Angeknackste Spanten

[Flösser]

Hallo es geht nochmal um mein O-Jollen Projekt. Die Jolle ist aus Vollholz im Leistenbau. Wenige Spanten sind angeknackst. Nun frag ich mich, ob das sich zu einem Problem auswachsen könnte oder ob man in der Praxis gut mit wenigen angeknacksten Spanten leben kann. Die Frage interessiert mich sehr, da ich mich entscheiden muss ob ich die Jolle kaufe. Die Fotos sind leider über 2 MB, sodass FKY sie nicht annimmt.

Flösser

[Andre R363]

hallo,

du wirst kaum ein unrestauriertes holzboot finden bei dem alle spanten ganz sind.

wenn du zb. 5 defekte spanten hast und diese sind über das ganze boot verteilt ist das nicht schlimm.
problematisch wird es, wenn diese 5 defekten spanten nebeneinander liegen und auf gleicher plankenhöhe kaputt sind. dann ist die rumpfstruktur stark geschwächt.

ich habe mit mehr als 60 def. spanten zu kämpfen. viele sind hintereinander auf gleicher höhe kaputt. hier stimmt die rumpfform überhaupt nicht mehr und muss ausgebessert werden.

[Flösser]

Hallo Andre,

es sind wenige Spanten und nicht auf gleicher Höhe, sodass man eigentlich durch die Optik gar nicht auf den Gedanken einer Rumpfschwächung kommen würde. Wenn ich eine e-mail Adresse hätte könnte ich dir die Bilder mailen.

Dann gibt es da noch eine zweite Jolle, ein Zwilling, die auch vor 10 Jahren renoviert wurde, aber seit dem noch nicht wieder im Wasser war. Hier sind alle Spanten wie neu. Ist natürlich auch teuerer. Meine Überlegung nun, dass aber auch bei dieser Jolle durch Gebrauch es zu dem Spantenknacksen kommen wird. und ich mich von daher bei meiner Entscheidung nicht so sehr von den geknacksten Spanten leiten lassen sollte.

Ein Aspekt wäre die Zeitachse bis es zum Problem wird, aber da habe ich nicht genügend Erfahrung.

Gruß Flösser

[Andre R363]

oh ja. bilder sind immer gut.

a (punkt) schneider ( ät) kling - malz.de

[Sven Schulz]

Ich habe an meiner alten O-Jolle regelmäßig Spanten ersetzt und bin auch immer mal eine Saison mit einigen gebrochenen gesegelt - das zieht in jedem Fall weiteren Bruch nach sich.

Mehrere Aspekte scheinen mir wichtig:

1. Wenige gebrochene Spanten im Achterschiff, oder neben dem Schwertkasten sind relativ unkritisch. Im Mittschiffsbereich, rund um den Mast und im Vorschiff ist der Rumpf wegen der Rigglasten und dem Crewgewicht sehr sensibel.

2. Mit wenigen neuen Spanten verschiebst Du den Schwachpunkt an eine andere Stelle, an der dann die alten Spanten brechen. Kein Drama, aber eben jeden Winter Arbeit in genau der richtigen Dosierung.

3. Wenn Du den Rumpf ausgeleistet haben solltest, bekommst Du durch das Quellen der Planken mehr Druck auf die Spanten, die dann eher brechen als bei unverleimten Plankennähten. Ich habe seinerzeit den Fehler gemacht, nur unter der Wasserlinie auszuleisten, und hatte dann genau dort ständig Bruch. Übrigens auch bei neuen eingedämpften Spanten, erst mit lamellierten Spanten war Ruhe.

4. Meine O-Jolle war von Fricke (G 591 von 1966) und hatte viel zu kurze Plankenschäftungen, alle in den selben 3 Spantfeldern und alle genau im Mittschiffsbereich wo man sitzt und wo die stärkste Torsion im Rumpf auftritt. Das hat die Spanten dort zusätzlich belastet. (Wenn Du eins der vielen Fricke Schiffe hast, guck mal nach, ob Stevenknie und Kielschwein auch tatsächlich vernietet sind. Die beiden großen Nieten, die die Konstruktion vorsieht, fehlten bei meinem Boot komplett.)

5. Viele alte O-Jollen werden mit modernen Aluriggs gekillt. Wenn man ein Alurigg fahren will, ist es unumgänglich, im Bereich des Mastes das Kielschwein und die Püttings zu verstärken und einen zusätzlichen Decksbalken direkt hinter dem Mast einzubauen.

