Folkeboot Lillebror: Bestandsaufnahme

boyus
Beiträge: 225
Registriert: So 23. Okt 2011, 23:08

Re: Folkeboot Lillebror: Bestandsaufnahme

Beitrag von boyus » Fr 6. Jan 2017, 18:35

Mensch Andre, jetzt bringst Du mich aber mal richtig durcheinander :-)

Zu diesem Bild hast Du vor knapp zwei Jahren geschrieben......

[img]http://up.picr.de/27939583cr.jpg[/img]

Zitat:

Re: Kielbolzen Folkeboot
geschrieben von: André bauer (IP bekannt)
Datum: 31.03.15 00:12

Hallo,

dringender Rat vom Schiffbauing: Augschrauben sind nicht für Querzug ausgelegt, sondern nur zum Heben.
Wird sie horizontal an eine Bodenwrange geschraubt, wird sie Querzug ausgesetzt und hat bei weitem nicht die 1200kg sichere Arbeitslast. Der Bolzen wird auf Scherung belastet, nicht auf Zug.
Die Geometrie mit der großen Grundfläche des Beschlages und den 6 Schrauben hat absolut ihren Sinn.

Zudem sind Hebezeuge mit einer 4fachen Sicherheit auszulegen, die Versicherung zahlt keinen Cent wenn was passiert und festgestellt wird, das die Augen nicht fachgerecht ausgelegt und montiert werden.

Gruß,
André


Was mache ich denn jetzt?

Gruß Arndt

P.S.: Detlef, ich werde die V4A Bolzen in den nächsten Tagen mal richtig sauber machen und dann berichten, daß Thema interessiert mich ja auch. Heute musste ich aber erst noch zwei Bolzenreste aus dem Eisenkiel entfernen bevor der zum Strahler geht.
http://up.picr.de/32380446nz.jpg
Dedel
Beiträge: 450
Registriert: Mi 27. Nov 2013, 21:05

Re: Folkeboot Lillebror: Bestandsaufnahme

Beitrag von Dedel » Fr 6. Jan 2017, 19:47

Hallo Arndt,
André meinte damals Augschrauben quer eingebaut. Nicht diesen bestimmt Heute sündhaft teuren in Bronze gegossenen Beschlag für einen entsprechenden Schäkel.
Wir haben an unseren Folkebooten das Glück senkrechte Kielbolzen zu haben. Mit hoch belastbaren Augmuttern oben aufgeschraubt wird die Last über ein Hahnepott direkt am Ballast angesetzt. Bei dem Beschlag mit der Auflagefläche und verteilt auf 6x vermutlich M10 Bolzen in der Nähe des Kielbolzen in 50mm Eiche geschraubt, ist es vermutlich auch ausreichend für sogar doppeltes Gewicht.
Ich weiß nicht warum, aber ich vermute das es an Ringmuttern mit Inch Gewinde damals mangelte.
Irgendwo schrieb auch jemand damals das es ja auch gut sei diesen Beschlag unten an der Wrange in der Nähe des Ballast aufzubringen. Ich denke das ist nicht so gut. Wir haben es mit 900kg Holz oben und 1000kg Eisen unten zu tun. Dann ist der Ansatzpunkt Ca. 50cm oberhalb der 1t so sicherer gegen kippen zur Seite.

Gruß
Detlef

PS: ok Deine Bolzen waren also schon V4A. Bin auch gespannt ob Du etwas findest.
Dedel
Beiträge: 450
Registriert: Mi 27. Nov 2013, 21:05

Re: Folkeboot Lillebror: Bestandsaufnahme

Beitrag von Dedel » Fr 6. Jan 2017, 20:40

Moin zusammen,
ich bin dann gerade noch mal in Keller zu den beiden 12mm Stangen die damals vermutl. verhindert haben das der Kiel auf Grund gegangen ist bei unserer "Lill".
Im ersten Bild sind die stärksten Löcher zu sehen. Im zweiten Bild habe ich mal genau da durchgesägt. Ich finde es sieht von Außen schlimmer aus als innen. Habe jetzt aber auch nicht mit der Lupe nachgesehen.
Ich weiß weder aus welchem VA Material die sind, noch wann sie in der "Lill" eingebaut wurden.
Daher wäre mal sehr interessant ob es bei Arndt mit "Lillebror" schon Tendenzen, trotz V4A, in die Richtung gibt. Waren doch 7 Jahre jetzt, oder?

Gruß
Detlef
Dateianhänge
image2_4800.jpg
image2_4800.jpg (221.74 KiB) 4636 mal betrachtet
image1_4799.jpg
image1_4799.jpg (360.96 KiB) 4636 mal betrachtet
André bauer
Beiträge: 2357
Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26

Re: Folkeboot Lillebror: Bestandsaufnahme

Beitrag von André bauer » Fr 6. Jan 2017, 20:42

Hallo Arndt,

Detlef hat recht, der Beschlag auf dem Foto ist für die Belastung konstruiert.
Augschrauben sehen so aus:
https://s14-eu5.ixquick.com/cgi-bin/ser ... fc7dddc558
Die haben kaum Auflagefläche und der Bolzen wird direkt auf Scherung belastet.

