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von André bauer » Do 2. Feb 2017, 21:22
Moin in die Runde,
elastische Materialien sind da wirklich ungeeignet, sie nehmen erst recht keine Kräfte auf, der Bolzen müsste die ganze Kraft nur über die Spannung im Gewinde übertragen.
Die Seitenflächen der Bohrung sollen aber viel Kraft aufnehmen.
Bolzenmaterial: Ich bin ziemlich sicher, das alle Segelyachten mit Bolzen aus 1.4571 geliefert werden.
Sowohl Holz- wie auch Stahlschiffe. Das heißt aber nicht, das es nicht besser geht.
Heute sind aber ja alle Kiele aus Blei und die Schiffe haben damit ein komplett anderes elektrisches Potenzial.
Bei Motoryachten (was anderes wird ja bei Lürssen und A&R nicht mehr gebaut,) werden unter Wasser keine Edelstähle eingesetzt. Ob Einsatzplatten/Rohre (Relingbuchsen auf der Badeplattform werden meist in den Rumpfboden entwässert) oder Bolzen von Anoden.
Diese werden verzinkt und mit Einsatzplatten versehen im Rumpf verschweißt. Damit liegt die Schweißnaht unter Farbe. Die Kante ist verzinkt.
Wenn doch Edelstahl (Ruderanlagen und Wellen) werden die Teile elektrisch mit POM getrennt und mit Anoden versehen.
Die Anordnung von Anoden ist auch eine Wissenschaft für sich.
Das es besser geht betrifft eben besonders Schiffe mit stark gerbsäurehaltigen Hölzern.
Habe mir die Tabelle heute angesehen, bei chromhaltigen Stählen, also Edelstahl, schwankt die Empfindlichkeit für Lochkorrosion von äußerst gering bis groß, bei 1.4571 ist sie mäßig.
Da das ja nicht das einzige Kriterium für die Verwendung in Schiffen ist wird die Auswahl des richtigen Edelstahls zur Wissenschaft oder Glückssache.
Für Seewasser ist 1.4571 anerkannt und grundsätzlich sicher die beste Wahl, außer bei Holzschiffen mit Gußeisenballast.
Die Tabelle gibt für unlegierten Guss ein Potenzial von -0,3 bis -0,5 an, für 1.4571 0,4 bis 0,7!!
Im schlechtesten Fall baut sich also eine Batterie mit 1,2 Volt... Dazu kommt die Gerbsäure.
Feuerverzinkte Teile haben ein Potenzial von -0,78 bis +-0,09, also tendenziell nah am Guss.
Auch die Materialpaarungstabelle gibt als beste Kombi bei Guss Feuerverzinkung oder thermisch spritztes Zink an.
Somit ist die Wahl des Bolzenmaterials klar, verzinkter Schiffbaustahl, mind. A36, aber im Einzelfall zu definieren.
Hochfester Stahl kann hier notwendig sein!
Das Thema richtige Materialpaarung ist leider auch unter Ingenieuren unterbewertet bis unbekannt.
Und Bootsbauer sind ja meist "nur" Meister, das Thema wird sicher auch in der Meisterschule angerissen, aber ein 4 monatiger Lehrgang kann eben nicht mit einem Studium konkurrieren.
Werkstoffkunde belegt im Schiffbau drei Semester mit 90 Minuten je Woche.
1.4021 (von Arndt ins Spiel gebracht) ist in der Tabelle nicht erwähnt.
Das ist kein gutes Zeichen bei einer schiffbaulichen Materialtabelle...
Ich werde mir mal die Arbeit machen, selbst eine zu schreiben...
Und ich werde mal checken, ob man Gusskiele mit thermisch gespritztem Zink behandeln kann.
Feuerverzinken geht ja aufgrund der großen Masse des Kiels nicht.
Zusätzliche Isolierung mit Tef-Gel oder traditionell mit Bleiweiß ist sicher auch wichtig.
Gruß,
André
Gruß,
André
V98 Seebrise
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