6. Ein Jollenbalken tut der Steifigkeit des Schiffes auf jeden Fall gut. Ich habe mich da immer drum gedrückt, weil ich an Bord schlafen wollte. Das würde ich heute anders machen.

Wenn Du magst, schicke ich Dir Bilder, wie das bei mir aussah.

Viel Erfolg, Sven.

[acksel]

Flösser schrieb:
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> Hallo es geht nochmal um mein O-Jollen Projekt.
> Die Jolle ist aus Vollholz im Leistenbau. Wenige
> Spanten sind angeknackst. Nun frag ich mich, ob
> das sich zu einem Problem auswachsen könnte oder
> ob man in der Praxis gut mit wenigen angeknacksten
> Spanten leben kann. Die Frage interessiert mich
> sehr, da ich mich entscheiden muss ob ich die
> Jolle kaufe. Die Fotos sind leider über 2 MB,
> sodass FKY sie nicht annimmt.
>
> Flösser


du kannst deine bilder ganz einfach verkleinern: datei: speichern unter: "geknackste spanten".jpg, dann kompression auf ca. 30% oder weniger einstellen. fertig
oder du hostest das bild irgendwo (z.b. www.imageshck.us), bekommst für das bild eine url, fügst img vorne und hinten an, so: [img]bild-url[/img] dann erscheint das bild direkt.

[Flösser]

Hallo Sven, danke für deinen Beitrag. Ich werde ihn durcharbeiten. Bis jetzt habe ich ja die Jolle noch nicht. Wenn du dich erinnerst gibt es zwei Jollen, die andere auch vor 10 Jahren renoviert, aber seit dem nicht im Wasser. Beides Leistenbau, verklebt und genagelt aus Ostberlin. Natürlich hat die keine gebrochenen Spanten. Wieviele Sommer wird die wohl überstehen, bis sich auch hier Spantenbrüche zeigen? Meine e-mail: heinle(punkt)omc(ät)t-online.de

[Sven Schulz]

Bei einem Leistenbau scheint mir das Problem weniger kritisch, weil die Rumpfschale in sich steifer ist. Kritisch wird es nur, wenn Nähte zwischen den Leisten reissen, weil die Schale dann einen Schwachpunkt bekommt und weil bei einem Leistenbau oft nicht alle Leisten mit den Spanten vernietet sind.
Ob wirklich alle Spanten ok sind, lässt sich schwer sagen, wenn das Boot lange an Land stand. Wenn die Planken bzw. Leisten trocknen, können sich die gebrochenen Spanten so sauber zusammenschieben, dass fast nichts mehr zu sehen ist. Ich hatte an einigen Stellen mühe gebrochene Spanten im Frühjahr wiederzufinden, so sauber war alles.

[Flösser]

Hallo Sven,

leuchtet mir ein was du schreibst, ich konnte das bisher mit der Steifigkeit nur optisch erfassen. Ein Kennzeichen ist ja auch das beim Leistenbau weniger Spanten eingesetzt werden.

Die zweite, teuere, Jolle hat tatsächlich keinerlei Brüche oder Knackse. Daher versuche ich einzuschätzen wieviele Sommer man wohl mit so einer perkekt renovierten Jolle ohne große Reparatur rechnen kann. Ein Wermutstropfen ist, das diese Jolle ein Sperrholzdeck hat, alledings auch im perfekten Zustand.

Die andere, mit den wenigen Spantenknacksen hat ein Vollholzdeck und wirkt irgendwie schiffiger und nicht so elegant. Du also O-Jollen Segler wirst vielleicht verstehen was ich meine...

[Sven Schulz]

Ich verstehe was Du meinst. Meine O-Jolle hatte - genau wie der 15er den wir jetzt segeln ein herrliches Vollholzdeck. Du hast dann allerdings regelmäßig mit Rissen und undichten Dehnungsfugen zu tun. So eine 60 cm breite, 10 mm dünne Mahagoniplanke arbeitet enorm...bei uns in jeder Fuge deutlich über 5 mm.
Das Sperrholzdeck versteift das Schiff zusätzlich gegen Torsion, was ein Vollholzdeck nicht leisten kann.
Schick mir doch mal in einer eMail einige Bilder an sven(at)ideenreif.de und schreib die Preisvorstellungen dazu, das würde mich interessieren.