Totholz komplett tränken
-
Stefan Deppenbrock
- Beiträge: 10
- Registriert: Mo 20. Sep 2010, 18:02
Totholz komplett tränken
Moin!
Ich habe einen Drachen von 1935 (seit 1985 im Leichenkleid) bei dem ich vor 15 Jahren neue Bodenwrangen und einige neue Spanten eingesetzt habe. Damals sahen die Kielbolzen im sichtbaren Bereich (Bodenwrangen) eigendlich schon viel zu dünn aus, wenn ich mich richtig erinnere. Teile des GfK-Überzugs (Polyester) musste ich entfernen um von außen zu verschrauben. Die Lärche-Beplankung war damals nicht durch Fäulnis angegriffen und ich vermute, dass diese heute auch noch gut ist.
Das Problem: Von oben sieht das Totholz (Eiche) morsch aus. Es lässt sich leicht eindrücken und riecht auch modrig. Feuerzeuggroße Stücke sind bereits nach oben herausgebrochen. Eine eindeutige Diagnose des Zustands ist wohl nur möglich, wenn das Laminat im Totholzbereich entfernt wird. Bevor ich damit anfange möchte ich doch um die Forummeinung zu meiner Reparieridee einholen.
Ich möchte die Kielbolzen ersetzen und anschließend das Totholz komplett tränken, und zwar mit G4 oder Epoxy. Folgendes Vorgehen schwebt mir vor:
1. Laminat im Kiel- und totholzbereich entfernen.
2. viele kleine Sackbohrungen seitlich im rotten Totholz anbringen.
3. so lange warten, bis das angebohrte Totholz trocken genug ist. Vielleicht ein Jahr oder so.
4. Die Löcher mit G4 oder Epoxy füllen (evtl. unter Druck)
5. alles verspachteln und neu beschichten.
Da das nun gehärtete Holz nur noch auf Druck beansprucht wird erhoffe ich mir eine dauerhafte Lösung des Problems.
Eine klassische Restaurierung des Kielbereichs (fachgerechter Austausch von Kielplanke und Totholz) möchte ich gern vermeiden, da mir der Aufwand doch zu hoch erscheint. Immerhin besteht die ernste und häufig unterschätzte Gefahr, dass das halbfertige Schiff líegenbleibt. Für immer.
Mine Fragen:
1. Kennt sich jemand mit dem kompletten Tränken von Holz aus? Welche Erfahrungen gibt es?
2. ist die Idee mit den gebohrten Löchern gut? Wie dicht müssen diese beieinander liegen?
3. Soll man besser G4 oder Epoxy nehmen?
4. Wer weiß, ob es bereits ähnliche Restaurationen gibt? Ich bin sehr an deren Erfahrungen interessiert. Ich habe mal gehört, dass eine Restaurierung eines Zwölwers ähnlich durchgeführt worden ist. Es soll da einen "Alte Schiffe"- Bericht geben. Leider besitze ich das entsprechende Heft nicht.
So, und jetzt freue ich mich auf die Forummeinung.
Ich habe einen Drachen von 1935 (seit 1985 im Leichenkleid) bei dem ich vor 15 Jahren neue Bodenwrangen und einige neue Spanten eingesetzt habe. Damals sahen die Kielbolzen im sichtbaren Bereich (Bodenwrangen) eigendlich schon viel zu dünn aus, wenn ich mich richtig erinnere. Teile des GfK-Überzugs (Polyester) musste ich entfernen um von außen zu verschrauben. Die Lärche-Beplankung war damals nicht durch Fäulnis angegriffen und ich vermute, dass diese heute auch noch gut ist.
Das Problem: Von oben sieht das Totholz (Eiche) morsch aus. Es lässt sich leicht eindrücken und riecht auch modrig. Feuerzeuggroße Stücke sind bereits nach oben herausgebrochen. Eine eindeutige Diagnose des Zustands ist wohl nur möglich, wenn das Laminat im Totholzbereich entfernt wird. Bevor ich damit anfange möchte ich doch um die Forummeinung zu meiner Reparieridee einholen.
Ich möchte die Kielbolzen ersetzen und anschließend das Totholz komplett tränken, und zwar mit G4 oder Epoxy. Folgendes Vorgehen schwebt mir vor:
1. Laminat im Kiel- und totholzbereich entfernen.
2. viele kleine Sackbohrungen seitlich im rotten Totholz anbringen.
3. so lange warten, bis das angebohrte Totholz trocken genug ist. Vielleicht ein Jahr oder so.
4. Die Löcher mit G4 oder Epoxy füllen (evtl. unter Druck)
5. alles verspachteln und neu beschichten.
