Habe einen schönen, letztes Jahr restaurierten 20er Jollenkreuzer, der zum Verkauf steht, angesehen.
Optisch wunderschön, mit viel Liebe restauriert: neue Segel, neuer Mast, neues Teakholzdeck, neuer Schwertkasten, neuer Lackaufbau. Eigentlich wollte ich sofort kaufen.
Dann bin ich doch in das Schiff gekrochen und bin etwas erschrocken.
Obwohl Innen alles frisch mit Leinöl und Bilgenfarbe eingelassen ist und sehr gut aussieht, habe ich ein paar Schäden gefunden.
Der Verkäufer ist der Ansicht, dass es sich um keine gravierenden Schäden handelt: Der Jolli (Mahagoni auf Eiche) sei durch Epoxi und 3-fach gekreuztes Glasgwebe (600mg) Beschichtung im Unterwasserbereich und mit 200mg starkem Glasgewebe Beschichtung im Überwasserbereich ausreichend verstärkt.
Mir hat der 20er Jolli gut gefallen und ich würde gerne kaufen, bin aber unsicher, ob die sauber gemachte Gfk-Beschichtung ausreichend konstruktive Festigkeitkeit bietet. Und wenn nicht, wie umfangreich und teuer die anfallenden Reparatur ausfallen.
Unter der Plicht, wo der Jolli auf dem Trailer aufliegt, sind die Planken durchgedrückt und eine Planke ist durchgebrochen, ebenso die darüber liegende Spante. Hier sind Verkäufer und ich einige, dass eine Reparatur notwendig ist.
Leider sind aber zusätzlich etwa 20 Spanten (im Bereich Wanten /Mastfuss und auf einer Seite unter der Sitzbank) entweder auf 5 - 10 cm einfach nicht mehr da (weggegammelt und bei Restaurierung nicht ersetzt) oder mit Epoxi stumpf angesetzt (ohne mit den Planken vernietet zu sein) und an Rumpfbiegung gestückelt (statt gedämpft oder laminiert der Rumpfform angepasst worden zu sein).
Ich bin der Meinung, dass zumindest an diesen Stellen die Spanten, wenn schon nicht komplett ersetzt, dann zumindest geschäftet, der Rumpfform angepasst (gedämpft oder laminiert) und mit den Spanten vernietet gehören, um die konstruktive Festigkeit des Planken / Spantenverbandes zu gewährleisten.
Der Verkäufer meint, das sei nicht nötig, da die 600mg Glasgewebe/Epoxi-Beschichtung alleine dem Rumpf genügend Steifigkeit und Festigkeit geben. Die Spanten seien hier nicht mehr von großer Bedeutung. Die stumpf eingeklebten, nicht vernieteten Spantenstücke würden genügen. Das hätte ihm ein Bootsbauer versichert.
Stimmt das? Gibt die Epoxi/Gfk-Beschichtung genügend konstruktive Steifigkeit in den Rumpf, dass man über einen Bereich von fast 2 Metern bei 14 neben einander liegenden Spanten auf eine Reparatur der Spanten verzichten kann?
Eine Reparatur würde doch bedeuten, dass man die Epoxi/Gfk-Beschichtung in dem Bereich der zu reparierenden Spanten wieder öffnen muss um die Spanten zu vernieten.
Oder kann man die eingepassten und geschäfteten Spanten mit den Planken und einer Epoxi-Nut auch nur verkleben?
Würde mich über fachmännischen Rat und vielleicht auch eine Einschätzung des aufgerufenen Preises freuen (persönlich über Email: tomimages@yahoo.de).
Thomas
Kaufberatung: Festigkeit Epoxi-Gfk / Spanten?
Kaufberatung: Festigkeit Epoxi-Gfk / Spanten?
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Thomas Bresinsky
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André bauer
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Re: Kaufberatung: Festigkeit Epoxi-Gfk / Spanten?
Moin Thomas,
wenn die 14 Spanten tatsächlich über kurzen Bereich verteilt sind, geht das natürlich gar nicht.
Man kann die Spanten verkleben, um das GFk nicht öffnen zu müssen, schön ist das allerdings nicht.
Du meinst sicher 600g pro m2 und nicht mg, das ersetzt keine tragende Außenhautkonstruktion.
