Restaurierung einer Adler - Erfahrungsberichte

Juergen
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Re: Restaurierung einer Adler - Erfahrungsberichte

Beitrag von Juergen » So 12. Jul 2009, 22:46

So, liebe Adler-Freunde: wie versprochen kommt hier mein Bericht über Freud und Leid eines Adlerkaufes… Die Idee, ein Boot zu kaufen, kam mit dem Umzug auf die Halbinsel Stralau in Berlin und der Tatsache, dass direkt hinter dem Haus der Nachbar einen Liegeplatz vermieten wollte. Also wurde mächtig im Internet gesucht und schließlich eine Adler 34 ausfindig gemacht, die im Datteln-Hameln-Kanal auf einen Besitzerwechsel wartete. Der Vorbesitzer hatte das Boot in Kiel erstanden und den Rumpf komplett restauriert, ein neues Teakdeck verlegt, und im Innenbereich einige Verschönerungen vorgenommen. Technisch gab es allerdings einige offene Punkte; es war unklar, wann zuletzt die Motoren gewartet worden waren, die verschiedenen Vorbesitzer hatten eine sehr komplexe Elektrik hinterlassen mit 12 V, 24 V und 220 V Anteilen. Die Ankerwinde funktionierte nicht, den wohl einmal vorhandenen Warmwasserboiler gab es nicht mehr, die Gasflasche für den Herd lag steuerbord unter der Koje der Bugkajüte. Die Holzaufbauten von außen bedurften der Bearbeitung. Es wurde eine Probefahrt vereinbart und da der Kaufpreis angemessen erschien, wurde schließlich der Kaufvertrag unterschrieben und die Fahrt nach Berlin angetreten (wir schreiben das Jahr 2008, Ende September). Vorsichtshalber nahm ich einen Freund mit, der als langjähriger Autobastler wenigstens ein bisschen von Technik versteht und sich während der Fahrt über den Dortmund-Ems-Kanal und dann über den Mittellandkanal bereits intensiv im Boot umschaute.
Kurz vor Osnabrück wurde einer der Motoren heiß, weswegen wir nur mit einem Motor zum Hafen dümpelten. Wir erhielten die Telefonnummer eines Bootsbauers bei Minden, der uns zu Hilfe eilen würde. Da uns aber beschieden wurde, besser das Boot bis Minden zu schippern, machten wir uns den nächsten Morgen bei strömendem Regen auf den Weg und erreichten auch glücklich den Mindener Yachtclub, wo man sich dann das Boot ansah. Analyse 1: die Tanks seien wegen der langen Liegezeiten wahrscheinlich verdreckt und deshalb eine Leitung im Motor verstopft. Vorschlag: Tanks leeren, säubern, Motoren überholen (Ölwechsel, Filter tauschen, etc. pp) Analyse 2: Seeventile nicht mehr gängig, müssen dringend erneuert werden. Vorschlag: Boot an Land nehmen und Ventile ersetzen. Analyse 3: Gasanlage nicht den Vorschriften entsprechend. Vorschlag: Gaskasten bauen, neue Leitung legen. Analyse 4: Elektrikchaos muss beseitigt werden. Vorschlag: klar…. Es wurden zwei Alternativen erörtert: entweder das Boot notdürftig herrichten, dass wir irgendwie nach Berlin kommen, oder das Boot da lassen (die Rede war von Ende März 2009), um alle nötigen Arbeiten dort vornehmen zu lassen. Da der Liegeplatz in Minden genauso viel kostete wie jener in Berlin beim Nachbarn, wurde entschieden, das Boot bleibt dort und wir holen es im Frühjahr 2009 wieder ab.
Leider kam der kalte Winter dazwischen, die Boote des Mindener Clubs kamen erst Mitte April ins Wasser, ergo war die Halle für die Arbeiten an den Ventilen auch erst dann frei. Und siehe da, an Land stellte sich heraus, dass das Backbordruder vertikal wie horizontal einen Schlag bekommen haben musste. Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass die Welle und das Kokerrohr erneuert werden mussten. Nachdem meine Geduld mehrmals auf die Probe gestellt worden war und mein Kumpel mehrmals Termine wegen der nicht stattfindenden Überführung verschoben hatte, konnten wir Ende Juni endlich das Boot nach Berlin fahren. Als kleine Pointe sei vermerkt, dass genau bei der Einfahrt in den Yachthafen in Hannover die Hydrauliksteuerung ausfiel. Vermutlich war bei den Arbeiten am Kokerrohr der Anschluss des Hydraulikschlauches beschädigt worden, so dass das Öl ausgelaufen war. Der Hafenmeister war so freundlich, uns am nächsten Morgen zu einer Firma zu fahren, die innerhalb einer halben Stunde einen neuen Schlauch mit Anschlüssen fertigte, entsprechendes Öl mitgab, so dass wir wieder fahrtüchtig waren. Durch die verspätete Abfahrt kamen wir denselben Tag nur bis Wolfsburg (leider wusste ich da noch nicht, dass hier ein Wochenende später ein Adlertreffen stattfinden würde…).
Nun ist das Boot also in Berlin, und die nicht fertig gestellten Arbeiten sollen peu-à-peu nachgeholt werden. Als Erstes wird die Gasanlage abnahmegerecht installiert und die Ankerwinde zum Laufen gebracht. Wie es im Film „Feuerzangenbowle“ so schön heißt, alles andere kriejen mer später!
Mit Freude habe ich das Adler-Forum gefunden und gesehen, dass ich nicht der einzige Adler-Besitzer in Berlin gibt und dass es jede Menge Anregungen gibt für die verschiedenen Probleme.. sicher werde ich bald anfragen, wer mir einen Hinweis geben kann, wie das Regenwasser in das Küchenregal kommt.