Da das nun gehärtete Holz nur noch auf Druck beansprucht wird erhoffe ich mir eine dauerhafte Lösung des Problems.
Eine klassische Restaurierung des Kielbereichs (fachgerechter Austausch von Kielplanke und Totholz) möchte ich gern vermeiden, da mir der Aufwand doch zu hoch erscheint. Immerhin besteht die ernste und häufig unterschätzte Gefahr, dass das halbfertige Schiff líegenbleibt. Für immer.
Mine Fragen:
1. Kennt sich jemand mit dem kompletten Tränken von Holz aus? Welche Erfahrungen gibt es?
2. ist die Idee mit den gebohrten Löchern gut? Wie dicht müssen diese beieinander liegen?
3. Soll man besser G4 oder Epoxy nehmen?
4. Wer weiß, ob es bereits ähnliche Restaurationen gibt? Ich bin sehr an deren Erfahrungen interessiert. Ich habe mal gehört, dass eine Restaurierung eines Zwölwers ähnlich durchgeführt worden ist. Es soll da einen "Alte Schiffe"- Bericht geben. Leider besitze ich das entsprechende Heft nicht.
So, und jetzt freue ich mich auf die Forummeinung.
-
André bauer
- Beiträge: 2357
- Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26
Re: Totholz komplett tränken
Moin Stefan,
wenn Holz schon so durch ist, das große Stücke rausbrechen, hilft nur ein Ersetzen desselben.
Nur das ist eine dauerhafte Lösung, gesundes Holz in Stärke eines Totholzes läßt sich mit nur Wasser über lange Zeit durchtränken, jede andere Flüssigkeit, wie Harze (G4) oder Öliges enthält keinen Sauerstoff und damit das Holz nicht durchdringen kann. Was zur Folge hat, dass das Zeug an der Holzoberfläche aushärtet und das Holz für einige Zeit gegen Wasser schützt. Öl oder G4 dringen nur Millimeter ins Holz ein, der Trick mit dem Stäbchen im Öl von Owatrol funktioniert nur weil das Holz dünn genug ist und die Luft so vom Öl verdrängt werden kann. Du müsstest also Bohrung an Bohrung setzen. Horizontale Bohrungen funktionieren schon mal gar nicht, weil das Zeug so dünnflüssig wie Wasser ist, es läuft wieder raus. Holz ist morsch, wenn sich mit dem Fingernagel ohne Mühe Fasern rauskratzen lassen.
Ganz ehrlich: Wenn der Austausch eines Totholzes oder einer Kielsohle (glaub ich eher in Deinem Fall) zuviel Arbeit sind, mußt Du es machen lassen oder Du bist mit einem Holzboot falsch bedient. Rott greift auch die umliegenden Teile an, Spanten, Bodenwrangen, Planken. Die Teile musst Du auf jeden Fall entfernen und auch konservieren.
Ein Totholz ist eigentlich ein Anhang hinter oder über dem Ballast, also kein tragendes Teil.
Die Kielsohle ist das Rückgrat des Schiffes und bildet den Verbund zwischen Spanten, Bodenwrangen und Planken. Ist ein Totholz hängen bestimmt Ruderbeschläge hinten dran, auch in dem Fall, wäre mir eine gebastelte Lösung zu riskant, Du bewegst Dich nicht auf der grünen Wiese, bei Ruderverlust sieht man alt aus, zumal das immer bei viel Wind passiert.
Sorry für die ehrlichen Worte, aber so isses.
Gruß,
André
wenn Holz schon so durch ist, das große Stücke rausbrechen, hilft nur ein Ersetzen desselben.
Nur das ist eine dauerhafte Lösung, gesundes Holz in Stärke eines Totholzes läßt sich mit nur Wasser über lange Zeit durchtränken, jede andere Flüssigkeit, wie Harze (G4) oder Öliges enthält keinen Sauerstoff und damit das Holz nicht durchdringen kann. Was zur Folge hat, dass das Zeug an der Holzoberfläche aushärtet und das Holz für einige Zeit gegen Wasser schützt. Öl oder G4 dringen nur Millimeter ins Holz ein, der Trick mit dem Stäbchen im Öl von Owatrol funktioniert nur weil das Holz dünn genug ist und die Luft so vom Öl verdrängt werden kann. Du müsstest also Bohrung an Bohrung setzen. Horizontale Bohrungen funktionieren schon mal gar nicht, weil das Zeug so dünnflüssig wie Wasser ist, es läuft wieder raus. Holz ist morsch, wenn sich mit dem Fingernagel ohne Mühe Fasern rauskratzen lassen.