Dein Beschlag verteilt die Last über die Fläche und dadurch vorhandene Reibung auf die Bodenwrange.
Die Bolzen halten ihn quasi nur am Platz. Natürlich übernehmen sie auch Last, aber untergeordnet.
Die Bolzen tauscht Du aber ja sicher... Oder weißt Du wie alt sie sind?
Zumindest aufmerksam prüfen auf Korrosionsformen, also nicht nur Rost.
Auch Spalt- und Lochkorrosion tritt in Eiche gern auf, erst recht mit Kontakt zum Salzwasser durch die Bodenwrangenbolzen.
A4 Edelstahl ist nicht immun gegen die Gerbsäure des Bootes, im Gegenteil.
Verzinkter Stahl ist in Tabellen immer beständiger gegen elektro-chemische Korrosion.
Gerade in Verbindung mit einem Gusseisenballast.

Je weiter unten der Beschlag montiert wird, desto besser verteilt sich die Last auf die Bodenwrange und in die Verschraubung zu den Planken.
Unterhalb des Gewichtschwerpunkts soll der Anschlagpunkt natürlich auch nicht liegen.

Gruß,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
Dedel
Beiträge: 450
Registriert: Mi 27. Nov 2013, 21:05

Re: Folkeboot Lillebror: Bestandsaufnahme

Beitrag von Dedel » Fr 6. Jan 2017, 20:50

Hallo André
Von der Last darf nix bei den Planken ankommen!
Das muss aleine der Kielbolzen aufnehmen !!!!.
Eine Folkeboot Planke ist 17mm Stark und ist mit Kupfer von ca. 3mm Stärke verbunden!

Gruß
Detlef
Dateianhänge
IMG5854klein_4801.jpg
IMG5854klein_4801.jpg (300.42 KiB) 4636 mal betrachtet
boyus
Beiträge: 225
Registriert: So 23. Okt 2011, 23:08

Re: Folkeboot Lillebror: Bestandsaufnahme

Beitrag von boyus » Fr 6. Jan 2017, 21:23

Hallo zusammen,
jetzt sind wir ja wieder beisammen ;-)

Die Kielbolzen sind 2013 neu gekommen, je nachdem wie die Prüfung der Bolzen ausfällt werde ich evtl. das selbe Material bei meinem Dreher bestellen (es handelt sich um 1.4021 - daraus werden Schiffsschrauben und Führungsschienen an Holzbearbeitungsmaschinen gemacht, welche in Afrika an der Küste eingesetzt werden ) wobei 3 Jahre im Lippesee nicht wirklich aussagekräftig sind!

Gruß Arndt
http://up.picr.de/32380446nz.jpg
André bauer
Beiträge: 2357
Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26

Re: Folkeboot Lillebror: Bestandsaufnahme

Beitrag von André bauer » Sa 7. Jan 2017, 09:48

In Süßwasser muss man sich auch keine Gedanken machen.
Soll das Boot im Salzwasser dauerhaft liegen, würde ich 1.4571 nehmen.
Andere Stähle sind vielleicht aufgrund ihrer Zähigkeit oder anderen Eigenschaften für Propeller geeignet (weniger spröde) und damit für mechanische Teile geeignet, in Tabellen steht 1.4571 für beste Korrosionsbeständigkeit unter den Edelstählen.
Wenn man auch an den nächsten Eigner denkt (Wir besitzen die Boote nicht, wir haben nur den Pflegeauftrag eine Zeitlang übernommen) nimmt man 1.4571, Bronze ( richtige Legierung ist mir unbekannt) oder verzinkte Bolzen.
Dabei muss man immer das gesamte System im Auge haben, zu viele verschiedene Metalle erzeugen mit hoher Wahrscheinlichkeit die beste Batterie der Welt...
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
Dedel
Beiträge: 450
Registriert: Mi 27. Nov 2013, 21:05

Re: Folkeboot Lillebror: Bestandsaufnahme

Beitrag von Dedel » Sa 7. Jan 2017, 17:03

Moin Moin zusammen.
Der von André genannte Werkstoff ist wohl nach meiner Erfahrung der gängigste wenn es darum geht kleine Mengen zu besorgen. Mit der Nr. 1.4571 kann irgendwie jeder noch so kleine Fachbetrieb etwas anfangen.
Ich habe noch mal kurz bei Wiki geschaut und folgende Texte zum Thema gefunden:

WNr. 1.4021 (X20Cr13), AISI 420

Ein chromlegierter, nichtrostender Vergütungsstahl mit einem mittleren Kohlenstoffgehalt. Er wird stets im vergüteten Zustand verwendet. Eine gute Korrosionsbeständigkeit ist nur dann gewährleistet, wenn die Oberfläche fein geschliffen ist. Die Polierfähigkeit ist sehr gut. Ein Schweißen ist nur unter Anwendung bestimmter Vorsichtsmaßnahmen möglich und ist im Allgemeinen nicht zu empfehlen. Die Zerspanbarkeit ist mit der legierter Vergütungsstähle vergleichbar und bereitet keine sonderlichen Schwierigkeiten.