Fürs Erste soll es das erst mal gewesen sein. Den Bootsnamen CUMULUS habe ich erst einmal übernommen, da sich die Probleme wie die Kosten aufhäufen… smile.

Beste Grüße
Jürgen
Juergen
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Re: Restaurierung einer Adler - Erfahrungsberichte

Beitrag von Juergen » So 12. Jul 2009, 22:47

So, liebe Adler-Freunde:

wie versprochen kommt hier mein Bericht über Freud und Leid eines Adlerkaufes… Die Idee, ein Boot zu kaufen, kam mit dem Umzug auf die Halbinsel Stralau in Berlin und der Tatsache, dass direkt hinter dem Haus der Nachbar einen Liegeplatz vermieten wollte. Also wurde mächtig im Internet gesucht und schließlich eine Adler 34 ausfindig gemacht, die im Datteln-Hameln-Kanal auf einen Besitzerwechsel wartete. Der Vorbesitzer hatte das Boot in Kiel erstanden und den Rumpf komplett restauriert, ein neues Teakdeck verlegt, und im Innenbereich einige Verschönerungen vorgenommen. Technisch gab es allerdings einige offene Punkte; es war unklar, wann zuletzt die Motoren gewartet worden waren, die verschiedenen Vorbesitzer hatten eine sehr komplexe Elektrik hinterlassen mit 12 V, 24 V und 220 V Anteilen. Die Ankerwinde funktionierte nicht, den wohl einmal vorhandenen Warmwasserboiler gab es nicht mehr, die Gasflasche für den Herd lag steuerbord unter der Koje der Bugkajüte. Die Holzaufbauten von außen bedurften der Bearbeitung. Es wurde eine Probefahrt vereinbart und da der Kaufpreis angemessen erschien, wurde schließlich der Kaufvertrag unterschrieben und die Fahrt nach Berlin angetreten (wir schreiben das Jahr 2008, Ende September). Vorsichtshalber nahm ich einen Freund mit, der als langjähriger Autobastler wenigstens ein bisschen von Technik versteht und sich während der Fahrt über den Dortmund-Ems-Kanal und dann über den Mittellandkanal bereits intensiv im Boot umschaute.
Kurz vor Osnabrück wurde einer der Motoren heiß, weswegen wir nur mit einem Motor zum Hafen dümpelten. Wir erhielten die Telefonnummer eines Bootsbauers bei Minden, der uns zu Hilfe eilen würde. Da uns aber beschieden wurde, besser das Boot bis Minden zu schippern, machten wir uns den nächsten Morgen bei strömendem Regen auf den Weg und erreichten auch glücklich den Mindener Yachtclub, wo man sich dann das Boot ansah. Analyse 1: die Tanks seien wegen der langen Liegezeiten wahrscheinlich verdreckt und deshalb eine Leitung im Motor verstopft. Vorschlag: Tanks leeren, säubern, Motoren überholen (Ölwechsel, Filter tauschen, etc. pp) Analyse 2: Seeventile nicht mehr gängig, müssen dringend erneuert werden. Vorschlag: Boot an Land nehmen und Ventile ersetzen. Analyse 3: Gasanlage nicht den Vorschriften entsprechend. Vorschlag: Gaskasten bauen, neue Leitung legen. Analyse 4: Elektrikchaos muss beseitigt werden. Vorschlag: klar…. Es wurden zwei Alternativen erörtert: entweder das Boot notdürftig herrichten, dass wir irgendwie nach Berlin kommen, oder das Boot da lassen (die Rede war von Ende März 2009), um alle nötigen Arbeiten dort vornehmen zu lassen. Da der Liegeplatz in Minden genauso viel kostete wie jener in Berlin beim Nachbarn, wurde entschieden, das Boot bleibt dort und wir holen es im Frühjahr 2009 wieder ab.