Ganz ehrlich: Wenn der Austausch eines Totholzes oder einer Kielsohle (glaub ich eher in Deinem Fall) zuviel Arbeit sind, mußt Du es machen lassen oder Du bist mit einem Holzboot falsch bedient. Rott greift auch die umliegenden Teile an, Spanten, Bodenwrangen, Planken. Die Teile musst Du auf jeden Fall entfernen und auch konservieren.
Ein Totholz ist eigentlich ein Anhang hinter oder über dem Ballast, also kein tragendes Teil.
Die Kielsohle ist das Rückgrat des Schiffes und bildet den Verbund zwischen Spanten, Bodenwrangen und Planken. Ist ein Totholz hängen bestimmt Ruderbeschläge hinten dran, auch in dem Fall, wäre mir eine gebastelte Lösung zu riskant, Du bewegst Dich nicht auf der grünen Wiese, bei Ruderverlust sieht man alt aus, zumal das immer bei viel Wind passiert.
Sorry für die ehrlichen Worte, aber so isses.
Gruß,
André
Gruß,
André
V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
André
V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
-
Tobias Bressler
Re: Totholz komplett tränken
Hallo Stefan,
ich kann André nur Recht geben: Wenn Du schon das Laminat entfernst, dann mach´es doch gleich richtig. Wir haben auch ein Boot mit GFK-Überzug und werden im nächsten Winter Totholz und Kiel austauschen, da von Trockenfäule befallen. Tun wir dies nicht, wird alles in der Umgebung befindliche Holz irgendwann der Trockenfäule zum Opfer fallen. Alles andere ist nur Pfusch und gibt Dir vielleicht ein paar Jahre Ruhe um den Preis eines vollends ruinierten Bootes. Und hey, ein Drachen aus den 30ern, also einer der ersten! Wenn das nicht ein erhaltenswertes Boot ist, dann weiss ich auch nicht mehr weiter. Also auf, einfach machen.
Schöne Grüße
Tobias Bressler
www.35er-nationalkreuzer.de
ich kann André nur Recht geben: Wenn Du schon das Laminat entfernst, dann mach´es doch gleich richtig. Wir haben auch ein Boot mit GFK-Überzug und werden im nächsten Winter Totholz und Kiel austauschen, da von Trockenfäule befallen. Tun wir dies nicht, wird alles in der Umgebung befindliche Holz irgendwann der Trockenfäule zum Opfer fallen. Alles andere ist nur Pfusch und gibt Dir vielleicht ein paar Jahre Ruhe um den Preis eines vollends ruinierten Bootes. Und hey, ein Drachen aus den 30ern, also einer der ersten! Wenn das nicht ein erhaltenswertes Boot ist, dann weiss ich auch nicht mehr weiter. Also auf, einfach machen.
Schöne Grüße
Tobias Bressler
www.35er-nationalkreuzer.de
Re: Totholz komplett tränken
Das kann ich nur bestätigen.
So wie du es vorhast, wirds nicht klappen, in ein paar Jahren ist dann unterm Epoxi alles rott.
Ich kann deine Sorge um ein halb fertiges Boot verstehen, ich hatte letzten Herbst die gleichen Bedenken.
Aber dann war es doch wie beim Reifenwechsel - wenn die erste Schraube gelöst ist, wirds immer leichter.
Und nicht zuletzt:- ein 80 Jahre altes Schiff einem solchen - sei mir nicht böse - Stilbruch auszusetzen, würde ich nicht übers Herz bringen.
Wo liegst du denn mit dem guten Stück?
Gruß
Bob
So wie du es vorhast, wirds nicht klappen, in ein paar Jahren ist dann unterm Epoxi alles rott.
Ich kann deine Sorge um ein halb fertiges Boot verstehen, ich hatte letzten Herbst die gleichen Bedenken.
Aber dann war es doch wie beim Reifenwechsel - wenn die erste Schraube gelöst ist, wirds immer leichter.
Und nicht zuletzt:- ein 80 Jahre altes Schiff einem solchen - sei mir nicht böse - Stilbruch auszusetzen, würde ich nicht übers Herz bringen.
Wo liegst du denn mit dem guten Stück?
