gut gehalten; seitdem jedes Jahr einmal mit Epifanes nachlackiert. Hält jetzt seit 5 Jahren ohne Blasen zu werfen. Also trau Dich!< Viel Glück!
Rolf
jo

Re: Die "Wissenschaft" des richtigen Bootslacks ???

Beitrag von jo » Mi 26. Mär 2003, 14:39

Moin Rolf,

vielen Dank für Deine motivierenden Worte. Die Vertreiberfirma in Deutschland von Epifanes sieht das etwas anders und rät mir zu Hartholzlacköl. (siehe unten) Aber Du hast auch Epifanes auf Owatrol getränktes Holz gestrichen, ohne später irgendwelche Probleme zu haben? Hast Du Epifanes zur besseren Verbeitung auch mit Owatrol gemischt ?


""
Sie sollten für Ihr Folkeboot den Hartholzlacköl von EPIFANES nehmen.
Dieser Lack ist genauso UV-beständig wie der "normale" Klarlack von
EPIFANES, verträgt sich aber besser mit öligen Untergründen, wie Owatrol
oder auch auf ölhaltigen Hölzern wie Teakholz.
Die Verarbeitungsanleitung finden SIe in dem EPIFANES Heftchen unter
Einkomponenten System auf Hartholz.

Wenn Sie weitere Fragen haben, rufen Sie uns bitte an. Unsere Techniker können Ihnen "fast" alle Fragen beantworten.


Mit besten Grüßen aus Wesel
von der Linden

mit bestem Gruß
jo
""
Rolf Kohlbach

Re: Die "Wissenschaft" des richtigen Bootslacks ???

Beitrag von Rolf Kohlbach » Mi 26. Mär 2003, 17:38

Hallo Jo!
Epifanes Klarlack habei ch nur mit der Epifanesverdünnung verdünnt.Manche behaupten Verdünnung sei Verdünnung, aber da wollte ich auf Nummer sicher gehen. Die Meinung von von der Linden(ich schätze die Fa) bezieht sich auf Hartholz und ich galube die denken eher an Mahagony. Ich würde Lerche da nicht unbedingt dazu zählen. Aber das ist ja alles nicht die reine Lehre - die Entscheidung mußt Du trteffen. Bei Spieren ist mir das sicherlich leichter gefallen als Dir beim Rumpf.
Good luck and a gentle breeze
Rolf
Rüdiger Klages

Re: Die "Wissenschaft" des richtigen Bootslacks ???

Beitrag von Rüdiger Klages » So 30. Mär 2003, 20:01

moin
bei unserem 50er seekreutzer haben wir beim erstenmal alle holtzteile mit owatrol behandelt. nach der saison dann die ernüchterung; setzbord, grätinge und alle anderen holtzteile die belastet wurden hatten schwarze flecken. mast und baum waren in ordnung. das hieß erstmal schleifen bis der arzt kommt.
dann haben wir entschieden alle beanspruchten holzteile mit stark verdünnten ebifanes mehrmals zu streichen und zum abschluss einmal unverdünnt. damit sind wir besser gefahren. mast und baum bekommen owatrol wiel hier kein scheuern auftritt und der lack erhalten bleibt.
mit dieser methode sind wir bis jetzt gut gefahren.

gruß
rüdiger
Beate

Re: Die "Wissenschaft" des richtigen Bootslacks ???

Beitrag von Beate » So 18. Mai 2003, 16:49

Hallo!
Habe mit grossem Interesse Euere Restaurierungsvorschläge gelesen... Hat mal jemand was für's Mittelmeer gefunden, was länger als eine Saison hält? Die ganzen genannten Produkte hat es mir nach spätestens 6 Monaten trotz Persenning vom Deck "gebrannt". Suche also weiter...
Viele Grüsse aus Griechenland - Beate
Thorsten Lüders

Re: Die "Wissenschaft" des richtigen Bootslacks ???

Beitrag von Thorsten Lüders » Mi 28. Mai 2003, 14:51

Hi Hi, die alte Diskussion -und kein Ende....
Ich habe mein erstes Schiff am Anfang (vor gut 14 Jahren) mit Owatrol D1 und D2 behandelt und war damals ganz zufrieden. Schnell aufgebracht, gutes Finish, annehmbarer Glanz und schnelles Nachbessern bei Schäden.

Auf meinem zweiten Schiff habe ich so vor sechs Jahren weitergemacht und war herbe enttäuscht. Eine Saison und alles für die Katz -völlig verbrannt. Die Sonne ist zu stark geworden!
Bin dann zu Benar mit UV Schutz gewechselt. Funktioniert noch für Fläche, die nicht oder nur sehr wenig beansprucht werden.
Meinen Backskistendeckel, über den jeder rüberlatscht und draufrumtrampelt, habe ich vor gut fünf Jahren mit Coelan beschichtet - "Finger weg " stimmt so nicht Oliver- und bis jetzt super! glänzt spitze, hält wie die Pest, keine Kratzer.... Eine kleine stelle habe ich mit einem Taschenmesser vorsichtig freigelegt und nachbeschichtet -sieht man nicht.

Um einen höheren Glanz für dei anderen Flächen zu bekommen werde ich wohl mal auf Sikken Marine wechseln (versuch macht kluch...)

Übrigends bekommt man mit Benar oder Owatrol ein super finish, wenn man beim zweiten ölen mit hochfeinem Schleifpapier nass in nass schleift. Mahagoni wird dan wie samt und das Öl glänzt im letzten Anstrich auch mehr.
Ganz schlechte Erfahrungen habe ich mit Epoxydharzbeschichtung von Halz gemacht. Hielt nicht mal eine Saison und ist ne echte Sauerei beim abziehen.
Und nun viel Spaß!
Dies WE wir geschliffen!!!
Gruß
Thorsten
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