Leider kam der kalte Winter dazwischen, die Boote des Mindener Clubs kamen erst Mitte April ins Wasser, ergo war die Halle für die Arbeiten an den Ventilen auch erst dann frei. Und siehe da, an Land stellte sich heraus, dass das Backbordruder vertikal wie horizontal einen Schlag bekommen haben musste. Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus, dass die Welle und das Kokerrohr erneuert werden mussten. Nachdem meine Geduld mehrmals auf die Probe gestellt worden war und mein Kumpel mehrmals Termine wegen der nicht stattfindenden Überführung verschoben hatte, konnten wir Ende Juni endlich das Boot nach Berlin fahren. Als kleine Pointe sei vermerkt, dass genau bei der Einfahrt in den Yachthafen in Hannover die Hydrauliksteuerung ausfiel. Vermutlich war bei den Arbeiten am Kokerrohr der Anschluss des Hydraulikschlauches beschädigt worden, so dass das Öl ausgelaufen war. Der Hafenmeister war so freundlich, uns am nächsten Morgen zu einer Firma zu fahren, die innerhalb einer halben Stunde einen neuen Schlauch mit Anschlüssen fertigte, entsprechendes Öl mitgab, so dass wir wieder fahrtüchtig waren. Durch die verspätete Abfahrt kamen wir denselben Tag nur bis Wolfsburg (leider wusste ich da noch nicht, dass hier ein Wochenende später ein Adlertreffen stattfinden würde…).
Nun ist das Boot also in Berlin, und die nicht fertig gestellten Arbeiten sollen peu-à-peu nachgeholt werden. Als Erstes wird die Gasanlage abnahmegerecht installiert und die Ankerwinde zum Laufen gebracht. Wie es im Film „Feuerzangenbowle“ so schön heißt, alles andere kriejen mer später!
Mit Freude habe ich das Adler-Forum gefunden und gesehen, dass ich nicht der einzige Adler-Besitzer in Berlin gibt und dass es jede Menge Anregungen gibt für die verschiedenen Probleme.. sicher werde ich bald anfragen, wer mir einen Hinweis geben kann, wie das Regenwasser in das Küchenregal kommt.

Fürs Erste soll es das erst mal gewesen sein. Den Bootsnamen CUMULUS habe ich erst einmal übernommen, da sich die Probleme wie die Kosten aufhäufen… smile.

Beste Grüße
Jürgen
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Re: Restaurierung einer Adler - Erfahrungsberichte

Beitrag von seebaer150 » So 12. Jul 2009, 23:01

Hallo Jürgen,

dann wünsche ich mal viel Spaß. Und wenn Du einen hervorragenden Bootsbauer brauchst, bescheid sagen!!!

Gruß Jo
Pommel
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Re: Restaurierung einer Adler - Erfahrungsberichte

Beitrag von Pommel » Mo 13. Jul 2009, 07:36

Hallo Jürgen, toll, dass Du trotz allem Deinen Humor nicht verloren hast :)!!