Die 600g sind gerade einmal eine gute Beschichtung, um dem Boot verloren gegangene Festigkeit zurück zu geben.
Die Spanten müssen mindestens richtig angeschäftet werden, wenn dann 1-2 fehlen auf 5 oder 10 cm Länge mag das gehen,
aber ein Dauerzustand sollte das auch nicht sein.
Wenn Du sagst, was er kosten soll und noch viel mehr Bilder einstellst, kann Dir zumindest jemand eine grobe Richtung zum Preis geben.
Ansonsten nimm einen Gutachter oder Bootsbauer mit zur Besichtigung.
Gruß,
André
wenn die 14 Spanten tatsächlich über kurzen Bereich verteilt sind, geht das natürlich gar nicht.
Man kann die Spanten verkleben, um das GFk nicht öffnen zu müssen, schön ist das allerdings nicht.
Du meinst sicher 600g pro m2 und nicht mg, das ersetzt keine tragende Außenhautkonstruktion.
Die 600g sind gerade einmal eine gute Beschichtung, um dem Boot verloren gegangene Festigkeit zurück zu geben.
Die Spanten müssen mindestens richtig angeschäftet werden, wenn dann 1-2 fehlen auf 5 oder 10 cm Länge mag das gehen,
aber ein Dauerzustand sollte das auch nicht sein.
Wenn Du sagst, was er kosten soll und noch viel mehr Bilder einstellst, kann Dir zumindest jemand eine grobe Richtung zum Preis geben.
Ansonsten nimm einen Gutachter oder Bootsbauer mit zur Besichtigung.
Gruß,
André
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André
V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
André
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Re: Kaufberatung: Festigkeit Epoxi-Gfk / Spanten?
Hallo André!
Vielen Dank für deinen Rat. Ich war derselben Meinung, der Verkäufer aber nicht. Er bestand darauf, dass die GFK Beschichtung dem Boot soviel konstruktive Festigkeit gibt, dass die Spanten nicht mehr entscheidend seien. Deswegen hätten sie das Boot GFK beschichtet und nicht die Spanten repariert.
Natürlich meine ich 600g pro m2. Auf den eingestellten Bilder sieht man, wie die fehlenden Spanten mit stumpf eingeklebten Holzleisten ersetzt wurden. Das sind 14 Spanten neben einander über eine Länge von 2 Metern, in Backbord genau auf Höhe des Schwertkastens.
Zusätzlich sind im Bereich der Püttings 2 Spanten Steuerbord und 2 Spanten Backbord schadhaft. Und die anderen Spanten, die im Bereich noch ganz sind, sehen auch so aus, als wären sie ziemlich angegammelt. Wollte in dem frisch restaurierten und lackierten Boot nicht mit dem Messer in die Spanten stechen. Daher kann ich nicht wirklich etwas zum Zustand der Spanten hier sagen.
Ich habe mich mit einem befreundeten Holzbootspezialist aus meinem Segelverein beraten. Klar ist , dass die GFK Beschichtung 600g pro m2 nicht den konstruktiven Spanten / Plankenverbund ersetzen kann. Die beschädigten Spanten müssen auf jeden Fall neu gemacht werden. Ebenso die eingedrückten Planken. Das bedeutet die GFK-Schicht muss geöffnet werden. Viel Arbeit und teuer!
Dazu kommt, dass nicht nur die Spanten stumpf eingeklebt wurden. Auch eine Planke des Kielschweins wurde stumpf angesetzt. Angeblich von einem Schreiner. Da ich auf keinen einzigen dieser gravierenden Mängel vom Verkäufer hingewiesen wurde, stellt sich mir die Frage, wie die nicht einsehbaren Verbindungen im Schwertkasten, Deck und anderswo aufgebaut sind.
Außerdem hat die Werft (Lorenz Huber, Chiemsee) keinen besonders guten Ruf, wie ich anderswo in diesem Forum lesen musste.
Ich werde die Finger von dem Boot lassen, obwohl es optisch phantastisch aussieht, und viel Arbeit hineingesteckt wurde. Aber leider wurden bei der Restaurierung entscheidende, konstruktive Mängel nicht konsequent behoben. Und der aufgerufene Preis steht in keinem Verhältnis zu den Mängeln, sondern orientiert sich an einem voll restaurierten Boot.
