Moin!
Ich möchte meine Backstagen neu und anders befestigen. Mein Schiff ist eine Zeeschouw mit Holzmast und bisher waren sie zu niedrig mit Bolzen an einem Mastring befestigt. Ich möchte Sie höher setzen. Kann man sie mit Augbolzen im Holz (evtl. durch den oberen Mastring) neu anschlagen?
Wer kann mir dazu einen Tip geben?
Backstagen
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Re: Backstagen
Hallo,
grundsätzlich möglich, aber der Mast wird dadurch natürlich etwas geschwächt.
Wenn der Mast ausreichende Festigkeit/Querschnitt in dem Bereich hat, wird's gehen.
Solche Diagnosen kann man nicht ohne genaue Maßangaben/exakte Zeichnungen und Fotos machen.
Es ist ja noch nicht mal das Holz und dessen Zustand bekannt.
Warum sollen die Backstagen höher?
Natürlich kannn es sein, das die Werft/der Konstrukteur einen Fehler gemacht haben, aber meistens steckt da mehr dahinter, als man so vermutet.
Ein Verschieben von Anschlagpunkten des Riggs am Mast oder auf Deck hat immer eine Verschiebung im Kräftegleichgewicht des Schiffes zur Folge.
Die Winkel verändern sich und damit die Zugrichtung der Kräfte.
Mal angenommen die Backstagen haben jetzt einen Winkel von 50° von Deck, also 40° vom Mast gemessen, wenn Mast/Baum 90° haben und das Backstag (nur eins wird belastet) zieht mit 5 t und nach der Verschiebung einen Winkel von 53° bei 6 t (übernimmt mehr Kraft von den Wanten) verschieben sich die Kräfteverhältnisse nach angehängter Skizze.
Eine schräg wirkende Kraft teilt sich immer in eine horizontale und vertikale Komponente.
Das habe ich rechts neben der Riggskizze dargestellt.
Natürlich sind das alles Annahmen und müssten durch Nachmessen von einem Bootsbauer korrigiert werden.
Sichtbar wird aber, das sich nicht nur die Gesamtkraft auf das Backstag erhöht (wieviel muss auch ermittelt werden) sondern sich durch den veränderten Winkel das Verhältnis von vertikaler zu horizontaler Komponente ändert.
Damit ändern sich die Belastungen im Deck.
Das Gleiche passiert in umgekehrter Richtung auch am Mast.
Wenn es also Sinn macht, den Punkt zu verschieben, würde ich nicht mit Augbolzen durch das Holz arbeiten, sondern eventuell mit einem Mastring mit aufgeschweißten Bolzen.
Das mindert nicht das Risiko von Mastbrüchen, sondern auch das von Feuchtigkeitsschäden.
Und sieht dann auch aus, als müsste es so sein. Geschraubte Augbolzen sähen da aus wie gewollt und nicht gekonnt meiner Meinung nach.
Und es hatte schon seinen Grund, das die Leute früher nicht direkt in den Mast geschraubt haben...
Ein Ring leitet die Kräfte nicht punktuell ein, die Augschraube definitv.
Damit handelt man sich noch mehr Probleme ein, wenn das Holz durch den geringen Querschnitt um die Schraube den Druck nicht aufnehmen kann.
Das Loch weitet sich, die Schraube hält schlechter, Feuchtigkeit dringt ein...
Gruß,
André
grundsätzlich möglich, aber der Mast wird dadurch natürlich etwas geschwächt.
Wenn der Mast ausreichende Festigkeit/Querschnitt in dem Bereich hat, wird's gehen.
Solche Diagnosen kann man nicht ohne genaue Maßangaben/exakte Zeichnungen und Fotos machen.
Es ist ja noch nicht mal das Holz und dessen Zustand bekannt.
Warum sollen die Backstagen höher?
Natürlich kannn es sein, das die Werft/der Konstrukteur einen Fehler gemacht haben, aber meistens steckt da mehr dahinter, als man so vermutet.
Ein Verschieben von Anschlagpunkten des Riggs am Mast oder auf Deck hat immer eine Verschiebung im Kräftegleichgewicht des Schiffes zur Folge.
Die Winkel verändern sich und damit die Zugrichtung der Kräfte.
