Wieviel Refit?

acksel
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Re: Wieviel Refit?

Beitrag von acksel » Mi 4. Nov 2009, 17:13

Ähm, André,
ich denke, wir verstehen uns schon richtig.
Durchsichtig war für mich auf jeden Fall MIT Gewebe. Reiner "Epoxyanstrich" genügt natürlich nicht. Sowie das Holz beginnt zu arbeiten, reisst die Beschichtung auf. Deswegen habe ich darauf hingewiesen, dass auf jeden Fall das Gewebe soviel Stabilität aufbringen muss, dass das Arbeiten völlig verhindert wird. Es muss also der Rumpf so konditioniert werden, z.b. durch ausleisten, das Stabilität gewährleistet ist.
Sonst wird das nix.
Ich hoffe, die Klarheiten sind nun beseitigt.
Grüsse von der Elbe!
Axel

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j.sch.
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Re: Wieviel Refit?

Beitrag von j.sch. » Mi 4. Nov 2009, 18:55

Hallo Andre, Acksel, Michael,...
bei dem Boot kommt trotz Faßdichte immer wieder Wasser rein. Im Sommer tropft das Kondenswasser von der Decke, die Polster sind nicht benutzbar, mein Angelzeug wird nass, ...
Ich möchte aus optischen Gründen ein Holzboot, in den "Jogurtbechern" steckt keine Seele drin. Von daher ist es mir wichtig die Optik als Klassiker zu erhalten, die Technik ist für mich zweitrangig. Also wenn es trotzdem nach Holzboot ausschaut, warum nicht die Fortschritte der chemischen Industrie nurzen. Auch will ich nächstes Jahr träilern, da ist eine Kunststoffhaut sicher nicht verkehrt.
Kieloben muss/will ich das Boot sowieso legen, entweder um bequem die Plankenstöße etwas keilförmig aufzufräsen um vernünftig Dichte einspachteln zu können, oder eben gleich "richtig" dicht machen.
Bei dem Boot handelt es sich um ein preiswertes Teil aus dem Jahr 1956, ein richtiger Klassiker eben. Aber ich hab keine Lust dort drin ein Kellerkliema anzutreffen, ich möcht das Boot benutzen und es an meine "Bedürfnisse" anpassen.
Eine richtige Restauration lohnt bei dem Boot nicht, da ist vom Vorbesitzer schon zu viel Spachtel an Deck und am Heck verarbeitet, das schaff ich zeitlich nicht.
Ist also eigentlich nur eine Frage der Bequemlichkeit, steht sicherlich im Widerspruch zu den Meinungen einiger Klassikerfreunde, aber die haben heute auch in alten Häusern Isolierglasscheiben.
Viele Grüße aus Leipzig, Jens.
PS. An alle "echten" Holzbootfans - bitte nicht böse sein.
Viele Grüße aus Leipzig, Jens.
Andre R363

Re: Wieviel Refit?

Beitrag von Andre R363 » Mi 4. Nov 2009, 20:36

hallo,
wenn wir hier schon über epoxy reden dann hätte ich auch noch eine frage.
ich benutze SP320.
habe bisher damit den spiegel den schwertkasten und viele spanten gemacht.
alles eicheteile. bei ctmat steht das teak und eiche problematisch sind.
habe mal eine email an ct geschickt aber ich bekomme keine antwort.
bisher halten alle teile bombastisch. bei bruchproben bricht das holz nicht die klebestelle.
inwieweit ist "problematisch" zu verstehen?
ich denke, damit ist die reaktion zwischen SP320 und der gerbsäure gemeint.
ich will noch den rumpf mit glasfaser und SP320 beschichten. auch der ist aus eiche.
meint ihr es könnte langfristig probleme geben?
ist nach 54 jahren noch soviel gerbsäure vorhanden?
wenn etwas passieren sollte, dann, was? vergilbung, zersetzung, ablösung?
langzeiterfahrungen wird es wohl keine geben, oder?
acksel
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Re: Wieviel Refit?

