Wantbefestigung an Salingnock

helmsman-2

Wantbefestigung an Salingnock

Beitrag von helmsman-2 » Fr 18. Dez 2015, 09:22

Ich suche eine intelligente Lösung, wie das Want an einer Holz-Salingnock geführt bzw. befestigt wird. Die Lösung sollte natürlich möglichst einfach sein, gut funktionieren, wartungsfreundlich und sicher sein.
Fotos von ausgeführten Lösungen (jetzt wo alle Masten gut erreichbar im Winterlager sind) sind willkommen.

Klaus
Allegretto, ma non troppo
Beiträge: 96
Registriert: So 30. Mär 2014, 21:43

Re: Wantbefestigung an Salingnock

Beitrag von Allegretto, ma non troppo » Fr 18. Dez 2015, 10:20

Hallo Klaus,

genau dieses Thema hat mich auch lange beschäftigt. Auf meiner von A&R gebauten Yacht sind diese Befestigungen zwar sehr schön ausgeführt gewesen und auch aussen sehr glatt, doch mußten die Schrauben zum Lösen des Wants immer aus dem Holz gedreht werden, was bei Eschenholz (best geeignetes Holz für diese Beanspruchung) leicht zu Lackbeschädigungen und somit Rott führen kann.
Ich habe mir von meinem Edelstahlschmied Salingsnocken bauen lassen, bei denen der eine Teil fest mit Rotabond verklebt und verschraubt ist und die Schrauben für den zu öffnenden Teil
lediglich in den Edelstahteil führen mittels Gewindebohrungen.

Soweit mal eine schnelle Beschreibung aus Zeitgründen.

DOCH HIER MAL EINE GRUNDSÄTZLICHE BITTE AN ALLE RATSUCHENDEN:

Schreibt doch bitte die Bootsgröße, eventuell den Typ oder die Klasse und das Gewicht des Bootes und die Segelfläche. Es ist nicht ganz egal, ob man eine technische Lösung für einen Pirat sucht oder für eine
20 Tonnen Hochseeyacht.

Mein Boot liegt im Winter im Wasser, deshalb kann ich nicht auf die Schnelle Bilder anfertigen, auf denen man was erkennen kann.

Ich muss erst mal suchen, wo ich die Pläne für den Schmid habe. Die könnte ich dir kopieren. oder einfach neue skizzieren.
Aber ob ich das noch vor Weihnachten schaffe, kann ich nicht versprechen. Ich verfolge das hier mal und melde mich dann wieder. Am Besten wäre deine private email-Adresse.
Du kannst mich auch gern anrufen unter 0171/6536003.

Bis dahin alles Gute und viel Spass beim Planen.

Reinhard
helmsman-2

Re: Wantbefestigung an Salingnock

Beitrag von helmsman-2 » Fr 18. Dez 2015, 23:15

Hallo Reinhard,
vielen Dank für Deinen Beitrag. Bei meinem Boot handelt es sich um einen kleinen 22er Schärenkreuzer, also etwa Drachengröße.
Mit den Edelstahl-Salingnocken ist das sicher sehr schön, hört sich aber nicht so einfach zu bauen an.

Ich hatte mal an einem anderen Boot folgende Lösung: Saling war aussen eingekerbt, so das das Want gerade in die Kerbe passte (bündig mit Salingende). Salingeinwärts, gleich hinter der Kerbe war ein Kupferniet horizontal durch die Saling genietet, der ein Aufspalten der Saling an der Kerbe verhindern sollte (und auch hat). Das Want war dann noch mit einem dünnen Draht, der durch eine vertikale Bohrung in der Saling lief, gesichert, so dass es nicht aus der Kerbe fallen konnte. Das hat eigentlich ganz gut funktioniert.

Aber vielleicht gibt es ja auch noch andere, bessere Lösungen.

Viele Grüße

Klaus
Lothar

Re: Wantbefestigung an Salingnock

Beitrag von Lothar » Fr 18. Dez 2015, 23:56

Moin,

ich habs mir ganz einfach gemacht, Die Salings habe ich einfach aus Kiefer hergestellt. Bis jetzt halten sie. Für die Wanten habe ich dann Löcher gebohrt und da Edelstahlröhrchen eingeklebt... ach nee, bei den Bootsbauern heißt das ja eingeleimt. Jedenfalls halten sie mit Epoxi....

Die Salings habe ich dann zum Seilmacher gebracht, ihm erklärt, wie ich die gerne auf welche Wanten draufgefädelt hätte und er hats dann richtig gemacht.

Auf dieser Seite ist ein Bild davon:
http://forum.klassik-modellyacht.de/dow ... &mode=view

Damit die Salings nicht nach unten auswandern, habe ich Seilklemmringe mit Gewindestift verwendet. Einen oben, einen unten und alles war gut und das Segeö scheuert nur an lackiertem Holz und nicht an Stahlteilen. Hat jetzt eine Saison klaglos überstanden.