Dann können wir ja bald auf Bilder von Dir und der Cumulus hoffen ;)!

In Sachen Wasser im Küchenregal: was für Fenster hast Du eingebaut?

LG, Pommel
LG, Pommel
Adler IV, Rumpfnummer 1314, Bj. 1966
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Johan
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Re: Restaurierung einer Adler - Erfahrungsberichte

Beitrag von Johan » Mo 13. Jul 2009, 18:28

Hallo Jürgen,

Freud uns, dass du endlich in Berlin angekommen bist.

Wir haben dir die Daumen gedruckt, bei der Abfahrt in Rünthe. Mich kennst du nicht, aber du hast dich beim tanken mit meiner Frau unterhalten.
Habe unsere Adler nach einer Grundüberholung seit Donnerstag wieder im Wasser.
Wünsche Euch trotz Anfangsprobleme weiterhin viel Spass und Freude an Euer Schiff
Groetjes / Gruß aus Ruppichteroth
Johan

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Re: Restaurierung einer Adler - Erfahrungsberichte

Beitrag von seebaer150 » Mo 13. Jul 2009, 18:31

Hallo Johan,

bist Du schon in der Liste der Eigner verewigt?

Gruß Jo
Johan
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Re: Restaurierung einer Adler - Erfahrungsberichte

Beitrag von Johan » Mo 13. Jul 2009, 19:02

Hallo Jo,

bin ich, Baunummer 1929.
Lese regelmässig die Beiträge hier im Forum, schreibe aber wenig.
Bin Segler und seit Herbst 2006 Besitzer einer Adler 34, habe 2007 das Schiff nach Bergkamen überführt und seit Herbst 2007 mit schleifen, streichen, schrauben usw. beschäftig gewesen.
Seit Donnerstag ist der Adler wieder in sein Element (Wasser) und Dank 2 Tagen Regen, habe ich dann doch noch Stellen gefunden, wo Wasser (von oben) durch kommt, wo es eigendlich nicht mehr durch kommen sollte, also noch nicht fertig, aber nicht traurig :o)

Groetjes / Gruß aus Ruppichteroth
Johan

ADLER IV Baunr. 1929 "Ströper"
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Re: Restaurierung einer Adler - Erfahrungsberichte

Beitrag von seebaer150 » Mo 13. Jul 2009, 19:34

Danke Johan,
für den Nachhilfeunterricht. Wer lesen kann, ist deutlich im Vorteil. JETZT hab ich Dich gefunden.

Sorry

Gruß Jo
Juergen
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Re: Restaurierung einer Adler - Erfahrungsberichte

Beitrag von Juergen » Di 14. Jul 2009, 14:55

Vielen Dank für die freundliche Begrüßung und tröstenden Worte hier im Forum!!

Jetzt habe ich gleich eine Frage: kann mir jemand einen Tip geben, welches Beiboot sich am besten für die Adler eignet; Ihr habt doch sicher selbst eines an Bord und Eure Erfahrungen gemacht... Habe vor, es während der Fahrt auf die Badeplattform zu stellen.

Beste Grüße aus Berlin
Juergen

PS: Falls die Fabrikatnr. der Cumulus stimmt, müsste sie aus dem Jahr 1968 stammen, richtig?
Pommel
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Re: Restaurierung einer Adler - Erfahrungsberichte

Beitrag von Pommel » Di 14. Jul 2009, 15:43

In Sachen Beiboot ... wir haben uns zugunsten des Holzrumpfes ein Schlauchboot mit Holzboden gekauft ;) ... dann können wir das Beiboot auch gefahrlos für potentielle Kleinreparaturen am Rumpf verwenden, falls erforderlich!

Wir wollen es auch auf der Badeplattform transportieren und da war das Hochzieh-Gewicht natürlich auch ein Faktor ;)!

Bzgl Baujahr: ich habe mal ein email an Lennart geschickt .. wird zwischen 2 Std. und 2 Monaten bis zur Antwort brauchen, je nachdem, wie beschäftigt er ist!

LG, Pommel

LG, Pommel
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