Beitrag von acksel » Mi 4. Nov 2009, 21:42

moin Andre,
klares: weiss ich nicht.
mit Eiche und Epoxy habe ich auch gelesen, ich meine, auch bei T. Larsson. Kann ich Null beurteilen, nur: wenn die Holzteile brechen und nicht die Klebestelle kann es meiner Erfahrung nach nicht verkehrt sein. Langzeiterfahrungen sind sicher kaum vorhanden, man muss es probieren, und was heisst "Langzeit"? irgendwo wurde geschrieben, dass die bekannten Verklebungen so ca.50 Jahre halten und dann aufgehen. Für Epoxy kann man dass sicher nicht sagen,weil die Erfahrung fehlt, aber weniger? kann ich mir auch nicht vorstellen, dafür ist das Harz zu gut. Sicher macht es einen Unterschied, ob das Holz frisch oder abgelagert ist, ich hatte mir seinerzeit werftseitig einige Teile bauen lassen, da wurde Eiche mit Epoxy verklebt, das sah tadellos aus.
Was soll passieren? Keine Prognose....
allerdings: wie schon gesagt, muss nach Stand der Dinge verhindert werden, dass das Holz irgendwie weiterarbeiten kann.
Und hier scheinen die Meinungen auch bei ct zwiespältig zu sein. Einmal rät man zu aussen/innen Beschichtung, auf Anruf nur zu aussen.
Mein Boot ist aussen beschichtet und es funktioniert tadellos. Seit gut 10 Jahren. Ist das nun Langzeit genug? Keine Ahnung. Es wurde ausgeleistet und SP beschichtet und es gibt keinerlei Probleme (Mahagonie), mein Boot ist fast 50 Jahre alt. alle Verklebungen wurden mit Epoxy ergänzt oder erneuert. Nichts knarzt oder macht einen üblen Eindruck. Wenn ich diese Arbeiten sehe, habe ich den subjektiven Eindruck, es ist alles legis arte gemacht und hält nochmal 50 Jahre, allerdings wurde alles Gammelholz ausgetauscht.
Wenn Du nun fragst nach Vergilbung => UV einfluss, passiert in stunden
Zersetzung? epoxy ist chemisch sehr stabil, siehe Datenblätter
Ablösung? Liegt an der Holzstruktur, inwieweit Epoxy Eindringen kann, siehe auch G4 als Haftvermittler für sowohl Polyester als auch Epoxy.
Sieht so aus, wie ausprobieren....
Grüsse von der Elbe!
Axel

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Re: Wieviel Refit?

Beitrag von André bauer » Do 5. Nov 2009, 12:07

Moin,
also Fassdichte ist schon mal kein Mittel, ein Boot dauerhaft abzudichten, sondern nur um
kurzzeitig in der Saison mal was dicht zu schmieren.
Es verflüchtigt sich mit der Zeit und hat keine hohen Adhäsionskräfte, heißt die Verbindung
zum Holz ist nicht gerade haltbar, dicht hält es nur, solang ausreichend Druck auf den Holzkanten ist.
Ein SP-Harz wäre SP120 Spabond oder SP370 Spabond, wobei ich neulich eine Probe von dem 370 bekommen habe,
weil ich selbst welches bestellen wollte und 120 erst wieder ab Mitte November verfügbar ist.
Das 370er Harz ist sehr zäh, es fließt absolut null.
Nach zwei Wochen hängt es immer noch genauso an den Becherwänden wie vorher.
Wir hatten noch mehr Gründe, das 370 nicht zu nehmen, sind mangels dem 120 auf Laminierharz Ampreg 21 ausgewichen,
thixotropiert mit Erosilflocken und zusätzlich mit Baumwollflocken weiter angedickt.
Hat den Vorteil, das man erst das Holz (Kambala) mit dem unbehandelten flüssigen Harz einstreichen kann,
das kann einziehen, dann kommt das angedickte Harz auf beiden Seiten drauf.
SP320 ist ein System zur Beschichtung, nicht zum Kleben von gerbsäurehaltigen oder öligen Hölzern geeignet.
@Acksel: Durchsichtiges Gewebe kann aber nur ein 80g/m2 Tuch oder weniger sein.
Macht heute bei Verwendung von Epoxy eigentlich wenig Sinn, weil Epox schon stark genug ist als reine Klarsichtbeschichtung.
Eine solche klare beschichtung ist nur völlig ungeeignet einen maroden Rumpf zu stabilisieren.
Da müssen es schon mind. 400 oder 600g/m2 sein, was nie durchsichtig werden kann.
Je nach Bootsgröße auch sicher mehr.
Es sei denn, man saniert den Rumpf vorher durch ausleisten.
Dann würde eine Epox-Beschichtung mit dünnem Glasgewebe oder auch ohne ausreichen.
Dann kann man aber auch jeder andere Beschichtung draufbringen, z.b. G4 und 1K-Bootslack oder ölen oder was auch immer.
Manchmal doch schade, das es keinen Denkmalschutz für Boote gibt.
Wer ein Holzboot will, muß es auch anständig pflegen und nicht knapp über Wasser halten.
Ist nur meine Meinung. Meist sind es Fehler, die vermieden werden können,
wie an meinem Schiff zu sehen, der Voreigner hat mit Silikon rumgeschmiert am UW-Schiff, das Deck dilettantisch mit GFK belegt,
so das Wasser im Sperrholzdeck stand, das Boot so feucht stehen lassen, das sich über 6 Jahre nicht mal Fugen gebildet haben im Freien,
was eine Pilzpopulation zur Folge hatte, über die jeder Gemüsezüchter glücklich wär und so weiter...