Ich schaue mich nach einem anderen 20er Jollenkreuzer um, oder besser noch, führe die Restaurierung meines 20er Jollenkreuzers von De Dood zu Ende. Da kenne ich mittlerweile jede Schwachstelle, jeden einzelnen Spant und jede einzelne Planke. Da weiss ich wenigsten woran ich bin.
Gruß
Thomas
Vielen Dank für deinen Rat. Ich war derselben Meinung, der Verkäufer aber nicht. Er bestand darauf, dass die GFK Beschichtung dem Boot soviel konstruktive Festigkeit gibt, dass die Spanten nicht mehr entscheidend seien. Deswegen hätten sie das Boot GFK beschichtet und nicht die Spanten repariert.
Natürlich meine ich 600g pro m2. Auf den eingestellten Bilder sieht man, wie die fehlenden Spanten mit stumpf eingeklebten Holzleisten ersetzt wurden. Das sind 14 Spanten neben einander über eine Länge von 2 Metern, in Backbord genau auf Höhe des Schwertkastens.
Zusätzlich sind im Bereich der Püttings 2 Spanten Steuerbord und 2 Spanten Backbord schadhaft. Und die anderen Spanten, die im Bereich noch ganz sind, sehen auch so aus, als wären sie ziemlich angegammelt. Wollte in dem frisch restaurierten und lackierten Boot nicht mit dem Messer in die Spanten stechen. Daher kann ich nicht wirklich etwas zum Zustand der Spanten hier sagen.
Ich habe mich mit einem befreundeten Holzbootspezialist aus meinem Segelverein beraten. Klar ist , dass die GFK Beschichtung 600g pro m2 nicht den konstruktiven Spanten / Plankenverbund ersetzen kann. Die beschädigten Spanten müssen auf jeden Fall neu gemacht werden. Ebenso die eingedrückten Planken. Das bedeutet die GFK-Schicht muss geöffnet werden. Viel Arbeit und teuer!
Dazu kommt, dass nicht nur die Spanten stumpf eingeklebt wurden. Auch eine Planke des Kielschweins wurde stumpf angesetzt. Angeblich von einem Schreiner. Da ich auf keinen einzigen dieser gravierenden Mängel vom Verkäufer hingewiesen wurde, stellt sich mir die Frage, wie die nicht einsehbaren Verbindungen im Schwertkasten, Deck und anderswo aufgebaut sind.
Außerdem hat die Werft (Lorenz Huber, Chiemsee) keinen besonders guten Ruf, wie ich anderswo in diesem Forum lesen musste.
Ich werde die Finger von dem Boot lassen, obwohl es optisch phantastisch aussieht, und viel Arbeit hineingesteckt wurde. Aber leider wurden bei der Restaurierung entscheidende, konstruktive Mängel nicht konsequent behoben. Und der aufgerufene Preis steht in keinem Verhältnis zu den Mängeln, sondern orientiert sich an einem voll restaurierten Boot.
Ich schaue mich nach einem anderen 20er Jollenkreuzer um, oder besser noch, führe die Restaurierung meines 20er Jollenkreuzers von De Dood zu Ende. Da kenne ich mittlerweile jede Schwachstelle, jeden einzelnen Spant und jede einzelne Planke. Da weiss ich wenigsten woran ich bin.
Gruß
Thomas
Thomas Bresinsky
www.tomimages.com
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Re: Kaufberatung: Festigkeit Epoxi-Gfk / Spanten?
Ist sicher die beste Entscheidung. Es macht überhaupt keinen Sinn, ein super susehendes Boot zu kaufen, und hinterher alles neu machen zu müssen. wenn man sich z.B. bei Larsson ansieht, wie Spanten fachgerecht repariert werden, fallen die auf den gezeigten Bildern sicher nicht darunter. Eine im Laminat durchgebrochene Planke ist m.E. kein Indiz dafür, dass das aufgebrachte Laminat ausreichende strukturelle Festigkeit aufweist.
Finger weg, das ist ein Blender.
Finger weg, das ist ein Blender.
Grüsse von der Elbe!
Axel
www.classic-modellyacht-design.de
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