Ach ja, die Jumpstagsaling ist Viekantstahl geschlitzt mit einem sehr kleinen Loch, damit man die Stage mit Bindedraht gegen rausrutschen sichern kann. Die Beschläge aus 1939 sind übrigens neu verzinkt.

Grüße

Lothar
Allegretto, ma non troppo
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Re: Wantbefestigung an Salingnock

Beitrag von Allegretto, ma non troppo » Sa 19. Dez 2015, 11:03

Hallo Lothar,

Darf ich kurz auf deinen Beitrag eingehen?

1. Auch und gerade Bootsbauer unterscheiden leimen von kleben. Leimen geschieht immer unter Verwendung von Druck. Dabei MÜSSEN beide Teile unter Druck zusammengefügt werden. Die Leimnaht ist deshalb praktisch auch unsichtbar.
Beim Kleben ist der Kleber in der Lage, eine kraftschlüssige Verbindung auch unter Überbrückung kleiner Zwischenräume herzustellen. Das geschieht in der Regel durch chemische Prozesse.
Deine Röhrchen sind also doch eingeklebt, denn wie könntest du Druck auf die Klebefuge ausüben?
2. Von deiner Methode mit den Röhrchen würde ich abraten, denn:
die Röhrchen wirken sich bei Kraftausübung Richtung Mast wie stumpfe Keile aus und versuchen, die Saling von aussen zu spalten. Gut, dies ist natürlich wieder von der Bootsgröße abhängig. Einen Beibootmast z.B. kannst du zur Not auch mit den Händen halten.
Zudem sind die Wanten bei der Einlagerung des Mastes nicht abnehmbar. Dies wäre jedoch für viele unter uns Bedingung, denn kaum eine Werft oder wirtschaftlich ausgerichteter Winterlagerbetrieb kann Masten komplett mit Salingen und angeschlagenem stehenden Gut lagern.
3. Wenn du deine Methode mit den Röhrchen unbedingt beibehalten willst, dann würde ich zumindest waagerecht, quer zur Salingrichtung, also senkrecht zu den Röhrchen einen Niet oder eine Verschraubung einsetzen, um ein Aufsplittern des Holzes bei Druck zu verhindern.

Wichtig bei solchen Verbindungen ist immer die Kraftschlüssigkeit unter Druck oder auch Zug.
Ein Schiff bewegt sich im Seegang zig-Mal und stampft und geigt. Die auftretenden Kraftspitzen sind meist nur sehr schwer einzuschätzen und auch zu berechnen.

Hallo Klaus,

die Methode mit der lediglich eingekerbten Saling finde ich nicht praxisgerecht, denn das Want aus Stahl scheuert immer, also bei jeder Welle und jeder Bö am Holzlack des Salingendes.
Das kann keine fachgerechte Lösung sein. Es wird dort immer wieder Rott entstehen.


Ich hoffe, euch hier etwas geholfen zu haben.

Schöne Weihnachtszeit

Reinhard

Lothar

Re: Wantbefestigung an Salingnock

Beitrag von Lothar » Sa 19. Dez 2015, 17:43

Hallo Reinhard,

Zu 1. Jedenfalls ist die Verbindung mit Epoxy hergestellt worden. Wenn ich hier so lese, wer mit Epoxy geleimt hat...... War dann wohl eine Leimung wegen der Schraubzwingen.... ;-))

Zu 2. Wenn ich sehe, wie oft in Holzsalings einfach nur Keile gefeilt sind und dann die Wanten wie bei den Stahlteilen befestigt werden, halte ich meine Röhrchenmethode für sinnvoller. Bei den gefeilten Keilen hätte ich deutlich eher bedenken, dass sich sowohl durch scheuern des Seiles im Holz der Keil immer weiter erweitert und daher das Seil wie ein Keil wirkt und das Holz spaltet. Das Holz meiner Salings ist jedenfalls aussen noch zusammen.... Ach ja, rechne doch mal spassehalber die Kräfte aus, die Richtung Mast wirken. Lächerliche 200 kg wirken da Richtung Mast bei meinem Boot unmittelbar bevor das Want bricht.

Das ganze werde ich nicht durch eine weitere Bohrung schwächen. Übrigens waren die Original Salings des Bootes geschlitzt, wie oben beschrieben und fertig. Das mit den Röhrchen hatte ich exakt wegen der Verrottungsgefahr bei scheuernden Seilen gemacht. Nebenbei ist das eine 15er Schäre und das Boot von Klaus eine 22er. Das sind beides keine 12er....

Und man kann meine Salings innen am Mast mit nur einer Schraube demontieren. damit ist der Mast genauso schlank wie alle anderen. Die Saling stört nicht bei aufgerolltem Want. Nur zum nachlackieren etwas unhandlicher als das einzelne Holzscheit.

Und da ich SELBER und ohne Hilfe Fremder restauriert habe, brauche ich es auch nicht bei einem wirtschaftlich arbeitendem Winterlagerbetrieb unterzustellen, sondern bleibe bei meinem gemütlichen Bauern. Da gibts Freitags immer Kaffee und Kuchen;-))

Und entschuldige, dass ich kein Bootsbauer bin und das ganze eh nicht vom wirtschaftlichen Standpunkt betrachte.