Verwendung: Der Stahl kann überall dort eingesetzt werden, wo Bauteile, Geräte und Instrumente, die eine mittlere Festigkeit aufweisen sollen, einer Einwirkung von Wasser, Wasserdampf oder Luftfeuchtigkeit ausgesetzt sind. Er findet eine weite Verbreitung im Maschinenbau, Turbinenbau, Pumpenbau, für Armaturen, Messer, Haushaltsgeräte, Sportartikel, medizinische und chirurgische Instrumente etc.


WNr. 1.4571 (X6CrNiMoTi17-12-2), AISI 316Ti, (A5)

Nach allen bekannten Schweißverfahren gut schweißbar. Eine Wärmebehandlung nach dem Schweißen ist im Allgemeinen nicht erforderlich. In Sonderfällen, wenn der Abbau von Schweißspannungen aus korrosionschemischen Gründen zweckmäßig erscheint, sollte eine Wärmebehandlung erfolgen (z. B. ½ Stunde bei 900 °C). Gute Duktilität. Wie bei 1.4541 sollte für spanabhebende Bearbeitung nur gut geschliffenes Werkzeug verwendet werden. Die Stähle sind polierfähig. Durch den Einschluss von sehr harten Titancarbiden können beim mechanischen Schleifen jedoch Riefen durch Aus- und Mitreißen der Titancarbidkörner in der Oberfläche erzeugt werden. Diese werden jedoch auf Grund des Zusetzens mit Schleifstaub erst nach dem Elektropolieren sichtbar. Diese Oberflächenstruktur ist in vielen Fällen für den Einsatz im pharmazeutischen Anlagenbau ungeeignet.

Aufgrund der Fortschritte bei der Herstellung von rostfreien Edelstählen haben Varianten mit niedrigem Kohlenstoffgehalt (1.4404) die titanstabilisierten Güten ersetzt. Der Einsatz von 1.4571 gegenüber 1.4404 ist nur gerechtfertigt, wenn Festigkeiten bei hohen Temperaturen gefordert werden.[4]

Verwendung: Die erhöhte Beständigkeit gegen Korrosion und Lochfraß prädestiniert diese Stähle für den Einsatz vor allem auf dem weiten Gebiet des chem. Apparatebaus. Weitere Anwendungsgebiete: Kernkraft, Vakuumtechnik, Instrumentierung im Reaktorbau, U-Boot-Bau, Ofenbau, Zellstoff-, Textil-, Farben-, Fettsäure-, fotochemische und pharmazeutische Industrie. Dieses Material wird auch vermehrt in der Abgastechnik und Abwasseraufbereitung verwendet.

Ich denke zw. diesen beiden Materialien ist die Auswahl nicht so schwer wg. der Festigkeit und Lochfrasbeständigkeit, oder? Auch das schlechtere Schweißverhalten macht ersteres nicht so atraktiv für die Herstellung der kleinen Verbindungsbolzen.

Gruß
Detlef
André bauer
Beiträge: 2357
Registriert: Di 12. Sep 2006, 18:26

Re: Folkeboot Lillebror: Bestandsaufnahme

Beitrag von André bauer » Sa 7. Jan 2017, 18:11

Zum Thema Last auf den Planken:
Selbstverständlich nehmen diese beim Heben sehr wenig auf, allein weil die Verbindung zur BW elastischer ist als die zum Kiel.
Dennoch nimmt das ganze System Lasten auf, über die Bolzen, Spanten und BW verteilt sich das ins ganze Schiff.

Zu 1.4404 bzw. 1.4401:
Werden im Megayachtbau für alle Beschläge an Deck verwendet, unter Wasser oder im Rumpf niemals.
Also auch nicht für Bolzen oder Ähnliches.
Sind sehr gut polierbar im Gegensatz zu 1.4571, der zu Poren neigt und oft einen Grauschleier behält.

Insofern ist der Wikipediaartikel unvollständig.

Gruß,
André
Gruß,
André

V98 Seebrise
www.bauer-naval-design.de
www.v98-seebrise.de (noch nicht umgezogen)
boyus
Beiträge: 225
Registriert: So 23. Okt 2011, 23:08

Re: Folkeboot Lillebror: Bestandsaufnahme

Beitrag von boyus » Mo 9. Jan 2017, 19:31

Moin zusammen!
Gestern waren wir unterwegs um Holz für den Steven und die Wrangen zu holen:
1970 geschlagene, trocken gelagerte Eiche (keine Sorge, daß ist nicht alles fürs Folke bestimmt.)

[img]http://up.picr.de/27970514zj.jpg[/img]

Zur Materialdiskussion: Sobald ich die Maße zusammen habe, werde ich die Bolzen in 1.4571 bestellen.
Gibt es eigentlich hochfeste Augmuttern M20 in Edelstahl? Ich habe bisher nur die rot lackierten mit 6 Tonnen Tragfähigkeit gefunden.

Gruß Arndt
http://up.picr.de/32380446nz.jpg
Antworten