Lacke und Sommersonne

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Ulli

Lacke und Sommersonne

Beitrag von Ulli » Do 6. Nov 2003, 22:30

Hallo, liebe Gemeinde ;)

Der vergangene Sommer war eine Freude für jeden Segler, aber auch ein absoluter Härtetest für jede Lackierung. Mich interessiert nun, was ihr für Erfahrungen mit den vielen verschiedenen Lacken gemacht habt - sowohl positiv als auch negativ. Ich kann folgende Erfahrungen beisteuern:

1. ) Gut gehalten hat sich der Sikkens Yacht Varnish auf der Mahagoni-Yacht eines Bekannten, hier gab es keine Probleme mit der UV-Belastung, obwohl das Boot die ganze Saison nicht abgedeckt war ( aua !!! ). Der Rumpf wurde letzten Winter abgezogen und neu aufgebaut (7 Lagen), der Lack "oben rum" war schon etwas älter.
2. ) In seine Bestandteile aufgelöst hat sich das Le Tonkinois (normal, nicht marin) auf den offen liegenden Flächen unseres Bootes, vor allem auf Fisch und Fußreling (Teak). Der Lackaufbau ist hin, obwohl wie vom Hersteller vorgeschrieben aufgebracht (8 Lagen). Gleiches gilt für Original von International, das ich auf der Mahagoni-Scheuerleiste vermalt habe.

Da ich nun einen großen Teil unserer Lackierung neu aufbauen muß und dazu einen neuen Lack suche, wollte ich mich im Vorfeld ein bißchen umhören. Ach ja: wie ist denn der Bootslack (nicht das Öl !) von biopin ???

Gruß an alle Helden von Pinsel und Schleifpapier
Ulrike
Jan Tetje Lüers

Re: Lacke und Sommersonne

Beitrag von Jan Tetje Lüers » Fr 7. Nov 2003, 11:34

Moin,
hab auf meiner Jolle immer Sigma Var draufgehabt (Rumpf und Deck)
aber das Schiff im Frühjahr verkauft.
Daher hab ich damit keine Erfahrung mit diesem Sommer.
Hatte aber sonst nie Probleme mit 40 Grad Wärme im Sommer unter der Persenning, Brack- und Salzwasser und einem Deck auf dem man Barfuß nicht mehr laufen konnte (01 im Holland -Urlaub und so an der Weser).
Ist glaub ich n gutes Zeug.

MfG Jan
niki

Re: Lacke und Sommersonne

Beitrag von niki » Fr 7. Nov 2003, 12:50

hallo!

habe bei der restaurierung meines 15ers "schooner" von international verwendet!

da das boot erst spät fertig wurde (anfang juli), dachte ich mir ich komme über die erste saison mit 5 schichten durch.....und nochmal 5 im winter drauf!

dachte ich mir :-(.....

habe eine persenning die nur bis zum mast geht. abdedeckter hinterer teil ist absolut in ordnung....am deck des vorschiffes kann man aber leider schon ein leichtes ausbleichen des holzes feststellen.....

also: immer schön brav (zumindest) an die herstellerangaben halten!
unter 8-10 schichten werde ich nix mehr machen...viel zu schade um die viele arbeit beim holz-schleifen!

grüsse aus wien

niki
Friedrich

Re: Lacke und Sommersonne

Beitrag von Friedrich » So 9. Nov 2003, 18:03

Hallo Ulli,

Habe mein Schiff mit Bio Pin Bootslack bearbeitet. 3 Anstriche, danach leichter Anschliff mit 4oo Papier und Olivenöl. Sauber gemacht mit Spiritus.
Nach dem 4 Anstrich wieder geschliffen. Danach 5 Anstrich.
Im Sommer habe ich allerdings mein Schiff immer abgedeckt.
Anstrich ist noch bestens. Lack ist hervorragend und schön zu verarbeiten.
Ich wärme den Lack im Wasserbad. Nach dem lackieren kommt ein wunderschöner Farbton des Holzes zum Vorschein.

