Hilfe, ist da noch was zu machen?

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calle1
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Hilfe, ist da noch was zu machen?

Beitrag von calle1 » Mo 27. Jun 2016, 14:57

Hi Leute,
ich bin leider Opfer eines Betruges bzw. habe ich mir vor 1-2 Wochen mein erstes gebraucht Boot gekauft (Gekauft wie gesehen) und hatte leider nicht viel Ahnung davon, ich weiß, selbst schuld. Hatte mich darauf verlassen weil er mir schrieb das es 100% Dicht ist und wenn das nicht der Fall wäre er mir mein Geld zurück geben würde, nun bleibt er hartnäckig und sagt er wüßte ja nicht was ich mit dem Boot gemacht hätte lol.

Es handelt sich um eine Pichel Samba 5m x 1,90m aus dem Jahre 1975. Ich bin dabei die ganzen alten Antifouling bis auf's Gelcoat abzuschleifen um eine neue Grundierung und Antifouling aufzutragen. Als erste viel mir ein Riss im Kiel auf, mir wurde gesagt das wäre nicht schlimm und ich könnte das flicken in dem ich die stelle abschleife, endfette mit International VC-General Thinner und dann mit International Watertite und einer Glasfasermatte bearbeite. Ist das so richtig oder könnt ihr mir bessere Produkte oder Tipps Empfehlen?
http://www.bilder-hochladen.net/i/1a3h-5g-fa11.jpg

Dann kletterte ich in die Kajüte und öffnete ein Schrank wo sich Wasser gesammelt hatte. Ich nahm die Sitzbank links ab und fand noch mehr Wasser und ganz vorne unter der Bank schon 1 Liter. Ein Kollege spritze mit einem Wasser Schlauch von außen gegen das Boot vorne und es lief dann vorne in die Kajüte rein. Ich riss die Leder/Stoff Verkleidung runter und dort war das GFK schon schleimig und Schwarz.
http://www.bilder-hochladen.net/i/1a3h-5h-4d0e.jpg

Von außen haben wir dann vorne das Gummi runter gezogen und sahen das dort überall Risse drin sind wo das Regen Wasser durch gekommen war und man schon von innen nach außen gucken kann wenn man von innen leicht gegendrückt. So wie das aussieht muss das schon lange dort durchlaufen.
http://www.bilder-hochladen.net/i/1a3h-5i-74c3.jpg

Des weiteren habe ich den Teppich entfernt in der Kajüte und gesehen das sich das GFK abhebt vorne im Eingang, es ist ein riesen Riss der kreisförmig verläuft. Es sieht so aus als ob dort mal ein riesen Loch geflickt wurde, in dem man eine Glasfasermatte rüber gelegt hat und es mit Epoxid geschlossen wurde und rüber lackiert. Dies Löst sich rings rum.
http://www.bilder-hochladen.net/i/1a3h-5j-60c9.jpg

Macht es noch Sinn das Boot zu Reparieren oder ist es zu zerstört? Weiß ja nicht was noch so zum Vorschein kommt. Was könnt ihr mir empfehlen um das Boot wieder zu Reparieren? Für mich bricht grad eine Welt zusammen.

Habe überlegt das Schwarze GFK vorsichtig wegzuschleifen und zu beten das ich nicht nach draußen durch schleife. Falls das noch funktioniert, was ich irgendwie bezweifle, dann würde ich diese stelle mit Glasfasermatte und Epoxid versuchen wieder zu verstärken. Von außen würde ich auch versuchen die gerissenen stellen unter dem Gummi zu schleifen und zu entfetten um dann epoxid in die Risse zu streichen. Dies müsste ich auch heute versuchen da das Boot draußen auf Böcke steht und es die nächsten tage wieder regnen soll. Falls ich von innen nach außen durch schleife, hab ich dann noch eine Chance das wieder hinzubekommen? Ich muss das Schwarze Zeug alles doch erst entfernen bevor ich die stellen mit Tar2 einstreichen kann und mit Glasfasermatte verstärken kann oder?