Mal angenommen die Backstagen haben jetzt einen Winkel von 50° von Deck, also 40° vom Mast gemessen, wenn Mast/Baum 90° haben und das Backstag (nur eins wird belastet) zieht mit 5 t und nach der Verschiebung einen Winkel von 53° bei 6 t (übernimmt mehr Kraft von den Wanten) verschieben sich die Kräfteverhältnisse nach angehängter Skizze.
Eine schräg wirkende Kraft teilt sich immer in eine horizontale und vertikale Komponente.
Das habe ich rechts neben der Riggskizze dargestellt.
Natürlich sind das alles Annahmen und müssten durch Nachmessen von einem Bootsbauer korrigiert werden.
Sichtbar wird aber, das sich nicht nur die Gesamtkraft auf das Backstag erhöht (wieviel muss auch ermittelt werden) sondern sich durch den veränderten Winkel das Verhältnis von vertikaler zu horizontaler Komponente ändert.
Damit ändern sich die Belastungen im Deck.
Das Gleiche passiert in umgekehrter Richtung auch am Mast.
Wenn es also Sinn macht, den Punkt zu verschieben, würde ich nicht mit Augbolzen durch das Holz arbeiten, sondern eventuell mit einem Mastring mit aufgeschweißten Bolzen.
Das mindert nicht das Risiko von Mastbrüchen, sondern auch das von Feuchtigkeitsschäden.
Und sieht dann auch aus, als müsste es so sein. Geschraubte Augbolzen sähen da aus wie gewollt und nicht gekonnt meiner Meinung nach.
Und es hatte schon seinen Grund, das die Leute früher nicht direkt in den Mast geschraubt haben...
Ein Ring leitet die Kräfte nicht punktuell ein, die Augschraube definitv.
Damit handelt man sich noch mehr Probleme ein, wenn das Holz durch den geringen Querschnitt um die Schraube den Druck nicht aufnehmen kann.
Das Loch weitet sich, die Schraube hält schlechter, Feuchtigkeit dringt ein...
Gruß,
André
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V98 Seebrise
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Re: Backstagen
Moin!
Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Natürlich verändern sich die Kräfte-Komponenten durch andere Winkel, aber die Mastspitze ist quasi als ´Stenge´ in den Mast eingeleimt. An der Stenge ist ein Mastring mit den beiden Vorsegel-Anschlagpunkten. Der Anschlagpunkt der Backstagen liegt ca. einen halben Meter tiefer am Mast. Da sind sie quasi "nutzlos", weil sich auch noch ein Hebelarm bildet und die Stenge die Lasten aus den Vorsegeln ohne Unterstützung aufnehmen muß.
Bolzen im Mast sind wohl doch keine gute Idee wegen der Feuchtigkeit im Holz und evtl. Schwächung des Querschnitts, guter Hinweis!
Ich werde mal weiter überlegen.
Danke nochmal und Gruß
THomas
Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Natürlich verändern sich die Kräfte-Komponenten durch andere Winkel, aber die Mastspitze ist quasi als ´Stenge´ in den Mast eingeleimt. An der Stenge ist ein Mastring mit den beiden Vorsegel-Anschlagpunkten. Der Anschlagpunkt der Backstagen liegt ca. einen halben Meter tiefer am Mast. Da sind sie quasi "nutzlos", weil sich auch noch ein Hebelarm bildet und die Stenge die Lasten aus den Vorsegeln ohne Unterstützung aufnehmen muß.
Bolzen im Mast sind wohl doch keine gute Idee wegen der Feuchtigkeit im Holz und evtl. Schwächung des Querschnitts, guter Hinweis!
Ich werde mal weiter überlegen.

Danke nochmal und Gruß
THomas
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Re: Backstagen
Hallo,
das ist aber an jedem Rigg so, das die Backstagen nicht auf Vorstaghöhe angreifen...
Meist niedriger, bei mehreren Vorstagen auch dazwischen.
Das hat schon seinen Sinn.
Habe mich mit Riggstatik nie beschäftigt, trotz Schiffbauing...
Aber solche Grundsätze würde ich nie ändern.
Gruß,
André
das ist aber an jedem Rigg so, das die Backstagen nicht auf Vorstaghöhe angreifen...
Meist niedriger, bei mehreren Vorstagen auch dazwischen.
Das hat schon seinen Sinn.
Habe mich mit Riggstatik nie beschäftigt, trotz Schiffbauing...
Aber solche Grundsätze würde ich nie ändern.
Gruß,
André
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