Gruß Friedrich
Hinnerk

Re: Lacke und Sommersonne

Beitrag von Hinnerk » So 9. Nov 2003, 21:27

Dieses Jahr gute Erfahrung mit Ephifanes.Im letzten Jahr Schooner mit sehr schlechtem Ergebnis.
Guido

Re: Lacke und Sommersonne

Beitrag von Guido » Mi 12. Nov 2003, 23:45

Hallo Ulli,

ich habe zwar keine Yacht, sondern nur einen Vollholz-Piraten aus
Mahagoni (Grätings aus Lärche), und den habe ich ausgerechnet
in diesem Sommer das erste Mal ohne Persenning oder irgendeine
andere Abdeckung(!) von Anfang Mai bis Mitte Oktober im Wasser an
der Ostsee liegen lassen (von netten Vereinsmitgliedern immer mal
das Regenwasser ausgepumpt) - an den heißen Tagen war es erschreckend, wie die Decksfugen aufgingen (der Pirat hat auf dem Vorderdeck fast 40 cm breite Planken).

Der Anstrich besteht aus vier Schichten Le Tonkinois, dem etwas
teureren mit besserem UV-Schutz; im Frühjahr neu aufgebracht.
Das Holz glänzt rotgolden wie im Frühling, keine unterkrochenen
Stellen, Blasen oder beginnende Vergrauung, nichts! Der Lack ist
etwas verkratzt, weil ich am Strand mit Springerstiefeln drauflatsche
und mit Ankern und Eisenteilen drauf rumkratze, und an den Süllkanten
reißts etwas auf, aber sonst... Ich würde nichts anderes nehmen,
gerade auch nach miserablen Erfahrungen mit Orangenhäuten und unter-
kriechender Feuchtigkeit bei einem Alcydharz-Bootslack (Marke leider
vergessen, war aber aus dem Bootsbedarf)

Meine erste und letzte Überholung des Bootes war im Sommer 99, als
ich es übernommen hatte, damals mit drei Lagen normalem Le Tonkinois
an den Seiten und 4 Lagen auf dem Deck. Danach wurde das Boot viele
verlängerte Wochenenden auf der Ostsee und 2 Urlaube je 3 Wochen in
Sardinien und Süditalien bewegt, alles ohne Persenning! Allerdings
stand es in den Zwischenzeiten in der Scheune. Das war dann nach
dreieinhalb Jahren natürlich überholungsbedürftig, ich mußte allerdings
nicht (wie bei der Erstüberholung) alles runterschleifen, sondern es
reichte ein Anschliff mit 180er/240er Korn aus. Zwischenschliff (naß)
ist nach einem Tag Trocknung möglich (m. E. auch ratsam, die Oberfläche
wird glatter, der Verbund zwischen den Lagen besser und man kann was
gegen die Gardinen tun, die bei diesem Lack gern auftreten).

Es ist halt ein "richtiger", filmbildender Lack, wenn auch aufgrund
der Ölbasis sehr weich und elastisch und eben diffusionsoffen. Mir
scheint, daß in den Diskussionen oft die tränkenden/imprägnierenden
Öle mit den Lackölen in einen Topf geworfen werden, die doch
unterschiedliche Funktionen erfüllen sollen, deshalb der Hinweis...

Ich wunderte mich deshalb über eure schlechten Erfahrungen mit
Le Tonkinois und bin mal gespannt auf die weiteren Farbdiskussionen!

Schöne Grüße aus der segelfreien Zeit ... brrr ... sogar zum Streichen
zu kalt...
Guido
axel

Re: Lacke und Sommersonne

Beitrag von axel » Do 13. Nov 2003, 06:19

moin,,
hatte auf meinem kutter einen lack von international (verkaufslackierung) war sehr spröde, fiel auch nach kurzer zeit grossflächig ab...
nachdem das alte zeugs abgezogen und geschliffen wurde, habe ich benar nach vorschrift aufgetragen, 4schichten in den überstreichbaren intervallen. aus zeitgründen fiel der letzte schliff vor dem wassern aus :=(
das holz hat den sommer ohne persennig gut überstanden, nichts geplatzt, abgelöst, unterkrochen oder sonstwas. und das bei eiche, mahgoni und teak. auch kein ausbleichen oder vergrauen. da, wo die schichten zu sparsam aufgetragen wurden, verfärbte sich die eiche leider etwas grau, was aber nur sehr gering ist.
habe meine spieren auch damit vor kurzem im freien lackiert bei etwa 10° und das benar war morgens mit tau vollkommen überzogen und vollkommen ausgehärtet, besser als in der halle, wo ein leichtklebriger film zurückbleibt, der unter hoher luftfeuchtigkeit (sprühflasche) schnell aushärtet.
würde diesen flexiblen lack immer den spröden vorziehen, da er langlebiger und pflegeleichter erscheint.
Ulli