Der Kreisförmige Riss bzw. das lösende GFK würde ich versuchen anzuheben und Epoxid drunter zu schmieren, anschließend wenn es getrocknet ist wieder bisschen verschleifen. Oder sollte ich versuchen das abzureißen? Ich meine Kleine Löcher oder Risse flicken bekomme ich vielleicht noch hin, aber wenn da jetzt ein riesen Loch zum Vorschein kommt wüsste ich nicht wie ich das jemals wieder stabil verschlossen bekomme.

Ich hoffe ihr könnt mir da noch irgendwelche Tipps geben oder sagen ob das richtig ist was ich jetzt vorhabe.

MFG. calle
Pier
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Re: Hilfe, ist da noch was zu machen?

Beitrag von Pier » Di 28. Jun 2016, 15:54

moin,

was hast Du denn für das Boot bezahlt ?
Ist der Betrag erheblich oder im untersten Bereich ?
Ist also ein GFK Boot - wie sieht es mit Osmose aus ? Sicher schon ein Haufen Wasser im GFK und Ablöseerscheinungen hast Du ja auch schon beschrieben.
Lohnt der Aufwand wirklich ?

Du schreibst er hätte dir schriftlich versichert das Boot sei dicht - ich sehe da einen dem Verkäufer bekannten Mangel der mit " gekauft wei gesehen " nicht einfach abgedeckt ist.
Wenn der Verkäufer nicht einlenkt wenn Du Ihn mit einem Anwalt konfrontieren willst dann musst Du noch einen Gutachter bestellen welcher die Schäden und deren Alter datieren kann. Ohne Gutachten geht vor Gericht gar nichts. Preiswert sind Gutachten oft nicht.

Also wenn Du einen höheren Betrag bezahlt hast lohnt es sich mit nem Anwalt zusammen zu setzen - wenn nicht dann entweder verschrotten oder sich auf mehrere Reparaturstellen zu stürzen.

technische Hilfe zu GFK kann ich Dir leider nicht geben.

Ahoi
Pier
André bauer
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Re: Hilfe, ist da noch was zu machen?

Beitrag von André bauer » Di 28. Jun 2016, 19:18

Moin,

das seh ich wie Pier, es ist auf keinen Fall ein Mangel, der erst bei Dir entstanden sein kann.

Osmose wird sichtbar durch Delamination und kleine von aussen sichtbare Beulen, die beim Aufstechen übelriechende Flüssigkeit abgeben.
Großfächige Osmose macht das Schiff zu einem Fall für den Spermüll, ist es nur ein begrenzter Bereich, lässt sich das noch gut reparieren.
Mehr findest Du dazu sicher im Internet auf fachkundigen Seiten.
Lass Dich nicht in anderen Foren bequatschen, über Osmose kursieren die interessantesten Gerüchte...
Such Dir entweder einen Gutachter (das Geld solltest Du zurück kriegen vom Voreigner, kostet je Besichtigung ca. 500 - 800, aber das lohnt sich)

Grüße,
André
Gruß,
André

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www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
günni
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Re: Hilfe, ist da noch was zu machen?

Beitrag von günni » Do 7. Jul 2016, 16:14

Hej Calle,
jemand aus der Berliner Ecke erstand auch so eine optimistisch dargestellte Gurke und fiel nach kurzer Zeit auf den hüftnahen Körperteil. Gerichte hielten zum Verkäufer, erst der BGH entschied:" Was drinsteht muss dransein ",und meinte den Kaufvertrag.
Googel 'mal, das Ding steht irgendwo im Netz. Evt. kann ich die Nummer wiederfinden, das dauert aber 'nen Moment.
Im übrigen sollte demnächst massiv hingewiesen werden , auf dem Wasser ist der kürzeste Weg zum Land nach unten. Da ist einerlei ob so ein Beschiss für kleines oder grosses Geld lief.
Grüsse guenni.
günni
Beiträge: 235
Registriert: Di 21. Mär 2006, 23:27

Re: Hilfe, ist da noch was zu machen?