Grüße,
André

Gruß,
André

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Re: Wieviel Refit?

Beitrag von Andre R363 » Do 5. Nov 2009, 12:30

hallo,

du meinst also SP320 ist nicht zum kleben von eiche gut aber zum beschichten?
ist doch unlogisch. eiche ist eiche. warum soll es als beschichtung halten und als kleber nicht?

zum ausleisten meinst du, dass man danach auch enfach nur mit 1K lack rangehen kann.
glaubst du nicht, dass dann trotzdem feuchtigkeit an den rumpf kommt, sich dadurch das holz ausdehnt und dann die mühselig reparierten spanten wieder brechen könnten?

man sagt doch immer (so hab ichs bisher immer gelesen) wenn man ausleistet dann muss das wasser komplett weg. also glasfaser und epoxy.



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Re: Wieviel Refit?

Beitrag von André bauer » Do 5. Nov 2009, 14:20

Hallo André,
ein Kleber ist ja auch mechanischen Belastungen ausgesetzt, also minimale Verschiebungen der verklebten Holzschichten.
Und genau da scheitert das 320 wohl.

Sicher kommt durch 1K Lack auch Feuchtigkeit wieder durch, während Epox und G4 als Dampfsperren anerkannt sind.
Aber ein karweel beplankter Rumpf zieht ja normal auch Feuchtigkeit.
Da ist also, wie beim Beplanken von Rümpfen auch, bootsbauerischeres Feingefühl gefragt,
wie stramm die Leisten eingesetzt werden.
Generell wird ja meist empfohlen, die Leisten nur einseitig zu kleben.
Das macht auch nur Sinn, wenn der Rumpf noch atmen kann.
Ist er komplett verklebt, muß er auch komplett versiegelt werden.
Ich gehe den Mittelweg mit G4, das versiegelt den Rumpf, aber ich habe keine Farbe am UW-Schiff,
die mir bei der ersten Berührung mit einem Ast im Wasser wegplatzt.

Grüße,
André
Gruß,
André

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Re: Wieviel Refit?

Beitrag von Andre R363 » Do 5. Nov 2009, 14:53

hmmm, echt schwierig den richtigen weg zu finden.

ausleisten MUSS ich auf jeden fall.
habe teilweise sehr grosse lücken zwischen den planken. 5-7mm ca.
das holz der planken ist aber allgemein in hervorragendem zustand.
hatte fest geplant mit epoxy zu versiegeln. sehe eigentlich auch nur positive seiten mit epoxy zu arbeiten.
das epoxy leicht abplatzt bezweifel ich aber. einzige angst ist, dass der überzug trotz uv-lack vergilben könnte. das wäre nach jahrelanger restauration ein stich ins herz.

wenn ich aber nur das uws ausleiste und epoxiere und das üws ausleiste (einseitig verklebt) und lackiere, dann habe ich wiederum angst dass bei krängung wasser reinläuft und im boot stehen bleibt.

tatsache ist, dass ich später das boot max 2-4 wochen im wasser habe. den rest der zeit wird es auf einem trailer stehen :o(
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Re: Wieviel Refit?

Beitrag von acksel » Do 5. Nov 2009, 16:02

[img]http://www.holzboottreff.de/typo3temp/p ... 805f24.jpg[/img]

BILDQUELLE: http://www.holzboottreff.de/index.php?id=3 (Erlaubnis stillschweigend vorausgesetzt...)

André, kann das vielleicht sein, dass die Spanten gebrochen sind, weil das Holz gerne Quellen möchte, die Ritzen aber irgendwann mal zugespachtelt wurden?
Grüsse von der Elbe!
Axel

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Re: Wieviel Refit?

Beitrag von André bauer » Do 5. Nov 2009, 16:08

Also, ich hab die Erfahrung gemacht, das Epox wegplatzt.
Allerdings an einer Scheuerleiste, die mit der Unterkante auf der Wasserlinie lag.
Am Steg schwimmt hier immer jede Menge Holz vorbei, Moorfluß mit Tide eben.
Ein Karweelrumpf hat ja wenig Kanten, außer dem Steven.

Ich finde die Idee, das Schiff mit Epox zu verkleben und dann mit G4 zu versiegeln sehr gut.
G4 ist aber leider auch nicht UV-beständig, ich dachte erst ich könnt über Wasser mit G8 arbeiten,
aber, anders als G4, ist G8 ein Lack, nicht zum Versiegeln und Grundieren von Holz.

Wenn das Boot lange auf dem Trailer steht, würde ich auf jeden Fall auch versiegeln.
Man weiß ja nie welchen Standort das Boot mal bekommt.

Aber egal, ob das Boot versiegelt ist oder nicht, die Bilge nach einem Segeltag leer zu machen,
sollte selbstverständlich sein.

Gruß,
André
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André

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