O-Jolle Instandsetzung

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Leopold Hüllmantel

O-Jolle Instandsetzung

Beitrag von Leopold Hüllmantel » Mi 18. Mai 2005, 21:03

Grüß Gott,
wir haben folgendes Problem: O-Jolle 1935 hing 20 Jahre, ist mittlerweile gewässert aber nicht dicht. Bei 1 Tag im Wasser laufen 5 Eimer rein. Bei 1 Woche über dem Wasser und anschließender Wasserung läuft eine ganze O-Jolle rein.
Irgendjemand hat von außen Silikon? in die Ritzen geschmiert. Unterwassserschiff könnte Kupfer gewesen sein, sonst sind nur noch Reste von Klarlack übrig. Die Bilge ist marode.
Was wäre die beste und dauerhafteste Lösung für Holzbehandlung und Lagerung (Boje/ im Bootshaus hängend)?
Herzlichen Dank im Voraus und Grüße aus Obberbayern von Selima und Leopold
Rainer

Re: O-Jolle Instandsetzung

Beitrag von Rainer » Mi 1. Jun 2005, 16:07

Ahoi Selima und Leopold,
ja, da wird man doch eifersüchtig, wenn das Wasser reindarf aber man selber nicht.
Also generell: gesundes Holz quillt, krankes nicht mehr. Manches mehr (Eiche), anders weniger (Mahagoni). Wenn also die Fugen im trockenen Zustand 1-2 mm überschreiten, dann ist Arbeit angesagt. Mann kann dann z.B. dünne Leisten derselben Holzart in die Fugen einleimen (mit Epoxidharz bei neu aufgefrästen fugen (frische Leimstelle) oder mit Dichtmasse in gesäuberte Fugen). Wichtig ist, dass dabei keine punktuellen Spannungen auftreten, also die Ausleistung über die gesamte länge erfolgt.
Sind die Fugen nicht so weit auseinander, müsstet ihr das holz mal näher inspizieren. Eiche z.B. ist sauhart - auch für hartes Werkzeug. kann man es mit dem fingernagel einritzen, dann ist trauer angesagt. weiches holz quillt nicht und will ausgewechselt werden. punktuell kann man das zwar auch mit epoxidharz tränken, aber eben nur punktuell.
wenn das schiff schon silikon in den fugen hat, dann ist es wohl nicht wegen der 20 jahre lagerung undicht, sondern dann war es das wohl schon vorher.
bei derartigen problemen würde ich sagen, raus aus dem wasser, alles unter der wasserlinie abschleifen und nach dem rechten sehen. ist das holz außen noch fest? oder geht das weiche in der bilge durch die planken bis außen durch. meistens ist das holz in der bilge nur ein bis 2 mm weich, das kann man rausschaben, um ein weiterfaulen zu stoppen. das kommt daher, dass früher oft wasser in der bilge stand.
dann die fugen ausleisten und vor allem die verbände prüfen. ist der kielgang - also die erste planke ab der bootsmitte - noch fest an dem kiel? sind die spanten alle fest an den planken, oder müssen die nieten nachgeschlagen werden? die spanten lassen sich dann ein klein wenig seitlich bewegen. sind die spanten alle noch ganz? bei der O-Jolle ist vor allem im Heckteil eine sehr starke biegung in den spanten in höhe der wasserlinie. hier brechen die oft und dann kann das boot nicht mehr dicht werden, da die planken nicht aneinander gedrückt werden.
normalerweise legt man im frühjahr zwei wochen lang nasse lappen in das boot. dann sollte es weitestgehend dicht sein. beim segeln läuft dann oft bei krängung wasser nach, da das überwasserschiff in der sonne wieder austrocknet. Abhilfe: viel segeln. passiet aber nur in der ganz heißen zeit.
oft sind alte cracks in der gegend, die viele tipps zu alten booten geben können (wer fuhr früher keine O-Jolle?). die wahre kunst besteht darin, die guten von den nicht ganz so guten tipps zu unterscheiden.
wenn das boot also eher dichter ist (5 Eimer) lenze es gut aus und schaue dir die stellen an, an denen das wasser eindringt bzw. einzudringen scheint. dann ausmessen und aufzeichnen, damit man die stellen im winter wiederfindet. und: boot im sommer nie länger als zwei tage aus dem wasser holen. ein ungequollenes boot ist auch nicht besonders stabil und beim segeln arbeiten dann die verbände besonders stark und verschleißen.
so long fürs erste. bei nachfrage auch gerne mehr, man hat seine erfahrungen mit den alten dingern ja nicht nur für sich selbst gemacht
Grüße, rainer
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