Re: Lacke und Sommersonne

Beitrag von Ulli » Do 13. Nov 2003, 20:56

Hallo, ihr Fleißigen !

Erst mal vielen Dank für eure Postings (ihr könnt natürlich gern weitermachen !). Werde mich näher mit dem biopin-Bootslack beschäftigen. Mit Le Tonkinois marin habe ich im letzten Jahr auch sehr gute Erfahrungen gemacht. Als ich im Früjahr dann eine neue Dose gekauft habe, entsprach das Öl aber nicht mehr dem, das ich anfangs verarbeitet hatte, angeblich wurde die Rezeptur geändert. Früher war das Ganze schön bernsteinfarben pigmentiert, jetzt ist es eine komische halbdurchsichtige Pampe (???????). Das normale Le Tonkinois hat den Sommer wie gesagt nicht überlebt.
Rainer

Re: Lacke und Sommersonne

Beitrag von Rainer » Fr 5. Dez 2003, 10:14

Hallo Ihr Hüter des Lackgrals,
ich habe eine Gabunholz- Jolle, Rumpf massiv und Deck aus Sperrholz (Schratz), auf der nun seit 20 Jahren der gleiche Anstrich klebt:
Außen am Rumpf "Rubbol" von Sikkens, jetzt heißt der "Yacht Varnisch". Läßt sich prima verarbeiten. Alles ohne UV-Schutz, da das durch die Pigmente immer etwas von der Holzmaserung nimmt (optisch). Bei dunklem Holz mag das nicht so auffallen, aber bei gabun siets dann wie gebeizt aus.
Auf dem Deck hatte ich anfangs riesige Problem mit dem Winterfrost, da kamen riesige Placken hoch. Ich habe dann am deck auf das Lacköl von Höveling umgestellt. Als das dann nur noch mit UV-Schutz verkauft wurde, bin ich auf Benar umgestiegen, der identisch sein soll. Lässt sich auch prima verarbeiten, dauert nur immer recht lange, bis er durchgetrocknet ist.
Wohlgemerkt, ich schleife jedes Frühjahr naß mit 240er an und lege eine neue Schicht über.
In der Persenning sind zwei Löcher für die Stringleinen, in die die Sonne ungebremst Einzug hält. Dort haben sich mittlerweile feine Risse gebildet, die durch das jährliche Überlackieren zwar noch zu sind, aber wohl bald den geist aufgeben. Aber wie gesagt, der Lackaufbau ist hier 18 jahre alt.
Im Rumpf-Außenbereich kann ich Benar nicht so empfehlen, da er recht empfindlich auf dauernde nässe reagiert. Im Extremfall nimmt er Wasser auf und verfärbt sich milchigweiß und wird dabei sehr weich. insbesondere, wenn sich am Wasserpaß Algen ansammeln (Algenblüte), ist es dahinter immer naß und der lack löst sich auf. Das Problem haben zwar andere Lacke auch, aber die weichen lacke besonders.
Sikkens kann ich absolut empfehlen, Benar würde ich nur in Sonderfällen wählen. Wichtig ist noch, dass man beim Lackieren immer einen schönen gleichmaßigen Lackauftrag hat, also nie zu dünn streicht. Dann wirds richtig jut und was fürs Auge. Ich habe zwischenzeitlich auch mal nur zweijährlich nachlackiert, aber dann bilden sich von kleinen Fehlstellen aus (Kratzer, Schlagstellen) ganz schnell unschöne Stellen aus, die dann grundüberholt werden müssen. Bei jährlichem Überstreich kann man das ignorieren.
Viel Erfolg auch mit dem Experimentierlacken (einer muss es ja mal machen), Rainer
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