Gruß
Bob
Gruß vom
Bob
(Diplom-Improvisationsprofi)
Bob
(Diplom-Improvisationsprofi)
-
Stefan Deppenbrock
- Beiträge: 10
- Registriert: Mo 20. Sep 2010, 18:02
Re: Totholz komplett tränken
Moin Kollegen,
zunächst mal vielen Dank für eure Mühe. Eure Bedenken kann ich sehr gut nachvollziehen; ich glaube auch, dass der klassische Weg der bessere ist. Über eure aufrichtige Sorge um den Erhalt historischer Boote habe ich mich gefreut. Andererseits habe ich eben auch zu viele Boote gesehen, die an zu gut gemeinter Restaurierung gestorben sind (wegen Zeit- Geld- oder Begeisterungsmangel oder einer neuen Partnerin, die lieber nach Malle wollte).
Mein Problem besteht auch nicht darin, dass ich nicht um die Gefahren von Fäulnisausbreitung weiß oder mich womöglich mit konstruktiven Details meiner Boote nicht gut genug auskenne.
Vielmehr bin ich an Erfahrungen mit vergleichbaren Holzverfestigungsverfahren im Bootsbau interessiert. Also, wer sich hier auskennt: nur heraus damit, ich freue mich über jeden Tipp!
Das Boot liegt in Schilksee.
Stefan
zunächst mal vielen Dank für eure Mühe. Eure Bedenken kann ich sehr gut nachvollziehen; ich glaube auch, dass der klassische Weg der bessere ist. Über eure aufrichtige Sorge um den Erhalt historischer Boote habe ich mich gefreut. Andererseits habe ich eben auch zu viele Boote gesehen, die an zu gut gemeinter Restaurierung gestorben sind (wegen Zeit- Geld- oder Begeisterungsmangel oder einer neuen Partnerin, die lieber nach Malle wollte).
Mein Problem besteht auch nicht darin, dass ich nicht um die Gefahren von Fäulnisausbreitung weiß oder mich womöglich mit konstruktiven Details meiner Boote nicht gut genug auskenne.
Vielmehr bin ich an Erfahrungen mit vergleichbaren Holzverfestigungsverfahren im Bootsbau interessiert. Also, wer sich hier auskennt: nur heraus damit, ich freue mich über jeden Tipp!
Das Boot liegt in Schilksee.
Stefan
-
André bauer
- Beiträge: 2357
- Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26
Re: Totholz komplett tränken
Moin Stefan,
morsches Holz läßt sich nicht verfestigen. Uwe Baykowski vom Kieler Yacht Club ist gleich nebenan, der ist vereidigter Sachverständiger, vielleicht fragst Du ihn mal.
Gruß,
André
morsches Holz läßt sich nicht verfestigen. Uwe Baykowski vom Kieler Yacht Club ist gleich nebenan, der ist vereidigter Sachverständiger, vielleicht fragst Du ihn mal.
Gruß,
André
Gruß,
André
V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
André
V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
Re: Totholz komplett tränken
Irgendwo im amerikanischen www. hatte ich mal eine Beschreibung einer Flüssigkeit, mit der man angeblich morsches Holz durch tränken und aushärten derselben wieder verfestigen können sollte. die Flüssigkeit war 1k, aber was und wo kann ich nicht mehr sagen... Weiss auch nicht, ob das was hat, die amis sind da möglicherweise etwas unkonventionell.
Grüsse von der Elbe!
Axel
www.classic-modellyacht-design.de
Axel
www.classic-modellyacht-design.de
-
Stefan Deppenbrock
- Beiträge: 10
- Registriert: Mo 20. Sep 2010, 18:02
Re: Totholz komplett tränken
Danke Axel, das ist ja mal eine Spur. Ich werde versuchen dort etwas rauszukriegen.
Stefan
Stefan
Re: Totholz komplett tränken
Grüsse von der Elbe!
Axel
www.classic-modellyacht-design.de
Axel
www.classic-modellyacht-design.de
-
Stefan Deppenbrock
- Beiträge: 10
- Registriert: Mo 20. Sep 2010, 18:02
Re: Totholz komplett tränken
Hallo Axel,
Interessant!
Schön wäre es, wenn es jemanden gibt, der mit dem Temme-Wundermittel Erfahrungen gesammelt hat. a die Firma das Ferfestigen von Holzbooten sogar als Einsatzbereich angibt sollte es doch wohl auch Referenzen geben. Ich werde dort einmal anfragen. Falls ich etwas erfahre werde ich entsprechend posten.
Herzliche Grüße
Stefan
Interessant!
Schön wäre es, wenn es jemanden gibt, der mit dem Temme-Wundermittel Erfahrungen gesammelt hat. a die Firma das Ferfestigen von Holzbooten sogar als Einsatzbereich angibt sollte es doch wohl auch Referenzen geben. Ich werde dort einmal anfragen. Falls ich etwas erfahre werde ich entsprechend posten.
Herzliche Grüße
Stefan