Grüße

Lothar
danebrog

Re: Wantbefestigung an Salingnock

Beitrag von danebrog » So 20. Dez 2015, 13:43

Hallo Klaus,

hier Fotos von der alten Saling (A & R, vermutlich noch das Original von ´59) und der neuen von 2012. Beide haben natürlich ihre Vor- und Nachteile. Bei der Alten ist die Kerbe mit einem Messingband versehen, das mit zwei Niete befestigt ist. Mit den heute zur Verfügung stehenden "Verbundstoffen"(!) dürfte das eine smarte und dauerhafte Lösung sein.

Die neue Saling ist nicht ganz so optimal geglückt, weil der Blechstreifen, welcher der/die/das Want am Platz hält, tatsächlich mit Schrauben befestigt ist, was über die Jahre die entsprechenden Nachteile hat. Obschon ich Salinge eher zu den mittelfristigen Verschleißteilen zählen möchte.

Allen entspannte Weihnachten und viele Grüße
Dagmar



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Re: Wantbefestigung an Salingnock

Beitrag von piet » So 10. Jan 2016, 19:00

Hallo Klaus
Ich habe mir vor längerer Zeit beim Aufarbeiten eines Mastes und der Salinge das System einer schräg offenen Lipp-Klüse zunutze gemacht . Ein Festmacher kann sich drehen , winden oder die Zugrichtung ändern , er fällt nicht heraus . Also , ein kurzer Dreh am Want , und er ist ein oder ausgehängt , aber er fällt nicht von selbst heraus . Allerdings ist das Anfertigen eines solchen Beschlages nicht jedermanns Sache . Ich habe diese seinerzeit aus Voll-Aluminium hergestellt und konnte diese in das Edelstahlrohr , das als Saling diente , hineinstecken.

Gruß , Piet
helmsman-2

Re: Wantbefestigung an Salingnock

Beitrag von helmsman-2 » Sa 11. Feb 2017, 17:28

Hallo zusammen,

ich kann nun beschreiben, wie ich die Wantbefestigung an der Salingnock bewerkstelligt habe. Nach einer Saison Segeln kann ich vermelden, dass das Prinzip unter allen Bedingungen (auch Starkwind) ohne Probleme funktioniert hat.

Das Prinzip ist sehr einfach: Ich habe die Salingnock mit einer größeren Nut eingekerbt und diese Kerbe mit Epoxidharz mit Baumwollflocken wieder ausgefüllt. Diese Kunststoffschicht verhindert, dass es auch bei Abrieb des Lacks durch das Want, offenes Holz gibt.
Nach Formen der Saling habe ich an der Nock eine Nut eingefeilt, die gerade das Want vollständig aufnimmt. Direkt dahinter habe ich umlaufend eine Nut in das Holz gefeilt, die mehrere Windungen aus ungewachstem Takelgarn aufnimmt. Diese Umwicklung wurde mit Epoxidharz getränkt. Die Umwicklung soll ein Aufspalten der Saling bei starkem Wantdruck verhindern. In früheren Konstruktionen wurde hierfür ein von vorne nach hinten durchgehender Kupferniet gesetzt, der aber beim Durchschlagen leicht schon selber zu einem Spalten des Holzes führen kann, da er sehr nah am Rand sitzt.
Mastseitig, innerhalb der Wicklung gibt es eine senkrechte Bohrung, durch die der rostfreie Sicherungsdraht gefädelt wird, der das Want in der Nut an der Salingnock fixiert. Diese Bohrung liegt ebenfalls noch in dem mit Epoxidharz ausgegossenen Bereich.
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Allegretto, ma non troppo
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Re: Wantbefestigung an Salingnock

Beitrag von Allegretto, ma non troppo » So 12. Feb 2017, 15:27

Hallo Klaus,

Gratulation und Chapeau!

Du hast dir wohl deine eigenen Gedanken zu einem Lösungsvorschlag nach all den vielen Meinungen hier gemacht.
Genau so sehe ich persönlich den Sinn dieses Forums.
Dein Beschlag sieht sehr schön aus, erfüllt alle Forderungen mit Ausnahme der schnellen Demontage. Aber dir wird das auch nicht so wichtig sein.
Die Lösung mit dem Auffüllen mit Epoxi, dem Umwickeln mit Takelgarn und der Sicherung durch den Musingdraht wirkt sehr klassisch und nicht überzogen, wie es vielleicht ein von mir vorgeschlagener Edelstahlbeschlag gewesen wäre. Nur ging ich von einer anderen Bootsgröße aus. Ich würde jedoch deine Methode auf kleinere Yachten begrenzen.

Ich freue mich für dich über die wirklich schöne und sicher auch zweckmäßige Lösung.

Viel Spaß beim Segeln damit und beste Grüße

Reinhard
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