Beitrag von günni » Fr 8. Jul 2016, 00:27

Ein Wort, ein Griff und das Suchen beginnt.....
------BGH VIII ZR 96/12 ------
Viel Erfolg!
mmmdr
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Registriert: Do 28. Jan 2010, 20:45

Re: Hilfe, ist da noch was zu machen?

Beitrag von mmmdr » Do 14. Jul 2016, 14:19

Moin Calle,
den eigenen Gutachter kannst du dir sparen. Findest du mit dem Verkäufer keine außergerichtliche Einigung, bleibt dir nur die Klage. Das geht schon mal nicht ohne Rechtsanwalt und damit verbundenen Kosten. Ein selber beauftragtes Gutachten ist ein "Parteigutachten". Das bedeutet nicht, dass es parteiisch erstellt wurde, sondern das es von einer Partei (in diesem Fall dir, evtl. als Kläger) beauftragt wurde. Im Klageverfahren würde in der Regel ein Beweisbeschluss ergehen heißt, welche Beweisfragen soll ein vom Gericht beauftragter Sachverständiger ggfls. klären. Das Gutachten wird dann vom Gericht berücksichtigt und zwar nur in Bezug auf die Beweisfragen. Das ganze dauert bei der Auslastung unserer Gerichte in der Regel nicht unter 2 Jahren und ist finanziell nur mit einer Rechtschutzversicherung im Rücken machbar.
Mängel, die dem Verkäufer bekannt gewesen sein müssen, muss dieser übrigens immer mitteilen, sonst spricht man u.U. auch von Arglist. Eine Frage die du dir häufig gefallen lassen musst: Hättest du die Schäden, die du jetzt rügst, bei "üblicher" Sorgfalt selber feststellen können. Wenn "ja", macht das deine Position nicht besser.
Leider gibt es auch unehrliche Verkäufer, übrigens auch unter Profis.
Am besten lässt du dich von einem Rechtsanwalt beraten oder versuchst mit dem Verkäufer eine einvernehmliche Lösung.
Ich wünsche dir viel Glück auf deinem Weg zu einer Lösung.
Mit besten Grüßen , Michael
bob57
Beiträge: 435
Registriert: Di 6. Apr 2010, 23:15

Re: Hilfe, ist da noch was zu machen?

Beitrag von bob57 » Do 14. Jul 2016, 17:09

Mein Weg wäre der:

Alle Arbeitn am Boot sofort einstellen.
Schäden, soweit noch nicht geschehen, dokumentieren.
Kostenvoranschlag einer vertrauenswürdigen Werft einholen.

Anschließend zum Rechtsanwalt gehen und der schreibt den Verkäufer an mit der Aufforderung um Rückabwicklung.

Stellt der Verkäufer sich dann immer noch stur, musst du entscheiden, ob du den gezahlten Preis unter Lehrgeld verbuchen willst und das Boot verschrottest oder es fachmännisch reparieren lässt.

Insgesamt sehe ich für dich gute Chancen, der Nachteil ist, daß du je nach Auslastung des
zuständigen Gerichtes unter Umständen tatsächlich ein bis zwei Jahre ohne Boot da stehst.

Nebenbei würde ich mal dezent prüfen, ob bei dem Verkäufer überhaupt etwas zu holen ist. Womöglich hast du am Ende des Prozesses einen Titel, der mangels Masse beim Verkäufer aber nicht vollstreckbar ist.

Wenn alles schief geht:
Ganz so kompliziert sind Laminatschäden nicht zu beheben.
Das "Geheimnis" besteht darin, daß man auf beiden Seiten der Schadstelle trichterförmig schleifen und auflaminieren muß. Dann hebt sich auch später das neue Laminat nicht ab.

Zu Bild 3
Ich nehme an, mit Gummi meinst du die rundum laufende Scheuerleiste.
Die darunter offenen Naht ist vermutlich die Verbindung von Deck und Rumpf. Dass sich dort Risse bilden, ist bei alten Booten eigentlich normal und meistens recht einfach zu beheben.
Gruß vom
Bob

(Diplom-Improvisationsprofi)
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